by Harald | 28. April 2016 | Sonstiges, Wetter
Übelste Nachrichten gibt es seit heute Morgen in den sozialen Medien. Aus seltenen Bilder über die ich hier berichtete sind Schreckensbilder und Schreckensnachrichten geworden. Fast in ganz Europa gab es eine sehr kalte Nacht mit Minustemperaturen und Schäden an den Weinreben.
Doch lesen sie selbst, was die Winzerkollegen schreiben und fotografieren:Foto: www.weingutschwarz.ch
„Böses erwachen. Eisiger Frost überzog den Rebberg. Heute Morgen war alles weiss, bis -3 Grad wurde es in der Nacht. Hoffentlich ist den jungen Reben nichts passiert.!“ Andreas Schwarz, nähe Winterthur, Schweiz
Foto: Bernhard Fiedler
„Den Spätfrost vom Dienstag hätten wir ja noch so mitgenommen, aber nach der vergangenen Nacht schaut´s echt bescheiden aus.
Nach einer ersten groben Schätzung muß ich davon ausgehen, dass rund ein Drittel unserer Fläche nahe am Totalschaden ist, ein weiteres Drittel deutliche Schäden aufweist und nur rund ein Drittel halbwegs unversehrt.
Nicht nur die Weingärten in der Ebene zum Neusiedlersee hin sind betroffen, sondern auch einige unserer besten Hanglagen.“ Bernhard Fiedler, Neusiedler See, Österreich
„Die Temperaturen sind in den tiefsten Lagen auf -2 Grad gefallen, durch die (Paraffin-) Kerzen konnten wir die Temperatur auf 0 Grad erheben. Es sieht danach aus wie wir mit einem blauen Auge davon gekommen sind. Sicher sehen wir aber erst am Nachmittag, ob alle Schosse überlebt haben. Aber wir denken positiv und glauben, dass wir Glück gehabt haben.“ Martin Donatsch, Malas, Schweiz
„Die Welt spielt verrückt. Zur aktuellen Lage:
Montag hatten wir etwas Frost, sind aber relativ glimpflich davon gekommen (ca. 20 % der Weingärten sind hinüber). Für heute hat man -3 Grad angesagt. Jetzt hat es geschneit. Wir haben bereits 20 cm Schnee in Kitzeck. Der Schnee könnte ein Schutz vor dem Frost sein, kann aber auch alle Triebe durch sein Gewicht abreissen. Wir können nur zuschauen, warten und hoffen.
Keiner weiß, ob morgen noch was drauf is. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich wünsche uns und allen Winzerkollegen viel Glück.“ Michi Lorenz, Steiermark, Österreich Fotos: www.domaene-mueller.com
Beindruckende Schneebilder in der
Domaine Müller, Steiermark
Spätfroste hat es auch in Südtirol, Italien, in Frankreich im Burgund, Chablis, Loiretal und dem Languedoc mit den entsprechenden Schäden gegeben. Sogar aus den südlich in Italien gelegenen Abruzzen gibt es Schadensmeldungen.
Hier gibt es noch einen Bericht vom Fallstaff Magazin nebst weiteren beeindruckenden Bildern. Lesenswert!
Die nächste Nacht soll nochmals kalt werden. Die Zitterpartie für die Kollegen geht weiter und die Eisheiligen sind auch noch im Anmarsch.
An der Mosel gibt es nur vereinzelt Meldungen, dass einige junge Triebe erfroren sind. Also fast alles im grünen Bereich.
by Harald | 27. April 2016 | Wetter
Die derzeitigen Wetterkapriolen bereiten den Winzern derzeit viele Sorgen. Während in Südtirol und Österreich schon teilweise massive Frostschäden entstanden sind, wie mein Kollege Bernhard Fiedler berichtet, sind wir bisher an der Mosel mit einem blauen Auge davon gekommen.
Ein Bild mit Seltenheitswert schickte mir gestern Eberhard Klein vom Weingut Schalkstein am Neckar. Ausgetriebene Reben mit Schnee bedeckt. Ich habe es in meinem, doch schon etwas längeren Berufsleben, erst einmal gesehen.
Im Gegensatz zu einem Strahlungsfrost oder Kaltluft, die sich in Bodensenken sammelt, in der Regel harmlos für den Weinberg.
by Harald | 24. April 2016 | Rund ums Weingut, Wetter
Das bisher warme Aprilwetter hat die Obstblüte der Bäume im Weingut gefördert und die Reben sind auch rasch ausgetrieben. Leider bringt der April auch sehr launische Wetterkapriolen mit sich. Gestern wurden bei sehr kaltem Regenwetter – ich war komplett durchfroren – die Pheromondispenser zur Heuwurmbekämpfung in einer Gemeinschaftsaktion der Reiler Winzer ausgebracht.
Sie wissen schon, die Männchen des Traubenwicklers werden durch die Sexualhormone verwirrt, finden das Weibchen nicht und ohne Sex kein Nachwuchs. Hier nochmals zum Nachlesen: Schluss mit lustig. Problematischer ist der Temperaturrückgang. Die Tage war das Blechdach vom Maschinenschuppen vereist und es besteht die Gefahr, dass es in der nächsten Woche wieder Minusgrade in den Morgenstunden gibt. Unser Riesling ist an den warmen Steillagen zwar nicht gefährdet, aber unser Rivaner steht in einer gefährdeten Weinlage.
Kollegen in anderen Weinbaugebieten, die nicht den klimatischen Wärmespeicher eines Flusses haben, sehen mit Sorge der kommenden Woche entgegen. Wie in Facebook berichtet wurde, gab es letzte Nacht im Anbaugebiet Franken schon Spätfrostbekämpfung mittels Feuer.
by Harald | 12. April 2020 | Allgemein, Weinberg, Wetter
Ein stabiles Hochdruckgebiet bescherte uns in den letzten Wochen fantastisches Bilderbuchwetter, auch Kaiserwetter genannt.
Zu Beginn des Hochdruckeinflusses noch mit knackigen Minustemperaturen am Morgen, dann immer wärmer werdend mit sommerlichen Temperaturen am Nachmittag.
Der Himmel im strahlenden Blau, ohne Wolken oder Kondensstreifen von Flugzeugen.
Der zu warme Winter und die letzten warmen Tage haben bei den Rieslingreben zum Austrieb geführt. Ganze drei Wochen zu früh! Eigentlich ein Bilderbuchstart in die neue Vegetationsperiode. Aber nur eigentlich! Wir Winzer haben noch große Angst vor Spätfrösten, die den jungen Rebtrieben gefährlich werden können. In unseren Steillagen ist die Gefahr zwar etwas geringer als in flachen Weinbergen, aber einiges Unwohlsein habe ich trotzdem.
Wichtiger als Sonnenschein und Wärme ist zur Zeit der Regen, der bisher ausblieb. Durch den Wassermangel wachsen die Begrünungen in unseren Steillagen sehr langsam.
Die spannendste Zeit des Winzerjahres fängt an: Mit der Natur arbeiten, täglich von dieser abhängig zu sein, allen Wetterkapriolen strotzend und in einigen Monaten, wenn alles klappt, wie ich es mir vorstelle, gesunde, vollreife Rieslingtrauben ernten.
by Harald | 20. August 2016 | Allgemein, Sonstiges, Wetter
Während es bei uns in der Reiler Goldlay gut aussieht, hat andernorts das Wetter es nicht gut mit den Winzern und Landwirten gemeint.
Am vergangenen Montag gab es heftige Hagelunwetter in der Steiermark, Österreich. Bei den ohnehin durch den Spätfrost stark geschädigten Weinbergen, ich berichtete hier und hier darüber, wurde der sehr kleine zu erwartenden Ertrag nochmals stark dezimiert.
„Ende April hat der Frost 90-95 Prozent vernichtet. Zum Glück trieb wieder was nach und wir konnten zumindest mit 30 Prozent rechnen. Der heutige Hagel hat auf 70 Prozent unserer Flächen zugeschlagen. Fazit: Ziemlich beschissen.“ so Michi Lorenz vom Weingut Lorenz.
Einen Videobericht zum Hagelereigniss in Östereich finden Sie hier bei der Kleinen Zeitung:
Einen Tag später traf es die Kollegen in der südfranzösischen Region Languedos-Roussillon extrem heftig. Etliche hundert Hektar Rebflächen wurden von Riesenhagelkörnern vernichtet. Die Straßen mussten mit Radladern vom Eis befreit werden. Einen weiteren Bericht über das Hagelunwetter finden Sie hier.
Das ist sehr bitter für die Kollegen. Da sind unsere wetterbedingten Probleme mit dem falschen Mehltau (Peronospora) im Gegensatz dazu klein. Zumindest kann ich mich dagegen wehren.
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