Eine intensive Weinernte liegt hinter uns – arbeitsreich, spannend, herausfordernd. Wochenlang kaum Zeit, hier etwas zu berichten. Daher nun, im Nachhinein, ein paar Eindrücke und Gedanken zur Lese 2025. Weitere Berichte werden folgen.
Ein perfektes Weinjahr kündigte sich an. Der Sommer mit ausgeglichenem Wetter war fast perfekt. In den Weinbergen hingen jede Menge Trauben und diese waren größtenteils gesund. Schon früh zeigte sich, dass die Reife weit fortgeschritten war – so früh, dass wir bereits im September mit der Ernte begonnen haben. Die früheste Rieslinglese in der Geschichte unseres Weinguts.
Etwas selektieren war angedacht und dann in die vollen gehen. Ein großartiger Jahrgang kündigte sich an. Doch es kam anders. In den ersten Tagen, sehr gesunde Trauben mit einer hohen Qualität und richtig guter Ertrag. Aber dann kam der große Regen im September, in dem gesamt 138 Liter Regen gefallen waren (87 Liter mehr wie im langjährigen Durchschnitt), der zu warm war und in der Spitze mit Temperaturen an die 30 Grad). Das war zu viel für den Riesling.
Der Riesling mit seiner im reifen Zustand dünnen und empfindlichen Beerenhaut reagierte entsprechend. Die Trauben saugten Wasser aus dem Boden und platzten auf. Eile war angesagt, damit kein Verderb drohte.
Botrytis machte sich breit. Wir Winzer hassen und lieben sie zugleich. Im Idealfall durchlöchert der Pilz die Beerenhaut, Flüssigkeit verdunstet und der Rest konzentriert sich. Zudem hinterlässt der Pilz seine honigähnlich schmeckenden Stoffwechselprodukte im Saft. Nur so können hochwertigste Weine wie Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen produziert werden. In diesem Fall nennt man das Edelfäule.
Im Bild ein sogenanntes Goldtröpfchen, konzentrierter zäher Traubensaft, der aus der Beere austritt.
Bei lockerbeerigen Trauben kein Problem. Die Beeren werden von Luft umspült und können sauber eintrocknen.
Aber wehe, die Trauben werden kompakter. Dann geht es sehr schnell ins Negative. Es ist keine saubere Eintrocknung mehr möglich. Dicker Pilzrasen und weitere Schadpilze wie z.B. Essigfäule kommen dazu und führen zu Verderb der Trauben.
Ein massiver Einsatz der Ernteschere war nötig! Ganz wichtig sind die beiden langen, schmalen Klingen, mit denen nicht gewünschte faule Beeren oder Traubenteile mit chirurgischer Präzision von den gesunden reifen Rieslingtrauben weggeschnitten werden.
Mit jeden weiteren Tag der Weinernte verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Trauben massiv. Viele Trauben mussten auf den Boden geschnitten werde. Insbesondere dicht gepackte Trauben litten. Ich berichtete hier.
In den letzten Erntetagen waren nur noch die lockerbeerigen Trauben in einem guten Gesundheitszustand.
Trotz der Verluste durch Fäulnis liegt die Erntemenge insgesamt im Durchschnitt. Die Qualität ist sehr gut, und im Keller macht es Freude, den jungen, noch gärenden Wein zu probieren.
Ein Jahrgang, der uns viel abverlangt hat und viel verspricht.

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