Traumträubchen

Endlich sommerliche Temperaturen und man kann den Trauben beim Wachsen zusehen. Durch die reichliche Bodenfeuchtigkeit dürften die Beeren überaus groß werden. In einigen Weinbergen sind es Traumträubchen, in den vom Frost geschädigten eher Alptraumträubchen…🙁

Der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht sehr gut aus. Endlich kein weiterer Regen gemeldet! Ich hoffe, dass es eine trockene, stabile Wetterlage ist.

Nach der Dauerfeuchte der letzten Wochen finden wir erwartungsgemäß vermehrt leichten Blattbefall mit dem Peronosporapilz. Schäden an den Trauben konnte ich nur selten feststellen. Mit zunehmender Beerengröße steigt die Unempfindlichkeit gegenüber diesem Schadpilz. Eine Infektion ist zurzeit nur noch über die Beerenstiele möglich. Die kritische Phase mit der Gefahr von Pilzinfektionen dürfte vorüber sein.

Endlich dürften die Böden auch dauerhaft abtrocknen, sodass sich die Befahrbarkeit mit dem Kettenschlepper verbessert. Ich bin so langsam genervt vom schlittern und rutschen beim Fahren. Manche Rebzeilen gleichen eher einem Panzerübungsplatz als einem gepflegten Weinberg.

Ein krasser Unterschied zu den Vorjahren, als wir von Trockenheit geplagt waren.

Was bleibt ist die Erkenntnis in Zeiten der Klimaänderung, dass, wenn wir eine Wetterlage haben, diese über einen längeren Zeitraum stabil ist. Zudem nehmen Extremwetterereignisse wie Starkregen oder extreme Hitze zu.

Endlosschleife

Die Rebblüte befindet sich dieses Jahr in einer Endlosschleife. Die kühle Witterung hat die Rebblüte in den letzten Wochen stark verzögert. Einige, wenige Nachzügler findet man noch. Der Riesling ist nun verblüht und die jungen Reben wachsen bei den nun hochsommerlichen Temperaturen enorm schnell.
Anders sieht es bei den Frostgeschädigten Weinbergen aus.  Die Hauptknospe war erfroren und die Nebenaugen haben mit Verzögerung mit dem Wachstum begonnen. Wenige und kleine Blütenansätze sind dort zu finden. Von Blüte noch keine Spur. Das wird noch einige Tage dauern. Das wird bei der Weinernte ein „Heidenspaß“ bei der Selektion. Reife Trauben von nicht frostgeschädigten Rebtrieben neben unreifen Trauben aus den später ausgetriebenen zu erkennen und getrennt nach Reifegrad zu sehr unterschiedlichen, weit auseinanderliegenden Terminen zu ernten.Bei den durch Frost teilweise geschädigten Rebtrieben sahen die Blütenstände normal aus. Jedoch waren diese so weit kältegeschädigt, dass bei der Blüte fast keine Beeren bestäubt wurden. Die unbefruchteten Beeren rieseln nur so auf den Boden. Daher spricht der Winzer auch vom Verrieseln, also die ungenügende Bestäubung der Rebblüten.

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder, so sicher wie das Amen in der Kirche: Der Riesling ist am Blühen. Auf dem Bild sieht man die Details. Sobald das Blütenkäppchen abgeworfen ist, erscheint der Fruchtknoten mit Narbe und die Staubgefäße. Und dann ist es auch schon passiert und die Bestäubung ist erfolgt. Wir sind dem langjährigen Mittel um etliche Tage voraus. Bis zum Ende der Blüte wird es noch einige Tage dauern. Die kühlen Temperaturen verzögern die Blüte.

Entspannt laufen die Arbeiten im Weinberg. Wir kommen beim Einschlaufen der Rieslingreben in den Drahtrahmen gut mit der Arbeit voran. Ein positiver Nebeneffekt des verlangsamten Wachstums und der kühlen Temperaturen, die unsere Arbeitsgeschwindigkeit auf einem hohen Level hält. Kein Vergleich zu den Vorjahren mit schnellem Rebwachstum, als bei hohen Temperaturen und schwüler Witterung noch Helfer benötigt wurden. Auch die Kühlbekleidung – „Kampfanzug“ –  des Winzers hängt in diesem Jahr noch unbenutzt im Schrank.

Inzwischen sind nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen die Böden gut abgetrocknet und unsere Steillagen können wieder gut mit dem Raupenschlepper befahren werden. Auch Pilzkrankheiten, die wir aufgrund der feuchten Witterung befürchtet hatten, sind ausgeblieben.

Regenzeit

Es ist anstrengend, das mit dem Klimawandel. Höhere Durchschnittstemperaturen, das Frostereigniss nach dem Austrieb der Reben und die sehr hohen Niederschlagsmengen machen uns dieses Jahr zu schaffen. An unserer Wetterstation sind in diesem Jahr bisher 56,3 % mehr Regen gefallen als im langjährigen Mittel. Wir hatten auch schon ein Sommerhochwasser im Weinkeller. Vom Hagelunwetter Anfang Mai ganz zu schweigen.

Mit jeder Wolke am Himmel – so schön sie auch ist  – bangen wir, dass es wieder nass wird.

Bei jedem Regen steigt die Gefahr von Pilzkrankheiten. In Winzerkreisen kursieren erste Meldungen über Pilzbefall der Reben. Es könnte ungemütlich werden.

Wassergesättigte Böden machen uns im Weinberg große Probleme. Die Begrünung ist extrem hoch gewachsen und der Kettenschlepper kaum noch zu sehen. Die Befahrbarkeit ist grenzwertig. Rutschen und Schlittern geht bergab immer, aber hoch…

Ich bin schon mehrmals abgerutscht und das Mähgerät hat sich verbogen. Bislang ist bis auf einen Notabstieg von der Raupe alles gut gegangen. Der Mulcher wurde wieder gerade gebogen, die Macke am Bein mit einem Pflaster versorgt.

Einige Weinberge müssen noch gemäht werden. Ich hoffe, dass der Boden nächste Woche so weit abgetrocknet ist, dass ich die letzten Mäharbeiten gefahrlos durchführen kann. Es eilt, denn wir müssen mit den Laubarbeiten beginnen.

Besuch im Weinkeller: Hochwasser

Foto: Anonym

Nach den massiven Unwettern im Saarland vor zwei Tagen ist der dort gefallene Regen auch bei uns angekommen. Am Freitag noch die Hoffnung, dass der Keller verschont würde. Am späten Nachmittag wurde es Gewissheit: Besuch von der Mosel im Weinkeller!

Wir starteten bei unseren Nachbarn vom niederländischen Motorrad Gasthaus De Waard, dem wir unseren trockenen Unterstellmöglichkeiten anboten. Nun sind wir Besitzer eines Bierlagers. Die Kellerbar musste wegen Hochwassers geräumt werden. Sogar die Bestuhlung haben wir jetzt im Lager. Jemand Durst?😉

Der eigene Weinkeller folgte. Mittlerweile ist der Höchststand erreicht und die Mosel fällt wieder. Morgen dürfte das Wasser wieder unseren Weinkeller verlassen haben. Wieder ein Ereignis der Klimaänderung. Extreme Wetterereignisse, die zunehmen und immer bedrohlicher werden.

Im ersten Teil des Videos der Anstieg der Mosel an der Moselstraße, ca. 20 cm Wasser im Weinkeller. Im zweiten Teil vom Boot im Keller aufgenommen.

Berichte über vergangene Hochwässer finden Sie hier.