Ausbildungsplatz für den Winzerberuf frei!

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Unsere jetzige Auzubine hat ihre Lebensplanungen geändert. Sie möchte ihr letztes Ausbildungsjahr heimatnah in einem anderen Weingut verbringen. Daher ist unser Ausbildungsplatz für den Ausbildungsberuf Winzer zum  01. August 2022 neu zu besetzen.

Alternativ kann der Arbeitsplatz auch für ein Vorpraktikum für das Studium (Weinbau und Getränketechnologie mit den Studienrichtungen Weinbau und Oenologie sowie Getränketechnologie und im Bachelorstudiengang Internationale Weinwirtschaft ) an der Weinhochschule Geisenheim besetzt werden.

Wir sind ein kleines Steillagenweingut an der Mosel und produzieren trockene Rieslingweine. Als Nebenprodukt wird noch Riesling-Wein- und Balsamessig produziert. Die Weinberge sind nach dem aktuellen Stand rationeller Bewirtschaftung gepflanzt und die Maschinenausstattung ist technisch auf dem neuesten Stand. Wir bewirtschaften unsere Weinberge seit 40 Jahren nach ECOVIN Richtlinien und sind Demonstrationsbetrieb für den ökologischen Landbau.

Wir erwarten Teamfähigkeit, soziale Kompetenz, Leistungsbereitschaft und, ganz wichtig, Motivation und Lernwille für den Winzerberuf. Mitdenken, die Fähigkeit selbstständig zu arbeiten und nach Einarbeitung Verantwortung zu übernehmen, ist ebenfalls erforderlich. Die Bereitschaft zu Überstunden, insbesondere während der Weinlese, wird vorausgesetzt.

Wir bieten die Möglichkeit, das klassische Handwerk des Winzers im Weinberg und Weinkeller mit all seinen Facetten zu lernen. Die Betreuung und Vermittlung von notwendigen Kenntnissen erfolgt in sämtlichen Bereichen der Traubenerzeugung, Weinbereitung und Vermarktung. Lerninhalte, die wir nicht vermitteln können, z.B. die Rotweinbereitung, können bei Partnerbetrieben erlernt werden. Ausbildungsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen werden von uns unterstützt.

Wir haben bereits Erfahrung in der Ausbildung und als Stellenanbieter für das Freiwillige Ökologische Jahr.

Wir würden uns über eine aussagekräftige Bewerbung freuen, gerne per Mail.

Kieselgurfiltration?

In den letzten Tagen wurde der junge Wein filtriert. Auf meinen Blogeintrag im letzten Jahr wurde ich von einem Leser darauf angesprochen: Wie geht das überhaupt mit der Kieselgurfiltration? Wie funktioniert das? Im Internet gibt es keine so richtige/ausführliche/einfache Erklärung dieser Filtrationsmethode.

Also hier der Erklärungsversuch:

Wesentliches Bestandteil des Kieselgurfilters sind die Filtrationsscheiben (-siebe) mit einem feinmaschigen Edelstahlsieb auf der Oberseite. Diese Scheiben werden abwechselnd mit einer Distanzstück (schwarz im Bild) von unserer Azubine auf einer Hohlwelle gestapelt.

Auf die gestapelten Filtrationsscheiben kommt die Filterglocke (7). Der trübe Wein wird durch die Pumpe (14) in die Filtrationsglocke gepumpt, fließt durch das Sieb in die Hohlwelle, um von dort als blanker Wein nach außen zu fließen.

Damit ein Filtrationseffekt stattfinden kann, werden als Filtrationshilfsmittel Kieselgur (Kieselalgenschalen), Perlite (vulkanisches Gestein) und Cellulose verwendet. Diese sind für den Lebensmittelbereich entsprechend aufbereitet und es gibt sie in verschiedenen Feinheitsgraden, um die Klärschärfe bei der Weinfiltration bestimmen zu können. Diese Stoffe werden auch untereinander nach Bedarf für die Klärung gemischt.

Zu Beginn der Filtration wird der Wein innerhalb des Filters rund gepumpt. Durch eine spezielle Dosierpumpe (12) werden die Filtrationshilfsmittel (im Behälter der Dosierpumpe liegt eine Mischung von Wein und Filtrationshilfmittel vor) in den Flüssigkeitsstrom eingemischt. Der so mit Kieselgur beladene Wein wird über die feinen Siebplatten geführt, wo sich die Kieselgur anlagert und zu einer Schicht wird. Darin bleiben alle Trubstoffe hängen.

Sobald der Wein klar durch den Filter läuft, wird nicht mehr im Kreislauf innerhalb des Filters filtriert. Der Wein fließt nun filtriert in ein neues Fass. Da die Filtrationsschicht auf den Siebplatten nach kürzester Zeit durch die Trubstoffe verstopfen würde, werden während der Filtration durch die Dosierpumpe laufend frische Filtrationshilfsmittel dazu dosiert und das Sieb erneuert sich laufend.

Die Nummern 2, 5, 9 und 11 obiger Zeichnung sind Mess- und Regeleinrichtungen, Nr. 7,12 und 14 Filterbestandteile, der Rest Regel- und Absperrventile, die im richtigen Moment in der richtigen Weise betätigt werden müssen. Sieht in der Detailzeichnung der Betriebsanleitung kompliziert aus. Ist es auch, zumindest wenn man es der Azubine beibringen muss…

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Hier noch einmal eine Detailansicht mit neun Regelventilen.

Nach Beendigung der Filtration sieht man auf den Siebplatten die abgelagerten Filtrationshilfmittel mit den Trubstoffen (Hefen u.a.). Sie werden im Weinberg landbaulich verwertet.

Warum filtriert wird, können Sie hier nachlesen.

Noch Fragen? Gerne beantworte ich sie per Kommentarfunktion oder per Mail.

Filtration

Letzte Woche konnte endlich mit der Filtration der 2020er Rieslinge begonnen werden. Unserem alten Filter, ich berichtete hier, wurde bei der Durchsicht in der Werkstatt noch weiterer Reparaturbedarf attestiert. Ein Totalschaden, der mich und meinen Mitbesitzer zu einer Neuinvestition zwang. Die Verrohrung gänzlich anders, einige Absperrventile mehr (13 im gesamten bei der Filtration!) ließen zuerst den Kopf rauchen, damit das Funktionsschema gelernt und bei der Filtration umgesetzt werden konnte.

Nach den ersten Partien klappte die Handhabung ganz gut. Sogar die Azubine begriff schnell, wie der Filter bedient werden musste und verkostete den vorher/nachher Effekt der Filtration.

Deutlich schmeckbar nach dem Filter die Freisetzung des Bouquets, dass durch die vorher vorhandene Trübung gehemmt war. Die Jungweine präsentieren sich dadurch viel klarer und bedeutend fruchtiger. In alten Zeiten mussten diese Trübstoffe durch langsame Sedimentation und mehrere Abstiche abgetrennt werden. Unten ein Auszug aus einem aktuellen Fachartikel einer Fachzeitschrift:

„…Aufwendig lange Lagerungen sorgten jahrhundertelang dafür, dass die Fermentationsprozesse mikrobiologisch weitgehend abgeschlossen waren und unlösliche Bestandteile sedimentieren konnten. Die Fest/Flüssig-Trennung wurde vor Einführung der Filtration lediglich durch lange Absetzzeiten erreicht. Eine Sedimentation war in den liegenden Fässern über lange Zeitspannen ohne Zentrifugen oder Filter möglich…

…Trübungen im Getränk waren oft mit negativem Geschmack behaftet, blanke Produkte meist die wohlschmeckenderen. Schon vor dem Kauf oder dem Trinken waren durch zu kurze Lagerung schlecht geklärte oder mikrobiell belastete Weine und Biere also visuell zu erkennen. Die Fortschritte in der Mikrobiologie zeigten auch zu dieser Zeit bereits, dass viele Trübungen nicht nur von der Lagerzeit abhängig waren. Hefen und vor allem Bakterien verursachten Trübung sowie Geruchs- und Geschmacksveränderungen. Das war Grund genug, um fortan Biere und Weine wie auch Öle, Essige, Säfte, Wässer und sogar Spirituosen zu filtrieren….““

Prof. Mark Strobl, Das Deutsche Weinmagazin 06,02,2021J. Neßler, 1872

In alten Zeiten dauerte dies sehr lange, wie man einer Fachpublikation von 1872 entnehmen kann. Es entstanden Weine, die mit den heutigen nicht vergleichbar sind. Durch die lange Lagerzeit in Fass ging die Frische verloren und die Weine wurden durch die Sauerstoffdiffusion beim Holzfass oxidativ und hochfarbig (gelb/goldgelb). Nicht umsonst wurde der Wein früher als goldener Rheinwein besungen. Davon würden heute die wenigsten gerne trinken. Zeiten ändern sich und die Geschmäcker…

Darf ich vorstellen

Bei der 2019er Weinernte Vorstellungsgespräch und Probearbeiten. Aus einem Tag wurden dann drei, der Ausbildungsvertrag war schnell unterschrieben und mittlerweile hat Sie ihre erste Ernte hinter sich gebracht und viel gelernt.

Sie ist lernwillig, wir vertragen und verstehen uns. Bis jetzt alles bestens!

Darf ich vorstellen: Selina, unsere neue Azubine, die in den nächsten drei Jahren ihre Ausbildung zur Winzerin bei uns absolviert.

Berufswettbewerb

2017-02-16 Bodenprobe

Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend und ich habe mitgemacht. Nein, nicht als Berufsjugendlicher, sondern als Jurymitglied. In diesem Wettbewerb sollen die besten Azubis ihrer Zunft ermittelt werden. Diese Wettbewerbe gibt es in vielen Berufen.

In jungen Jahren habe ich auch daran teilgenommen und es sogar bis zum Bundessieger in der Sparte Weinbau gebracht. Natürlich viel Ruhm und Ehre eingeheimst, auch einiges dazu gelernt. So war es außer Frage, dass ich direkt für die Jury zusagte, als der  Landjugendverband anfragte.

Neben schriftlichen Aufgaben, wie z.B. einem Test des Allgemeinwissens, gab es etliche praktische Aufgaben. Wein degustieren und beurteilen war eine davon. Bei der Bodenbeurteilung und Entnahme einer Bodenprobe für eine Analyse waren ein Winzerkollege und ich als Jurymitglied eingeteilt. Warum, wann, und wie oft eine Bodenprobe genommen wird, mit welchen Gerätschaften diese gezogen wird, welche Analyseparameter benötigt werden und viele weitere waren unsere Fragen.

Dann ging es an die praktische Umsetzung. Der Rasen neben den Steillagenzentrum war Tabu und um Fahrwege in den Weinberg zu vermeiden, stand eine große Kunststoffkiste prall mit Schieferboden gefüllt bereit. Da es morgens noch lausig kalt war, wurde diese kurzerhand in den Versuchskeller des Staatsweingutes Bernkastel verbracht und so konnten die Trockenübungen in relativ warmer Umgebung durchgeführt werden.

Der Bohrstock wurde mit großem Hammer in die Erde getrieben. Die Azubis zogen dann mit diesem eine Bodenprobe, die für das Labor verpackt und bezettelt werden musste.

2017-02-16 Fass füllen

Zwischendurch, wenn es die Zeit erlaubte, schauten wir in den Nachbarkeller. Dort war Teamarbeit angesagt. In Zweiergruppen musste mittels Pumpe ein kleines Fass aus einem zweiten bis zum Rand gefüllt werden. Dabei wurde die Teamfähigkeit, das Produktschonende Arbeiten, der Arbeitsablauf und weitere Parameter überprüft.

Ab und zu schallte Gelächter der Jury durch den Keller. Manchmal bekam der Azubi am zu füllenden Fass eine Dusche ab, wenn der Partner an der Pumpe zu spät auf Zuruf reagierte oder dieser zu spät erfolgte, da dann der „Übungswein“ – es wurde natürlich mit Wasser geübt – in weitem Bogen aus der oberen Fassöffnung spritzte.

Das Ausbildungsniveau war super und ich hoffe für die teilnehmenden Azubis, dass einer es bis zum Bundessieger schafft.

Nachtrag 18.02.2017

Da ich am Wettkampftag nicht bis zur Siegerehrung bleiben konnte, nun nachträglich einen Glückwunsch an Nico Zens – der schon beim ziehen der Bodenprobe geglänzt hatte –  und Lucas Bollig, die nun das Weinanbaugebiet Mosel im Bundesentscheid vertreten werden.