FĂŒllfertig

Der neue Jahrgang liegt nun fĂŒllfertig im Weinkeller. In den letzten Tagen wurden die Weine filtriert. Die 23er Rieslinge ließen sich sehr gut und aromaschonend filtrieren.

Jetzt kann man das ganze Aromenspektrum riechen und schmecken. Die leichte HefetrĂŒbung, die vor der Filtration noch vorhanden war, behinderte die Entfaltung des Bouquets. Jetzt prĂ€sentieren sich die Jungweine viel klarer und deutlich fruchtiger. Sie gefallen uns sehr gut. Frische Frucht, elegant und saftig. Feines Rieslingbukett mit einem breiten Aromenspektrum von reifen Birnen, Pfirsichen, PassionsfrĂŒchten und anderen fĂŒr den Moselriesling typischen tropischen FrĂŒchten. Einige glĂ€nzten zusĂ€tzlich mit einem dezenten Bouquet nach KrĂ€uterhonig mit krĂ€ftigem Körper und Schmelz.

Die finale Beurteilung des 2023er Jahrgangs erfolgt nĂ€chsten Tage mit den Freunden vom Steffens-Keß Verkosterteam. Sie wissen ja, vorbeugen vor der eigenen Betriebsblindheit und im Team lĂ€sst sich besser probieren. Wir freuen uns auf die Verkostung und die Meinung unserer Freunde.

Warum filtriert wird, können Sie hier nachlesen. Wie die Kieselgurfiltration funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Weinernte 2023: Ernte in Zeiten des Klimawandels

Der Weinbau verwandelt sich durch den Klimawandel immer schneller. Am Anfang meines langjĂ€hrigen Berufslebens war ich froh, wenn der Riesling spĂ€t im Oktober reif wurde. Man zögerte die Weinernte lange hinaus, um die nötige Traubenreife zu bekommen. Tiefe Temperaturen, mit Frost, waren keine Seltenheit. Mit Winterbekleidung und klammen Fingern wurde dann geerntet. Des Öfteren waren unsere Erntekisten aneinander gefroren.

Mittlerweile reicht morgens ein leichtes JĂ€ckchen gegen die MorgenkĂŒhle und Mittags sind T-Shirt und kurze Hose angesagt.  Weitere Nebenwirkungen der hohen Temperaturen haben wir dieses Jahr schmerzlich gespĂŒrt. Das erste, heiße Oktoberwochenende, setzte den Rieslingtrauben stark zu. Rasant breitete sich EssigfĂ€ule aus. Die rosa gefĂ€rbten EssigfĂ€ulebeeren waren leicht zu erkennen und schnell aussortiert. Der gleichzeitig beginnende Befall mit dem EdelfĂ€ulepilz Botrytis ist in anderen Jahren kein Problem. Dieser Pilz durchlöchert die Beerenhaut, Wasser verdunstet aus der Beere und der Rest konzentriert sich. Dazu kommen noch Stoffwechselprodukte des Botrytispilzes, die eine honigartige Aromatik haben. Ein Muss fĂŒr hochwertigste Rieslingweine und ohne diesen Pilz nicht machbar.

Aber leider waren dieses Jahr die ĂŒberall vorhandenen Essigbakterien durch die durchlöcherte Beerenhaut in die Beeren eingedrungen. Bei den hohen Temperaturen konnten sie sich rasend schnell vermehren. So wurde aus der EdelfĂ€ule schlicht und einfach EssigfĂ€ule, die wir mit hohen Verlusten aussortieren mussten.

In einem Weinberg, der penibel vorselektiert worden war, wurden am letzten Erntetag wunderschöne, lockerbeerige Trauben geerntet.  Dazu noch frischer, optimaler Befall mit dem EdelfĂ€ulepilz, ohne einen Hauch von EssigfĂ€ule. Voraussetzung fĂŒr einen großen Wein!

Die TraubenqualitĂ€ten, die in der Weinpresse landeten, waren sehr gut. Wir waren aber nicht die einzigen, denen unsere Trauben schmeckten. In einem Weinberg hatten auch die Vögel unsere guten Beeren entdeckt und sich reichlich bedient. In diesem Weinberg mĂŒssen wir nĂ€chstes Jahr die Ernte frĂŒher terminieren, damit fĂŒr den Winzer mehr ĂŒbrig bleibt.

Die jungen Weine befinden sich noch grĂ¶ĂŸtenteils in der GĂ€rung. Sie werden fast tĂ€glich probiert, um die Geschmacksentwicklung zu verfolgen. Und das macht so richtig Spaß. Man schmeckt beim Probieren die vollreifen Rieslingtrauben.

Eine alte Handwerkskunst: Der Winzer muss ein Maximum an Geschmack in der Traube konzentrieren und der Kellermeister soll diese verlustfrei in die Weinflasche abfĂŒllen.

Weinernte 2023: alles unter einen Hut bringen

Weinernte bedeutet nicht nur Trauben abschneiden, im Weinberg selektieren und abends stundenlang im Kelterhaus und Keller Trauben und Most verarbeiten. Es bedeutet einiges mehr! Im Hintergrund lĂ€uft immer auch eine logistische Herausforderung fĂŒr unser kleines Weingut. Planen, wann die Lese ungefĂ€hr beginnt, die unverzichtbaren Erntehelfer organisieren und im Weinkeller alles vorbereiten.

Foto: Lena Everding

Wichtig ist auch die Frage, ob es unter den Helfern schon „MehrfachtĂ€ter“ gibt, die neue Erntehelfer anleiten können und im Team die ArbeitsablĂ€ufe unterstĂŒtzen und beschleunigen. Im Idealfall ein Dreamteam, wie bei den meisten vergangenen Weinernten.

Foto: Lena Everding

Da die Weinernte auch sehr körperlich belastend ist, werden die körperlich anstrengenden Arbeiten auf mehrere Köpfe verteilt. Auch das hat dieses Jahr sehr gut geklappt. Ex-Azubi Ken kĂŒmmerte sich um den Transport der Erntekisten aus dem Weinberg auf den AnhĂ€nger.

Foto: Lena Everding

Junior Felix war fĂŒr das Abladen der Kisten auf die Weinpresse zustĂ€ndig, ich fĂŒr die abendliche Trauben- und Mostverarbeitung.Eine ganz wichtige Rolle und auch eine der grĂ¶ĂŸten Herausforderungen spielt das leibliche Wohl und die Unterkunft. Alles muss organisiert werden. Betten haben wir genug in unserem Haus und diejenigen, die bei uns Quartier bezogen haben, helfen tatkrĂ€ftig mit. Es ist sozusagen wie in einer großen Wohngemeinschaft. In der Regel sind 7 bis ca. 15 Personen zu versorgen. Das ist noch kein Problem. Aber wir hatten auch schon Erntetage mit 30 Leuten. Dann wird es spannend. Haben wir genug Porzellan? Besteck? Erntescheren? Wie kommen die ganzen Leute in den Weinberg? Chefin Marita hat diese Herausforderungen bisher bestens gemeistert.

Foto: Archiv

Unsere niederlĂ€ndischen Helfer bringen auch immer etwas zum Naschen mit. Sei es der selbst gebackene Kuchen oder schon traditionell seit Jahren die Großpackung Kruidnoten, die binnen kĂŒrzester Zeit aufgegessen sind.

Auf die EssenswĂŒnsche unserer GĂ€ste gehen wir gerne ein. Vegan, vegetarisch oder ein ordentliches Steak vom Grill: alles kein Problem. Auch mitkochen ist erlaubt. Unsere am weitesten angereiste Erntehelferin, Greysi Quiroz aus Pozuzo, Peru, hat uns bei der Weinlese mit einem typisch peruanischen Gericht bekocht: frittierte Kochbananenknödel, marinierte Zwiebeln mit frittiertem Rauchfleisch. Schmeckte sehr gut, sĂ€ttigte ungemein und unser Riesling passte perfekt dazu.

Bisher hat es immer geklappt, alles unter einen Hut zu bringen.

Danke an Lena Everding fĂŒr die Fotos.

Weinernte 2023: Wir haben fertig!

Nachdem der Kampf um die letzten Rieslingtrauben in der letzten Rebzeile ohne gegenseitige Schnittverletzung beendet war, kann ich jetzt verkĂŒnden: „Wir haben fertig!“

Wie jedes Jahr ein dickes Lob und ein Dankeschön an unsere Erntemannschaft, die wie immer ihr bestes beim Ernten gab. Rasant schnell, einsame Spitze im Selektieren und immer gut drauf: Azubi Nils, Ken, Felix, Valentin, Chefin Marita und Margit (v.l.n.r.) und die heute nicht dabei gewesenen Vani, Soffel, Rosi, Britta, Werner, Lino, Alexander, Marlene, Friedrich, Pia, Lena, Margit, Michael, Greysi, Hans, Peter, Paul und Sanne.

Wie immer: Rasend schnell, einsame Spitze im Selektieren und trotz der ErnteumstÀnde immer gut drauf. Klasse Mannschaft!

Weinernte 2023: Tag drei

Seit drei Tagen sind wir nun am Ernten. Morgens bei dichtem Nebel und wÀrmer angezogen.

Mittags bei hochsommerlichen Temperaturen im T-Shirt. Fast zu warm um zu ernten, etwas kĂŒhler wĂ€re angenehmer.

Lockerbeerig, gesund und sehr schön prĂ€sentieren sich grĂ¶ĂŸtenteils die Rieslingtrauben.  Die SaftqualitĂ€ten sind analytisch im optimalen Bereich und sie schmecken sehr gut.

Die WĂ€rme hat aber auch Ihre Schattenseiten. Überall findet man mittlerweile EssigfĂ€ule, die sich rasch ausbreitet. Normalerweise kein Problem. Diese rosa schimmernden Beeren findet jeder Erntehelfer schnell und kann sie aussortieren. Beeren, deren Schale vorgeschĂ€digt ist, wie z.B. bei der EdelfĂ€ule, werden ebenfalls durch die EssigfĂ€ule infiziert. Dann wird aus der EdelfĂ€ule schlicht und einfach EssigfĂ€ule.

Das beschert uns zusĂ€tzlichen Selektionsaufwand mit Mengenverlusten, um einwandfreie Trauben in die Weinpresse zu bekommen. Gut, dass wir eine große Erntemannschaft haben, die morgen noch um fĂŒnf Köpfe anwachsen wird.

Ab Morgen soll es kĂŒhler werden und immer noch trocken bleiben. Wir werden uns beeilen mĂŒssen, damit wir alle Trauben in bestmöglicher Gesundheit ins Weingut bekommen.

„Klimawandel sei dank“ Der wĂ€rmste September seit Messbeginn.🙁

Weinernte 2023: Der Beginn der Weinlese rĂŒckt nĂ€her.

WĂ€hrend vor einigen Tagen der Traubeninhalt noch sehr markig und die Traubenkerne noch grĂŒn waren, verflĂŒssigt sich das Mark nun langsam durch traubeneigene Enzyme. Die Kerne sind braun verfĂ€rbt. Zeichen fĂŒr die sogenannte „physiologische Reife“ oder Geschmacksreife. Mehr Aroma und eine höhere Pressausbeute beim Keltern sind die Folge. Zu diesem Thema können Sie bei meinen Kollegen Bernhard Fiedler mehr nachlesen.

Bis auf einen kleinen Rieslingweinberg haben wir sehr wenig FĂ€ulnis. Leichte Probleme bereiten die SonnenbrandschĂ€den von Anfang September. Die hohen Temperaturen auf der Sonnenseite der Rebzeilen fĂŒhrten zum „verkochen“ einzelner Beeren. Diese mĂŒssen aussortiert werden. Sie sind unreif und haben einen schlechten Geschmack.

Selektive Handlese: die Guten in die Erntekiste, die schlechten auf den Boden…

Trotz der Widrigkeiten mit Sonnenbrand und dem falschen Mehltau hĂ€ngen sehr viele Trauben an den Rieslingreben. Die Tage und NĂ€chte sind kĂŒhl geworden und werden die weitere Aromabildung fördern. Die langfristige Wettervorhersage prognostiziert ruhiges und trockenes Herbstwetter.

Der Beginn der Weinlese rĂŒckt nĂ€her.

 

Weinernte 2023: Vorbereitungen

Die Erntevorbereitungen sind schon weit fortgeschritten. WĂ€hrend sich der Azubi heute mit der Reinigung der HolzfĂ€sser beschĂ€ftigte, habe ich die Edelstahltanks betriebsbereit gemacht. Das Reinigungsmittel wurde mit der Weinpumpe ĂŒber einen SprĂŒhkopf im Weintank im Kreislauf gepumpt. Dabei werden Verschmutzungen entfernt. Nach dem SpĂŒlen mit Frischwasser sind sie nun einsatzbereit, glĂ€nzen wie neu und sind hygienisch sauber.

FĂŒr die, die es genau wissen wollen, womit die Tankreinigung gemacht wird: ganz viel Wasser, etwas Natronlauge und ein wenig Wasserstoffperoxid nebst ZitronensĂ€ure zum Neutralisieren. Harmloser als SpĂŒlmaschinenreiniger:

Der Kellerboden glÀnzt mittlerweile genauso neu wie die Edelstahltanks. Die Kleinteile, Armaturen und weiterer Kleckerkram sind auch betriebsbereit. Morgen noch einige HolzfÀsser. Verbrauchsmaterialien und evtl. benötigte Ersatzteile sind eingekauft. Die Weinpresse wird in den nÀchsten Tagen aufgestellt und ein Testlauf gemacht.

Der Erntetermin steht! Am 4. Oktober ist spĂ€testen Erntebeginn, bei drohender FĂ€ulnis oder Wetterunbilden vielleicht auch einige Tage frĂŒher. Wir freuen uns auf die Weinernte 2023.