Der Stift berichtet: Weihnachtsschlemmerei vs. Weinrallye

Jedes Jahr zum Jahresende werden die Aktivitäten in der Küche spürbar erhöht und es geht darum seine Liebsten zu bekochen. Seit in letztem Jahr der Winzer und Bloggerkollege Thomas Lippert vom Winzerblog im Rahmen der Weinrallye zum Weinwichteln aufrief, hat sich das Ganze schon zu einer liebgewordenen Tradition am Jahresende entwickelt.

Dieses Jahr war es Susanne Werth-Rosarius, die auf Ihrem Blog hundertachtziggrad zur nunmehr 81. Auflage der Weinrallye aufgerufen hat und von der ich meinen Wichtelwein bekam.

Meine Überlegung war es, zu den mir geschickten Weinen ein entsprechendes Menü zu kreieren – das Ganze an Heiligabend im Kreise der Familie.

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Begonnen haben wir mit einer Pissaladière (Zwiebelkuchen aus der Provence) in Kombination mit unserem 2012 Riesling Sekt brut – was soll ich sagen, die Zwiebeln, der frische Thymian und die Basilikumpaste ergaben mit dem Sekt ein rundes, überzeugendes Mundgefühl, die Zwiebeln gerieten in den Hintergrund und man spürte eine leichte frische Süße mit einem Hauch von Würze.

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Weiter ging es mit dem Wichtelwein, der mir von Susa geschickt wurde (als ich hörte, dass ich von Ihr den Wein bekomme, dachte ich eigentlich aufgrund unserer gemeinsamen Liebe zu französischen Weinen an einen eher kraftvollen Rotwein – kraftvoll war er, aber auf andere Art.), der 2013 Feld Gewürztraminer vom Südtiroler Winzerkollegen Armin Kobler. Nach Rücksprache mit Ihm und Susa gab es dazu Frühlingsrollen mit einem süßscharfen Ingwerdressing „nach Moselart“.

Für alle Neugierigen hier das Rezept: 1 daumennagelgroßes Stück Ingwer geschält und geraspelt, Saft von einer Limette, 2 EL Mosto Cotto, 1 Prise Salz, 1/2 TL Paprikaflocken, 4 EL kaltgepresstes Rapsöl und 2 EL kaltgepresstes Walnussöl. Das Ganze verrühren und ein wenig ziehen lassen.

Der Wein duftete nach Rosenblüten und Gewürznelken, die von leichten  floralen Aromen unterstützt wurden. Am Gaumen ergab sich mit den süßscharfen Frühlingsrollen ein stimmiges Bild, die typische Gewürtraminernote trat zurück und es entwickelte sich eine würzige, fruchtige Note. Solo ist mir der Wein persönlich aber mit seinen 15 Vol% Alkohol zu kraftvoll und aromenintensiv.

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Zum eigentlichen Hauptgang, dem Raclette gab es dann 2 Rieslinge von Christin und Lars, die in Ihrem kleinen Eltviller Weingut Rieslinge vom Mittelrhein und Rheingau produzieren. Vom Rheingau den 2013 Martinsthaler Riesling QbA trocken – frisch und saftig mit würziger Pfirsischfrucht und vom Mittelrhein den 2013 Fürstenberg Riesling trocken – saftig und dicht, mit kandierten Zitrusfrüchten und einer kühlen Schiefermineralik und langem Abgang. Beides perfekte Weine zum Raclette.
Ich hoffe beide hatten mit meinem Wichtelwein, einem barriquegereiften Merlot von der kleinen Weingärtnergenossenschaft in Aspach auch Ihre Freude.

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Zum Abschluss unserer Schlemmerei gab es dann eine selbstgemachte Tarte Tatin mit Vanilleeis in Kombination mit meinem Projektwein, den 2014 Fortified Brothers, einen Likörwein, den ich zusammen mit meinem Lehrherr in diesem Jahr produzieren durfte. Für meine Frau die erste Gelegenheit den Wein zu kosten und was sich vorher schon herauskristallisiert hatte, wurde mit diesem Gang bestätigt: Der Wein zu Stollen, Apfelpfannkuchen und zur karamellgeschwängerten Tarte.

Alles in Allem eine schöne Weihnachtsschlemmerei und auf eine Weinrallyefortsetzung im kommenden Jahr.

Der Stift berichtet: Vinocamp Mosel Update #vcm15

Nachdem ich vergangene Woche auf den Seiten des Vinocamp Deutschland das Programm zum ersten regionalen Moselcamp veröffentlicht habe, gibt es an dieser Stelle nun ein kleines Update.

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Das Warm-up bleibt wie geplant – allerdings ziehen wir im Schlosshotel Petry, der Gemütlichkeit wegen, ins Kaminzimmer um.

Am Samstag verschiebt sich aufgrund einer gemeinsamen Session über historische Hintergründe des Weinbaus und Weinhandels an der Mosel um 14 Uhr mit Dr. Deckers der Zeitplan ein wenig – Mittagswein und Maifelder Kartoffelsuppe gibt es bereits ab 12 Uhr – und bis 14 Uhr ist ausführlich Zeit, die Lieblingsweine der Teilnehmer auf Herz und Nieren zu überprüfen und den Mittagswein zu zelebrieren. Um 15:00 Uhr geht es dann wie gewohnt mit den Teilnehmersessions weiter.

Um 18 Uhr mündet das Ganze in eine gemeinsame Verkostung von Moselriesling aus dem Jahr 2011 (mit dem ein oder anderen 2001er für die Liebhaber von reiferen Rieslingen). Im Anschluss geht es dann in die obere Etage, um dort den Tag bei Musik, Wein und regionalen Speisen ausklingen zu lassen.

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Um schon einmal einen groben Überblick zu geben, hier eine Auflistung der mir bekannten und bisher von Teilnehmern geplanten Sessions, gerne könnt Ihr die Kommentarfunktion des Blogs nutzen, um mir Eure geplanten Sessions mitzuteilen und kurz zu erläutern.

  • Gutswein trifft Wurst, was funktioniert und was nicht ?
  • Weinverkauf im Bioladen
  • Kellergeheimnisse ?
  • Onlinehandel & lokale Geschäfte, Freund oder Feind ?
  • Regionale Vernetzung von Produzenten und Handel

Teilnehmer, die bereits am Donnerstag in der Region sind, lege ich abends eine Koblenzer Veranstaltung im Restaurant  Saubar ans Herz – 6 Gänge treffen auf edle, regionale Brände der Westerwälder Brennerei Birkenhof. Anmeldungen hier.

Der Stift berichtet : Weinrallye #80 – Herbst 2014

Der letzte Freitag im Monat – es ist wieder Weinrallye Zeit. Christin vom Weingut Daalgard & Jordan hat in Ihrem Blog zu Beiträgen zum Thema Herbst 2014 aufgerufen.

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Der Kellerschoppen, Quelle der Inspiration

Wir haben hier in den Bildergeschichten schon recht ausführlich über den Herbst berichtet, momentan sind wir dabei die ersten Weine abzustechen und in den Weinbergen die ersten Parzellen zu schneiden. Auch haben wir schon die ersten neuen Triebe entdeckt.

2014 – ein spannendes Jahr – kaum Niederschläge im Frühjahr, dafür sehr viele im Sommer – es hätte eine reiche Ernte werden können, wenn denn nicht der Regen vor und in der Lese gewesen wäre – aber kein Grund zu klagen….2014-10-08 Riss1

 Manche wollten nicht auf die Presse warten…

Die Jungweine verkosten sich schon sehr gut, im Vergleich zum Vorjahr mehr Schmelz bei dezentem Alkohol – die Frucht versteckt sich noch ein wenig, aber die wird sich im Januar nach der Filtration der Weine schon wieder rauskitzeln lassen. Alles in allem freue ich mich auf den ersten Jahrgang, bei dem ich mitwirken durfte.

Kleines Update zum Projektwein – die Aufsprittung ist erfolgt und kommende Woche werden wir eine Hälfte abschwefeln, um Ihn dann Ende Dezember unfiltriert abzufüllen,  die andere Hälfte wird zur Oxidation vorbereitet und später abgefüllt.

Zum Schluss noch ein kleiner Veranstaltungshinweis für Köln:

Joerg Utecht  von Utecht schreibt… veranstaltet mit Marco Krämer vom Marieneck den ersten Kölner Schwarzmarkt am 28.12.2014.……………………………………. p

 

 

Der Stift berichtet: Vinocamp Mosel #vcm15

In den vergangenen Jahren wurde hier in den Bildergeschichten ja schon häufiger über das Vinocamp Deutschland in Geisenheim berichtet, dass von den Bloggerkollegen Thomas Lippert und Dirk Würtz initiiert wurde.

Dort wurde in den vergangenen Jahren immer wieder angeregt, dass diese Art von vinophiler Unkonferenz auch in kleinerem Umfang in die einzelnen Weinregionen Deutschlands ziehen soll.

Und was soll ich sagen: Ich fand die Idee Klasse und nach längerer Überlegung stand für mich fest – es wird ein erstes regionales Vinocamp an der Mosel im Januar 2015 geben.

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Nach der Sichtung mehrer Locations habe ich mich in eine ganz besondere verliebt: die alte Wollfabrik in Moselkern, die seit eines verherrenden Hochwassers über Jahre leer stand und am verfallen war, soll es sein. Seit nunmehr 1 Jahr besteht ein Förderverein, der sich um die Revitalisierung dieses Industriedenkmals kümmert. Derzeit läuft ein Crowdfunding, was die Finanzierung einer neuen Heizungsanlage sichern soll (ein Klick auf den Link öffnet die Kampagne).

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Das zentrale Thema dieses ersten Moselcamps ist „Regionalität“, die in vielerlei Hinsicht in Erscheinung treten wird. Die Auswahl der Weine, die es im Rahmen von Verkostungen oder der Abendveranstaltung geben wird, sowie  Speisen und Unterstützer kommen größtenteils aus der Region und ich bin stolz, Bewohner dieser einzigartigen Region zu sein.

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Für alle diejenigen, die mit den Begriff Vinocamp nichts anfangen können – hier eine kurze Erklärung: Es ist eine Art Barcamp für Wein bei dem es keine Teilnehmer gibt sondern nur Mitwirkende. Eine offene Tagung, deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern am morgen jedes Tages selber entwickelt wird. Es wird von jedem Teilnehmer erwartet das er aktiv am Geschehen teilnimmt. Es ist keine Konferenz wo Wissen konsumiert wird, es wird getauscht und geteilt, ein geben und nehmen.

Wer jetzt denkt, dass Ganze ist eher etwas für Weinspezialisten irrt – ich würde mich freuen, wenn viele wein- und genussinterresierte Leute mit mir den Weg nach Moselkern finden würden und selber Teil der Vinocamp Bewegung werden.

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Tickets gibt es an allen Vorverkaufsstellen von Ticket Regional oder hier.

Thomas hat gestern einen Beitrag über die Zukunft der Vinocamps verfasst und besonders hat mich Joergs sehr persönlicher Beitrag zum Vinocamp Mosel gefreut. Danke euch beiden.
Das genaue Programm zum Vinocamp Mosel gibt es in den kommenden Tagen hier.

Der Stift berichtet: Projektwein, Weintrinken an schönen Orten aka Weinrallye

Nachdem die Ernte 2014 nach einigen Wetterturbulenzen und die ersten Abstiche gemacht sind, ist Zeit über meinen ersten Projektwein zu berichten.

Nach dem Vorbild der Rancio Sec Weine aus dem Roussillon möchte ich einen sogenannten „Fortified Riesling“ aus einem Teil der Trauben des letzten Lesetages herstellen. Derzeit befindet sich der Wein noch in der Gärphase, die wohl Anfang der kommenden Woche durch die Zugabe von hochprozentigen Alkohol beendet wird. Eine erste Fütterung der Hefen ist erfolgt und der Wein präsentiert sich sauber und fruchtbetont.

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Nach der sogenannten Aufsprittung erfolgt dann die kontrollierte Oxidation des Weines, um dann hoffentlich im Frühjahr bereit für die Abfüllung zu sein.

Im Optimalfall ist er dann der perfekte Begleiter zu Blauschimmelkäsen, wie z.B. den Hard – Roque der Langenburger Schafskäserei oder zu winterlichen Desserts mit Trockenfrüchten.

Ich freue mich jedenfalls auf meinen ersten Wein und bedanke mich bei Harald für die Mithilfe an der Umsetzung.

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Nun aber zum heutigen Thema der Weinrallye, deren Existenz regelmäßigen Lesern der Bildergeschichten durchaus ein Begriff ist. Es dreht sich bei Weinrallye #79, ausgerichtet von Urblogger Thomas Lippert, um das Weintrinken an schönen Orten.

Spontan fällt mir zu diesem Thema unser Münstermaifelder Innenhof ein, wo ich gemeinsam mit meiner Frau und Freunden schon die ein oder andere Flasche Wein geleert habe.

Darum soll es heute aber nicht gehen – die weitaus schöneren Orte haben wir auf unseren Wanderungen entlang der Untermosel erlebt. Sei es auf dem Tatzelwurmweg in Kobern Gondorf,  dem Würzlaysteig zwischen Lehmen und Löf, oder auf dem Hatzenporter Traumpfad.

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Allen Wegen gemein ist, dass Sie Teil des neu geschaffenen Moselsteigs sind und zumeist auf schmalen Pfaden oberhalb der Weinberge entlang führen. Ein Rast dort auf einem der zahlreichen Bänken, eine Flasche Moselriesling und der Ausblick auf eine atemberaubende Kulturlandschaft – es scheint die Welt bleibt für einen kurzen Moment stehen…

Als kleine Einstimmung auf die Rallye gab es eine 1987 Klüsserather Bruderschaft Riesling Spätlese vom Weingut Monika Krisam, wunderbar gereift, mit feiner Phenolnote. Moselriesling für Liebhaber.

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Die Beiträge zur aktuellen Weinrallye findt man unter www.winzerblog.de

Der Stift berichtet: Oechsle, Ernte und Co

2014-08-16 Weinglas

Heute haben wir die erste Woche der Ernte hinter uns und es ist Zeit ein paar Zeilen zu schreiben.

In den Weinbergen sieht es derzeit noch den Wetterumständen entsprechend gut aus – nachdem wir bis vergangenen Donnerstag vorlesen waren, sind wir heute Nachmittag in Burg ebenfalls noch mal vorlesen gegangen – in Anbetracht der durchwachsenen Wetterprognose für diese Woche durchaus ein Wagnis.

Im Vergleich zur Untermosel, wo einige Betriebe mit Rieslingmengen <50 % der normalen Erntemenge liegen und wo vergangene Woche schon Notlesen notwendig waren, haben wir es bisher gut getroffen.

Was mich persönlich irritiert, sind ständige Meldungen anderer Winzerkollegen, dass Sie Wein x mit 90+ oder 100+ Oechsle gelesen haben – anscheinend zählt nicht die Reife der Traube, sondern schlicht ein möglichst hoher Wert, der im ehrlichsten Fall im Keller nach Flotation oder Sedimentation abgelesen wurde und nicht im Trub der Kelter. Aber lassen wir das…

Wir lassen uns nicht beirren und werden auch 2014 ehrliche, fruchtbetonte & trockene Weine produzieren und das bestmögliche aus den Umständen machen.

Ich freue mich – ähnlich wie der kleine Mensch auf dem Glas oben – auf den weiteren Verlauf der Lese.

Der Stift berichtet: Die erste Woche

Ich bin der neue Weinstift, derjenige, der recht spontan als Ersatzmann auf das Steffens-Kess-sche Boot aufgesprungen ist und der jetzt die neue Kategorie „Der Stift berichtet“ füllt.
Sven Zerwas mein Name und mit Mitte dreißig nicht mehr der Jüngste unter den Weinstiften, in Zweitausbildung und die letzten Jahre hauptsächlich im Weinhandel beschäftigt.

Der erste Post sollte sich eigentlich um die Vorbereitungen zur bevorstehenden Weinlese drehen, da ich aber relativ nahe an Kattenes wohne, hat mich der Hangrutsch am vergangenen Wochenende sehr beschäftigt.
Gerade als angehender Winzer frage ich mich, ob es Möglichkeiten gibt, Weinbau zum einen wirtschaftlich, zum anderen aber auch so zu betreiben, dass ich die Risiken eines Hangrutsches zumindest eindämmen könnte….na ja macht Euch selber ein Bild.

Hier ein kurzes Video (Bitte das Bild anklicken, Link öffnet im neuen Fenster):2014-10-20 Video

Meine erste Woche war geprägt von der Vorbereitung auf die kommende Weinlese. Der komplette Kellerboden wurde gereinigt und die Fuderfässer bekamen einen Außen – und Innenputz.

Ich habe Sie alle liebgewonnen die Fässer und Schlauch aufwickeln – das kann ich jetzt auch.

Uns und allen anderen Winzern wünsche ich eine spannende, erfolgreiche Weinlese – auf einen guten 2014er.

Der Stift berichtet: Der Anfang

Ein Stift ist ein Nagel ohne Kopf und ist auch die Bezeichnung für den/die  Azubi/-ne. Dieser Begriff wurde unter vielen Handwerkern (vorwiegend im Holzgewerbe),  für Lehrlinge im ersten Lehrjahr benutzt, weil die Lehrlinge – scheinbar (zumindestens fachlich) am Anfang ihrer Lehre – nicht viel im Kopf hatten..

Und da wir jetzt einen Azubi haben, der doch was im Kopf hat, also eher ein Nagel, soll er als Mitautor in den Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß von seinem Leben als „Stift“ berichten.

Ich freue mich schon jetzt auf die Neue Kategorie „Der Stift berichtet“, die mein Lehrling mit Text und Bildern füllen soll.