Vinaera

Bei Rotweinen ist es eine bekannte Notwendigkeit, diese vor Genuss gegebenenfalls zu belüften. Insbesondere junge, noch nicht trinkreife Weine können durch diesen Vorgang an Geschmack gewinnen und mehr Genuss bieten.

Durch den Kontakt mit dem Sauerstoff der Luft verbessert sie die Aromatik und auch das Bouquet profitiert deutlich von dem Vorgang. Gerade bei jungen Weinen sind die Tannine, die in allen roten Rebsorten in unterschiedlichen Größen enthalten sind, noch nicht polymerisiert (vereinfacht gesagt: oxidiert). Der Sauerstoff oxidiert die Tannine, was zu einem weicheren und abgerundeten Trinkgenuss führt.

Für eine große Kontaktfläche zwischen Wein und Sauerstoff sorgt z.B. ein Dekanter. Dabei handelt es sich um Gefäße mit einem sehr großen Bauch. Der Wein verteilt sich also auf einer großen Oberfläche, die direkt mit dem Sauerstoff in Berührung kommt. Wichtig ist, dass man dem Wein Zeit zum Atmen einräumt. Je nach Erzeugnis sollte über eine Stunde im Dekanter eingeplant werden. Alternativ, als einfachste Variante, kann ein großes Weinglas genommen werden. Durch Schwenken des Weines in diesem wird die Sauerstoffaufnahme verbessert.

Der Durchmesser des Weinglases, die Drehgeschwindigkeit und die dann wirkenden Fliehkräfte sind wichtig. Eine mathematische Formel gibt es auch dazu. Dies kann man einer wissenschaftlichen Studie aus der Schweiz entnehmen. Folgend das Video zur Studie nebst mathematischer Formel:

Bevor ich es vergesse, bei unserem Riesling – braucht im Jugendstadium auch etwas Sauerstoff! – rechtsrum schwenken, so ca. drei Meter pro Sekunde, sagt eine andere Quelle. Die verlinke ich jedoch nicht, da diese doch etwas dubios wirkt.

Um schneller die Rotweine oxidieren zu lassen, also die Sauerstoffaufnahme zu beschleunigen, gibt es noch weitere technische Hilfsmittel, z. B. Ausgießer, die beim Einschenken dem Wein zusätzlich Luft zufügen.

Ein besonderes Gagdet ist der Vinaera Pro eine spezielle Zapfapparatur für Wein. Der Vinaera wurde mir von Florian Pejchar, CLC Trading, Moers, zur Verfügung gestellt, mit der bitte ihn auszuprobieren und gegebenenfalls darüber zu berichten. (unbezahlte Werbung!)

Die wertig anmutende Spezialpumpe wird auf die Weinflasche aufgesetzt, mittels teleskopierbarem Saugrohr wird der Wein angesaugt. Vor der Pumpe ist eine regulierbare Venturidüse, die Luftsauerstoff zuführt. Eine Venturidüse ist eine Verengung in einem Rohr. Dort entsteht ein Unterdruck und mittel regulierbaren Ventil kann Luft eingesaugt werden. So meine eigene, einfache Erklärung. Wer es genauer wissen möchte, kann hier nachlesen.

Wir haben dieses Gerät mit etlichen, verschiedenen Rotweinen ausprobiert. Funktioniert sehr gut. Etwas problematisch ist die Einstellung der Luftzufuhr. Etwas zu viel und der Wein wird ziemlich rabiat überoxidiert. Mit etwas Übung kann die Luftzufuhr korrekt eingestellt werden.

Praktisch, dachten wir beim Testen. Man braucht die Flasche nicht in die Hand zu nehmen. Knopf drücken und das Weinglas füllt sich. Ist sicherlich auch beim Weißwein zu gebrauchen. Die Flasche bleibt im Weinkühler stehen und wird nicht vom in die Hand nehmen erwärmt, so der Grundgedanke. Also ausprobiert.

Das Ergebnis war überhaupt nicht gut. Durch den strapaziösen Eingriff aufgrund des Bewegens/Pumpens, verschließt sich der Wein eingeschränkt im Geschmack und seiner Aromafülle. Also nur für Rotwein zu empfehlen.

Beim Ausprobieren wurde es etwas später und die Dunkelheit der Nacht kam. Erst da fiel uns auf, dass im Vinerea ein „Flutlicht“ integriert ist, das in der Dämmerung hilft, das Weinglas sicher zu befüllen! Führte zur allgemeinen Heiterkeit bei den Mittrinkern.🙂

Mehr Information über den Vinaera Pro finden Sie auf der Homepage des Herstellers.

Trinkmuster im Wandel der Zeit

Trinkgewohnheiten im Wandel der Zeit, heilen – berauschen – genießen. Ein kurzweiliges Buch von Rudolf Nickenig der äußerst sachkundig zu diesem Thema schreibt. Kein Wunder, da er aus einer Winzerfamilie stammt und jahrelang  Generalsekretär des deutschen Weinbauverbandes war.

Wein und Jugend … und Frauen … und Schwangerschaft … und Senioren … und Speisen … und Abstinenzler usw. , das Thema dieses Buches. Was wurde früher darüber gesagt und geschrieben und wie ist heute die Meinung dazu? Dies wird nicht nur aufgelistet, sondern in den geschichtlichen Kontext gestellt und wo nötig auch kritisch hinterfragt. Davon bleiben auch die aktuellen Empfehlungen und Regeln nicht verschont. Hierbei weist Rudolf Nickenig immer wieder auf die Empfehlungen zum verantwortungsvollen Weingenuss der europäischen Initiative „Wine in Moderation“ hin.

Wein ist Kult! Das war schon immer so. Heute wie gestern. Es hat sich in den vergangenen Generationen jedoch viel verändert rund um den Weingenuss.

Über Jahrhunderte war unumstritten, dass moderater Weinkonsum gut für die Gesundheit ist. Jedoch wurde moderat anders definiert als in heutigen Zeiten.

Im 19. Jh. wurde er noch für medizinische Anwendungen empfohlen. Ich schrieb schon einmal über Dr. Franz Meurer, prakt. Arzt und königlicher Kreisphysikus in Zell/Mosel. Er sah im Moselwein  „…das reine Allheilmittel für alle Krankheiten…“. Aus heutiger Sicht eher als Wundermittel zu betrachten, wenn man die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Moselweine in dem Buch nachliest.

Sogar Kindern bekamen Wein: „In Württemberg, wo der Most (in diesem Fall vergorener Apfelmost) zu hause ist, sind … die Fälle äußerst zahlreich, wo Kinder in den ersten Lebensjahren in der Saugflasche regelmäßig Most statt Milch bekommen. Es gibt Mütter, die stolz darauf sind, dass ihre Lieblinge schon Most trinken wie ein Alter.“  Diese Betrachtungsweise wurde jedoch schon damals kritisiert (Dr. Hugo Hoppe 1899).

Auch im Kapitel Wein und Frau gibt es erstaunliches zu lesen. Während im Mittelalter Frauen bereits im jugendlichen Alter durch Hofordnungen und dergleichen zu Trinkerinnen geschult wurden – Zitat Heinrich IV. 11Jh.: „ich würde immer glauben, ein Weinfass neben mir (liegen) zu haben.“ –, gab es im Hochmittelalter auch schon andere Meinungen: „Wein sei der größte Feind der Keuschheit und der Schweigsamkeit,…“

Äußerst lesenswert und nachdenklich stimmend sind die vielen Zitate und Belege aus früheren Zeiten. Sie zeigen eindrücklich auf, wie sehr kulturelle, volkstümliche, wirtschaftliche, brancheninterne und staatliche Positionen die Weinkultur beeinflusst haben und bis heute beeinflussen.

Wenn Sie mehr über „Über die Nützlichkeit und Schädlichkeit des Weintrinkens zum Morgentrunk“ (Dr. Josef Adolph Boedeker, 1832) lesen und mehr zum Wandel der Trinkgewohnheiten bis zum heutigen Tag wissen möchten, meine Empfehlung:

Rudolf Nickenig
Wein ist Kult!
heilen – berauschen – genießen
Trinkmuster im Wandel der Zeit

Herausgeber: Deutsche Weinakademie GmbH (DWA), Bodenheim
Verlag Nünnerich-Asmus, Oppenheim am Rhein, 2020, ISBN 978-3-96176-113-5

Das Buch ist für alle geschrieben, die sich für gesellschaftliche, gesundheitliche und ernährungsphysiologische Aspekte des Weinkonsums interessieren.

Danke an die Deutsche Weinakademie, die mir dieses Probeexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Wir sind gerüstet? Und Sie?

Wir sind in der Coronakrise gewappnet. Mundschutz um Mitarbeiter, Kunden und andere Menschen nicht zu gefährden. Dazu das Winzerkäppchen, damit der Winzer beim winzern auch direkt erkennbar ist und nicht für einen Bankräuber gehalten wird.

Bild: Staatskanzlei Rheinland-Pfalz

Dazu haben wir auf Empfehlung der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz stets 18 Flaschen Wein dabei, damit wir immer wissen, ob der Mindestabstand von 1,5 m eingehalten wird. 😉

Damit Sie sich wappnen können:

Den Mundschutz in verschiedenen Farben und Mustern gibt es bei Katjas Schneiderei in Reil.  Die Weinflaschen für die Abstandsmessung im passenden 18er Karton gibt es hier.

Genau so ist es richtig und bitte die leergetrunkenen Weinflaschen durch volle ersetzen, damit der Abstand gewahrt bleibt.

Prost!

Wie werde ich mit einem Weinblog reich, sexy und berühmt?

2016-07-25 Bemusterung

„Wie werde ich mit einem Blog reich, sexy und berühmt?“ So das Thema eines Vortrages auf einem Barcamp zum Thema Wein vor einigen Jahren. Zum Thema sexy fragen Sie bitte meine Frau, reich werden ist sogar mit dem Hauptjob als Winzer schwer, da muss das Geldverdienen mit dem Blog hinten anstehen. Berühmt? Eher berüchtigt!

Mein Bekanntheitsgrat reicht schon seit längerem aus, um Kooperationsanfragen von Marketingagenturen zu bekommen, die jedoch ohne Gegenleistung dieser Agenturen direkt in die Mülltonne wandern. Mittlerweile bekomme ich Warenproben zugeschickt, um diese hier zu besprechen. Das will ich dann auch ausnahmsweise tun.2016-07-25 Gefro

Ein ganzes Paket mit Instantsuppen, Instantfertigsoßen, Instantsalatdressing und anderes aus ihrer Produktserie Balance schickte mir die Firma Gefro zu. Schon seltsam, dass ein Instantprodukthersteller einem Winzer mit Blog diese Probensendung geschickt hat. Nun ja, wir haben natürlich probiert.

Das Ganze beworben mit „ohne Haushaltszucker, mit Isomaltulose, niedrigem glykämischen Index“  usw., soll also sehr gesund sein. So unter dem Motto: Gesund sterben…

Die Tütensuppen waren gut, aber eine selbst gemachte Suppe ziehe ich auf jeden Fall vor.  Das Salatdressing braucht eigentlich keiner, egal wie die Qualität ist. Zum Salat braucht man eigentlich nur sehr guten Essig, sehr gutes Öl, Salz, Pfeffer und eine Handvoll Kräuter aus dem Kräutergarten oder Blumentopf. Da finde ich Instantware komplett überflüssig.

Einzigst die dunkle Soße „Kraft & Saft“ verwende ich des Öfteren. Ist zwar vegan, aber wenn meine selbst gekochte Bratensoße mengenmäßig nicht ausreicht, verlängere ich diese damit. 2016-03-28 Primitivo

Wein habe ich auch zugeschickt bekommen. Natürlich mit der Bitte im Blog zu lobhudeln besprechen. Also die Gelegenheit einer Blindverkostung der Jugendgruppe des Steffens-Keß Verkosterteams genutzt, um diese Weine neutral zu probieren und in der Gruppe zu diskutieren.

Das Rheinische Weinkontor schickte mir diesen Primitivo di Manduria Villa Santera 2014 zu. Dazu gab es ein kleines Rezeptbuch. Von den an diesem Abend probierten Rotweinen, gefiel er mir am besten. Nix mit kleinem Holzfass (Barrique), klare, glasklare Fruchtaromatik, es machte so richtig Spaß den Wein zu trinken, lediglich der Alkoholgehalt mit 14,5% bremste etwas. Hat mir sehr gut gefallen, genau mein Geschmack.

2016-08-01 Scolca

Von einem ganz anderem Kaliber war der italienische 2015 Gavi dei Gavi La Scolca Bianco Secco, den mir der Importeur Weinwolf schickte. Zuerst kam das Prospektmaterial mit Ankündigung der Lieferung zweier Flaschen dieses Weines. Extrem aufwendig gemacht, das Infomaterial. Reichlich Bilder von Profifotografen, entsprechende Texte, das meiste in italienisch. Ca. 200 Seiten Hochglanzpapier, auf denen dieser Wein, bzw. das Weingut mit Lifestylewerbung, Pressetexten, Verkostungsberichten und Weinwettbewerbsergebnissen vorgestellt wurde.

Alleine vom Prospektlesen bekam man Respekt und Hochachtung!

2016-07-29 Blindprobe

In der Verkostung sah es dann aber etwas anders aus. Respekt und Hochachtung vom Prospektlesen verloren sich wieder schnell. Die Rieslingweine meiner Jungwinzerkollegen K. J. Thul vom gleichnamigen Weingut und von Timo Dienhart, Weingut Römerkelter, die als Gastgeschenke in meinem Kühlschrank gelandet waren und ebenfalls verkostet wurden, verwiesen den La Scolca Bianco Secco auf einen hinteren Platz. Sehr gut Vinifiziert, leider ein extrem dezentes Aroma, erfrischend und mit einem moderaten Alkohol versehen, kam er an die Klasse der beiden Rieslingweine nicht heran. Für diese Qualität preislich sehr ambitioniert (ca. 25 €/Fl.), aber das Werbematerial muss auch bezahlt werden.

Falls noch jemand eine Besprechung eines Produktes haben möchte, meine Adresse steht im Impressum. Ich bräuchte noch und hätte gerne:………..