Als ich noch jung und hübsch war, hatte der Tag der deutschen Einheit auch einen weinbaulichen Hintergrund. Da Winzer mit solchen Feiertagen oft nichts anzufangen wissen und die Arbeit drängte, wurde in den Weinberg gegangen. Damals war es des öfteren vorgekommen, das man an diesem Feiertag mit der Arbeit des Laubheftens anfing: Bevorzugt bei jüngeren, starkwüchsigen Junganlagen.

Ganz anders sieht es in diesem Jahr aus. Die jungen starkwüchsigen Anlagen sind schon zweimal geheftet worden und die älteren Weinberge werden noch vor dem Wochenende das erste mal geheftet sein. Zur Zeit haben wir fast vier Wochen Vegetationsvorsprung und nächste Woche werden die Reben in der Vollblüte stehen.

Im Gegensatz zu früher, wo in den alten Moseleinzelpfahlweinbergen die Rebtriebe zeitaufwendig mit Naturbast festgebunden wurden, werden heutzutage die Triebe in den Spalierdrahtrahmen eingeschlauft und zwischen die Heftdrähte geklemmt. In unserer Fachsprache heißt diese Erziehungsart: Drahtrahmen mit Halbbogen und zwei Paar Wanderdrähten. Alles verstanden? Wenn nicht, stehe ich gerne für Fragen und Antworten bereit.