mehr oder weniger vital

Die Triebspitzen des Rieslings sind größtenteils noch etwas gekrümmt und zeigen an, dass die Reben noch mehr oder weniger vital und langsam am Wachsen sind. Der Wassermangel macht sich bemerkbar. Das bislang kühlere Wetter schonte zwar noch das Bodenwasser, die kommende Hitze wird jedoch kräftig daran zehren.

Wir benötigen richtig viel Regen, damit dieser die Rebwurzeln in der Tiefe erreicht. Vom Regen würden auch die jungen Rieslingträubchen profitieren, die dieses Jahr nach der sehr gut verlaufenen Blüte reichlich in den Weinbergen hängen. Vermehrtes Dickenwachstum wäre die Folge und damit auch höhere Erträge, die nach dem mageren letzten Jahr die Fässer im Keller füllen würden.

Rieslingblüte

Alle Jahre wieder, so sicher wie das Amen in der Kirche: Der Riesling ist am Blühen. Auf dem Bild sieht man die Details. Sobald das Blütenkäppchen abgeworfen ist, erscheint der Fruchtknoten mit Narbe und die Staubgefäße. Und dann ist es auch schon passiert und die Bestäubung ist erfolgt.

Das Rebwachstum ist im Moment verhalten durch die kühlen Temperaturen der letzten Tage und dem sich abzeichnenden Wassermangel. Bei der letzten Regenfront, die über die Mosel zog, gingen wir fast leer aus. Wir hoffen, dass am kommenden Wochenende doch der eine oder andere kräftige Regenschauer – bitte ohne Unwetter – das beginnende Wasserdefizit verringert.

Entspannt laufen die Arbeiten im Weinberg. Wir kommen beim Einschlaufen der Rieslingreben in den Drahtrahmen gut mit der Arbeit voran. Eine positive Nebenwirkung des verlangsamten Wachstums und der kühlen Temperaturen, die unsere Arbeitsgeschwindigkeit auf einem hohen Level hält. Kein Vergleich zu den Vorjahren mit schnellem Rebwachstum, als bei hohen Temperaturen und schwülem Wetter noch Helfer gebraucht wurden.

Mickrig

Mickrig, wie sich zurzeit die Begrünungen in unseren Weinbergen präsentieren. Schwach wachsend, durch die Trockenheit schon aufgehellt und gelblich werdend.  Seit  Wochen gab es keinerlei Regen. Dazu sehr trockene, teils windige Luft, die dem Boden weiteres Wasser entzieht.

Während die Landwirtschaft stark am Klagen ist, haben ältere Rieslingreben im Untergrund noch genügend Wasser. Nachgepflanzten Reben sieht man den Wassermangel schon an. Nachschub von oben ist baldigst willkommen.

In den vergangenen Tagen gab es die Chance, Regen zu bekommen. Die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes füllten das E-Mailpostfach. Beim Blick auf das Regenradar jedoch Enttäuschung. Die Regenwolken streiften nur unsere Gemarkung und das bisschen, was an Regen fiel, hatte nur den Staub abgebunden.

Am morgigen Montag haben wir laut den Wetterfröschen noch einmal eine Chance auf Regen. Dann ist wieder Trockenheit bei kühlen Temperaturen gemeldet. Wir hoffen auf reichlich Niederschläge. Am liebsten in Form eines langanhaltenden Landregens.

 

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“ schrieb Hermann Hesse in einem Gedicht. Auch für uns Winzer hat der Beginn des Rebwachstums immer noch etwas Zauberhaftes in sich.

Die Knospen der Reben sind angeschwollen. In den guten Lagen entfalten sich die ersten Blättchen. Nicht zu früh und nicht zu spät fängt das Wachstum an. Auf jeden Fall zügig und das ist gut so! Fraßschädlinge wie der Rhombenspanner, über den ich hier berichtete, haben keine Chance, längere Zeit an den geschwollenen Knospen zu fressen. Die Reben wachsen ihm aus dem Maul, wie der Winzer sagt.

Wir sind gespannt, was uns die kommende Vegetationsperiode bringt. Dürre oder Dauerregen mit nie dagewesenem Hochwasser und Pilzbefall wie im letzten Jahr, oder vielleicht doch ein normaler Sommer ohne Wetterextreme wie in den vergangenen Jahren.

Wünsche an das Wetter hätten wir genug.

Frühling

Mit aller Macht wird es Frühling. Früh morgens noch etwas Raureif in der Weinbergsbegrünung und mittags kurze Hosen Wetter. Jeden Tag Kaiserwetter mit blauem Himmel. Besser geht es nicht!

Jetzt kommt Schwung in die Natur. Das allgemeine Ergrünen der Landschaft wird wohl nicht mehr lange auf sich warten lassen. Der Weinbergspfirsich haben mit seiner wunderschönen Blüte den Anfang gemacht. Die anderen Obstbäume werden binnen weniger Tagen folgen. Die Weinreben brauchen noch etwas länger, bis das Wachstum beginnt.

Wir sind mit dem Rebschnitt fertig. Zurzeit werden die verbliebenen Fruchtruten der Rieslingreben im Drahtrahmen nach unten gebogen und festgebunden. Noch einige Tage und dann sind diese sogenannten Winterarbeiten erledigt. Noch Haus, Hof und Garten für den Sommer vorbereiten und dann können wir die Terrassensaison eröffnen.

Rebschnitt

Der Rebschnitt ist bei uns weit fortgeschritten. Es gab nur wenige Tage, an denen wir wetterbedingt nicht in den Weinberg gehen konnten. Bedingt durch die Gefahr einer Ansteckung durch Corona und der damit verbundenem Ausfall der Arbeitskraft, haben wir uns mit der Arbeit beeilt. Entsprechende Zeitreserven sind nun vorhanden.

Wir hatten frühzeitig mit dem Rebschnitt angefangen. Zuerst wurden die alten Fruchtruten abgeschnitten und aus dem Drahtrahmen herausgezogen, dann die beiden diesjährigen Fruchtruten angeschnitten. Jetzt das arbeitsintensive Ausheben und Abschneiden der nicht benötigten Rebtriebe.

Sehr auffällig ist das hohe Auftreten von Esca und der Schwarzholzkrankheit, die durch starken Rückschnitt der Rieslingreben bekämpft werden. Die vorangegangenen trockenen Jahre haben die Reben geschwächt, sodass diese Krankheiten ein leichtes Spiel hatten. Der Klimawandel lässt grüßen, beschert uns Mehraufwand und einen kleinen Ertragsausfall bei den betroffenen Rebstöcken.

Stolperfallen

Beim Rebschnitt finden wir täglich frische Spuren in unseren Weinbergsbegrünungen. Auf der Suche nach tierischem Eiweiß, wie etwa Engerlingen, anderen Larven und Würmern, durchwühlen Wildschweine den Erdboden systematisch. Unsere Ökoweinberge sind besonders beliebt. Durch die ökologische Bewirtschaftung ist der Humusgehalt hoch und viele Larven und Würmer finden sich im Boden, die den Schweinen schmecken.

Bisher waren die Wühlschäden der Wildschweine noch im erträglichen. In diesem Winter hat die Wühltätigkeit massiv zugenommen. Man muss aufpassen, dass man nicht in die gewühlten Stolperfallen tritt und sich verletzt. Zusatzarbeit im Frühjahr. Die Bodenverwerfungen müssen in einem extra Arbeitsgang mit der Kreiselegge geglättet werden, damit der Kettenschlepper ohne großartiges Geschaukel fahren kann.

Die Wildschweinpopulation ist seit Jahren am Steigen. Ursachen sind Veränderungen in der Landwirtschaft. Erhöhter Maisanbau oder die Verbuschung nicht mehr genutzter Land- bzw. Weinbaufläche, die mehr Rückzugsräume für die Tiere schafft. Auch die Klimaänderung ist neben weiteren Faktoren dafür verantwortlich.  Coronabedingt waren zudem weniger Jäger unterwegs oder konnten aus dem benachbarten Ausland nicht einreisen. Die Bejagung, die das ökologische Gleichgewicht herstellen soll, war daher nicht intensiv genug.

Ich denke, dass ich beim Jäger mal wieder ein Reiler Goldlayschwein bestellen muss. Diese Spezies habe ich lieber im Backofen als im Weinberg.

Weinernte 2021: Das mit dem weniger

Mit der Qualität der 2021er Rieslinge sind wir sehr zufrieden, wie ich hier schrieb. Das Menge-Güte-Gesetz spielte dieses Jahr eine starke Rolle: Je weniger Trauben in einem Weinberg geerntet werden, desto besser ist später der Wein. Die Trauben erreichten dieses Jahr trotz der kühlen Reifephase eine hohe Reife. Es hingen wenige Trauben an den Rebstöcken in denen sich die von den Blättern kommenden Nähr- und Aromastoffe konzentrieren konnten.

Wenige Weinberge, die keinen Schaden durch die Pilzkrankheiten hatten, hatten einen Normalertrag.

Desaströs der Anblick in den von Peronospora und Schwarzfäule betroffenen Weinbergen. Einige wenige gesunde Trauben, viele teilgeschädige oder gänzlich vernichtete Trauben. Mittig eine mit Schwarzfäule befallene Traube, rechts ein Totalschaden durch Peronospora.

Das erste Jahr in neununddreißig Jahren ökologischem Weinbau, in dem wir massive Ertragseinbußen haben. Dass der eine oder andere Weinberg durch Frostschaden, Sonnenbrand, Pilzkrankheiten oder ähnliches Schaden nimmt, ist für uns normal. Solche Mindererträge wie in diesem Jahr hatten wir bisher noch nie gehabt. Etwas mehr wie eine halbe normale Ernte liegt im Weinkeller.

Für die Statistik:

In Deutschland gab es trotz großer Schäden in vielen Weinbergen ein plus von ca. 3 % gegenüber einer normalen Ernte. Reichlich Trauben in den gesunden Weinbergen führten zu diesem Plus. Auch hier sehr große Unterschiede zwischen den Dt. Anbaugebieten. Z. B.  liegt der Minderertrag in Baden bei – 21 %.

In Italien 9 % weniger, in Spanien -15 % und in Frankreich ein historisches Minus von 27 %. EU-weit liegt die Erntemenge bei ca. -3 %. Weltweit wird die Weinernte mit – 7 % gegenüber einer Normalernte geschätzt.