Thomas Lippert vom Winzerblog hat zu dieser Weinrallye aufgerufen. Zum Thema:“In Gottes Namen“ sollen Weine Verkostet werden, die z.B. folgende Kriterien erfüllen: Messwein, Christkindwein, Nikolauswein oder Dreikönigswein, die Herkunft aus Kirchenbesitz oder ehemaligem Kirchenbesitz. Auch andere Religionen sind gefordert, wie z. B. koscherer Wein.
Eigentlich ein einfaches Thema. Die Mosel ist voll von aktiven Kirchenweingütern, wie z.B. die Weingüter des Priesterseminars, der Hohen Domkirche und des Bischöflichen Konvikts in Trier oder das Weingut Pfarrkirche St. Michael in Bernkastel. Noch einfacher wäre der Weg in den eigenen Keller. Auch wir haben Weinberge von der Kirche gepachtet. Eine kleine Fläche in der Reiler Goldlay von der Reiler Pfarrgemeinde Maria Heimsuchung, eine andere von den Steyler Missionaren.
Aber warum einfach, es gibt auch spannendere Geschichten:
Vor langer Zeit, so um 1000 n. Chr., herrschten im Hunsrück-Nahe Raum die Sponheimer Grafen. Im Verlauf der Geschichte erstreckte sich ihre Herrschaft bis an die Mosel. Die Orte Starkenburg, Enkirch, Traben-Trarbach und Wolf gehörten dazu. Diese Grafschaft wurde unterteilt in die hintere und vordere Grafschaft. In der hinteren Grafschaft herrschte im 14. Jahrh. die legendäre Gräfin Loretta im Felsennest Starkenburg. Sie erdreistete sich sogar, den Erzbischof von Trier, Balduin von Luxemburg, zu kidnappen und gegen ein Lösegeld wieder freizulassen. Man kolportiert jedoch, das der Erzbischof eher freiwillig bei der überaus schönen Gräfin geblieben ist.
Dieses Adelsgeschlecht konvertierte im Laufe der Zeit zum Evangelischem Glauben und Notgedrungen die Untertanen mit. So entstand an der katholischen Mosel eine Diaspora von Evangelen.
Während in katholischen Kirchenkellern Pfaffen, Bischöfe und andere Scheinheilige beerdigt werden, ist das im Moselweinort Trarben-Trarbach/Wolf ganz anders. Da liegen höchstens mal Alkoholleichen rum. Dort steht die einzigste Kirche Deutschlands, die auf einem Weinkeller aus dem 15. Jahrhundert steht. Dazu gibt es dann noch ein Weingut, das ev. Kirchengut Wolf. Bewirtschaftet wird das Weingut von Ulrike und Markus Boor, die sich, ebenso wie ich, dem ökologischen Weinbau verschrieben haben.
Vor einigen Wochen besuchte mich Markus und brachte als Gastgeschenk eine 2007er Wolfer Goldgrube Riesling Spätlese trocken mit.
Frisch geöffnet noch wenig ausdrucksstark, dann aber mit zunehmender Temperatur und Sauerstoffeinfluss seine Reize zeigend. Kein filigraner, schlanker Riesling wie ich sie selbst produziere, sondern ein kraftvoller, runder und weicher Wein. In der Nase dezente Fruchtaromatik und würzige Eindrücke, im Mund eine breite Fülle, fast süß schmeckend, die Säure sehr verhalten mit einem langen Abgang.
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