Newsletter No. 8: Vom Netzwerken, der Stand der Dinge und wichtige Nebensächlichkeiten

Schon lange her, dass ich meinen letzten Newsletter geschrieben habe. Also nun die Gelegenheit genutzt und im Bilderarchiv gekramt, um wieder über die lieben Nebensächlichkeiten zu schreiben, die sich angesammelt haben.

„Die Funktionsweise des Netzwerkens basiert auf dem Prinzip der Freundesfreunde – Jede Person des Netzwerkes bringt wiederum Teile des eigenen Netzwerkes in das entstehende Beziehungsgeflecht ein und erweitert es so stetig. Egal, ob es sich hierbei um reale Freunde, Bekannte, Geschäftspartner oder Auftraggeber handelt – Jeder Teilnehmer eines Netzwerkes kann andere interessante Aspekte einbringen und den Mitmenschen auf die ein oder andere Art behilflich sein.“ so das Portal Gründerszene.

Netzwerken, eigentlich ein moderner Begriff, ist aber als solches schon sehr alt. Viele denken, das es mit dem Internet zu tun hat. Hat es auch, aber im realen Leben gab es das „networken“ schon vor den Internet. Ideal ist heute die Verknüpfung von Internet und realem Leben. Und da ich mittlerweile schon eine lange Zeit auf dieser Erde bin, habe ich viele Menschen im laufe meines Lebens kennen gelernt, virtuell und in echt, und bin sehr gut vernetzt.2013-02-02 Scholze2

So zum Beispiel Ralf Scholze, Weinliebhaber, Journalist und Fotograf. Via den sozialen Netzwerken persönlich kennen gelernt und mit ihm schon mehrfach Fototermine bei uns im Weingut gehabt.

Anders zwei Veröffentlichungen bei der Zeitschrift essen & trinken. Eine Anfrage für ein Winzerinterview für das Online Magazin dieser Zeitschrift kam per Mail:

„Dafür würde ich gerne Sie als „Botschafter“ für die Region Mosel gewinnen, nachdem ich ihre Hänge im Jahr 2006 als FÖJ-Bewerber (Freiwilliges ökologisches Jahr) besucht habe und im letzten Jahr durch den Eichelmann-Weinführer wieder auf Ihre hervorragenden Weine aufmerksam geworden bin.“

Ich kann mich zwar nicht an diesen jungen Mann erinnern, jedenfalls bin ich ihm in Erinnerung geblieben und das führte zu diesem Winzerinterview. In diesem Zusammenhang – davon gehe ich aus – wurde auch unser Mosto Cotto im November in der Zeitschrift essen & trinken vorgestellt.

2013-08-29 KameramannVia Internet fand ein Produktionsteam von Arte den Weg zu uns. Ein Dreiteiler über die Mosel soll es werden. Kein Problem für uns, wir machen bei fast allem mit. Ich berichtete hier über die Dreharbeiten.

Auf Anfrage den Produktionsleiters, ob ich denn den Weinjournalisten Stuart Pigott kenne, bejahte ich und er bat mich, einen Kontakt herzustellen. Ich kenne Stuart seit vielen, vielen Jahren und treffe ihn ab und zu – besser gesagt eher selten – . Unsere Weine hatte er bis dato auch schon des öfteren probiert. Wahrgenommen hatte er uns als Betrieb mit guten Weinen aber nicht.

Anlässlich der Dreharbeiten probierte er in der Mittagspause unsere Kollektion und war überzeugt von unseren Qualitäten. Es erfolgte eine sehr positiver Notiz  in der Frankfurter Zeitung am Sonntag.

2012-06-07 Pokal

Jetzt denken Sie, meine Lieben Leser, vielleicht, dass der Winzer den Wein demnächst aus goldenen Pokalen trinken kann, da der Weinabsatz ungemein beflügelt wird. Ist leider nicht. Kurz vor reich reißt es immer ab. Geht auch dieses Jahr mangels Masse nicht. Leider!

2013-12-25 Probe

Jetzt stehe ich mit meiner Meinung über den 2013er nicht mehr alleine da. „Gelbe Frucht Gut!“ notierte mein mich beratender Oenologe. Tut gut für meine Seele! Das Sortieren der Trauben und das Verwerfen der Faulen und Vergammelten hat sich gelohnt, zumindest für die Weinqualitäten.

Das Manko ist jedoch die Quantität. Sehr, sehr wenig, der zweite Weinjahrgang in Folge. Unsere Ernteberichte finden Sie hie in unserem Blog.

2010-09-10 streicheln

Streicheln würde man ihn gerne. Aber das geht ja leider nicht. Wichtiger ist das Schwenken im Glas, bevor man probiert. Das ist eine wahre Kunst! Der Durchmesser des Weinglases, die Drehgeschwindigkeit und die dann wirkenden Fliehkräfte sind wichtig. Sogar eine mathematische Formel gibt es dazu. Dies kann man einer wissenschaftlichen Studie aus der Schweiz entnehmen. Folgend das Video zur Studie nebst mathematischer Formel:

Der Einfachheit halber – ich muss das ganze ja nicht noch einmal in diesem Blog niederschreiben –  lesen Sie bitte bei Weinbilly nach: Die Kunst, Wein richtig zu schwenken. Bevor ich es vergesse, bei unserem Riesling rechtsrum schwenken, so ca. drei Meter pro Sekunde, sagt eine andere Quelle. Die verlinke ich jedoch nicht, da diese doch etwas dubios wirkt.

Ach, die ewige Verschlussdiskussion beim Wein. Schrauber oder Kork! Hier im Internet die heißesten Diskussionen, jeder weiß es besser, zumindest mit seinem fundierten Nicht- oder Halbwissen und doch weiß keiner, wie so eine verschraubte Flasche richtig geöffnet wird. Ja, da staunen Sie, lieber Leser! Das ist nicht so einfach. So oben zupacken und dann drehen? Nein! Viel zu schwierig, es geht auch einfacher und viel besser!

„…er hat Schwierigkeiten, die Flaschen zu öffnen! Am oberen Teil zuzupacken und drehen, wie viele es zuerst versuchen, ist sicher die ungeeigneteste Art; man übt nämlich dabei Druck auf das Gewinde aus, weswegen die Reibung  zunimmt…“

so mein Kollege Armin Kobler in seinem Blog, der dieses Geheimwissen der gelernten Winzer und Kellermeister allen verrät. Aber lesen Sie bitte dort einfach nach, wie ein Profi die mit Schrauber verschlossene Weinflasche öffnet: Es geht auch anders — Si può anche diversamente

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Newsletter No. 7: Ein kurzer Jahresrückblick, des Winzers Nebenaktivitäten, Randgeschehen und ein Prognöschen

 

Endlich bin ich fast da wo ich jedes Jahr hinmöchte: Die Früchte der jährlichen Arbeit zu ernten. Das bisher schwierigste Jahr, seitdem ich ökogischen Weinbau betreibe, liegt hinter mir. In den vergangenen 30 Jahre Bioanbau hatte ich noch nie so viel Angst um die Ernte gehabt. Ein extrem nasser Mai und Juni förderten massiv die Pilzkranheiten, führten zu einer nicht optimalen Befruchtung der Rebblüten und erschwerten die Bewirtschaftung unserer Steillagen.

Die heißen Temperaturen im August bremsten dann jedoch unsere pilzlichen Feinde aus. Trockenes,  heißes Wetter! Optimal. Da die Rebblätter nur die trüben, kühleren Tage vorher gewöhnt waren, setzte die ungefiltert auf die Pflanzen auftreffende UV Strahlung der Sonne diesen etwas zu. Auf der Sonnenseite der Reben durch UV Strahlen aufgehellte, geschädigte Blätter, auf der Schattenseite normale Blattfarbe. So ähnlich wie beim Menschen. Ist er nicht abgehärtet, bzw. daran gewöhnt, wird er rot, im anderen Fall braun. Ich denke, dass die Assimilationsleistung (Zucker- und Geschmacksbildung für die Beeren) nicht oder nur minimal gelitten hat.

Der Winzer hat noch viele Nebenaktivitäten neben dem Winzern. Z.B. war ich letzte Woche als Jubelperser, bzw. „die Claque“  unterwegs. Alle Jahre bin ich dabei, wenn eine junge Frau aus Reil sich für das Amt der Moselweinkönigin bewirbt. Eine bunte Mischung von Reiler Bürgern mit der amtierenden Dorfweinkönigin und ihren Prinzessinnen hatte sich nach Trier auf den Weg gemacht.

Die ältere Schwester unserer jetzigen Dorfweinkönigin wurde unterstützt. Corinna Dauns machte Ihre Sache auf der Bühne sehr gut. Spontan und natürlich! Aber leider knapp, ganz knapp – wie mir ein Jurymitglied verriet –  wurde sie nicht zur Königin oder Prinzessin gekürt. Vielleicht im nächsten Jahr, oder  es wird die kleine Schwester, die jetzt als Dorfweinkönigin übt und Weinbau studiert.

Samstag, drittes Septemberwochenende, die seit Jahren regelmäßig veranstaltete Wanderweinprobe unter dem Motto „2011 Wandert“. Durch die Reiler Weinberge wandern und unterwegs von verschiedenen Winzern 2011er Weine probieren, die dann vom Winzer auch vorgestellt werden.  Mittlerweile ist dieses Event sehr bekannt und beliebt. Wir kommen so langsam an unsere Grenzen. Es  freut uns natürlich, dass diese Aktivität von weininteressierten Touristen so gut angenommen wird. Nächstes Jahr werden wir wohl mit Mikrofon und Lautsprecher durch die Weinberge ziehen, damit die „Menschenmassen“ die Anprache des Winzers auch gut verstehen können.

Mit zum Erfolg dieser Veranstaltung hat unser Weinbergsessen beigetragen, das zwischendurch in den Weinbergen gereicht wird.

Immer wieder gibt es irgendwelche Studien, die besagen, das ökologisch erzeugte Lebensmittel nicht gesünder für den Menschen, genauso unökologisch erzeugt sind wie konventionelle Produkte und natürlich auch Pestizidrückstände enthaltne. So auch diese aktuelle Studie. Es werden aber immer nur Teilaspekte betrachtet. Auch ist die Frage, wer diese Studien in Auftrag gegeben hat und welche Ergebnisse gewünscht sind. Ein kleines Beispiel. Als ich vor Jahren mit dem ökologischen Weinbau anfing, ging es einfach nur um Ökologie und Nachhaltigkeit im Weinberg. Rückstandsdiskussionen gab es einfach nicht. Wer keine Pestizide verwendet, hat auch keine Rückstände. Eigentlich logisch! Mittlerweile wird ökologischer Landbau vom Verbraucher mit Rückstandsfreiheit gleichgesetzt, geht aber nicht. Wir haben eine allgemeine Umweltbelastung mit Pestiziden, Autoabgasen usw. und wir sind auch davon betroffen, wenngleich auch um einiges weniger. Aber unser Produkt Wein hat gegenüber anderen Lebensmitteln einen entscheidenden Vorteil! Durch die Trennung von Saft und Pressrückstand haben wir schon eine gewaltige Abreicherung evtl. vorhandener Schadstoffe. Während der Gärung bindet die Hefe weitere Pestizidrückstände und Schwermetalle, so das nach Gärende, falls überhaupt, nur noch minimalste Spuren an Rückständen vorhanden sein können. Das größte Gift im Wein ist und bleibt der Alkohol. Da lasse ich überhaupt nicht mit mir diskutieren.

Ökologischer Landbau/Weinbau ist mehr! Lesen sie dazu diese Kolumne der Frankfurter Rundschau, die auch andere ökologische Aspekte aufgreift:

„Wir ruinieren mit unserem Gefresse von Schrottnahrung die Gesundheit und Zukunft Minderprivilegierter.“

Eine Ernteprognose abzugeben ist schwierig. Da mache ich lieber ein Prognöschen, ein kleines.

Eine riesengroße Menge wird es nicht! Die verzettelte Blüte mit nicht optimaler Befruchtung der Beeren, in einigen Weinbergen Pilzbefall vom falschen Mehltau (Peronospora) und durch die Dauerfeuchte im Juni/Juli weggefaulte Trauben haben die Erntemenge nach unten korrigiert. Wie weit, weiß ich nicht. Ich bin sehr schlecht im Erntemengen schätzen.

Die qualitativen Erwartungen sind gut bis sehr gut. Trockenes, kühles  Wetter ist in den nächsten Tagen gemeldet. So können unsere Trauben recht lange gesund bleiben und reifen. Tagsüber warm, so um die zwanzig Grad, nachts deutliche Temperaturrückgänge. Ideal für den Riesling. Die Aromausprägung dürfte durch diesen Tag/Nacht Temperaturunterschied sehr gut werden.

Über erste Gedanken zum Erntebeginn habe ich letzte Woche geschrieben. Hört sich etwas einfach an, ist es aber nicht! Da steckt viel mehr dahinter. Winzerkollege Armin Kobler aus Südtirol hat in den letzten Tagen seine Gedanken zum Erntebeginn in seinem Blog beschrieben. Pragmatische Ausführungen, die Zusammenfassung wie folgt:

„Der Rede kurzer Sinn: wir haben gestern mit der Lese begonnen, und zwar mit dem Grauen Burgunder Klausner. Und es sieht nicht schlecht aus.“

Ich kann Ihnen diesen Artikel wärmstens empfehlen, ist fast das gleiche was mir durch den Kopf geht. Unser Lesetipp:

Blindlandung — Atterraggio alla cieca

Danke Armin, ich hätte es nicht besser beschreiben können.

 

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……

Newsletter No 6: Nebensächlichkeiten, nette Bekanntschaften und Hintergründe

Herrlich die zugefrorene Mosel Mitte Februar, über die ich hier berichtete.

Mit den einsetzenden Temperaturen kam der Eisbrecher Josef Langen zum Einsatz, der die Mosel vom Eis befreite und die Schiffahrt wieder möglich machte.

Im Weingut waren während der Eiszeit an der Mosel die Maler im Einsatz. Unsere Probierstube und der Vorraum wurden frisch gestrichen. Für den Vorraum gab es dazu noch neue Möbel.

Bei anderen Winzern heißt der Probierraum mittlerweile Vinothek.  Weinraum bei Armin Kobler aus Südtirol genannt, der von einem Stararchitekten geplant wurde. In unserem denkmalgeschützten Haus hat der Probierraum halt eher den Charme einer Stube und so heißt der Raum halt auch Probierstube!

Passenderweise habe ich Armin Kobler Anfang März auf der Prowein, einer Weinmesse für Profis in Düsseldorf, kennen gelernt. Virtuell kennen wir uns schon länger aus dem Internet. Armin betreibt auch einen Winzerblog, der mit zu den besten im deutschsprachigen Raum zählt.  Interessanterweise schreibt er zweisprachig: deutsch und italienisch. Als Highlight übersetzt er eingehende Kommentare in die jeweilige andere Sprache. So kann man auch die italienische Sichtweise der Kommentatoren verstehen und begreifen, da in anderen Ländern Themen anders betrachtet und beurteilt werden.

Trotz der Messehektik nahm er sich viel Zeit für mich und ich durfte sein Weinsortiment verkosten. Ich war von den Weinen begeistert. Super sauber vinifizierte Weine, sortentypisch und erkennbar, das die vollreifen Trauben im Weinberg penibelst selektiert wurden. Empfehlenswert!

Da ich Mitredakteur beim Blog unseres ECOVIN Verbandes bin und auch bei der Bloggeraktion „Zeit für Biowein“ mitmischte, war ich zum Bühnenprogramm von ECOVIN  auf der Prowein geladen. Unter dem Motto “Bloggen für Biowein – Neue Wege zum Weingenuss” begrüßte Moderator Dirk Würtz verschiedene Gäste und Blogger auf der Bühne. Hier der Bericht im ECOVIN Blog.

 

 

 

Newsletter No 5: Murphys Gesetz Teil 2, Wellness beim Winzer, andere Begebenheiten und ein Pin-up für ältere Winzer

Wie ich hier berichtete wurde unsere Weinpresse hart vom Murphys Gesetz getroffen:  „Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen.“  Und die Geschichte ging noch weiter.

Kurz nachdem die Elektrik wieder funktionierte, hatte sich die Packung einer  Stopfbuchse  fest gefressen und musste erneuert werden. Eine Traubenpressung später, Murphys Gesetz sei dank, schaltete die Weinpresse nicht mehr vom Vorentsaften auf Pressen um. Der Monteur kam umgehend und, wie der Teufel so will, die Presse funktionierte wieder einwandfrei. Aber nur bis zur allerletzten Pressung. Das gleiche Problem! Gut, das ich in weiser Voraussicht Ersatz für den Übeltäter, ein pneumatisch/elektrischer Mikroschalter, in den Schaltschrank gelegt hatte, der dann doch noch getauscht werden musste. Die Rechnungen der diversen Ersatzteile sind mittlerweile alle gekommen…

Bild: Alexander Thomas

Wellness beim Winzer wurde den beiden anwesenden Weinhändlerinnen anlässlich der Weinhändlerbespaßung Anfang Oktober geboten. Wie ich hier berichtete, müssen für eine saubere Gärung, die im Traubensaft vorhandenen Trubstoffe vom Most abgetrennt werden. Dieser Trub wird dann landbaulich verwertet. Ein bei der Ernte mithelfender Arzt dachte vor Jahren über eine weitere Verwertung nach und wagte den Selbstversuch mit einer Gesichtsmaske. Das war es! Sozusagen unter ärztlicher Aufsicht getestet.

Die Durchblutung der Gesichtshaut wird durch diese Trubstoffe immens gefördert, Falten verschwinden, die Haut wird jung und prall, und und und…  Besser als jede Anti-Age-Creme! Leider nicht konservierbar und daher nur während der Weinernte im Winzerkeller frisch erhältlich. Schade, dass ich an diesem Abend meine Kamera nicht im Keller dabei hatte, denn sonst hätte ich mit vorher/nachher Fotos die Wirkung demonstrieren können. Eine Geschäftsidee für die nächste Weinernte. Vielleicht noch zusätzlich  Sitzbäder anbieten?

Nicht nur eigene Trauben wurden bei uns verarbeitet. Leon, ein junger Weinbaustudent, der mir dankenswerter Weise eine Übernachtungsgelegenheit in seiner Studentenbude für das erste deutsche Vinocamp überlassen hatte, kelterte, mangels eigener Weinpresse, seine Trauben in unserem Weingut. In der Weinuni Geisenheim theoretisch lernen und das gelernte im eigenen kleinen Weinberg und Keller umsetzen. Dieses theoretische und praktische Lernen hat er bei seinem  letztjährigen Wein, der während der Kelterung probiert wurde, schon sehr gut umgesetzt. 

Die immer extremeren Wetterverhältnisse, die mit zunehmender Klimaänderung auftreten, spüren wir nicht nur im Weinberg. Ein typisches Beispiel ist die Fasstürdichte, die zum Abdichten der Weinfässer benötigt wird. Davon gibt es zwei Sorten: Rita und Wino. Ein Scherzkeks – meine Kinder? – hat auf den Vornamen meiner Frau ergänzt.

In früheren Jahren habe ich die Wino bevorzugt, war auch bei kalten Kellertemperaturen sehr gut verarbeitbar, Faßtürdichte Rita dagegen steinhart. Durch die immer wärmer werdenden Weinkeller bekam die Wino eine Konsistenz von Vaseline und wurde zu weich um sie als Dichtmittel für Faßtürchen zu verwenden.

Erfreulich an der Klimaänderung ist das Erntewetter. Während es in meiner Jugend jeden Morgen kalte Finger bei der Ernte gab, die Tage kühl und diesig waren, konnte ich diesem Herbst fast durchgängig im T-shirt oder hemdsärmelig die Trauben ernten. Zudem Kaiserwetter um schönste Fotos zu machen.

Bild: Ralf Scholze

Bild: Ralf Scholze

Ralf Scholze, Reisejournalist und Fotograf, war bei obiger Weinhändlerbespaßung auch dabei und fotografierte. Er hat ein  Faible für die Mosel und macht  wunderschöne Moselbilder. Seine Alben finden Sie hier, Facebookmitglieder können sich noch mehr  Bilder hier anschauen. Bemerkenswerte Bilder!  Persönlich finde ich die Pin-up Bilder für ältere Winzer sehr gelungen.

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Newsletter No. 4: Rechtsdrehend wie Joghurtkulturen, Nebensächlichkeiten und der Stand der Dinge

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Rechtdrehend wie Joghurtkulturen war bis letzte Woche. Bei der Endabnahme im Werk war das Rechtskurvenfahren übersehen worden. Dauerndes Gegenlenken war die Folge. Nachdem die Raupe letzte Woche beim Hersteller zum neu justieren der Hydraulikanlage war, ist dieses Problem behoben. Ein zusätzlich eingebauter Lenkungsdämpfer erhöht die Sicherheit im Steilhang und den Fahrspaß. Für die hier mitlesenden Winzerkollegen: Gegenüber den Vorgängermodellen eine technische Innovation, sozusagen ein Quantensprung.

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Die Mosel ist wieder zum Fließgewässer geworden. Im Mai durch die fehlenden Niederschläge ein stehendes Gewässer mit Algen- und Geruchbildung, nun wieder ein Paradies für Schwimmer und Kanufahrer, wie ich hier berichtete. Die dazu passenden sommerlichen Temperaturen sind für nächste Woche gemeldet.

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Nach der Frühjahrstrockenheit haben sich die Weinberge durch die Juniregenfälle gänzlich erholt.  Äußerst vital sehen die Reben aus, als ob es keine Trockenperiode gegeben hätte.

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Die sommerlichen Hauptarbeiten sind fast gänzlich erledigt und nun kommt eine arbeitsruhigere Zeit. Gelegenheit die Maschinen zu warten, die Böschungen am Vorgewende zu mähen, Wege zu säubern und den Müll anderer wegzuräumen, der bewusst in der Landschaft entsorgt wird. Wenn ich mal einen dieser Landschaftsvermüller in die Finger kriege…

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Die Rebblüte ist nicht so optimal verlaufen. Durch den Wassermangel sind nicht alle Beeren befruchtet worden. Wir haben größtenteils lockerbeerige Trauben hängen. Feuchtigkeit kann gut verdunsten und die Beeren drücken sich nicht gegenseitig ab, so das die Traubenfäule während der bald einsetzenden Reife weniger Chancen hat.

Ein sehr hoher Blütenansatz und die gute Wasserversorgung der Böden zum Zeitpunkt des Beerenwachstums lassen auf eine sehr gute Erntemenge hoffen. Der Vegetationsvorsprung von ca. drei Wochen zur Zeit der Blüte dürfte durch das kalte Juliwetter kleiner geworden sein. Für die Aromaausprägung des Rieslings ist dies sehr vorteilhaft. So verschiebt sich die Reifephase nach hinten. Als cool climate Pflanze braucht der Riesling kühle Nächte in der Reifephase, um Aroma zu bilden.

Die Vorzeichen sind gut, sehr gut!  Natürlich kann immer noch etwas schief gehen. Unwetter oder ungünstige Wetterbedingungen, die die Erntemenge oder die Qualität bedrohen, kann es noch in den letzten Wochen bis zur Ernte geben. Ich möchte nicht orakeln wie andere, die schon einen Spitzenjahrgang ausrufen.

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Newsletter No. 3: Das erste deutsche Vinocamp, Hintergründe und Angst macht sich breit

 

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Über das Internet, bzw. das Web 2.0, kennt man die bloggenden Kollegen schon länger und nun ist persönliches Kennenlernen angesagt.  Am 18. und 19. Juni ist ein Weinbloggertreffen in der Weinuni Geisenheim angesagt. Ein sogenanntes BarCamp, im Weinbereich natürlich Vinocamp genannt. Ich freue mich schon, die Personen, die man aus dem virtuellen Leben kennt, in natura kennen zu lernen.

Beim Vinocamp gibt es keine Teilnehmer, sondern nur Mitwirkende! Ein BarCamp ist eine offene Tagung, deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern im Tagungsverlauf selber entwickelt werden. Es wird von jedem Teilnehmer erwartet, das er aktiv am Geschehen teilnimmt. Das Vinocamp ist keine Konferenz auf der einfach Wissen konsumiert wird, es wird getauscht und geteilt, geben und nehmen. Meine Aktivitäten konzentrieren sich auf den ökologischen Steillagenweinbau und die Kellertechnik.  Mit Iris und Karl-Josef zusammen werde ich zu diesen Themen referieren und mit den Teilnehmern diskutieren.

Der von uns angebotene Ausbildungsplatz  als Winzer steht kurz vor der Besetzung. Mehrere junge Menschen absolvierten in den letzten Wochen ein Kurzpraktikum in unserem Weingut. So lernte ich die Arbeitsweise, die Motivation und das Sozialverhalten kennen.  Diese Woche noch eine Kandidatin und nächste Woche wird entschieden wer die Lehrstelle bekommt. Kerstin, meine jetzige Azubine, wird in vier Wochen die Gesellenprüfung machen und dann in die rauhe Arbeitswelt entlassen.

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Der erst letzte Woche abgefüllte Mosto Cotto hat schon Freunde gefunden. Die Musterflasche, die in der Probierstube stand, wurde kurzerhand von einem Freund entführt und zurück kamen zwei Gläser Rhabarberchutney mit Mosto Cotto. Passt hervorragend zu Käse.

Wir haben zur Zeit drei Wochen Vegetationsvorsprung. Der Riesling ist am blühen. Die Rahmenbedingungen sind sehr gut, so das eine gute Befruchtung zu erwarten ist.

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Nachdem am 4. Mai in weiten Teilen Deutschland die Reben mehr oder weniger erfroren sind, ist die derzeit herrschende Trockenheit das beherrschende Thema und macht uns Angst. Es soll der trockenste Frühling seit 1893 sein. Wir hatten zwar das Riesenglück das am 20. Mai ganz regional in Reil 23 Liter Regen fielen, aber die Reben dürsten weiterhin nach Wasser. Das Längenwachstum der Triebe ist stellenweise stark vermindert und das Laub verfärbt sich gelblich. Es gibt Standorte an der Mosel, bei denen sogar alte Rieslingreben mit entsprechend tiefen Wurzeln, unter massivem Wasserstreß leiden und die Situation dramatisch wird. Etwas Regen ist in den nächsten 24 Stunden gemeldet, die lang erhoffe Entspannung wird es nicht sein. Die Situation dürfte weiterhin sehr kritisch bleiben und macht uns Angst.

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Newsletter No. 2: Peinlichkeiten, Hintergründe und eine sehr gute Nachricht

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Unser erster Newsletter fand gute Resonanz. Sehr positive Reaktionen kamen per Mail, bei meinen Bemerkungen zum Riesenschwanzvergleich fühlten sich einige andere auf den Schlips getreten. Die Diskussionen über Blogranking finde ich lächerlich und nichts sagent, wie auch Theo Huesmann hier beschreibt. Es sind, wie ich schon im letzten Newsletter berichtete, kleine Jungenspiele. Eine am Tag später geführte Diskussion auf facebook und anderen Blogs zu diesem Thema habe ich nur als peinlich empfunden.

Ebenso wie es dem Besitzer obigen Traktors  peinlich war, den Traktor in den Steilhang zu werfen. Am Wegrand geparkt, einige Zeit im Weinberg gearbeitet, die Handbremse löste sich, der Traktor rollte den abschüssigen Wirtschaftsweg hinab und landete in Nachbars Weinberg. Passend zur Mittagszeit an der Reiler Brücke und binnen kürzer Zeit war diese Neuigkeit Peinlichkeit im Dorf verbreitet. Personenschäden waren nicht zu verzeichnen, zwei Reben haben es nicht überlebt, der Seitenspiegel nebst Seitenscheibe am Traktor kaputt, einige Stickel krumm und Kratzer am Lack. Die Rechnung der Bergung war sicherlich das teuerste an dieser Aktion.

Das demokratische Weinbuch von Rainer Balcerowiak macht Furore. Nachdem ich im November eine Rezension geschrieben hatte, berichtete auch der Stern und andere Medien über dieses lesenswerte Buch. Umso erfreulicher war es nun für mich, das der Autor mittlerweile eine Weinkolumne im Internet hat in der er wöchentlich publiziert. Wenn sie sich über den kulinarischen Notfallkoffer, Verkosters Nightmare oder Aromajunkies informieren möchten, sollten Sie hier klicken!

Die Winterarbeiten im Weinberg sind mittlerweile fast abgeschlossen. Dank zweier zusätzlicher Aushilfen konnte der winterbedingte Rückstand aufgeholt werden. Der Frühling, von dem ich vor einigen Wochen noch träumte, hält so langsam Einmarsch.

Leider ist unsere Ausbildungsstelle zum Winzer immer noch nicht besetzt. Hat denn keiner Lust, dass klassische Handwerk des Winzers zu erlernen? Fast immer an der frischen Luft, abwechslungsreiche Arbeit in einer schönen Kulturlandschaft, soziale Einbindung in die Winzerfamilie und intensive Betreuung während der Lehrzeit! Was können wir mehr bieten? Bewerbungen nehmen wir weiterhin entgegen.

Nun die sehr gute Nachricht: Unsere 2010er Weine sind alle abgefüllt. Es hat dieses Jahr etwas länger gedauert, die Weine hatten eine längere Reifezeit im Faß gebraucht. Fast wie in jedem Jahr: Frisch und fruchtig mit der typischen Eleganz des Moselrieslings. Nicht die Opulenz der herausragenden 2009er Rieslings, etwas zartgliedriger und feiner, aber wie immer in der Tradition und im Weinstil unseres Weingutes.

Leider gibt es auch einen Wermutstropfen:
Die Weinmengen sind äusserst begrenzt. Kühles Blütewetter verhinderte letztes Jahr eine optimale Befruchtung der Blüte. Nachfolgende Trockenheit im Juli und beginnende Traubenfäulniss vor der Ernte verringerten zusätzlich unsere Erntemengen. Mit einer 60 % Ernte ist der 2010er Jahrgang einer der kleinsten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte.

Wir gehen davon aus, das wir den 2010er nur begrenzt liefern können und etliche Weine schnell ausgetrunken sind. Eine rechtzeitige Bestellung ist anzuraten. Bestellen können Sie ab sofort hier und hier. Alternativ haben wir noch kleinere Bestände an 2009er und 2008er Weinen.

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Newsletter No. 1: Eine Sau durchs Internet treiben, Hintergründe und ein Riesenschwanzvergleich

Nun ist er da, der erste Newsletter aus dem Weingut Steffens-Kess. Nachdem etliche Leser dieses Blogs mir Ihre Meinung zu einem Newsletter kundgetan haben,  habe ich mich entschieden, ihn in unregelmässigen Zeitabständen zu veröffentlichen und ihn über den Newsverteiler den angemeldeten Lesern zu senden. Inhaltlich soll er über vergangene Blogeinträge zusammenfassend informieren, Hintergründe beleuchten und andere interesannte Begebenheiten aufgreifen.

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Eine Sau durchs Internet treiben:

Eine Riesenresonanz im Internet gab es im Dezember für unsere Berichterstattung über den Schneewinter an der Mosel. Schnee an der Mosel in Mengen, wie alte Leute es noch nicht erlebt hatten. Das Nächtliche Treiben in der Reiler Goldlay war der erste Höhepunkt, der Knüller das Video vom Snowboardfahren zwischen den Rebstöcken im Burger Hahnenschrittchen und in der Reiler Goldlay. Die Idee schon Tage vorher ausgebrütet, ich war als Kameramann geplant, leider Gottes im Weinkeller als ich telefonisch abgerufen werden sollte, und so setzten Kollege Thorsten und Reece diese Idee alleine in die Tat um und Praktikantin Beate filmte. Eine gigantische Verlinkungswelle und Berichterstattung im Web war die Folge. Dank Iris fand auch eine schnelle Verbreitung im französischsprachigem Raum statt. Ein Bericht über dieses Treiben im Weinberg bei einem französischen Weinblogger wurde über 12 000 mal angesehen.

Das Anfang Januar kommende Moselhochwasser nahm ich zum Anlass, fast live aus dem Weinkeller zu berichten, sozusagen den eigenen Untergang zu dokumentieren. Die Resonanz auf meine Artikelserie topte noch die Berichterstattung über den Schnee an der Mosel. Großen Anklang fand das Video mit der Bootsfahrt im Weinkeller. Neben einer intensiven Berichterstattung  in französischen MedienIris verbreitete meine Berichte und übersetzte sogar (tausend Dank nochmals) – gab es auch Lob über meinen Bürgerjournalismus von Manfred Klimek bei Captaincork und viele andere Weinblogs berichteten ebenfalls.

Auf folgenden Blogeintrag und einen Kommentar von mir zum Thema Moselhochwasser möchte ich noch verweisen:

Hochwasser 2011: 7371 Tage

„Lieber Dirk,es ist nicht tragisch, die Mosel im Keller zu haben. Es gehört einfach zum Leben dazu wenn man direkt am Moselufer wohnt. Dieses Schicksal habe ich selbst gewählt. Tragisch ist es, wenn es in der Wohnung steht. Das kommt durch die Klimaänderung leider öfter vor. In den neunzigern des letzten Jahrhunderts gab es fast jedes Jahr ein Jahrhunderthochwasser – natürlich sind mir Jahrhundertjahrgänge beim Wein viel lieber – und die hatten es alle in sich. Dagegen ist das jetzige fast harmlos, noch zumindestens. Viele Grüße von einem entspannten Moselwinzer“

Es ist halt einfach etwas ganz normales für einen Moselbewohner…

 Wikio - Top Blog - Wein

Ein Freund machte mich darauf aufmerksam, das ich im Dezember Blogranking von wikio auf Platz 8 aufgerückt sein. Nun ja, nimmt man zur Kenntniss. Im Januar Blogranking, welches erst am 5. Februar veröffentlicht wird und schon vorab den betroffenen Blogs heute mitgeteilt wurde, bin ich auf Rang 9 abgesunken, obwohl ich durch die Hochwasserberichterstattung bedeutend mehr Links zu meinen Seiten erhalten habe. Ist mir aber auch egal. Meine Seiten werden gelesen und die Resonanz ist sehr gut.

Passenderweise gab es heute wieder Riesenschwanzvergleiche. Wer hat den größten, den dicksten usw.  Sind halt kleine Jungen Spiele…

Verhalten die Diskussion bei Dirk Würtz,  der Riesenschwanzvergleich bei Michael Liebert ist ein Witz. Platz Nr. 1 bei Michael ist das Pressemitteilungs- verteilungsportal nikos-weinwelten, dass anhand eigener Mediadaten bewertet wird – Ich würde auch meine Zahlen nach oben korrigieren, wenn ich Werbung hier auf diesem Blog verkaufen würde – der Brüller ist Platz 2  Captaincork dessen Zugriffzahlen einfach erwürfelt geschätzt wurden.

Lieber Herr Liebert, könnten Sie mein Blog, die Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß, auch einmal schätzen?

Vor etlichen Jahren gab es diese Hitlisten nebst erregten Diskusionen schon einmal. Es wiederholt sich. Ich brauche das nicht. Meine Zugriffzahlen gehen nur mich etwas an und sagen nichts über die Qualität meines Blogs aus. Aber wenn ich ehrlich bin, ich hab gerade nachgeschaut, ich habe ihn, den größten und…..