Weinernte 2025: Auf der Zielgeraden

Alles war vorbereitet und minutiös geplant. Leider hat das Wetter nicht so richtig mitgespielt. Der Regen der letzten Tage und die für die Jahreszeit extrem hohen Temperaturen haben einigen Rieslingtrauben etwas zugesetzt. Bei sehr kompakten Trauben, ich berichtete hier, hat sich negative Fäulnis gebildet. 

Noch sehe ich das nicht als Problem. Es soll kühler werden, was die Verbreitung der Fäulnis verlangsamt. Wir haben den Erntebeginn um eine Woche vorgezogen und starten morgen mit der Rieslingernte. Mit kleiner Erntemannschaft werden wir vorab die befallenen Trauben selektiv ernten. Die guten in die Erntekiste, die schlechten auf den Boden. In einer Woche starten wir dann mit der großen Erntemannschaft in die Haupternte.

Das ist der früheste Erntetermin in meiner bisherigen Winzerlaufbahn. Der Klimawandel lässt grüßen.

Während der Traubeninhalt vor einigen Tagen noch sehr fest war und die Kerne grün, verflüssigt sich das Mark nun langsam durch traubeneigene Enzyme. Die Kerne sind braun verfärbt. Das ist ein Zeichen für die sogenannte „physiologische Reife“ oder Geschmacksreife. Die Folge sind mehr Aroma und eine höhere Pressausbeute beim Keltern. Wir sind qualitativ auf der Zielgeraden. Zu diesem Thema können Sie bei meinen Kollegen Bernhard Fiedler mehr nachlesen.

Weinernte 2025: Vorfreude

Auch wenn man den Tag nicht vor dem Abend loben sollte, blicken wir mit großer Vorfreude auf die bevorstehende Weinlese. In den Weinbergen präsentieren sich gesunde, vielversprechende Rieslingtrauben.

Bei einigen Reben finden sich sehr kompakte Trauben, bei denen eine erhöhte Gefahr besteht, dass sich einzelne Beeren gegenseitig zerdrücken und dadurch Fäulnis begünstigt wird.Sehr viele Trauben, die weniger dicht gepackt sind.

Etliche Trauben, die je nach Blütetag bei kühlem Wetter schlecht verblüht und sehr lockerbeerig sind. Man beachte die kleinen jungfernfrüchtigen Beeren, die mittels mangelhafter Bestäubung klein geblieben sind. Kleine Beeren mit viel Aroma und wenig von Fäule bedroht. Das ist das Potenzial für die besten Weine!

Die Witterungsverhältnisse im bisherigen Vegetationsverlauf waren nahezu ideal. Einzig ein angekündigtes Unwettergebiet in den kommenden Tagen bereitet noch gewisse Sorgen. Die Prognosen schwanken derzeit zwischen leichtem Landregen und potenziell schweren Unwettern.

Erntebeginn ist am 29. September, morgens um acht! Wahrscheinlich etliche Tage Vorselektion, damit die verbleibenden Trauben weiter reifen können. Danach die Haupternte, und mit etwas Wetterglück dürfen wir uns zum Abschluss auf eine besonders hochwertige Selektion freuen.

Prognose: Es sieht nach einem Traumjahrgang aus. Qualitativ ist alles drin, quantitativ wirds richtig gut. 🙂

 

 

letzte Pflegearbeiten

Bevor die Weinlese beginnt, stehen im Weinberg noch einige wichtige Pflegearbeiten an. Dazu gehört insbesondere das jährliche Abmähen der Böschungen oberhalb der Weinbergsmauern mit dem Freischneider – eine der letzten Maßnahmen vor der Ernte. In Weinbergen mit üppiger Begrünung wird zusätzlich gemäht, damit die Erntehelferinnen und -helfer nicht durch hohe, taunasse Begrünungen laufen müssen.

Ein weiteres Augenmerk gilt der Reinigung der Wirtschaftswege, sofern in den nächsten Tagen noch ausreichend Regen fällt. Denn nur bei feuchtem Boden lassen sich Pflanzen leichter mitsamt der Wurzeln aus den Fugen entfernen. Besonders am Mauerfuß ist die Wasserführung von Bewuchs und Geröll zu befreien, um langfristige Schäden an Mauern und Wegen zu verhindern. Für die Grobarbeiten kommt ein kräftiges Planierschild an der Raupe zum Einsatz – für die Feinarbeit stehen Besen und Schippe bereit.

Die Weinernte rückt näher und die ersten Ernteplanungen sind gemacht. Um den Monatswechsel September/Oktober beginnen wir mit der Ernte. Unsere Erntehelferinnen und -helfer stehen bereit. Die langfristige Wettervorhersage sieht gut aus und verspricht kühle Nächte – gut für die Aromaausbildung der Rieslingtrauben – und warme Tage.

Die Reifemessungen der Agrarberatung sind vielversprechend. Bei Zuckereinlagerung und Säureabnahme ist der 25er überdurchschnittlich. Die Prognose: Qualitativ ist alles drin, quantitativ sieht es ebenfalls sehr gut aus. Dazu später mehr…

Lino der 1te

Ganz im Sinne der Gleichberechtigung fällt so langsam die traditionsreiche Frauendomäne Weinkönigin. Erstmalig haben wir nun auch hier in Reil eine männliche Weinhoheit. Am vergangenen Wochenende, während des örtlichen Weinfestes, wurde Lino I. feierlich inthronisiert. Das Zepter? Kein langweiliges Holzstäbchen, sondern ein Rieslingglas von beeindruckender Größe.

Ein Jahr lang wird Lino nun als Weinbotschafter den Reiler Riesling in nah und fern repräsentieren.

Bereits am Freitag startete das Fest mit einer Weinmesse in Form einer Tischpräsentation. Gäste und Weinfreunde aus den Nachbardörfern waren eingeladen, die Vielfalt der in Reil produzierten Weine zu verkosten. Gegen einen kleinen Obolus konnte man sich einen genussvollen Überblick über Qualität und Charakter der lokalen Tropfen verschaffen.

Als Highlight am Samstag stimmungsvolle Livemusik zum Tanzen und die Illumination der Reiler Goldlay auf der anderen Moselseite. Die wechselnden Farben und die bewegten Lichtspiele hatten etwas Spannendes – spannender als jedes noch so aufwändige Feuerwerk.

Das ganze Wochenende gemütliches Beisammensein beim Moselriesling, ein Getränk für lange Nächte und ein Debattier-Tropfen, der Esprit und Phantasie beflügelt, statt sie zu lähmen. Dazu gab es noch ein reichhaltiges Rahmenprogramm für Jung und Alt.

Bitte vormerken! Jedes Jahr am zweiten Wochenende im August.

Winzerwunschwetter

Der Wunsch nach Regen kam vor nicht einmal zehn Tagen auf. Man merkte den Rieslingreben an, dass das Wasser im Boden knapp wurde. Das Wachstum hatte sich stellenweise stark verringert und die Triebspitzen begannen sich aufzurichten – ein erstes Anzeichen von Wasserknappheit. An wenigen Stellen, wo nur wenig Boden den felsigen Untergrund bedeckt oder bei jungen, nachgepflanzten Reben, die noch nicht so tief wurzeln, sah man schon eindeutige Trockenstresssymptome: aufgerichtete Triebspitzen und Blätter, die sich schützend von der Sonne wegdrehten.

Unsere Wünsche wurden auch prompt erfüllt. Seit dem sind 44 Liter Regen je qm gefallen. Schon fast eine Luxusversorgung für die Reben. Nicht als Landregen, meistens kräftige Schauer mit heftigem Wind. Zeitweise war die gegenüberliegende Moselseite nur schemenhaft zu erkennen.

Wettertechnisch zeigt sich die aktuelle Vegetationsperiode bislang von seiner unkomplizierten Seite. Die bisherigen Trockenphasen wurden stets rechtzeitig durch Regen unterbrochen, und die Temperaturen bewegten sich – abgesehen von einigen sehr heißen Tagen zum Monatswechsel – im angenehmen Bereich.

Für die Reben ideale Bedingungen, um sich gesund und ausgeglichen zu entwickeln. Da schlägt das Winzerherz ein wenig höher.