Wetterwechsel

Vor einigen Tagen endeten die sehr kalten und trockenen Frühlingsmonate mit stellenweisem Bodenfrost. Die Eisheiligen kamen sehr spät. In Moselnähe kamen in sogenannten Frostlöchern leider einige Weinberge zu Schaden. Wir sind nicht betroffen! Erinnerungen an letztes Jahr mit seinen massiven Frostschäden im April wurden wach.

Der Wetterwechsel brachte auch einige Regenfälle, die die akute Trockenheit beendeten. Insgesamt sind es bis heute am Weingut ca. 40 l Niederschlag. Von langsamem Landregen bis hin zu leichten Gewittern, die keinen Schaden anrichteten, war alles dabei. Eine echte Entspannung für den Wasserhaushalt des Bodens. Im Jahresvergleich sind wir jedoch noch weit vom langjährigen Niederschlagsdurchschnitt entfernt.

Weitere Regenfälle sind gemeldet und die Temperaturen erreichen allmählich sommerliches Niveau. Das zögerliche Wachstum der Reben in den vergangenen Wochen ist somit beendet. „Nicht zu warm und nicht zu kalt”, sagen die Meteorologen. Genau das richtige Winzerwunschwetter, damit wir die kommenden sommerlichen Laubarbeiten rechtzeitig erledigen können.

Den ganzen Tag bergauf und bergab laufen und die Rebtriebe in den Drahtrahmen einschlaufen, damit die Rieslingreben die optimale Belichtung und Besonnung bekommen. Eine anstrengende Arbeit, die jedoch mit Blick auf das gemeldete Wetter in diesem Jahr weniger anstrengend sein dürfte. Angenehme, nicht zu hohe Temperaturen und ein gemäßigtes Wachstum erleichtert voraussichtlich die Arbeitserledigung.

Weinernte 2024: Nix mit Wein vom glücklichen Winzer

Im Nachhinein betrachtet, wäre der Weinkeller übergelaufen, wenn wir nur solche Trauben geerntet hätten. Das Potenzial war da, aber die Natur hat uns schon frühzeitig einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Klimaänderung und die dadurch wärmeren Frühjahrsmonate führten zu einem sehr frühen Austrieb der Reben. Ein Spätfrost Mitte April führte zu massiven Schäden an den bereits vorzeitig gewachsenen Reben.

Schon damals schrieb ich hier im Blog: „Nach vorsichtigen Schätzungen meinerseits – ich bin nicht wirklich gut im Schätzen, einer meiner Mankos – gehe ich davon aus, dass durch den Spätfrost ca. ein Drittel der Rebfläche komplett geschädigt wurde, etliche Weinberge so Daumen mal Pi 30 bis 60 % Schaden haben,…“

Das hat sich leider bewahrheitet. Nur ein einziger Weinberg war nicht vom Frost betroffen.

Kühles und regnerisches Wetter hat die Entwicklung der Reben bis nach der Blüte stark verzögert. In den leicht frostgeschädigten Weinbergen verlief die Rebblüte enttäuschend.  Extrem lockerbeerige und kleine Trauben waren die Folge,

Dauerregen sorgte in dieser Vegetationsperiode immer wieder für Probleme. Die Befahrbarkeit unserer Steillagen war nicht immer gegeben und es kam zu leichtem Pilzbefall (Peronospora und Schwarzfäule).Unsere Erntehelfer waren eher als Suchmannschaft in den Weinbergen unterwegs. Die Flächenleistung unserer händischen Ernte war teilweise höher als mit dem Traubenvollernter. Morgens beim Ernten noch etwas kühl und diesig,mittags beim Essen wieder T-Shirt Wetter. Wie jedes Jahr waren unsere Helfer hoch motiviert und es machte Spaß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.
Der Wettergott war uns zumindest während der Weinernte günstig gesonnen. Es gab nur einen Tag mit Regenpause. Aber nach diesem direkt ein Hochwässerchen. Erste Hochwasserprognosen führte bei mir zu Unbehagen – der Weinkeller wäre abgesoffen – aber der Höchststand blieb doch etwas niedriger.
Da die Beerenhäute in diesem Jahr etwas dicker waren, gab es kaum Traubenfäule. Es kamen nur gesunde Rieslingtrauben in den Keller. Die Qualitäten sind gut. Leider fehlt es etwas in der Spitze. Die Jungweine sind noch in der Gärung und schmecken schon sehr gut.

Eine der kleinsten Ernten in meiner langen Winzerzeit liegt jetzt im Keller. Weit weniger als eine halbe Ernte. Nix mit Wein vom glücklichen Winzer…

Weinernte 2024: Suchmannschaft

Das diesjährige Nervenkostüm des Winzers ist sehr strapaziert. Das Jahr begann mit einem sehr frühen Austrieb, gefolgt von einem Spätfrost Mitte April, bei dem sehr viele Jungtriebe erfroren sind. Anfang Mai folgte ein Hagelsturm, der glücklicherweise auf der gegenüberliegenden Moselseite, wo unsere Weinberge liegen, keinen Schaden anrichtete. Ein zweiter, ebenfalls heftiger Hagelschlag im August richtete Gott sei Dank auch keine Schäden an.

Die Rebblüte fand im Juni größtenteils bei sehr kühlen Temperaturen statt. Die Bestäubung der jungen Beerchen war nicht sehr gut. Viele Trauben präsentieren sich dadurch sehr lockerbeerig. Die durch Frost teilweise geschädigten Rebblüten blühten zwar, aber es fand keine Bestäubung statt.Das extrem nasse Wetter erforderte auch seinen Tribut. Den Sommer kann man getrost als Regenzeit bezeichnen. Es gab quasi keine Woche ohne Regen. Am Blattwerk fanden wir Mitte Juli die ersten Infektionen mit dem Peronosporapilz. Zwei Wochen später sahen wir die ersten befallenen Beeren, in diesem Stadium als Lederbeeren bezeichnet.
Diese Lederbeeren sind inzwischen vollkommen eingetrocknet und haben keinen Einfluss auf die spätere Weinqualität. Die Mengenverluste schmerzen.

Wir hatten dieses Jahr Glück gehabt. Auf der anderen Moselseite, in der nächsten Gemeinde, an jeder anderen Windung der Mosel sieht es ganz anders aus. Kleinste Unterschiede entscheiden darüber, ob Weinberge von den Pilzen befallen werden: ein wenig kälter oder wärmer, ein trocknendes Lüftchen, die Ausrichtung zur Sonne, oben oder unten im Moseltal, ein Quäntchen mehr oder weniger Regen, bzw. Luftfeuchtigkeit, Blütezeit und der Zeitpunkt der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln durch den Winzer. Insgesamt war es eine Gratwanderung, auf die wir nur begrenzten Einfluss haben.Als die Temperaturen im Juli die 30 Grad Marke überschritten, kam es zusätzlich zu leichten Sonnenbrandschäden, die einzelne Beerchen vertrocknen ließen.

Aber auch solche Trauben gibt es. Gesund und an einem anderen Tag, wie auf dem Bild ganz oben, bei höheren Temperaturen optimal verblüht.  Die Beeren sind prall gefüllt, quetschen sich gegenseitig ab und – ich hoffe es nicht – kurz vorm platzen. Das könnte wiederum Fäulnis bedeuten…

Wir stellen uns mental auf eine sehr kleine Ernte ein. Deutlich weniger als die Hälfte einer Normalernte dürfte in den Weinbergen hängen.

Unsere Erntemannschaft werden wir in Suchmannschaft umbenennen müssen, um die wenigen Trauben in einigen Weinbergen/Rebstöcken zu finden suchen.

Kalt, zu kalt…

Kalt, zu kalt war es in den beiden letzten Nächten. Heute sah die Welt beschissen aus. Die Polarluft hat massive Schäden in den Weinbergen hinterlassen. Viele junge Rebtriebe sind gänzlich oder teilweise erfroren. Es sieht übel aus.

Nach vorsichtigen Schätzungen meinerseits – ich bin nicht wirklich gut im Schätzen, einer meiner Mankos – gehe ich davon aus, dass durch den Spätfrost ca. ein Drittel der Rebfläche komplett geschädigt wurde, etliche Weinberge so Daumen mal Pi 30 bis 60 % Schaden haben, aber gibt auch einige, die verschont geblieben sind.

Der oben genannte Schaden ist aber auch relativ zu betrachten. Die Rebe ist durchaus in der Lage, diese Ertragsverluste teilweise auszugleichen. Zu einem können an den verbliebenen Rebtrieben die Trauben größer werden, zum anderen gibt es neben den jetzt verlorenen Rebknospen noch die sogenannten Nebenaugen, die beim Riesling in der Regel nur austreiben, wenn das Hauptauge ausfällt. Dort ist der Blütenansatz und später der Traubenbehang geringer als beim Hauptauge.

Bleibt zu hoffen, dass die Blüte gut verläuft und nicht andere Widrigkeiten der Natur zu weiteren Ertragseinbußen führen. In einigen Monaten werde ich mehr wissen. Aber schon jetzt weiß ich, dass es eine kleine Ernte geben wird.

Die massiven Spätfrostschäden sind nicht auf die Mosel beschränkt. Schadensmeldungen liegen bereits aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Österreich (Wachau, Kamptal, Steiermark), Südtirol, Frankreich, der Schweiz und vielen deutschen Anbaugebieten vor.

Eine genaue Schadensbilanz wird sicherlich erst in den nächsten Tagen vorliegen.

 

Dann werde ich wohl während der Weinernte Urlaub haben…

Foto: Markus Schür

„Dann werde ich wohl während der Weinernte Urlaub haben“ (sinngemäß übersetzt), schrieb ein Winzer heute im französischen Winzerforum.

Drei kalte Nächte mit Spätfrost haben den Reben stark zugesetzt. Große Rebflächen sind in verschiedenen französischen Weinbaugebieten bei Temperaturen bis zu -6 Grad in erfroren. Totalschaden!

Einige Presseberichte mit Bildern und Videos finden Sie hier:

le Repulicain, franceinfo, Vitishere und le journal mit Videos

In Deutschland gibt es im Vergleich nur leichte Schäden. Obiges Bild zeigt erfrorene Reben am Kaiserstuhl. Foto: Raphael Schmidt

Die bekannten Frostlagen sind betroffen und natürlich Rebsorten, die vorzeitig austreiben. Kollege Raphael Schmidt (Mosel) musste in einer Rebanlage mit dem früh ergrünenden Goldmuskateller „heizen“, damit die Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes bleiben.

Frostbekämpfung ist nicht einfach, insbesondere über drei Tage hinweg. Als Möglichkeiten wären z.B. zu nennen:

Bei Kaltluftfrösten die Vermischung von eiskalter Bodenluft mit darüber liegenden wärmeren Luftschichten, in der Regel mittels Hubschrauber oder mobilen Windmaschinen. Strahlungsfröste bei klaren Himmel werden mittels Rauchbildung bekämpft. Z.B. nasse Heuballen verbrennen, damit genügend Qualm entsteht, der die Strahlung mit der Kälte abhält.

Feuerchen wie im obigen Bild mit Holz o.ä. oder speziellen großvolumigen Kerzen, sogenannte Frostkerzen. Sehr gut ist die Überkronenberegnung mit Wasser. Solange Wasser gefriert, sinkt die Temperatur nicht unter 0 Grad.

Jede Art der Frostschutzbekämpfung hat sein für und wider. Aber es gibt auch Grenzen, wie z.B. Verfügbarkeit von Wasser, Brennstoffen, Finanzmittel und richtig kalte Fröste.

Zu Nachlesen hier ein Artikel in Wikipedia.

Nachtrag 11.04.2021

Laut einigen berichten soll in Frankreich nach Angaben von Branchenverbänden derzeit 80 Prozent der französischen Weinbaugebiete mehr oder minder von Frost betroffen sein. Es zeichnet sich eine sehr geringe Weinernte ab. Desaströs…

Weitere starke Frostschäden gab es im Schweizer Wallis und in Norditalien.