Da ich ökologischen Steillagenweinbau betreibe, habe ich bei der Suche
nach einem Inselwein auch ökologische Kriterien walten lassen. Unter
dem Motto „regional einkaufen, ist auch ökologisch kaufen“, haben wir
uns für die nächstgelegenen Inselweine interessiert. Also habe ich
keine Kosten und Mühen gescheut und folgendes ist dabei herausgekommen:
Weil es ein spannendes Thema ist, habe ich mir direkt von allen drei deutschen Weininseln Weine besorgt.
Foto, v.l.n.r.
Von der Insel Reichenau im Bodensee, vom Reichenauer Winzerverein bewirtschaftet:
2005er Kerner Kabinett trocken
2006er Müller-Thurgau Kabinett trocken
2006er Grauburgunder trocken
Die Insel Mariannenaue im Rheingau, die zum Schloß Reinhartshausen gehört:
2006er Weißburgunder trocken
2006er Weißburgunder/Chardonnay trocken
2006er Weißwein trocken
Das Heyles´en Werth im Mittelrhein, im Alleinbesitz vom Weingut Friedrich Bastian:
2005er Riesling trocken
2006er Riesling halbtrocken
Während die Reichenau über einen Damm mit dem Festland verbunden ist
und die Mariannenaue über eine eigene Fähre verfügt, rätsele ich noch
beim Heyles´en Werth: Mit dem Ruderboot oder warten bis der Rhein
Niedrigwasser hat?
Das Verkosterteam:
Foto, v.l.n.r.
Ich, also der Steffens vom Weingut Steffens-Keß
Thomas, Winzer
Dieter, Biertrinker und null Ahnung von Wein
Michael, Hobbyökowinzer
Rosi, Winzerstochter
Felicitas, Winzerin
Marita, die Keß vom Weingut Steffens-Keß
Margit, Hobbyökowinzerin
Elke, Hobbywinzerin
Michael, Oberkellermeister und Hobbywinzer
Das zur Probe mitgebrachte Gastgeschenk wurde natürlich auch probiert, jedoch nicht bewertet.
Da Weingeschmack nicht normbar ist, es also keine Meßlatte gibt, an
der man Qualität objektiv messen kann, haben wir uns für den
ultimativen Weintest entschieden, der zudem noch Vergnügen und Spaß
macht:
„Je leerer die Flasche, desto besser der Wein“
Die Spielregeln:Die Flaschen sind unverdeckt; man wählt ein Weinthema; die
Gäste (ideal sind acht Personen) probieren von jeder Flasche (je nach
Trinkpotential der Anwesenden etwa eine Flasche pro Person) ein kleines
Schlückchen und lassen dann ihrer Vorliebe freien Lauf; Spucken und
Auskippen der Gläser sind streng verboten! Meinungsäußerungen,
gegenseitiges Beeinflussen und egoistisches Wegtrinken des
Lieblingsweins sind ausdrücklich erlaubt. Wenn die erste Flasche leer
ist, misst der Gastgeber mit dem Metermaß die Weinreste in den Flaschen
und dann gilt: JLF (je leerer die Flasche
), umso besser der Wein!
Ausführliche Information zu diesen Weintest der Fachzeitschrift Merum gibt es hier.
Unser Testergebniss, garantiert subjektiv verkostet und mit dem Zollstock ganz genau vermessen:
Als erste Flasche war der 2006er Riesling halbtrocken vom Heyles´en Werth,
Weingut Bastian, geleert. Ein wunderschöner kraftvoller, schmelziger
Riesling. Knapp dahinter folgte der 2006er Weißburgunder/Chardonnay von
der Mariannenaue. Der drittplazierte mit 9,1 cm Restbestand in der
Flasche, auf die Nenung des Weines verzichte ich gerne, war
so interessant, dass eine intesive Diskussion statt fand. Angebrannter
Gummi, untypische Alternungsnote und andere schrägen Aromen waren zu
finden. Auch die anderen Weine machten sehr viel Spaß beim trinken, typisch für Rebsorte und Anbaugebiet und lagen weit über dem qualitativen Durchschnitt.
Der danach verkostete Rotwein aus England überraschte alle Anwesenden. Da
keine Jahrgangsangabe auf dem Etikett war, wurde das Alter geschätzt.
Der Wein kam vor etlichen Jahren als Geschenk von der Insel und dürfte
so ca. 10 Jahre alt sein. In der Verkostung mit 11 % Alkohol der
leichteste, schöne tiefrote Farbe, ideale Tanninstruktue und das Alter
war nicht zu schmecken. Für einen Alltagswein bemerkenswert.
Aber wie so die Moselaner sind, wurde gegen Ende der Probe der legendäre Ruf
„hol mal einen anständigen Wein“ getätigt und der Winzer bewegte sich
in den Keller um einen anständigen Wein zu holen, worunter der Moselaner
natürlich einen Moselriesling versteht.
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