Straußwirtschaft

Die Straußwirtschaft, auch als Besenwirtschaft, Buschenschank, Häckerwirtschaft bekannt. Eine Besonderheit in den Weinbaugebieten. Der Winzer darf saisonal seine eigenen Produkte ausschenken und einfache Speisen dazu reichen. Das ganze ohne Gaststätten-Konzession. Ein etwas vereinfachtes Verfahren, um Gäste mit Speis und Trank zu bewirten. Aber nicht ohne Regeln wie z.B. beschränkte Öffnungszeiten, Sitzplatzbeschränkung, Speisenangebot und andere mehr.

Als Kennzeichen dafür, dass geöffnet ist, wurde traditionell ein Strauß oder ein Besen vor die Türe gehängt. Der bekannte Spruch: „Wo`s Sträuß`che hängt, wird ausgeschenkt“, kommt daher nicht von ungefähr.

Verbunden mit einem abendlichen Spaziergang ins Nachbardorf sind wir vor einigen Tagen bei einem befreundeten Winzer eingekehrt und ließen es uns gut gehen. Eine große Vesperplatte dazu einige Gläschen Riesling und der Abend war gerettet. Ein „einfaches“ Abendessen, in anderen deutschsprachigen Regionen auch als Jause oder Brotzeit bekannt. Als kleine Zwischenmahlzeit oder als bauchfüllendes Abendessen. In der Straußwirtschaft immer mit Wein serviert!

 Wer abends nicht ausgiebig in einem Restaurant dinieren möchte, für den ist die Straußwirtschaft eine sehr gute und preiswerte Alternative.

Dickes Lob!

Wir freuen wir uns immer wieder, wenn wir bei Weinverkostungen sehr gut abschneiden und ein dickes Lob bekommen. Sehr großes Lob gab es dieses Jahr wieder beim Eichelmann Weinführer. Auch der VINUM Weinführers zählt uns zu den besten Weingütern.

Gerhard Eichelmann vom gleichnamigen Weinführer fand dieses Jahr sehr schöne Worte für unsere Rieslinge: „Wie fast immer, so wurden auch diesmal ausschließlich trockene Rieslinge vorgestellt. Das Weingut nimmt mit dieser Politik eine Ausnahmestellung an der Mosel ein – und das schon seit vielen Jahren. Der Goldlay-Riesling ohne Prädikat zeigt eine offene, fast süße Frucht, wie sie bei den Weinen dieser Lage und bei diesem Weingut so oft zu beobachten ist: ein straffer, saftiger Einstieg. Beim Goldlay-Kabinett ist die Frucht etwas kräuteriger, der Wein ist saftig und würzig, gefällt ausgezeichnet. Der Wein aus dem Wendelstück ist frisch, mit Kräuter- und Mirabellenanklängen, auch etwas Apfel ist zu spüren, im Mund handelt es sich um einen festen, saftigen Wein mit viel Spiel, während die Goldlay-Spätlese offener ist, etwas reifer wirkt, im Mund zupackend mit Schmelz und enormer Saftigkeit.“

Frühstückswein

Der Morgentrunk, später reduziert auf den Frühschoppen: Ernährungsgewohnheiten, die uns heute befremdlich vorkommen. Im edlen Metropolitan Hotel in New York 1859 als Frühstückswein im Angebot. (Auf das Bild klicken, um die ganze Frühstückskarte zu sehen). Aber auch der einfache Mensch startete durchaus mit Wein in den Tag:

„Zum ersten Frühstück wurde Malzkaffee oder Milch getrunken, bei den Männern häufig Wein… Zum zweiten Frühstück und zu allen übrigen Mahlzeiten, auch zur Jause trank man ebenfalls Wein. Es stand aber auch immer ein Krug mit frischem Brunnenwasser auf dem Tisch….Wenn man durchgefroren oder erkältet war, trank man einen Glühwein oder „russischen“ Tee mit Rum.“
Wendelin Hambuch – Ida Husznai-Hambuch – Franziska Keidl – Alois Strigens, Ungarndeutsche Studien 5.

In Deutschland war der Frühstückswein weniger bekannt. Als Biertrinkerland mit wenig entwickelter Weinkultur waren/sind die Frühstücksgetränke anderer Natur. Dafür gibt es aber heute noch das Hüttenfrühstück. Leider mit Bier… 😉 (gesehen im Café der Völklinger Hütte).

Ich berichtete schon einmal über die geänderten Trinkmuster im Wandel der Zeit. Hier zum Nachlesen.

Zu Lebzeiten…

Zu Lebzeiten bin ich schon im Museum gelandet. So quasi als Ausstellungsstück. 😉

Im Freilichtmuseum Bad Sobernheim durfte ich in der medialen Ausstellung „Lebensmitte Wein“ als Interviewpartner fungieren. Zum Thema Anbau, Vertrieb, Genuss und Faszination am Wein wurde ich mit anderen Menschen, die sich beruflich oder in Ihrer Freizeit mit Wein beschäftigen, befragt.

Im Erdgeschoss von Haus Bruttig bilden diese gefilmten Interviews den Kern des neuen Bereichs. Die Ausstellung lädt die Besucher*innen ein, die vielen Facetten des Themas Wein kennenzulernen.

Da der Weinbau ein wichtiger Wirtschaftszweig in Rheinland-Pfalz ist, liegt hier ein thematischer Schwerpunkt des Freilichtmuseums, für den der museumseigene Weinberg, das WeinKulturGut und weitere Gebäude stehen. Zu diesen Häusern zählt auch das Kelterhaus Bruttig in der Baugruppe Mosel-Eifel, welches im 14. Jahrhundert – vermutlich als Wohnhaus – erbaut wurde.

Ein Besuch des Freilichtmuseums in Bad Sobernheim lohnt sich. In über 40 Häusern wird die Geschichte und das Alltagsleben der Bevölkerung von Rheinland-Pfalz lebendig. Begeben Sie sich auf eine Entdeckungsreise durch rund fünfhundert Jahre Geschichte.

Trinkmuster im Wandel der Zeit

Trinkgewohnheiten im Wandel der Zeit, heilen – berauschen – genießen. Ein kurzweiliges Buch von Rudolf Nickenig der äußerst sachkundig zu diesem Thema schreibt. Kein Wunder, da er aus einer Winzerfamilie stammt und jahrelang  Generalsekretär des deutschen Weinbauverbandes war.

Wein und Jugend … und Frauen … und Schwangerschaft … und Senioren … und Speisen … und Abstinenzler usw. , das Thema dieses Buches. Was wurde früher darüber gesagt und geschrieben und wie ist heute die Meinung dazu? Dies wird nicht nur aufgelistet, sondern in den geschichtlichen Kontext gestellt und wo nötig auch kritisch hinterfragt. Davon bleiben auch die aktuellen Empfehlungen und Regeln nicht verschont. Hierbei weist Rudolf Nickenig immer wieder auf die Empfehlungen zum verantwortungsvollen Weingenuss der europäischen Initiative „Wine in Moderation“ hin.

Wein ist Kult! Das war schon immer so. Heute wie gestern. Es hat sich in den vergangenen Generationen jedoch viel verändert rund um den Weingenuss.

Über Jahrhunderte war unumstritten, dass moderater Weinkonsum gut für die Gesundheit ist. Jedoch wurde moderat anders definiert als in heutigen Zeiten.

Im 19. Jh. wurde er noch für medizinische Anwendungen empfohlen. Ich schrieb schon einmal über Dr. Franz Meurer, prakt. Arzt und königlicher Kreisphysikus in Zell/Mosel. Er sah im Moselwein  „…das reine Allheilmittel für alle Krankheiten…“. Aus heutiger Sicht eher als Wundermittel zu betrachten, wenn man die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Moselweine in dem Buch nachliest.

Sogar Kindern bekamen Wein: „In Württemberg, wo der Most (in diesem Fall vergorener Apfelmost) zu hause ist, sind … die Fälle äußerst zahlreich, wo Kinder in den ersten Lebensjahren in der Saugflasche regelmäßig Most statt Milch bekommen. Es gibt Mütter, die stolz darauf sind, dass ihre Lieblinge schon Most trinken wie ein Alter.“  Diese Betrachtungsweise wurde jedoch schon damals kritisiert (Dr. Hugo Hoppe 1899).

Auch im Kapitel Wein und Frau gibt es erstaunliches zu lesen. Während im Mittelalter Frauen bereits im jugendlichen Alter durch Hofordnungen und dergleichen zu Trinkerinnen geschult wurden – Zitat Heinrich IV. 11Jh.: „ich würde immer glauben, ein Weinfass neben mir (liegen) zu haben.“ –, gab es im Hochmittelalter auch schon andere Meinungen: „Wein sei der größte Feind der Keuschheit und der Schweigsamkeit,…“

Äußerst lesenswert und nachdenklich stimmend sind die vielen Zitate und Belege aus früheren Zeiten. Sie zeigen eindrücklich auf, wie sehr kulturelle, volkstümliche, wirtschaftliche, brancheninterne und staatliche Positionen die Weinkultur beeinflusst haben und bis heute beeinflussen.

Wenn Sie mehr über „Über die Nützlichkeit und Schädlichkeit des Weintrinkens zum Morgentrunk“ (Dr. Josef Adolph Boedeker, 1832) lesen und mehr zum Wandel der Trinkgewohnheiten bis zum heutigen Tag wissen möchten, meine Empfehlung:

Rudolf Nickenig
Wein ist Kult!
heilen – berauschen – genießen
Trinkmuster im Wandel der Zeit

Herausgeber: Deutsche Weinakademie GmbH (DWA), Bodenheim
Verlag Nünnerich-Asmus, Oppenheim am Rhein, 2020, ISBN 978-3-96176-113-5

Das Buch ist für alle geschrieben, die sich für gesellschaftliche, gesundheitliche und ernährungsphysiologische Aspekte des Weinkonsums interessieren.

Danke an die Deutsche Weinakademie, die mir dieses Probeexemplar zur Verfügung gestellt hat.