Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder, so sicher wie das Amen in der Kirche: Der Riesling ist am Blühen. Auf dem Bild sieht man die Details. Sobald das Blütenkäppchen abgeworfen ist, erscheint der Fruchtknoten mit Narbe und die Staubgefäße. Und dann ist es auch schon passiert und die Bestäubung ist erfolgt. Wir sind dem langjährigen Mittel um etliche Tage voraus. Bis zum Ende der Blüte wird es noch einige Tage dauern. Die kühlen Temperaturen verzögern die Blüte.

Entspannt laufen die Arbeiten im Weinberg. Wir kommen beim Einschlaufen der Rieslingreben in den Drahtrahmen gut mit der Arbeit voran. Ein positiver Nebeneffekt des verlangsamten Wachstums und der kühlen Temperaturen, die unsere Arbeitsgeschwindigkeit auf einem hohen Level hält. Kein Vergleich zu den Vorjahren mit schnellem Rebwachstum, als bei hohen Temperaturen und schwüler Witterung noch Helfer benötigt wurden. Auch die Kühlbekleidung – „Kampfanzug“ –  des Winzers hängt in diesem Jahr noch unbenutzt im Schrank.

Inzwischen sind nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen die Böden gut abgetrocknet und unsere Steillagen können wieder gut mit dem Raupenschlepper befahren werden. Auch Pilzkrankheiten, die wir aufgrund der feuchten Witterung befürchtet hatten, sind ausgeblieben.

Regenzeit

Es ist anstrengend, das mit dem Klimawandel. Höhere Durchschnittstemperaturen, das Frostereigniss nach dem Austrieb der Reben und die sehr hohen Niederschlagsmengen machen uns dieses Jahr zu schaffen. An unserer Wetterstation sind in diesem Jahr bisher 56,3 % mehr Regen gefallen als im langjährigen Mittel. Wir hatten auch schon ein Sommerhochwasser im Weinkeller. Vom Hagelunwetter Anfang Mai ganz zu schweigen.

Mit jeder Wolke am Himmel – so schön sie auch ist  – bangen wir, dass es wieder nass wird.

Bei jedem Regen steigt die Gefahr von Pilzkrankheiten. In Winzerkreisen kursieren erste Meldungen über Pilzbefall der Reben. Es könnte ungemütlich werden.

Wassergesättigte Böden machen uns im Weinberg große Probleme. Die Begrünung ist extrem hoch gewachsen und der Kettenschlepper kaum noch zu sehen. Die Befahrbarkeit ist grenzwertig. Rutschen und Schlittern geht bergab immer, aber hoch…

Ich bin schon mehrmals abgerutscht und das Mähgerät hat sich verbogen. Bislang ist bis auf einen Notabstieg von der Raupe alles gut gegangen. Der Mulcher wurde wieder gerade gebogen, die Macke am Bein mit einem Pflaster versorgt.

Einige Weinberge müssen noch gemäht werden. Ich hoffe, dass der Boden nächste Woche so weit abgetrocknet ist, dass ich die letzten Mäharbeiten gefahrlos durchführen kann. Es eilt, denn wir müssen mit den Laubarbeiten beginnen.

Besuch im Weinkeller: Hochwasser

Foto: Anonym

Nach den massiven Unwettern im Saarland vor zwei Tagen ist der dort gefallene Regen auch bei uns angekommen. Am Freitag noch die Hoffnung, dass der Keller verschont würde. Am späten Nachmittag wurde es Gewissheit: Besuch von der Mosel im Weinkeller!

Wir starteten bei unseren Nachbarn vom niederländischen Motorrad Gasthaus De Waard, dem wir unseren trockenen Unterstellmöglichkeiten anboten. Nun sind wir Besitzer eines Bierlagers. Die Kellerbar musste wegen Hochwassers geräumt werden. Sogar die Bestuhlung haben wir jetzt im Lager. Jemand Durst?😉

Der eigene Weinkeller folgte. Mittlerweile ist der Höchststand erreicht und die Mosel fällt wieder. Morgen dürfte das Wasser wieder unseren Weinkeller verlassen haben. Wieder ein Ereignis der Klimaänderung. Extreme Wetterereignisse, die zunehmen und immer bedrohlicher werden.

Im ersten Teil des Videos der Anstieg der Mosel an der Moselstraße, ca. 20 cm Wasser im Weinkeller. Im zweiten Teil vom Boot im Keller aufgenommen.

Berichte über vergangene Hochwässer finden Sie hier.

Mein Nervenkostüm…

Mein Nervenkostüm wurde gestern arg strapaziert. Um halb vier zog sich der Himmel zu. Dicke Regenwolken waren am Himmel zu sehen. Noch weit weg und dann noch einmal mit dem Mähgerät den Berg runter- und hochgefahren.
Oben wieder angekommen, musste ich mich beeilen, die Raupe auf den Tieflader zu fahren, um nicht nass zu werden.
Als ich in Richtung Weingut fuhr, war Reil auf der anderen Moselseite nur noch schemenhaft zu erkennen. Auf der Moselbrücke brach dann die Hölle aus. Man sah die Hand vor Augen nicht mehr und es setzte massiver Hagel ein. Der massive Regen fiel horizontal. Die hintere Hofeinfahrt war fast komplett mit Hagelkörnern bedeckt.

Ich dachte, das war’s für dieses Jahr. Erst Frost, jetzt Hagel.

Das Video zum Hagelschlag – war kurz vor Ende des Hagelunwetters – gibt es hier.
Im Weingut sah es übel aus. Ein Zimmer war überschwemmt, da das Fenster offen war. Die Fassadenbegrünung sah aus wie gerupft und einiges lag auf dem Boden. Meine Nerven lagen am Boden. Frustration machte sich breit, von den Sorgen ganz zu schweigen. Als der Regen aufhörte, habe ich natürlich eine Kontrollrunde durch die Weinberge gedreht. Ich staunte nicht schlecht. Von Hagelschäden war nichts zu sehen. Der Hagelschlag hatte nur die Ortsseite betroffen. Auf der gegenüberliegenden Moselseite, keine 200 m vom Weingut entfernt, wo alle unsere Weinberge liegen, gab es keinerlei Schäden.

Meine Stimmung hellte sich auf. Glück gehabt!😊Weniger gut sieht es oberhalb des Dorfes aus. Dort sind Schäden zu sehen. Auch andere Orte an der Mosel waren gestern durch Hagel betroffen. Ein herber Verlust für die Winzer nach den Nachtfrösten.

Man könnte auch darauf verzichten…

Nach den starken Regenfällen der vergangenen Tage ist die Mosel innerhalb weniger Stunden stark angestiegen. Die Moselstraße wurde heute Morgen überflutet. Unser Weingut ist nur noch über den Hintereingang trockenen Fußes erreichbar.

Ein sogenanntes zweijährliches Hochwasser. Es läuft seit heute Mittag in den Keller und steigt. Im Video etwa 6 Meter über dem Normalpegel. Nichts Dramatisches, außer ein paar Stunden Arbeit, um den Keller hochwassersicher zu machen. Das Aufräumen danach braucht auch noch etwas Zeit. Aber das wird noch ein paar Tage dauern. Im Moment regnet es stark und es wird noch viel Wasser die Mosel hinunterfließen, bis die Pegel wieder sinken.

Man könnte auch darauf verzichten…

Zum Nachlesen: Hochwasser in unserem Weinberg in den letzten Jahren.

Weinbauernherz, was willst du mehr?

Letzte Woche hoffentlich das letzte Mal vor der Ernte den Regenmesser geleert. Sechs Wochen mit feuchtem Wetter liegen hinter uns. Nach dem sehr trockenen Sommer war der Regen sehr willkommen. Jetzt sind wir in der Reifephase und die Trauben werden anfällig für Fäulnis. Da braucht es nicht mehr zu regnen.

Ein sehr stabiles Hoch wird uns den nächsten Tagen und ggf. Wochen trockenes Wetter mit Spätsommertemperaturen bescheren. Winzerwunschwetter! Die Rieslingtrauben sehen gut aus und davon gibt es reichlich.

Abgesehen von den kleinen Schäden durch den Peronosporapilz im Juni, haben einige, wenige Trauben leichte Sonnenbrandspuren. Nicht der Rede wert. Das könnte ein Jahrgang ganz nach dem Geschmack des Winzers werden. Also Wein vom glücklichen Winzer!

Weinbauernherz, was willst du mehr?

Der Stand der Dinge

Die Sommerarbeiten im Weinberg neigen sich dem Ende zu. Es ist wieder ein spannendes Weinjahr. Der Klimawandel lässt mit seinen Wetterextremen grüßen. So ist das Wetter über längere Phasen immer gleichbleibend stabil. Lange Trocken- oder Nässephasen.  Nichts mehr mit der kühl gemäßigten Klimazone mit öfter wechselndem Wetter. Die Extreme nehmen zu.

Noch im Mai bereiteten uns extrem feuchte Böden Schwierigkeiten beim Befahren. Die nachfolgende Trockenheit wurde Gott sei Dank durch ergiebigen Landregen (über 100 l je qm) in den letzten zwei Wochen beendet. Die Trauben sind recht groß geworden. Dort wo schon die Trockenheit zu sehen war, sind sie etwas kleiner und lockerbeeriger. In der Summe aber eine ordentliche Menge, die in den Rebstöcken hängt. Wir freuen uns – falls nicht noch etwas Unerwartetes passiert – auf die kommende Weinernte.

Den unerwarteten Befall des Laubes im Juni durch den heimtückischen Peronosporapilz haben wir gut überstanden. Je nach Weinberg sind einige, wenige Trauben befallen und vertrocknet. Nicht der Rede wert.

Der viele Regen hat uns das Fahren mit der Raupe wieder schwer gemacht. Sie wissen ja, den Berg hinunter helfen alle Heiligen, den Berg hinauf kein Teufel.
Nach der „kleinen Schlammschlacht“ im Hang heute Generalreinigung, die sich über einen längeren Zeitraum hinzog. Eine ganze Schubkarre Weinbergserde wurde aus dem Laufwerk der Raupe entfernt.

Ab morgen soll der Sommer wieder zurückkehren und in der Langfristprognose der Meteorologen ist kein Regen vorgesehen. Es ist noch reichlich da…

Hanneke sei Dank!

Wir haben es dieses Jahr nicht gemacht! Sie wissen schon, Fenster putzen und Auto waschen: Sobald eines von beiden sauber ist, regnet es, sagt man. Und wenn man den Regen dringend braucht, klappt es nicht.

Was nun? Hilfe kam von Winzerkollegin Hanneke vom Weingut Schönhals in Rheinhessen. Sie hat es auf ihre Art versucht und vor ein paar Tagen einen Regentanz im Weinberg aufgeführt. Und wissen Sie was? Es hat geholfen! Bis gestern Abend waren schon 28 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Heute kam noch einiges dazu. Die Sorgen wegen der Trockenheit sind vorerst wie weggeblasen.

Danke Hanneke! 🙂