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„…Weinrallye 40 findet hier bei Hausmannskost 2.0 zum Thema Autochthone Rebsorten statt. Der Begriff autochthon kommt aus dem griechischen und meint in etwa auf eigener Erde. Gemeint sind in der Botanik Arten, die dort, wo sie leben, auch in der Evolution entstanden sind. Das heißt, bei Rebsorten wären die autochthon, die dort, wo sie heute verarbeitet werden, auch ihren Ursprung haben. Im Einzelnen ist das sicher schwer nachzuweisen, Aussagen basieren vielfach auf Indizien oder auf Theorien, die nur über eine dünne Faktenbasis verfügen. Eine Theorie sagt beispielsweise, dass der Gutedel nicht aus Baden kommt, sondern Ägypten … oder Palästina … oder Frankreich … oder doch dem Alpenraum?“

so der Aufruf von Thomas Hosbach auf seinem Blog Kost für Männer, Hausmannskost.

Also alte, seltene Rebsorten, die eine prägende regionale Tradition haben. Wäre natürlich der Riesling zu erwähnen, der an der Mosel eine sehr lange Tradition hat. Hatte ich schon öfter bei der Weinrallye und nun muß was anderes her.

Der Elbling ist die Alternative. Er soll die älteste Rebsorte in Deutschland sein und wird fast ausschließlich an der Mosel angebaut. Der Geschichte nach sollen die alten Römer ihn über die Alpen an die Mosel gebracht haben. Bekannt vor allem als Massenträger, der irrsinnig hohe Erträge mit äusserst dürftigem Geschmack liefern kann, wurde er schon vor vielen Jahren von der Obrigkeit bekämpft. Schon der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus erließ am 30. Oktober 1787 ein Edikt, damit minderwertige Rebsorten ausgerottet werden sollten. Auch die heutige Gesetzgebung greift massiv in die Anbaupolitik der Winzer ein. Eine Neuanpflanzung des Elblings ist nur noch an der Obermosel und an der Cochemer Moselschleife erlaubt. Sozusagen zum Wohl des Winzers und Verbrauchers, dachten die verantwortlichen Politiker. Aber während viele Rebsorten in den letzten 40 Jahren kamen und gingen – ich erinnere an Ortega, Optima, Reichensteiner, Kerner u.a. – der Elbling hat trotzdem überlebt. Der Hauptbestand der 570 ha Moselelbling steht an der Obermosel. Gegenüber auf der luxemburgischen Moselseite gibt es weitere 115 ha.

In früheren Jahren war er als Massenträger beliebt. Der Geschmack blieb aber dann auf der Strecke und im Extremfall konnte man sich damit höchstens die Zähne putzen.  Die früheren, riesigen Erntemengen, – über 30000 Liter/ha waren keine Seltenheit – gehören der Vergangenheit an. Gesetzliche Höchsterntemengen und qualitatives Denken der Winzer haben die Qualität massiv verbessert.

Ich vergleiche ihn immer mit unserem Riesling. Die Grundstruktur ist ähnlich:Ein frischer, lebendiger, spritziger Wein. Der große Bruder, der Riesling, hat jedoch einiges mehr an Duft, Körper und Aroma. Aber nicht so schlimm, wir brauchen auch Tischweine für jeden Tag, Weine, die unkompliziert sind, die man einfach so wegtrinken kann, ohne nachzudenken. Ideal an einem warmen Sommertag als Terassenwein.

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Jetzt könnte ich natürlich Werbung für den eigenen Elbling machen, geht aber nicht. Unser Elbling ist wie in jedem Jahr schon seit etlichen Wochen ausgetrunken. Die beiden versiegelten Weinflaschen von der amtlichen Qualitätsweinprüfung sind der klägliche Rest, bzw. nur noch eine, da die andere anläßlich dieses Beitrages geöffnet wurde. Der Flasche wurde geleert, ganz einfach, schnell und unkomplziert. Fast perfekt, wenn ich das dazu passende warme Terassenwetter gehabt hätte. Jetzt könnte ich ein Problem haben. Durfte ich diese versiegelte Flasche schon öffnen und trinken oder habe ich einen Siegelbruch begangen der strafbar ist?