by Harald | 30. März 2025 | Wein, Weinverkauf, Werbung
Bild: KI generiert
Die Weinbezeichnungen in Deutschland werden neu geordnet – nach dem Prinzip: „Je kleiner die Herkunftsangabe, desto höher die Qualität.“
Zuerst die Kurzfassung, unten die Langfassung.
Was bedeutet das für Sie? Nicht viel! Nur die Bezeichnungen ändern sich ab dem Jahrgang 2024:
• Kabinett, Spätlese und Auslese entfallen. Stattdessen geben Orts- und Lagenbezeichnungen die Qualität an.
• Unsere 1,0L-Flasche bleibt Mosel Riesling
• Die bisherigen Reiler Goldlay & Burger Hahnenschrittchen werden als Gutsriesling zusammengefasst.
• Die ehemaligen Kabinettweine heißen jetzt Ortsweine, also Reiler oder Burger Riesling
• Spätlesen heißen nun nach ihrer Einzellage: Reiler Goldlay, Burger Hahnenschrittchen oder Burger Wendelstück.
• Ehemalige Auslesen könnten künftig als Großes Gewächs oder Erste Lage bezeichnet werden – sobald die gesetzlichen Regeln feststehen.
Klingt kompliziert? Folgend die Langfassung:
Die bisherige Qualitätspyramide mit der Kombinierung der Herkunft und den Qualitätsstufen Qualitätswein, Kabinett, Spätlese, Auslese usw. wird ersetzt durch eine Pyramide, in der die engste Herkunftsangabe die höchste Qualität bedeutet.
Der Kern der „neuen“ Weinrechtsreform wurde bereits 2009 von der EU gefordert. Deutschland hat diese erst 2021 mit langen Übergangsfristen umgesetzt. Die geforderte europarechtliche Veränderung des Weinbezeichnungsrechts zum Erntejahrgang 2026, also erstmalig mit der 2025er Ernte, werden wir schon mit dem 2024er Jahrgang vornehmen. Beim Sekt ändert sich vorerst nichts. Die neue Qualitätspyramide ist in Zukunft nach dem Grundsatz zu verstehen: „Je kleiner die geografische Angabe, desto höher das Qualitätsversprechen“
Diese beruhen auf dem sogenannten „romanischen System“, das Qualität über die Herkunft eines Weins definiert. Ein Prinzip, das in den romanischen Ländern bereits sehr lang angewandt wird und im Gegensatz zum germanischen System steht, das die Güte eines Weines auf Basis des Mostgewichts eines Weines festlegt. Je höher der Oechsle-Grad und damit auch der Zuckergehalt des Mostes, desto höher das Prädikat und die Qualität des Weines. Diese Idee war bisher grundlegend für deutsche Qualitätssystem.
Im Hintergrund der neuen Systematik gibt es immer noch Reste des germanischen Systems mit dem Mostgewicht, also basierend auf den Oechsle Grade. Weitere Qualitätsvorgaben für die Spitzenweine wie z.B. Ertragshöhe, Mindestalkoholgehalt, gewisse geschmackliche Eigenschaften, Rebsorten und vieles mehr, werden erst im Laufe dieses Jahres in Gesetzen und Verordnungen festgezurrt.
Was ändert sich für Sie, als Verbraucher jetzt? Eigentlich ganz wenig.
Nur die Bezeichnungen für die Weine haben sich verändert.
Anstatt Qualitätswein heißt es jetzt „geschützte Ursprungsbezeichnung Mosel“ auch g.U. abgekürzt. Kennen Sie sicherlich von Parmesankäse oder Serranoschinken, um Beispiele zu nennen. Wir dürfen jedoch noch weiterhin den Begriff Qualitätswein verwenden, was wir auch tun werden. Die sogenannten Prädikatsbezeichnungen Kabinett, Spätlese und Auslese entfallen gänzlich.
Der frühere Tafelweinbereich, in dem wir nie produziert hatten heißt jetzt „Geschützte geografische Angabe (g.g.A.)“ spielt bei uns keine Rolle.
Nun die konkreten Änderungen für Sie:
Unser Wein für den großen Durst, die 1,0 L Flasche heißt weiterhin Mosel Riesling.
Die Einstiegsweine (0.75 l/Fl.) bisher als Reiler Goldlay und Burger Hahnenschrittchen gekennzeichnet, werden zusammengefasst und als Gutsriesling vermarktet.
Statt der Prädikatsbezeichnung Kabinett wird nur noch der Ortsbegriff Burger oder Reiler verwendet. Die Spätlesen werden als Einzellagenwein gekennzeichnet, also Reiler Goldlay, Burger Hahnenschrittchen oder Burger Wendelstück ohne weitere zusätzliche Qualitätsangaben. Die ehemaligen Auslesen bekommen als weitere Qualitätsbezeichnung neben der Einzellage noch die Angabe Großes Gewächs oder erste Lage. Vergleichbar mit dem Grand Cru in Frankreich. Wir werden uns darüber Gedanken machen, wenn die gesetzlichen Regeln Ende dieses Jahres feststehen und wir einen entsprechenden Wein ernten.
Im Süßweinbereich gibt es noch andere Bestimmungen, die uns als Produzent von trockenen Weinen nicht berühren.
Eine Zäsur nachdem das dritte Deutsche Weingesetz vom 7. April 1909 erstmalig die Verwendung von Einzellagen geregelt hatte und die schon im 19. Jhdt. eingeführten Begriffe Spätlese, Auslese in späteren Gesetzen definiert wurden.
Um das Ganze zu visualisieren, folgend die neue Qualitätspyramide im Vergleich zum bisherigen Bezeichnungsrecht.
Bild bitte anklicken für größere Ansicht.
Qualitativ wird sich nichts ändern, nur die Bezeichnung. Details ändern sich sicherlich, wenn die endgültigen Weinverordnungen, bzw. –gesetze Ende des Jahres verabschiedet sind.
Viele Kollegen haben schon die Weinbezeichnungen an die Neuen Gesetze angepasst, andere nicht. Etliche haben einen Wirrwarr zwischen altem und neuen Weinrecht in Verwendung. Dazu kommen noch eigene betriebsinterne, nicht gesetzlich geregelte Qualitätsabstufungen wie z.B. Alte Reben, eigene klassifikationen mittels Sternen usw. dazu. Sicher ist jedoch, dass Sie als Verbraucher es nicht einfacher haben werden. Es ist eher komplizierter geworden, insbesondere da die alten Qualitätsbezeichnungen bei restsüßen Weinen noch lange verwendet werden dürfen.
Gerne stehen wir Ihnen für Fragen zur Verfügung!
by Harald | 16. März 2025 | Weinernte 2024, Weinkeller, Weinverkauf
Wie jedes Jahr: Zuerst war das Steffens-Keß Verkosterteam in Aktion bei der Finalprobe, um die 2024er Weine zu bewerten und das Verkaufssortiment zusammenzustellen. Die Weine machten die Sortimentsgestaltung sehr einfach. Es gab wenige Diskussionen, wie einzelne Weine in der qualitativen Reihenfolge zu stehen hatten. Meine Freunde waren mit meinen Weinen zufrieden und wir auch. Die 2024er Rieslinge konnten sehr schnell qualitativ eingeordnet und das Verkaufssortiment zusammengestellt werden.
Abgefüllt wurde letzte Woche unter Idealbedingungen im Weinkeller: Kalter Keller, kalte Weine und daher eine sehr aromaschonende Abfüllung. Die Helfer hatten kältebedingt die Zipfelmütze auf dem Kopf und schauten neidisch durch die Kellertüre ins warme, sonnige Frühlingswetter.
Dieses Jahr ging alles sehr schnell beim Abfüllen. Kurz und schmerzlos. Die sehr kleine Ernte 2024 war rasend schnell abgefüllt.
Unser Online-Shop wird noch aktualisiert und freigeschaltet, sobald die Etiketten eingetroffen sind und etikettiert ist. Dann kann der Verkauf der 2024er Rieslinge beginnen.
Apropos neuer Jahrgang: Die Weine präsentieren sich mit viel frischer Frucht im Auftakt, sehr eleganter, klarer Struktur, intensivem Bukett mit betörenden Aromen von Pfirsich und anderen reifen Früchten mit würziger Mineralität. Die klassische Spritzigkeit des Rieslings gepaart mit moderatem Alkoholgehalt: animierend und anregend für ungetrübten Trinkgenuss. Noch sehr jung, aber mit Potenzial, das sich mit zunehmender Reife immer mehr zeigen wird.
by Harald | 16. Februar 2025 | Mosel, Wandern
Über Stock und Stein ging es letzte Woche bei unserem traditionellen Winterwandertag. Wie immer an der Mosel, Berge erklimmend und jede Menge Höhenmeter absolvierend. Im Rucksack neben der Marschverpflegung einige Flaschen Rieslingwein, um an den Rastpunkten in den steilen Hängen der mühevollen Weinbergsarbeit zu gedenken.
Mit der Bahn ging es nach Ediger-Eller. Der berühmte Calmont Klettersteig war der Startpunkt. Über Stock und Stein durchquerten wir den steilsten Weinberg Europa. Die Kragstufentreppe war noch leicht zu bewältigen.
Andere Passagen erforderten mehr Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit.
Für die Anstrengung wurden wir mit grandiosen Ausblicken ins Moseltal belohnt. Unterwegs immer wieder Rastplätze zum Ausruhen und Verweilen. Pause für einen kleinen Imbiss und ein Gläschen Riesling.
Dabei in die Landschaft schauen, mit der gegenüber auf der anderen Seite liegenden Klosterruine Stuben, der Schiffsverkehr auf dem Fluss, der Blick auf Ediger oder Bremm oder die einzigartige Fauna und Flora in diesem Steilhang. Besonders der Buchsbaum ist zu erwähnen. An der Mosel ist das größte natürliche Vorkommen dieser wärmeliebenden Pflanze in Deutschland. Sogar richtige „Urwälder“ sind zu finden und einige Wanderwege sind dem Buchsbaum gewidmet. Dieses Jahr besonders grün und üppig. Der letzte regnerische Sommer hatte den Buchsbäumen gutgetan, nach den vergangenen sehr trockenen Jahren.
Der weitere Weg nach Hause war etwas gemütlicher. Mit zunehmender Müdigkeit und Erschöpfung nicht weniger anstrengend als der Klettersteig. Nachdem die Letzte, etwas heftige Steigung bei Alf geschafft war, sahen wir Reil im Tal liegen und freuten uns auf den Abstieg.
Zum Nachwandern hier die Streckenführung bei Google Maps. Je nach Lust, Laune und körperlicher Kondition kann auch die Wanderstrecke abgekürzt werden und die Heimreise mit Bus, Bahn oder Schiff angetreten werden.
by Harald | 28. Januar 2025 | Rund ums Weingut, Weinkeller, Wetter
Ein ganz normaler Januar. Winterzeit, Zeit, um Reben zu schneiden. So der eigentliche Plan des Winzers. Wäre dann nicht das Wetter. Der Frost vor einigen Tagen war noch willkommen und bescherte einige ruhigere Tage, denn der Rebschnitt ist die arbeitsintensivste Arbeit im Weinberg und muss bei fast jedem Wetter gemacht werden.
Jetzt wieder ein bisschen Regen. Während der Arbeit schnell ins Auto rennen und Regenschutz suchen, damit man bei den kühlen Temperaturen nicht durchnässt wird. Nach dem Regen dann eine Rutschpartie auf dem aufgeweichten Boden im Steilhang.
Anfang Januar lief mal wieder die Mosel über. Zuerst gehofft, dass das Wasser nicht in den Keller kommt, dann versucht abzudichten, doch leider ohne Erfolg und der Keller wurde überflutet. Gerade mal Stiefelhoch. Ein Hochwässerchen. Es lohnte sich nicht einmal neben der Kellertreppe einen Strich zu ziehen, so tief stand das Wasser im Keller. Sehr zum Ärgerda anschließend den Kellerboden und die untere Hofeinfahrt gesäubert werden musste.
by Harald | 24. Dezember 2024 | Allgemein
Wir wünschen ein fröhliches Weihnachtsfest – Wishing you a wonderful Christmas – Vi auguriamo buon Natale – Le deseamos una Feliz Navidad
Harald Steffens, Marita Keß und Familie
by Harald | 22. Dezember 2024 | Allgemein, Sonstiges, Videos

Trotz der Kleinheit unseres Dorfes haben wir in Reil und Umgebung eine rege Künstlerszene. Bemerkenswert ist der Kunstraum 10, eine temporäre Galerie, die von Bernhardine Schippers und ihrem Mann in einer ehemaligen Winzerhalle eingerichtet wurde. Hier finden immer wieder wechselnde Ausstellungen und Veranstaltungen statt.
„2023 haben wir eine kleine Halle in Reil erworben und möchten sie zum Treffpunkt und Ausstellungsort für Kunstinteressierte, Künstlerinnen und Künstler, Bekannte und Unbekannte, Freunde und Fremde öffnen, um ein Netzwerk für experimentelle Kunst an der Mittelmosel aufzubauen.“ so die Künstlerin auf Ihrer Homepage.
Bemerkenswert die Videoinstallation, die in der Adventszeit abendlich auf das Kellertor projiziert wird. Jeden Tag ein anderes Filmchen. Straßenszenen, Zeichentrickfilme, Lost Places, Technik, Kunst und vieles mehr. Da der K 10 nur wenige Meter von unserem Weingut entfernt ist, gehört der abendliche Gang zur Videoinstallation mittlerweile zum Tagesablauf.
Oben einige Videoschnipsel der Installation.
Weitere Berichte über die Künstlerszene in Reil finden Sie hier:
Kunst im Weinberg
Handschmeichler
Brot und Wein – in guten und in schlechten Zeiten
Rund um die Kirche
Bio-Glühwei(h)n-Nacht, Nachbericht
by Harald | 10. Dezember 2024 | Wein, Weinernte 2024, Weinkeller
In den letzten Tagen haben wir den jungen Rieslingwein von der Grobhefe getrennt. Bemerkenswert war der hohe Weinsteinausfall im Jungwein.
Sobald der Jungwein oberhalb des Bodensatzes aus dem Tank abgezogen wurde, konnte man bereits den Weinstein zwischen Hefe und Tankwand erkennen.
Nach der Tankreinigung fand sich dann das sogenannte Küfergold. Ich berichtete hier darüber.
Weinstein kann verschiedene Formen einnehmen: Leichte filigrane Gebilde, meistens grobkörnige Kristalle oder auch kunstvolle Kristallstrukturen.
Weinsteinausfall heißt auch immer Säureminderung, da sich die Weinsäure des Weines mit dem im Wein vorhandenem Kalium verbindet und ausfällt. Chemisch gesehen Kaliumhydrogentartrat (Summenformel KC4H5O6). Diese Verringerung der Säure trägt zu der Harmonisierung des Weines bei.
Nach dem Grobabstich verbleibt noch genügend Feinhefe im Wein. Die jungen Weine können so noch von den positiven Geschmacksstoffen der Hefen profitieren.
Natürlich wurde auch probiert. Wir können sehr zufrieden sein. Der 2024er Riesling hat eine sehr gute Aromaausprägung. Alles schmeckt extrem klar und balanciert, mit einer angenehmen Säure, die sehr gut eingebunden ist. Die noch hefetrüben Rieslinge machen schon viel Spaß.
Einfach gesagt: Es schmeckt, sehr gut!
by Harald | 28. November 2024 | Wein
Wir freuen uns immer, wenn wir bei Verkostungen sehr gut abschneiden. Neben kleineren Weinwettbewerben, wie der Verkostung unseres Verbandes ECOVIN, gab es auch wieder großes Lob im Eichelmann Weinführer. Sagenhafte dreieinhalb Sterne für unsere ausschließlich trockenen Weine. Auch der VINUM Weinführer zählt uns zu den besten deutschen Weingütern und lobt unsere 2023er Kollektion.
Besonders stolz sind wir auf die durchweg sehr hohen Bewertungen unserer Basisweine.
by Harald | 18. November 2024 | Allgemein, Rund ums Weingut, Sonstiges, Wein
Gemütliches Beisammensein bei leckerem Bio-Glühwein – natürlich aus Riesling – Infos und Gespräche zum Öko-Landbau.
Am Samstag, dem 07. Dezember, ab 16.00 Uhr, findet zum x-ten Mal in unseren Kellerräumen die Bio-Glühwei(h)n-Nacht statt.
Wie gehabt spenden wir den Glühwein und Ihr ins Spendenschwein. Der Erlös geht an eine wohltätige Organisation. Welche, ist noch unklar. Der Familienrat wird sich noch beraten.
Für alle, die von weiter her kommen und auch Durst haben: An- und Abreise stündlich mit der Bahn oder mit dem Bus. Alternativ zu Fuß!
by Harald | 7. November 2024 | Ökologie, Rund ums Weingut, Sonstiges
Es ist immer wieder spannend, welche „wilden“ Tiere sich in unserem Hof einfinden. Vögel sind alltäglich, Kröte, Salamander und Molch im Weinkeller, eine Fledermaus als Übernachtungsgast im Wohnzimmer, Siebenschläfer, Marder, Igel und weitere.
In den beiden letzten Jahren diente unser Walnussbaum an der Terrasse einem Spatzenschwarm als abendlicher Spielplatz. Eine entsprechende Lärmkulisse war ab Nachmittags bis in die Dämmerung vorhanden. Lästig war nur, dass der Sonnenschirm zum Spatzenkackeschutz umfunktioniert werden musste. Der Schwarm blieb in diesem Jahr aus.
Stattdessen als neuer Gast im Weingut: Sciurus vulgaris, das eurasische Eichhörnchen. Ein wunderschönes Tier, aber sehr schwer zu fotografieren, da es immer in Bewegung ist oder sich im Laub versteckt. Mit großem Appetit erntet es unsere Nüsse, frisst sie in kürzester Zeit auf oder versteckt sie als Wintervorrat.
Heute habe ich beim Laubfegen nur eine Nuss gefunden. Das Eichhörnchen hat in den letzten Wochen ganze Arbeit geleistet.🙂
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