Bis dahin hatte ich mich noch nicht handwerklich, also in der Praxis, mit dieser Methode des Sektflasche öffnens beschäftigt.
Der Ansporn kam von Alex, dem Jungwinzer vom Weingut Arns in Reil. Die Gerüchteküche besagte, dass er mit dem Säbel am Üben sei. Mich wurmte es, dass der Jungwinzer weiter als der alte Hase war. Was Alex kann, kann ich auch, dachte ich mir. Bei der nächsten Trinkgelegenheit schnappte ich mir das große Brotmesser – ein Säbel war leider nicht zur Hand – und auf Anhieb schlug ich zwei Rieslingsektflaschen den Hals ab. Hatte prima geklappt.
Letzte Woche kursierte obiges Video in den Jungwinzerkreisen von Reil. Mein Azubi zeigte es mir. Schon wieder war Alex mir um Nasenlänge im Voraus. Sabrieren mit dem Sektglas! Das konnte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen.
Sie wissen schon: Was Alex kann, kann ich auch! Am vergangenen Samstag abend, spät abends nach der Bio-Glühwei(h)n-Nacht die Gelegenheit zum Üben. Das traditionelle Gläschen Sekt mit den letzten Nachtschwärmern. Beim zweiten Versuch war die Rieslingsektflasche geköpft. Noch etwas Übung und dann werde ich auch ein Video drehen.
Danke an alle, die am Samstag zur Bio-Glühwei(h)n-Nacht zu uns ins Weingut kamen. Mit Einbruch der Dunkelheit kamen die ersten Gäste, einige Stunden später war – gefühlt – das halbe Dorf da.
Der Blick in den leeren Glühweintopf sagte mir am nächsten Morgen, dass einiges in dem Spendenschwein sein musste.
Über 1000,- € an Spenden kamen zusammen. Das Geld wird in den nächsten Tagen unter anderem an den exilverein, das Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge, übergeben.
Nochmals tausend Dank an alle, die dabei waren und gespendet haben.
Was macht eigentlich? Eine Frage, die wir uns ab und zu stellen, wenn wir uns über ehemalige Praktikanten und Azubis unterhalten. Zu den meisten haben wir noch mehr oder minder Kontakt. Wir wissen, was sie jetzt machen und welchen Berufsweg sie eingeschlagen haben, z.B. Scheibentöpfer, Silberschmied, Journalist, Landwirt, natürlich Winzer oder anschließendes Weinbaustudium.
Vor ewigen Zeiten hat Ulrike bei uns das freiwillige ökologische Jahr abgeleistet. Nach Lehre, Agrarstudium und eines Zwischenaufenthaltes am Chiemsee, ist mittlerweile ihr lang ersehntes Traumziel erreicht: Ein eigener Bauernhof!
Schwerpunkt der eigenen Produktion liegt im Gemüse- und Kartoffelanbau. Oben im Bild, der etwas „spacig“ aussehende Romanesco.Täglich frisch wird das Gemüse für den eigenen Hofladen geerntet, die Eier der eigenen freilaufenden Hühner werden ebenfalls täglich im Hühnerstall aufgesammelt gesucht. Regional und biologisch produziert nach Bioland-Richtlinien.
Der Hofladen ist Mo., Mi. und Fr. von 9.00 bis 18.00 Uhr geöffnet.
Ich weiß, warum ich meinen Wein so mache, wie er ist. Damit der Azubi das auch versteht und das theoretische Lernen nicht immer das gelbe vom Ei ist, ist Learning by Doing angesagt. So hat er nun sein eigenes Lehrlingsprojekt im Weinkeller stehen.
In Weinflaschen werden verschiedene Varianten an Rieslingmosten vinifiziert. Mangels passenden Gärverschlüssen muß ein einfaches Leinenläppchen reichen, damit die leider vorhandenen Fliegen nicht im gärenden Saft landen.
Als Spielarten sind u. a. dabei: Wir machen gar nix am frisch gekeltertem Saft bis hin zum fast gänzlichem entfernen der Trubstoffe, entschleimen genannt, das ganze noch in verschiedenen Spielarten, bzw. Klärgraden. Dazu noch Varianten als Reingärung – also eine ausschließliche Vergärung mit der echten Weinhefe – und mal gucken welche Mikroben denn sonst noch den Fruchtzucker verwerten können. Auch sind Gäransätze von Trauben dabei, die unser Ernteteam als vergammelt und verdorben auf den Boden geworfen hat.
Nächste Woche werden die Versuchsansätze erstmalig probiert und der Azubi hat hoffentlich ein Lernerfolgserlebnis.
Vornehmlich bei Sektflaschen angewandt, das Sabrieren, mit dem Säbel der Flasche den Kopf abschlagen. Könner schaffen das auch mit dem Standfuß des Weinglases.
Zuerst muss die Folie am Flaschenhals und fakultativ auch die Agraffe entfernt werden, was aber äußerst vorsichtig erfolgen muss. Die Flasche muss nun so gedreht werden, dass die Längsnaht genau nach oben zeigt. Diese nicht immer vorhandene relativ feine Naht muss vorher ertastet werden.
Der Säbel (das Messer) wird mit der Schneide der Klinge nach vorne parallel zur Flasche knapp nach dem Etikett angesetzt.Die Klinge soll mit etwa 20 Grad leicht geneigt sein. Der Säbel wird nun in einer kontrollierten Bewegung mit relativ wenig Schwung am Flaschenkörper entlang in Richtung Korken geführt und gegen den Wulst (keinesfalls Korken) des Flaschenkopfes geschlagen, möglichst an der Stelle, wo die Längsnaht in den Querwulst übergeht. Dieser Wulst stellt eine Art Sollbruchstelle dar. Dadurch löst sich der Korken mit dem Flaschenhalskopf explosionsartig ab.
Als Anleitung bitte dieses Video nehmen.
Wenn Großveranstaltungen mit Sekt zu versorgen sind, ist in diesem Video die Anleitung dazu.
Für die Könner hier das passende Video, um die Flasche mit dem Standfuß des Weinglases zu öffnen.
Den Sekt zum Üben gibt es hier und bitte achten Sie auf entsprechenden Sicherheitsabstände.
Durch die schwächere Wüchsigkeit unserer Rieslingreben im Steilhang und unsere Kulturmaßnahmen, die dagegen helfen, ist der Befall mit Fäulnis und Sonnenbrand noch sehr klein.
Bei wüchsigen Weinbergen auf fruchtbaren Böden in der Ebene sieht die Situation ganz anders aus. Dort wird schon von der Agrarberatung gewarnt, dass evtl. eine Noternte stattfinden muss. Auch wir werden Vorbereitungen für eine schnelle Weinernte treffen, hoffen aber, das diese nicht notwendig sein wird.
Ein Hagelsturm vor einer Woche in Rheinhessen hat dort etliche Rebflächen verwüstet und die Trauben dermaßen geschädigt, dass eine umgehende Noternte notwenig ist, bzw. schon teilweise durchgeführt wurde.
Im Bordeaux, Frankreich, vernichtete ein Hagelsturm ebenfalls große Weinbergsareale.
Ganz anders die Situation im südlicheren Italien. Massive Trockenschäden an den Reben sind schon von Weitem erkennbar. Im Extremfall sind sogar die Reben verdorrt.
Anders die Situation in Südtirol, Norditalien. Mein Kollege Armin Kobler berichtete mir bei einem Gläschen Wein. Wie bei uns an der Mosel übermäßige Niederschläge im Juli und August, die zu einen stärkeren Befall der Blätter mit der Peronospora geführt hatten. Die Trauben, da lockerbeeriger wie unser Riesling, noch sehr gesund, aber vor zwei Wochen leider auch Hagel…
Die diesjährigen Klimaturbulenzen haben es in sich. Europaweite Spätfröste, extreme Trockenheit, gebietsweise hohe Niederschläge ab der zweiten Jahreshälfte und nun diese Hagelunwetter. Erste europaweite Ernteschätzungen gehen von erheblichen Mindererträgen im Weinbau aus.
Das Klima ändert sich und extreme Wetterlagen nehmen zu. Leider gibt es immer noch einige Klimawandel-Skeptiker, die sich trotz der Wetterereignisse – nicht nur in Europa – nicht davon überzeugen lassen, dass der Klimawandel real ist.
Nachtrag 31.08.2017
Zum vertiefen in die Materie der Klimaänderung im Weinbau, empfehle ich folgenden Artikel (in Englisch):
Immer wieder schön: Akzentreiche Licht- und Wolkenzeichnungen am abendlichem Himmel über der Mosel. Leider für uns als Talbewohner mit einem eingeschränkten Horizont (Nein, nicht der geistige!) nicht immer zu sehen, bzw. nur für kurze Zeit oder nur ein kleiner Ausschnitt.Wenn man aber auf den Höhen von Hunsrück und Eifel ist oder schnell mal den Moselberg rauf fährt, dann kann man sich die Zeit nehmen, um das farbenfrohe Abendspektakel bei einem Gläschen Rieslingsekt länger anzuschauen.
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