Der Stand der Dinge

Es ist ein spannendes Weinjahr. Im Vorjahr eine sehr geringe Erntemenge durch Pilzbefall nach Dauerregen. Dieses Jahr extreme Trockenheit. Jedes Jahr anders. Der Klimawandel lässt grüßen.

Bei Rieslingreben, die schon seit der Blüte unter Wassermangel leiden, wird die Quantität unterdurchschnittlich sein. Die Beeren sind klein geblieben, zudem Blattvergilbungen und vorzeitiger Blattfall. Zudem noch die Weinbergsareale wo wir die Fruchtruten und Trauben abschneiden mussten, damit die Reben überlebten. Dort, wo noch länger Wasser zur Verfügung stand, sieht es bedeutend besser aus. Die Trauben sind größer, jedoch fehlte in der entscheidenden Beerenwachstumsphase wieder Wasser. Eine Mengenprognose für die kommende Ernte kann ich jetzt noch nicht abgeben. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die das noch gravierend beeinflussen können, z. B. die Saftausbeute beim pressen, Regenfälle vor der Ernte (???) usw.

Das Gleiche gilt für die Qualität.  Auch hier kann noch keine allgemeine Aussage getroffen werden. Ok, durch den Klimawandel sind schlechte Qualitäten abgeschafft. Daher werden die Einstiegsqualitäten schon sehr gut sein. Wie weit es denn qualitativ in den Spätlese- oder Auslesebereich geht oder die Trockenheit sich auf die Qualität auswirkt, wird sich bei der Weinernte zeigen.

Bis auf die noch grünen Reben überall verbrannte Erde. Die Niederwälder oberhalb der Weinberge sehen verbrannt und braun aus. Viele Bäume sind vertrocknet.

Die Rieslingreben konnten bisher das zum Überleben notwendige Wasser aus tiefen Gesteinsschichten gewinnen. Keine Tage mit Rekordtemperaturen und „kühlere“ Nächte verlangsamten die Verdunstung gegenüber anderen Trockenjahren.

Seltsamerweise gibt es immer noch einige Stellen in den Weinbergen, an denen zwischen Mauer und Weg noch Wasser aus dem Fels läuft. Die Quelle der Mosel in den Vogesen ist mittlerweile versiegt, aber ersatzweise kann man ja in Reil fündig werden…😉😉

So sehen Rebanlagen aus, die eine bessere Wasserversorgung hatten. Guter Traubenbehang und Rebblätter, die sich von der Sonne wegdrehen, um weniger Wasser zu verdunsten.

Die Farbe der Mosel hat sich der Farbe des Rieslings angepasst. Mehr oder minder ein sattes Grün. Durch die Stauhaltung ist die Mosel ein stehendes Gewässer geworden und Blaualgen haben sich massiv vermehrt. Vom Baden in der Mosel ist abzuraten. Ohne Stauhaltung könnte man sicherlich mit hochgekrempelter Hose problemlos die Mosel queren ohne nass zu werden.

Das Ende der Trockenheit…

Das Ende der Trockenheit ist nicht absehbar. Es herrscht eine ausgesprochene Dürre. In der langfristigen Wettervorhersage kommt das Wort Regen oder Niederschlag nicht vor. Die Begrünungen sind fast gänzlich vertrocknet, in den Wäldern oberhalb der Weinberge sind man die ersten vertrockneten Bäume sichtbar. Alleine die Reben stehen größtenteils noch grün da.

Die Weinrebe gilt traditionell als eine Pflanze, die „resistent“ gegenüber Trockenheit ist. Dass sie einen Wassermangel verkraften kann, verdankt sie ihrer ausgeprägten Fähigkeit, den Boden dank eines stark entwickelten Wurzelsystems bis in tiefe Schichten zu nutzen. Außerdem ist ihr Wasserbedarf im Vergleich zu anderen Kulturen relativ bescheiden.

In einigen Weinbergen, die jünger sind und/oder der Fels sehr hoch ansteht, sieht man immer mehr Blattvergilbungen. Wassermangel und intensive Sonnenstrahlung setzen dort den Rieslingreben massiv zu. Wir schneiden an diesen gestressten Reben die Fruchtruten nebst Trauben ab, damit sie entlastet werden. Das schmerzt des Winzers Seele, aber bevor die Pflanzen Schaden nehmen, ist dies das Mittel der Wahl.

Reichlich

Die jungen Beeren sind nach der Rebblüte gut gewachsen. Reichlich Trauben hängen in den Rebstöcken.

Aus jeder Rebknospe kam ein Trieb, da die Knospenschädlinge keine Zeit hatten, diese zu schädigen. Der Blütenansatz war sehr gut und die Blüte ist, bis auf einige Ausnahmen, gut verlaufen. Die Mengenaussichten für den 2022er Jahrgang sind bis jetzt hervorragend.

Die Weinberge sehen zurzeit vital und saftig grün aus. Der Vegetationsvorsprung liegt bei ca. zwei Wochen. Die bisherigen, wenigen Sommerregenfälle kamen an unserer Moselschleife immer im letzten Moment. So langsam dürfte muss es wieder regnen. Das chronische Wasserdefizit kann man an den Triebspitzen sehen. Normalerweise gekrümmt und Wachstum anzeigend, richten sie sich zurzeit auf und hören mit dem Wachsen auf. Der Wassermangel wird immer sichtbarer.

Ich rechne damit, dass nächste Woche die ersten Trockenstresssymptome auftreten. Die Temperaturen sollen ansteigen und damit die Verdunstung. Es ist kein weiterer Regen in Sicht. Durch die UV Strahlung aufgehellte Blätter, diese dann noch durch den Wassermangel von der Sonne weggedreht und verkümmerte Triebspitzen dürften dann zu sehen sein.

Sixpack?

Falsch sitzende Sixpacks? Kampfanzug á la Batman, Superman oder ähnlicher Comic Superhelden?

Weit gefehlt! Zwar auch eine Art „Kampfanzug“, aber für den Winzer und gegen hohe Temperaturen. Kühlbekleidung heißt das Zauberwort. Die tragbare Klimaanlage für Berufe, die bei hohen Außentemperaturen arbeiten müssen. Vor längerer Zeit bin ich über die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft darauf aufmerksam geworden. Da die Arbeitsleistung bei hohen Temperaturen abnimmt, kam uns diese „mobile“ Kühlanlage genau recht, damit die Arbeitsleistung und das persönliche Wohlempfinden gesteigert wird.

Bei der Klimaanlage zum Anziehen sind in den sogenannten Sixpacks spezielle Kunststofffasern eingenäht. Das Shirt wird unter dem Wasserhahn gut durchnässt und anschließend das überschüssige Wasser ausgedrückt. Das Shirt ist innerhalb von Sekunden trocken und einsatzbereit. Nun sind etwas über einem halben Liter Wasser im Gewebe gespeichert. Durch langsames (!) Verdunsten über viele Stunden wird die Haut darunter um bis zu 12 Grad abkühlt.

Durch den körpernahen Schnitt, und die gute Passform auch gut unter dem Hemd oder T-Shirt tragbar. Aber dann gibt es den Batmaneffekt mit breiten Schultern und großen Brustkorb. 😉

Mehr Information gibt es unter https://www.e-cooline.de/technologie/ und Nein, ich wurde nicht vom Hersteller bezahlt oder gesponsort. Also unbezahlte Werbung, weil ich das Produkt sehr gut und innovativ finde.

mehr oder weniger vital

Die Triebspitzen des Rieslings sind größtenteils noch etwas gekrümmt und zeigen an, dass die Reben noch mehr oder weniger vital und langsam am Wachsen sind. Der Wassermangel macht sich bemerkbar. Das bislang kühlere Wetter schonte zwar noch das Bodenwasser, die kommende Hitze wird jedoch kräftig daran zehren.

Wir benötigen richtig viel Regen, damit dieser die Rebwurzeln in der Tiefe erreicht. Vom Regen würden auch die jungen Rieslingträubchen profitieren, die dieses Jahr nach der sehr gut verlaufenen Blüte reichlich in den Weinbergen hängen. Vermehrtes Dickenwachstum wäre die Folge und damit auch höhere Erträge, die nach dem mageren letzten Jahr die Fässer im Keller füllen würden.

Mickrig

Mickrig, wie sich zurzeit die Begrünungen in unseren Weinbergen präsentieren. Schwach wachsend, durch die Trockenheit schon aufgehellt und gelblich werdend.  Seit  Wochen gab es keinerlei Regen. Dazu sehr trockene, teils windige Luft, die dem Boden weiteres Wasser entzieht.

Während die Landwirtschaft stark am Klagen ist, haben ältere Rieslingreben im Untergrund noch genügend Wasser. Nachgepflanzten Reben sieht man den Wassermangel schon an. Nachschub von oben ist baldigst willkommen.

In den vergangenen Tagen gab es die Chance, Regen zu bekommen. Die Unwetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes füllten das E-Mailpostfach. Beim Blick auf das Regenradar jedoch Enttäuschung. Die Regenwolken streiften nur unsere Gemarkung und das bisschen, was an Regen fiel, hatte nur den Staub abgebunden.

Am morgigen Montag haben wir laut den Wetterfröschen noch einmal eine Chance auf Regen. Dann ist wieder Trockenheit bei kühlen Temperaturen gemeldet. Wir hoffen auf reichlich Niederschläge. Am liebsten in Form eines langanhaltenden Landregens.

 

Rebschnitt

Der Rebschnitt ist bei uns weit fortgeschritten. Es gab nur wenige Tage, an denen wir wetterbedingt nicht in den Weinberg gehen konnten. Bedingt durch die Gefahr einer Ansteckung durch Corona und der damit verbundenem Ausfall der Arbeitskraft, haben wir uns mit der Arbeit beeilt. Entsprechende Zeitreserven sind nun vorhanden.

Wir hatten frühzeitig mit dem Rebschnitt angefangen. Zuerst wurden die alten Fruchtruten abgeschnitten und aus dem Drahtrahmen herausgezogen, dann die beiden diesjährigen Fruchtruten angeschnitten. Jetzt das arbeitsintensive Ausheben und Abschneiden der nicht benötigten Rebtriebe.

Sehr auffällig ist das hohe Auftreten von Esca und der Schwarzholzkrankheit, die durch starken Rückschnitt der Rieslingreben bekämpft werden. Die vorangegangenen trockenen Jahre haben die Reben geschwächt, sodass diese Krankheiten ein leichtes Spiel hatten. Der Klimawandel lässt grüßen, beschert uns Mehraufwand und einen kleinen Ertragsausfall bei den betroffenen Rebstöcken.

Weinernte 2021: Mal mehr, mal weniger

Wir sind bei den ersten Vorbereitungen für die Weinernte. Es wird eine späte Weinernte geben. In den letzten Jahren begannen wir Klimawandel bedingt meistens in der ersten Oktoberwoche mit der Ernte. Dieses Jahr war es eher ein kühler Sommer, von den wenigen heißen Tagen im Juni einmal abgesehen. Der Vegetationsrückstand gegenüber den letzten Jahren war groß. Der bisher warme September hat die Reife der Rieslingtrauben beschleunigt und die weiteren Wetterprognosen sind positiv. Kühle Nächte und warme Tage sind sehr förderlich für das Rieslingaroma!

Ich hatte schon im Juni den Erntebeginn auf den 11. Oktober terminiert. Da meine hellseherischen Fähigkeiten doch etwas begrenzt sind, muss ich etwas korrigieren:

Erntebeginn ist am Samstag, dem 16. Oktober um 9,00 Uhr! Sollte jedoch Fäulnis auftreten, stehen eine Woche vorher schon Lesehelfer bereit um mit der selektiven Ernte zu beginnen.

Bedingt durch den Klimawandel werden wir dieses Jahr federn lassen müssen. Kräftig! Die extremen, bisher nie dagewesenen massiven Niederschläge im Sommer, haben Ihre Spuren in den Weinbergen hinterlassen. Teilweise massiver Befall mit Peronospora und Schwarzfäule haben die Trauben dezimiert. Mal mehr, mal weniger. Leider ist das weniger sehr häufig im Weinberg zu sehen. Wir rechnen mit einer weit unterdurchschnittlichen Erntemenge.