weinrallye_140.jpg

„Die meisten Weine der Welt werden jung auf den Markt gebracht, und bald danach auch getrunken. Nicht nur ausgesprochenen Primeur-Weinen, die schon vor dem Ende des Erntejahres abgefüllt werden, sondern auch mittleren und gehobenen Qualitäten wird selten mehr als ein Jahr in der Flasche vergönnt.

Neben der dominierenden Masse der Jungweinliebhaber gibt es aber auch eine kleine Gruppe von Weinfreunden, die gereifte Weine hochhält. Jahre- und jahrzehntealte Spitzengewächse werden zu schier unglaublichen Preisen gehandelt.

Was ist aber mit den Weinen dazwischen? Der soliden Mittelklasse, die zwar nicht für Jahrzehnte gemacht ist, der aber zwei, drei, vier Jahre in der Flasche auch sehr gut tun können?

Wie schmecken solche “Sandwich-Weine” zwischen unbändigem Jugendcharme und der noblen Größe des Alters? Welche Sorten und/oder Weinstile präsentieren sich in dieser Entwicklungsphase besonders schön? Und welche weniger?“

So das Thema der Weinrallye die von meinem Kollegen Bernhard Fiedler aus Österreich ausgerufen wurde.

2011-01-27-brohl.jpg

Im Kühlschrank wie so oft wieder fündig geworden. Ich habe den Eindruck, das der, der jeweils die Weinrallye veranstaltet vorher einen Blick auf meine Weinbestände geworfen hat. Bisher mußte ich mir erst zwei mal Weine für diese Verkostungen extra besorgen.

Goldgelb im Glas, sehr schmelzig mit leichter Botrytisnote, dezente Süße: 2005er Pündericher Marienburg Riesling feinherb. Eine sehr große Spätlese von meine Freund und Kollegen Frank Brohl.  Die Süße nicht überbordend wie man sie sehr oft bei Dessertweine hat, eher perfekt dezent, die Säure für einen Moselriesling etwas weich und eine wunderbare Opulenz. Machte noch sehr viel Spaß beim zweiten Glas. Mit einen Alkoholgehaltvon 13% ein richtig dickes Schiff, bei dem Frank sehr tief gestapelt hat. Die Bezeichnung Auslese würde dem Wein eher gerecht. Perfekt gereift und hat sicherlich noch weiteres Reifepotential welches ich leider nicht mehr erforschen kann, da es sich um eine Einzelflasche handelte.

Schade, daß man Wein nicht streicheln kann, sagte Kurt Tucholsky. Diesen Wein würde ich gerne streicheln.