by Sven Zerwas | 6. Oktober 2014 | Allgemein, Der Stift berichtet, Weinernte 2014
Heute haben wir die erste Woche der Ernte hinter uns und es ist Zeit ein paar Zeilen zu schreiben.
In den Weinbergen sieht es derzeit noch den Wetterumständen entsprechend gut aus – nachdem wir bis vergangenen Donnerstag vorlesen waren, sind wir heute Nachmittag in Burg ebenfalls noch mal vorlesen gegangen – in Anbetracht der durchwachsenen Wetterprognose für diese Woche durchaus ein Wagnis.
Im Vergleich zur Untermosel, wo einige Betriebe mit Rieslingmengen <50 % der normalen Erntemenge liegen und wo vergangene Woche schon Notlesen notwendig waren, haben wir es bisher gut getroffen.
Was mich persönlich irritiert, sind ständige Meldungen anderer Winzerkollegen, dass Sie Wein x mit 90+ oder 100+ Oechsle gelesen haben – anscheinend zählt nicht die Reife der Traube, sondern schlicht ein möglichst hoher Wert, der im ehrlichsten Fall im Keller nach Flotation oder Sedimentation abgelesen wurde und nicht im Trub der Kelter. Aber lassen wir das…
Wir lassen uns nicht beirren und werden auch 2014 ehrliche, fruchtbetonte & trockene Weine produzieren und das bestmögliche aus den Umständen machen.
Ich freue mich – ähnlich wie der kleine Mensch auf dem Glas oben – auf den weiteren Verlauf der Lese.
by Harald | 5. Oktober 2014 | Weinernte 2014
Gestern in der Weinpresse: Die Rieslingtrauben für unseren Sekt. Wir konnten ausschließlich gesunde reife Trauben ernten, ohne viel zu selektieren. Eine schöner als die Andere! Eine schwächer wachsende Rebanlage, die nicht von aufplatzenden Beeren betroffen war.
In den nächsten Tagen wird ausschließlich in den von Fäulnis stärker befallenen Weinbergen selektiert. Ich habe den Eindruck, dass die nicht von der Fäulnis betroffenen gesunden Trauben, bzw. Weinberge, noch sehr stabil sind und noch länger hängen können, um weiter zu reifen.
Die Erntemannschaft ist voll motiviert und hilft auch abends im Weinkeller tatkräftig mit. Morgen gibt es noch Verstärkung, die Temperaturen sind Gottseidank zurückgegangen, Regen ist auch nicht in Sicht und meine Zuversicht auf einen Guten Jahrgang ist ungebrochen.
by Harald | 3. Oktober 2014 | Weinernte 2014, Wetter
Es ist alles nicht so einfach. Das kleine Problemchen, über das ich berichtete, ist erwachsen geworden. Bei den warmen Temperaturen wurde es sehr schnell kritisch, sehr schnell. Man kann förmlich zusehen, wie die aufgeplatzten Beeren sich verändern.
Obiger Befall von Sekundärpilzen (Aspergillus, Trichothecium, Penecillinum) ist nicht das Problem. Werden bei der Handlese ausgesondert und weggeworfen.
Auch die schwarz verfärbten Beeren der Schwarzfäule – extrem bitter schmeckend und der Befall nicht vom jetzigen warmen Wetter abhängig – werden aussortiert.
Ernst wird es erst, wenn die aufgeplatzten Beeren von Essigfliegen mit Essigbakterien infiziert werden. Auch noch kein Problem. Wird mittlerweile von der bestens geschulten Erntemannschaft sofort erkannt und auf den Boden geschnitten.
Bislang mussten wir wenig auf den Boden fallen lassen. In den bisher vorgeernteten Weinbergen hängen jetzt nur noch gesunde Trauben. Hoffentlich lange noch!
Aber die Entwicklung in den Weinbergen überholt uns. Rasend schnell!
„Was dann am Samstag doch noch ganz gut aussah, hat sich in den letzten drei Tagen und Nächten doch dramatisch verändert.“ so Dirk Würtz in seinem Blog. „Jetzt passiert nämlich das, was nicht passieren soll – die Trauben reißen auf und fangen sofort an zu faulen.“ und nun haben wir das Problem. Die Trauben fangen nicht nur an zu faulen, sondern viel schneller, rasend schnell sind die Trauben teilweise vermufft/pilzig riechend und weiß der Teufel was und nicht für die Weinbereitung geeignet.
Ich verzichte jetzt auf Bilder.
Nicht in allen Weinbergen sieht es so aus, aber die Situation wird bedenklich. Stellenweise ist eine vernünftige Selektion nicht mehr machbar und die Trauben bleiben vorausichtlich einfach hängen. Das beste mit nach Hause nehmen.
Erinnert mich an die letzte Ernte, bei der wir sehr viel vergammelte Trauben hängen ließen und eine der kleinsten Ernten in unserer Weingutsgeschichte im Keller liegen hatten.
Die alte Hassliebe: Wenns für den Winzer gut läuft ist es die Edelfäule, wenn es die negativ läuft steht Qaulität und Ertrag auf dem Spiel.
Sie wissen schon, kalte Temperaturen und null Regen mit einem kalten Ostwind wünscht sich der Winzer!
Ach so, bevor ich es vergesse: Der Saft schmeckt sehr gut und aromatisch, ebenso die gärenden Jungweine. Lohn harter Selektionsarbeit.
by Harald | 28. September 2014 | Allgemein, Weinernte 2014, Wetter
So sieht der Idealzustand aus, aber leider nicht überall. Der nasse August ist zu spüren. Der Regen vom vergangenem Wochenende noch mehr. Die Beeren sind bis zum platzen gefüllt. Die Beerenhäute sind sehr dünn geworden und reissen dann auf. Die Fäulnisserreger können nun ungehindert ihr Werk tun. Ich berichtete letztes Jahr schon einmal über die Problematik der Seneszenz und der dadurch entstehenden Problematik der Traubenfäule. Auch dieses Jahr bewahrheitet sich, das von der Fäulniss besonders die stärker wachsenden Reben betroffen sind.
Hoffentlich gibt es nicht noch einmal ein solches Desaster wie im letzten Jahr, als die Ernte vor unseren Augen wegfaulte. Gut, dass wir dieses Jahr eine sehr große Erntemannschaft haben, denn der Selektionsbedarf wird sicherlich sehr hoch sein. Ich rechne mit einer schnellen Ernte und mit einer Katastrophe, wenn weiterer Regen kommt.
Viele Kollegen berichten von der sehr schnellen Weinernte und von sehr aufwändiger Selektionsarbeit bei den frühen Rebsorten. Nicht nur in Deutschland, sondern auch in Südtirol und Österreich war aufgrund der hohen Regenmengen und dadurch bedingten Problemen eine schnelle Ernte nötig.
Jetzt hilft nur der Wettergott, der uns das Winzerwunschwetter bringen soll: Trocken, trocken, trocken, ein kalter Ostwind, kalte Nächte und tagsüber unter 20 Grad. Der Riesling kommt mit diesem Wunschwetter und Wunschtemperaturen gut klar, lagert weitere Aromen in die Trauben ein und die Schadorganismen werden unter Kontrolle gehalten.
Erntebeginn bei Riesling ist übermorgen. Leider mit kleinerer Mannschaft, da der Erntebeginn, schon vorausschauend am 22 Juli geplant, erst am 06. Oktober sein sollte und die große Mannschaft erst dann verfügbar ist. Wer Lust auf Weinernte hat: Am Dienstag, den 30 September ist um 8.30 Uhr Abfahrt im Weingut.
by Sven Zerwas | 23. September 2014 | Allgemein, Alltag, Der Stift berichtet, Weinernte 2014, Weinkeller
Ich bin der neue Weinstift, derjenige, der recht spontan als Ersatzmann auf das Steffens-Kess-sche Boot aufgesprungen ist und der jetzt die neue Kategorie „Der Stift berichtet“ füllt.
Sven Zerwas mein Name und mit Mitte dreißig nicht mehr der Jüngste unter den Weinstiften, in Zweitausbildung und die letzten Jahre hauptsächlich im Weinhandel beschäftigt.
Der erste Post sollte sich eigentlich um die Vorbereitungen zur bevorstehenden Weinlese drehen, da ich aber relativ nahe an Kattenes wohne, hat mich der Hangrutsch am vergangenen Wochenende sehr beschäftigt.
Gerade als angehender Winzer frage ich mich, ob es Möglichkeiten gibt, Weinbau zum einen wirtschaftlich, zum anderen aber auch so zu betreiben, dass ich die Risiken eines Hangrutsches zumindest eindämmen könnte….na ja macht Euch selber ein Bild.
Hier ein kurzes Video (Bitte das Bild anklicken, Link öffnet im neuen Fenster):
Meine erste Woche war geprägt von der Vorbereitung auf die kommende Weinlese. Der komplette Kellerboden wurde gereinigt und die Fuderfässer bekamen einen Außen – und Innenputz.
Ich habe Sie alle liebgewonnen die Fässer und Schlauch aufwickeln – das kann ich jetzt auch.
Uns und allen anderen Winzern wünsche ich eine spannende, erfolgreiche Weinlese – auf einen guten 2014er.
by Harald | 22. September 2014 | Weinernte 2014
Wie jedes Jahr der alljährliche Testlauf in unserem kleinen Rivanerweinberg. Binnen weniger Stunden war der Weinberg mit kleiner Mannschaft abgeerntet. Wie schon im Frühjahr absehbar, als uns der Spätfrost erwischte, eine kleine Ernte. Zu klein! Die Trauben jedoch sehr gesund mit minimalem Selektionsbedarf. Die Mostqualität ist sehr gut. …………………………………………………………………………………….
Die in der vergangenen Woche überprüften Maschinen und Geräte funktionierten tadellos, unser neuer Stift auch. Heute nochmals das Wasserschlauch aufwickeln geübt und dann Einweisung in das Reinigen der Weinpresse. Das ganze in Ruhe, damit der Stift während der Ernte selbstständig – ohne mich dauernd zu fragen oder ich dauernd kontrollieren muss – die notwendige Hygiene im Kelterhaus walten lässt.
Jetzt noch etwas Pause und die Ruhe genießen, dann geht es in zwei Wochen Rieslingtrauben ernten, die immer noch sehr gesund sind.
Vorfreude 🙂
by Harald | 16. September 2014 | Weinernte 2014
Alle Maschinen, die für die kommende Weinernte benötigt werden, sind funktionsbereit, bzw. kurz davor. Die Faßvollpfeife benötigt eine neue Sirene, der Traktoranhänger bekommt noch zwei neue Reifen, da die alten genauso alt sind wie der Anhänger und nach fast 40 Jahren doch etwas morbide aussehen. Der Stift hat heute am ersten Arbeitstag auch gut funktioniert, kleine Sorgen bereitet nur meine Immer-dabei-Kamera.
Seit Jahren hängt sie in der Kameratasche am Gürtel, schlägt beim Arbeiten natürlicherweise immer irgendwo an – des öfteren auch etwas heftiger – und ich dachte schon sie ist unkaputtbar. Aber dann nahm Chefin Marita sie mit in den Wochenendurlaub und da ist es passiert. In der Damenhandtasche! Scheint gefährlich dort drinnen zu sein! Das Display ist im Eimer. Ich hoffe, dass der Kundendienst ein Neues Display bezahlbar einbauen kann, damit während der kommenden Weinernte viele schöne Fotos für die Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß gemacht werden können.
by Harald | 5. September 2014 | Weinernte 2014
So langsam rückt die Weinernte näher und die ersten Vorbereitungen und Planungen müssen getroffen werden. Draussen im Weinberg sieht es trotz der vergangenen Regenwochen sehr gut aus. Die Rieslingtrauben sind noch Top gesund. Bei anderen Rebsorten und anderen Weinbaugebieten sieht es anders aus, wie Berhard Fiedler berichtet.
„Durch den extremen Wetterverlauf der letzten Wochen ist der Vegetationsvorsprung nicht mehr erkennbar und wir liegen in einem relativ „normalen“ Reifefenster. Der aktuelle Oechsle- und Säureverlauf ähnelt momentan dem Jahrgang 2009.“ so unsere Agrarberatung. Das hört sich ja gut an und ich hoffe, das es in den nächsten Wochen das gewünschte Winzerwetter gibt, also trocken und tagsüber warm und für die Aromaausprägung nachts kühl.
In den nächsten Tagen fange ich gemütlich mit der Generalreinigung des Weinkellers und der Kellereimaschinen an. Alles durchsehen, Funktionskontrolle der Maschinen, Lesescheren nachzählen und überprüfen, Verbauchsmaterialien in genügender Menge bevorraten und so weiter und so fort. Die Checkliste habe ich schon im Kopf erstellt.
Die Erntemannschaft ist auch schon komplett, der Erntetermin festgelegt und für die verlustig gegangene Azubine gibt es wahrscheinlich auch Ersatz, aber das wird sich am Montag klären.
Wie jedes Jahr: Man freut sich auf die Früchte der Arbeit der vergangenen Monate. Dieses Jahr freue ich mich besonders – nach zwei quantitativ schwachen Jahren – über die erwartete große Ernte. Noch ist man entspannt und gönnt sich die ruhigeren Arbeitstage und weiß genau, dass die Spannung zunimmt und der Erntestreß bald beginnt.
Neueste Kommentare