Es ist alles nicht so einfach. Das kleine Problemchen, über das ich berichtete, ist erwachsen geworden. Bei den warmen Temperaturen wurde es sehr schnell kritisch, sehr schnell. Man kann förmlich zusehen, wie die aufgeplatzten Beeren sich verändern.
Obiger Befall von Sekundärpilzen (Aspergillus, Trichothecium, Penecillinum) ist nicht das Problem. Werden bei der Handlese ausgesondert und weggeworfen.
Auch die schwarz verfärbten Beeren der Schwarzfäule – extrem bitter schmeckend und der Befall nicht vom jetzigen warmen Wetter abhängig – werden aussortiert.
Ernst wird es erst, wenn die aufgeplatzten Beeren von Essigfliegen mit Essigbakterien infiziert werden. Auch noch kein Problem. Wird mittlerweile von der bestens geschulten Erntemannschaft sofort erkannt und auf den Boden geschnitten.
Bislang mussten wir wenig auf den Boden fallen lassen. In den bisher vorgeernteten Weinbergen hängen jetzt nur noch gesunde Trauben. Hoffentlich lange noch!
Aber die Entwicklung in den Weinbergen überholt uns. Rasend schnell!
„Was dann am Samstag doch noch ganz gut aussah, hat sich in den letzten drei Tagen und Nächten doch dramatisch verändert.“ so Dirk Würtz in seinem Blog. „Jetzt passiert nämlich das, was nicht passieren soll – die Trauben reißen auf und fangen sofort an zu faulen.“ und nun haben wir das Problem. Die Trauben fangen nicht nur an zu faulen, sondern viel schneller, rasend schnell sind die Trauben teilweise vermufft/pilzig riechend und weiß der Teufel was und nicht für die Weinbereitung geeignet.
Ich verzichte jetzt auf Bilder.
Nicht in allen Weinbergen sieht es so aus, aber die Situation wird bedenklich. Stellenweise ist eine vernünftige Selektion nicht mehr machbar und die Trauben bleiben vorausichtlich einfach hängen. Das beste mit nach Hause nehmen.
Erinnert mich an die letzte Ernte, bei der wir sehr viel vergammelte Trauben hängen ließen und eine der kleinsten Ernten in unserer Weingutsgeschichte im Keller liegen hatten.
Sie wissen schon, kalte Temperaturen und null Regen mit einem kalten Ostwind wünscht sich der Winzer!
Ach so, bevor ich es vergesse: Der Saft schmeckt sehr gut und aromatisch, ebenso die gärenden Jungweine. Lohn harter Selektionsarbeit.
Dann drücken wir mal ganz doll die Daumen, dass ihr möglichst viele Trauben gesund nach Hause bringen könnt. Als Winzer braucht man offensichtlich starke Nerven …
Beste Grüße aus Berlin – Traudl
Wird schon werden. Wir hatten jetzt zwei Tage fast ausschließlich gesunde Trauben für unseren Sekt geerntet. Leider morgen wieder extreme Selektionsarbeit. Der Grundbehang ist sehr gut und bisher schmerzt es noch nicht wirklich, das wir wegwerfen müssen. War letztes jahr anders. Aber mal schauen wie es weitergeht.
Gruß
Harald