Weinernte 2024: Nix mit Wein vom glücklichen Winzer

Im Nachhinein betrachtet, wäre der Weinkeller übergelaufen, wenn wir nur solche Trauben geerntet hätten. Das Potenzial war da, aber die Natur hat uns schon frühzeitig einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Klimaänderung und die dadurch wärmeren Frühjahrsmonate führten zu einem sehr frühen Austrieb der Reben. Ein Spätfrost Mitte April führte zu massiven Schäden an den bereits vorzeitig gewachsenen Reben.

Schon damals schrieb ich hier im Blog: „Nach vorsichtigen Schätzungen meinerseits – ich bin nicht wirklich gut im Schätzen, einer meiner Mankos – gehe ich davon aus, dass durch den Spätfrost ca. ein Drittel der Rebfläche komplett geschädigt wurde, etliche Weinberge so Daumen mal Pi 30 bis 60 % Schaden haben,…“

Das hat sich leider bewahrheitet. Nur ein einziger Weinberg war nicht vom Frost betroffen.

Kühles und regnerisches Wetter hat die Entwicklung der Reben bis nach der Blüte stark verzögert. In den leicht frostgeschädigten Weinbergen verlief die Rebblüte enttäuschend.  Extrem lockerbeerige und kleine Trauben waren die Folge,

Dauerregen sorgte in dieser Vegetationsperiode immer wieder für Probleme. Die Befahrbarkeit unserer Steillagen war nicht immer gegeben und es kam zu leichtem Pilzbefall (Peronospora und Schwarzfäule).Unsere Erntehelfer waren eher als Suchmannschaft in den Weinbergen unterwegs. Die Flächenleistung unserer händischen Ernte war teilweise höher als mit dem Traubenvollernter. Morgens beim Ernten noch etwas kühl und diesig,mittags beim Essen wieder T-Shirt Wetter. Wie jedes Jahr waren unsere Helfer hoch motiviert und es machte Spaß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.
Der Wettergott war uns zumindest während der Weinernte günstig gesonnen. Es gab nur einen Tag mit Regenpause. Aber nach diesem direkt ein Hochwässerchen. Erste Hochwasserprognosen führte bei mir zu Unbehagen – der Weinkeller wäre abgesoffen – aber der Höchststand blieb doch etwas niedriger.
Da die Beerenhäute in diesem Jahr etwas dicker waren, gab es kaum Traubenfäule. Es kamen nur gesunde Rieslingtrauben in den Keller. Die Qualitäten sind gut. Leider fehlt es etwas in der Spitze. Die Jungweine sind noch in der Gärung und schmecken schon sehr gut.

Eine der kleinsten Ernten in meiner langen Winzerzeit liegt jetzt im Keller. Weit weniger als eine halbe Ernte. Nix mit Wein vom glücklichen Winzer…

Endlich ist es geschafft!

Endlich ist es geschafft! Es war eine anstrengende Vegetationsperiode. Arbeit ohne Ende im Weinberg. Die hohen Niederschlagsmengen haben die Reben und die Begrünung intensiv wachsen lassen. Viele Arbeitstage mehr im Vergleich zu anderen Jahren mit weniger Regen. Dazu immer wieder Arbeitsunterbrechungen durch die Nässe.

Ein sehr anstrengendes Jahr.

Als letzte Arbeit im Weinberg wurden letzte Woche, nachdem die meisten Begrünungspflanzen verblüht waren, die Böschungen oberhalb der Weinbergsmauern mit dem Freischneider gemäht.

2015-08-07 Laubschnitt

Zum ersten Mal in unserer Weingutsgeschichte mussten wir auch dreimal das Laub der Rieslingreben mit dem Laubschneider zurückschneiden.

Inzwischen werden die Trauben weich und beginnen zu reifen. Die Weinernte rückt näher und die ersten Ernteplanungen sind gemacht. Aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren haben wir dieses Jahr den Erntebeginn flexibel geplant, um auf die Widrigkeiten der Natur zeitnah reagieren zu können. Um den Monatswechsel September/Oktober beginnen wir mit der Ernte. Unsere Erntehelferinnen und -helfer sind entsprechend flexibel.

Die Wetterbedingungen sind jetzt endlich optimal! Wasser haben wir genug im Boden! Die langfristige Wettervorhersage verspricht kühle Nächte – gut für die Aromaausbildung der Rieslingtrauben – und warme Tage voraus. Regen ist Gott sei Dank nicht mehr angesagt. Die vergangenen Monate haben uns gereicht…

Die Prognose: Qualitativ ist alles drin, quantitativ sieht es nach den diesjährigen Wetterkapriolen wie Frost, Hagel, Dauerregen usw. bescheiden aus. Dazu später mehr….

Die Reifemessungen der Agrarberatung liegen derzeit etwa auf dem Niveau von 2020 und 2021. Schlechte Jahrgänge gibt es seit einigen Jahrzehnten nicht mehr. Seit 1988 spüren wir den Klimawandel im Weinbau immer deutlicher.

Dauerregen, alle ein bis zwei Tage aufs Neue

Dauerregen, alle ein bis zwei Tage aufs Neue. Das Weinjahr 2024 ist so nass wie noch nie. Ein Tag Regen und wegen der hohen Luftfeuchtigkeit kann der Boden nicht abtrocknen. Die Befahrbarkeit mit dem Raupenschlepper ist nicht immer gegeben und es entstehen hässliche Rutschspuren in der Weinbergsbegrünung. Bis jetzt hatte ich noch Glück gehabt und es ist, bis auf ein paar Schrammen, nichts passiert.

Um das Risiko beim Fahren im Steilhang zu verringern, habe ich in den letzten Tagen an der hydraulischen Lenkung „gebastelt“, die naturgemäß etwas träge reagiert. Jetzt ist sie etwas aggressiver und reagiert viel schneller auf Lenkbefehle, was die Sicherheit erhöht. Heute sind noch neue Ketten gekommen, die morgen aufgezogen werden. Das ist ein bisschen wie mit Winterreifen. Wenn sie neu sind, haben sie Grip, der mit der Zeit immer weniger wird, weil das Profil nachlässt.

Mir wäre eine längere Trockenphase lieber….

Traumträubchen

Endlich sommerliche Temperaturen und man kann den Trauben beim Wachsen zusehen. Durch die reichliche Bodenfeuchtigkeit dürften die Beeren überaus groß werden. In einigen Weinbergen sind es Traumträubchen, in den vom Frost geschädigten eher Alptraumträubchen…🙁

Der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht sehr gut aus. Endlich kein weiterer Regen gemeldet! Ich hoffe, dass es eine trockene, stabile Wetterlage ist.

Nach der Dauerfeuchte der letzten Wochen finden wir erwartungsgemäß vermehrt leichten Blattbefall mit dem Peronosporapilz. Schäden an den Trauben konnte ich nur selten feststellen. Mit zunehmender Beerengröße steigt die Unempfindlichkeit gegenüber diesem Schadpilz. Eine Infektion ist zurzeit nur noch über die Beerenstiele möglich. Die kritische Phase mit der Gefahr von Pilzinfektionen dürfte vorüber sein.

Endlich dürften die Böden auch dauerhaft abtrocknen, sodass sich die Befahrbarkeit mit dem Kettenschlepper verbessert. Ich bin so langsam genervt vom schlittern und rutschen beim Fahren. Manche Rebzeilen gleichen eher einem Panzerübungsplatz als einem gepflegten Weinberg.

Ein krasser Unterschied zu den Vorjahren, als wir von Trockenheit geplagt waren.

Was bleibt ist die Erkenntnis in Zeiten der Klimaänderung, dass, wenn wir eine Wetterlage haben, diese über einen längeren Zeitraum stabil ist. Zudem nehmen Extremwetterereignisse wie Starkregen oder extreme Hitze zu.

Endlosschleife

Die Rebblüte befindet sich dieses Jahr in einer Endlosschleife. Die kühle Witterung hat die Rebblüte in den letzten Wochen stark verzögert. Einige, wenige Nachzügler findet man noch. Der Riesling ist nun verblüht und die jungen Reben wachsen bei den nun hochsommerlichen Temperaturen enorm schnell.
Anders sieht es bei den Frostgeschädigten Weinbergen aus.  Die Hauptknospe war erfroren und die Nebenaugen haben mit Verzögerung mit dem Wachstum begonnen. Wenige und kleine Blütenansätze sind dort zu finden. Von Blüte noch keine Spur. Das wird noch einige Tage dauern. Das wird bei der Weinernte ein „Heidenspaß“ bei der Selektion. Reife Trauben von nicht frostgeschädigten Rebtrieben neben unreifen Trauben aus den später ausgetriebenen zu erkennen und getrennt nach Reifegrad zu sehr unterschiedlichen, weit auseinanderliegenden Terminen zu ernten.Bei den durch Frost teilweise geschädigten Rebtrieben sahen die Blütenstände normal aus. Jedoch waren diese so weit kältegeschädigt, dass bei der Blüte fast keine Beeren bestäubt wurden. Die unbefruchteten Beeren rieseln nur so auf den Boden. Daher spricht der Winzer auch vom Verrieseln, also die ungenügende Bestäubung der Rebblüten.

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder, so sicher wie das Amen in der Kirche: Der Riesling ist am Blühen. Auf dem Bild sieht man die Details. Sobald das Blütenkäppchen abgeworfen ist, erscheint der Fruchtknoten mit Narbe und die Staubgefäße. Und dann ist es auch schon passiert und die Bestäubung ist erfolgt. Wir sind dem langjährigen Mittel um etliche Tage voraus. Bis zum Ende der Blüte wird es noch einige Tage dauern. Die kühlen Temperaturen verzögern die Blüte.

Entspannt laufen die Arbeiten im Weinberg. Wir kommen beim Einschlaufen der Rieslingreben in den Drahtrahmen gut mit der Arbeit voran. Ein positiver Nebeneffekt des verlangsamten Wachstums und der kühlen Temperaturen, die unsere Arbeitsgeschwindigkeit auf einem hohen Level hält. Kein Vergleich zu den Vorjahren mit schnellem Rebwachstum, als bei hohen Temperaturen und schwüler Witterung noch Helfer benötigt wurden. Auch die Kühlbekleidung – „Kampfanzug“ –  des Winzers hängt in diesem Jahr noch unbenutzt im Schrank.

Inzwischen sind nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen die Böden gut abgetrocknet und unsere Steillagen können wieder gut mit dem Raupenschlepper befahren werden. Auch Pilzkrankheiten, die wir aufgrund der feuchten Witterung befürchtet hatten, sind ausgeblieben.

Regenzeit

Es ist anstrengend, das mit dem Klimawandel. Höhere Durchschnittstemperaturen, das Frostereigniss nach dem Austrieb der Reben und die sehr hohen Niederschlagsmengen machen uns dieses Jahr zu schaffen. An unserer Wetterstation sind in diesem Jahr bisher 56,3 % mehr Regen gefallen als im langjährigen Mittel. Wir hatten auch schon ein Sommerhochwasser im Weinkeller. Vom Hagelunwetter Anfang Mai ganz zu schweigen.

Mit jeder Wolke am Himmel – so schön sie auch ist  – bangen wir, dass es wieder nass wird.

Bei jedem Regen steigt die Gefahr von Pilzkrankheiten. In Winzerkreisen kursieren erste Meldungen über Pilzbefall der Reben. Es könnte ungemütlich werden.

Wassergesättigte Böden machen uns im Weinberg große Probleme. Die Begrünung ist extrem hoch gewachsen und der Kettenschlepper kaum noch zu sehen. Die Befahrbarkeit ist grenzwertig. Rutschen und Schlittern geht bergab immer, aber hoch…

Ich bin schon mehrmals abgerutscht und das Mähgerät hat sich verbogen. Bislang ist bis auf einen Notabstieg von der Raupe alles gut gegangen. Der Mulcher wurde wieder gerade gebogen, die Macke am Bein mit einem Pflaster versorgt.

Einige Weinberge müssen noch gemäht werden. Ich hoffe, dass der Boden nächste Woche so weit abgetrocknet ist, dass ich die letzten Mäharbeiten gefahrlos durchführen kann. Es eilt, denn wir müssen mit den Laubarbeiten beginnen.

Besuch im Weinkeller: Hochwasser

Foto: Anonym

Nach den massiven Unwettern im Saarland vor zwei Tagen ist der dort gefallene Regen auch bei uns angekommen. Am Freitag noch die Hoffnung, dass der Keller verschont würde. Am späten Nachmittag wurde es Gewissheit: Besuch von der Mosel im Weinkeller!

Wir starteten bei unseren Nachbarn vom niederländischen Motorrad Gasthaus De Waard, dem wir unseren trockenen Unterstellmöglichkeiten anboten. Nun sind wir Besitzer eines Bierlagers. Die Kellerbar musste wegen Hochwassers geräumt werden. Sogar die Bestuhlung haben wir jetzt im Lager. Jemand Durst?😉

Der eigene Weinkeller folgte. Mittlerweile ist der Höchststand erreicht und die Mosel fällt wieder. Morgen dürfte das Wasser wieder unseren Weinkeller verlassen haben. Wieder ein Ereignis der Klimaänderung. Extreme Wetterereignisse, die zunehmen und immer bedrohlicher werden.

Im ersten Teil des Videos der Anstieg der Mosel an der Moselstraße, ca. 20 cm Wasser im Weinkeller. Im zweiten Teil vom Boot im Keller aufgenommen.

Berichte über vergangene Hochwässer finden Sie hier.