Haarscharf vorbei

Haarscharf sind wir am Spätfrost in den letzten Tagen vorbeigekommen. Lediglich einige Blätter zeigen teilweise leichte Frostschäden. Die Eisheiligen haben zugeschlagen! In anderen Weinbaugebieten sieht es anders aus. In Franken, Württemberg und Sachsen wird stellenweise von einer Vollkatastrophe gesprochen. Aus den restlichen Weinbaugebieten hört man von leichten Spätfrostschäden, die fast keinen wirtschaftlichen Schaden bewirken.

Spätfröste hat es immer gegeben, die Häufung in den letzten Jahren und andere zunehmende Wetterkapriolen weisen immer mehr auf die Klimaänderung hin.

Freund Siegfried Perini, der der Wärme wegen seit einiger Zeit in Gandia, Valencia, Spanien lebt, – ich hoffe, das er seine Entscheidung nicht bereut – schreibt auf Facebook, dass in Nordspanien bisher innerhalb 12 Monaten 1000 l Regen gefallen sind.

„Wir sind wieder dabei Regenrekorde im neuen Jahr aufzustellen. Seit Wochen Wetter, wie ich es auch aus Deutschland kannte: mehr Regen- als Sonnentage. Wir sind nicht nur Anbaugebiet für Orangen, Zitrusfrüchte und Wein in unserer Region. Sogar das einzige Anbaugebiet von Reis…“

Ähnliche Nachrichten höre ich von Kollegen aus Südfrankreich. Regen ohne Ende bis die Weinberge aussehen wie die Mecklenburgische Seenplatte. Dazu Bilder in den französischen Winzerforen mit Traktoren, die bis über die Achsen in den Boden eingesunken sind.

In anderen Ländern sieht es anders aus. Winzerkollege Bernhard Fiedler aus Mörbisch am Neusiedler See in Österreich berichtet folgendes:

„Die 45 Liter Regen seit Jahresbeginn, wir haben eine Wetterstation des Weinbauvereines in einem unserer Weingärten stehen, da kann ich online fast in Echtzeit nachschauen und auch Wochen- und Jahresstatistiken abrufen. Am Freitag könnten laut Prognose 5 bis 15 Liter dazukommen. Der Wunsch wäre halt ein nasser Mai wie im Vorjahr, wenn es eine ganze Woche gemütlich durchregnen würde hätte ich die größte Freude….Von den 45 Litern waren außerdem wahrscheinlich 15 oder mehr völlig nutzlos auf Einzelmengen von Nullkommairgendwas bis Zwei- oder Dreikommairgendwas verteilt…“.

Stillstand

Das Wachstum im Weinberg ist fast zum Stillstand gekommen. Tiefe Temperaturen bis kurz über dem Gefrierpunkt behinderten in den letzten Tagen das Wachstum unserer Reben.

Der Höhepunkt der aktuellen Kältewelle waren die letzten beiden Tagen mit den Eisheiligen. Wider Erwarten fand ich heute vom Frost geschädigte Rebtriebe. Einige nachgepflanzte Jungreben wiesen erfrorene Blätter und Triebspitzen auf.

Andere Kollegen sind stärker betroffen. Größere Schäden soll es an der Mittelmosel und der Luxemburger Mosel geben. Auch aus der Schweiz und Frankreich wird von Erfrierungen an den Reben berichtet.

Kein Vergleich zu den Schäden von  2016 und 2017, als Europaweit eine Kaltluftfront für massivste Ertragseinbußen sorgte.

zu früh

Zuerst dachten wir, dass der Austrieb der Rieslingreben extrem früh erfolgen würde. Kalte Tage bremsten den Austrieb in den vergangenen zwei Wochen etwas. Warme Tage über Ostern beschleunigten das Wachstum massiv. Wir liegen damit ähnlich wie in den beiden vergangenen Jahren: zu früh! In meinen alten Ausbildungsunterlagen – schon lange her – war der 02. Mai als mittlerer Wert des Rebaustriebes beim Riesling an der Mosel notiert.

Ein früherer Austrieb bedeutet eine verlängerte Vegetationsperiode mit höherer Weinqualität. Schlechte Weinjahrgänge gibt es unter anderem auch dadurch nicht mehr. Es gibt natürlich negative Auswirkungen der Klimaerwärmung. Bei uns im Weinbau bemerkbar mit extremen Wetterereignissen wie Hagel, Starkniederschläge oder extremen Trockenperioden. Spätfröste im April richten nun Schäden an, da das Wachstum gegenüber früher schon bedeutend weiter ist. Weitere Probleme bereiten Viruserkrankungen die durch die Klimaänderung zunehmen, wie ich hier und hier berichtete.

Folgen der globalen Erwärmung, mit denen wir noch umgehen können und die handhabbar sind.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

2017-08-08 gequetschte Rieslingbeeren, am faulen

Vor einigen Wochen habe ich noch gejubelt, dass die sehr gut verlaufene Rebblüte einen gewissen Ausgleich für die im April entstandenen Frost- und Fraßschäden bringen könnte. Ebenfalls jubelte ich, als vor einem Monat endlich die sehnlichst erwarteten Niederschläge fielen, die die latente Trockenheit des ersten Halbjahres beendeten.

Mittlerweile werde ich zum Bedenkenträger. Die sehr gute Blüte mit der mittlerweile mehr als ausreichenden Wasserversorgung – gegenüber dem langjährigen Mittel fielen im Juli ca. 60% mehr Niederschläge –  hat zu sehr kompakten Rieslingtrauben geführt. Dort findet man immer wieder Beeren, die sich gegenseitig kaputt gedrückt haben und am faulen sind. Es ist noch ein kleines, ein sehr kleines Problem in unseren Weinbergen. Bei trockenem Wetter schrumpfen diese Beeren ein, ohne die gesunden Nachbarbeeren zu infizieren.

Also hoffen wir jetzt auf trockenes Wetter…

kreiseln

Da in jungen Rebanlagen die Begrünung eine sehr starke Konkurrenz zu den Reben darstellt, wurde heute in unserer 2-jährigen Riesling Junganlage die natürliche Begrünung mit der Kreiselegge entfernt, bzw. unterdrückt. Im sogenannten Unterstockbereich, also da, wo die Kreiselegge nicht arbeiten kann, erledigte der Azubi per Hand diese Arbeit.

Man sieht sehr schön die unterschiedlichen Wachstumslängen der Rieslingreben. Trockenheitsbedingt nicht so hoch gewachsen oder im April erfroren und die später ausgetrieben Knospen haben etliche Wochen Wachstumsverzug.