Endlich kalt!

So sicher wie das Amen in der Kirche wurde schon seit Tagen die arktische Kaltfront aus Sibirien angekündigt. Heute Abend weiß gepuderte Weinberge bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Bis zum Wochenende soll es richtig schweinekalt werden.

Ich freue mich darauf. Erstens ist es mal wieder richtig knackig kalt, zweitens habe ich mächtig aufgerüstet. Nach zwei sehr langen und kalten Wintern hatte ich schon früh vor dem Winter in mich wärmende Arbeitsbekleidung investiert. Das Zwiebelschalenprinzip der Kleidung aufs äußerste ausgereizt, um sich auch bei sehr tiefen Wintertemperaturen dem bewegungsarmen Rebschnitt widmen zu können. Ich denke, dass ich bis in hohe Minusgrade dem Frost nun trotzen kann. Wobei, ehrlich gesagt, die Finger die Schwachstelle sind, da keine allzu dicken Handschuhe verwendet werden können.

Ende der Woche werde ich es mal versuchen, der Lehrling muß mit und ich hoffe, dass er meine heutigen Tipps zum Zwiebelschalenprinzip verstanden hat, ansonsten muss er sich warmzittern.

Messebesuch

Wie jedes Jahr besuchte ich heute die Agrartage in Nieder-Olm, Rheinhessen. Immer mehr Besucher kommen  zu dieser regionalen Maschinenausstellung und der Autoparkplatz entfernt sich von Jahr zu Jahr weiter vom Messegeschehen. Aber ein Spaziergang tat heute morgen in der frostigen Luft sehr gut.

Da man zu zweit mehr sieht, begleitete ich einen Kollegen aus Württemberg, mit dem ich mich dort verabredet hatte. Neben den aktuellen Traktoren und Anbaugeräten für den Weinbau, leider das meiste für den Flachlagenweinbau und nicht für die Steillagen, interessierte sich mein Freund vor allem für elektrische Rebscheren. So konnte ich mich auch sachkundig über die angebotenen Scheren machen. Handhabung, Gewicht, Tragegurte für den Akku und natürlich  Probeschneiden an bereit gelegten Reben wurde getestet und schlußendlich auch eine gekauft.

Der Reiz dieser Messe besteht vor allem darin, dass auch kleinere Anbieter sich einen Messestand leisten können. In einem der beheizten Ausstellungszelte fand ich einen Schweizer Anbieter von Flaschenregalen für den Weinkeller, Weinlokale oder als Weinladenausstattung. Ein gut durchdachtes Regalsystem mit Präsentationsmöglichkeit einer Schauflasche und darunter der für den Abverkauf notwendige Flaschenvorrat. Sogar an seltenere Flaschenformen wurde gedacht. Lagermöglichkeit für den fast nur in Franken verwendeten Bockbeutel oder die ganz lange Schlegelflasche und andere weniger verwendete Flaschenformen, die sich auch nicht so einfach übereinander stapeln lassen. Ein durchaus gelungenes Regalkonzept.

Thomas vom Winzerblog war gestern schon auf der Messe und hat schon über seine kurzen Eindrücke berichtet. Auch einer, der jedes Jahr auf dieser Messe ist und darüber berichtet. Leider haben wir uns, wie jedes Jahr, verfehlt, während heute sehr viele bekannte Kollegen von der Mosel anwesend waren.

Land unter

Land unter! Die Mosel nagt schon an unserer unteren Hofzufahrt. Die Niederschläge der vergangenen Tage haben die Mosel wieder ansteigen gelassen. Ein kleineres Hochwasser wie vor drei Wochen über das ich berichtete. Nur etwas höher.

Das bisschen höher würde ausreichen unseren Weinkeller zu überfluten. Da ich jedoch wegen der wenigen Zentimeter Überflutung keine Lust habe den Keller vorher zu leeren und nachher zu säubern, wurde gestern abend abgedichtet.  Über den Schacht der Regenwasserkanalisation, aus dem normalerweise die Mosel in unseren Weinkeller fließt, wurde eine Decke (Deutsche Schlafwagengesellschaft, uhlenalt)  doppelt gelegt, darauf die Schachtabdeckung die durch ein 100 Liter Edelstahlfass beschwert wurde. Ist zwar nicht 100%ig dicht, aber es reicht.

Nun liegen wir ca. 23 cm unter dem Wasserspiegel. Bis 50 cm unter den Moselspiegel würde ich es riskieren, dann müsste ich den Keller Fluten. Zu einem käme es zu Aussandungen der Fundamente, da sich durch die Wände Grundwasser durchdrückt. Das andere Problem wäre ein evtl. aufschwimmen unseres Hauses, da durch das Abdichten es die Eigenschaften eines Bootes bekäme, wie es beim 1993er Jahrhunderthochwasser beim Schürmannbau in Bonn passierte.

Die Scheitelwelle des Hochwassers wird heute unseren Moselabschnitt passieren, morgen gibt es dann fallende Pegel. Alles normal, nichts schlimmes.

„Joachim“

Das gestrige Sturmtief  „Joachim“ machte sich an der Mosel gar nicht bemerkbar. Heute jedoch hatten wir die von diesem Sturmtief  mitgebrachten Regenfälle auf der Moselstraße stehen. Binnen Stunden ist die Mosel stark gewachsen und es stehen schon einige Keller in der Moselstraße unter Wasser.  Ein sogenanntes 2 jährliches Hochwasser (HQ2), das, wie der Name schon sagt, alle 2 Jahre auftreten kann.  „Leicht erhöhte Wasserstände…“ wie der Hochwasserwarndienst es bezeichnet. Heisst real, das der Pegel ca. 5 Meter über Normal ist.

Nichts dramatisches, für uns Moselbewohner ganz normal, gehört einfach dazu, wie ich hier schon einmal berichtete.

Großes Bohei

Wie jedes Jahr: Großes Bohei in den entsprechenden Internetforen, bei Facebook und anderen Medien,  wenn die Weinführer wie Gault Millau, Eichelmann und Feinschmecker erscheinen.

Immer die gleichen Diskussionen, ob die oder die Wein- oder Betriebsbewertung korrekt ist und wer ist denn der führende Weinführer, der am meisten recht hat. Das Wein nur subjektiv zu beurteilen ist, wird immer wieder vergessen. Auch die dort verkostenden Profis haben ihre Vorlieben oder unterschiedliche Tagesformen. Der eine mag dicke, fette Weine, der andere schlanke, fruchtige usw.  Ich berichtete hier und hier schon darüber und unser Kollege Bernhard Fiedler hat auch schon des öfteren über Weinverkostungen und die subjektiven Wahrnehmungen geschrieben.

Allen gemeinsam ist, das in der Regel hohe und höchste Betriebsbewertungen fast nur durch edelsüße Weine erreicht werden können. Minimengen, die das Gesamtprofil eines Weingutes bestimmen. Der Alltagswein, also der Wein, der uns täglich begleitet,  wird in der Regel bei diesen Führern nicht beachtet oder erst gar nicht zu den Verkostungen eingereicht. Das schränkt die Betriebsbewertung für unser Weingut natürlich stark ein, da wir ausschließlich trockene Weine produzieren, die zudem noch klar wie ein Bergquell, schlank und fruchtig sind. Dem wahren Leben jedoch werden diese Weingutsbewertungen nicht gerecht.

Aber trotzdem freuen wir uns immer wieder, wenn wir wie in den letzten Jahren in diesen Weinführern vertreten sind und dieses Jahr der „Feinschmecker“ unseren 2010er Burger Hahnenschrittchen Riesling zu den besten Weinen 2011 zählt.

Fledermausguano

Wie ich hier schon des öfteren berichtet hatte, wird die Reiler Kirche einmal jährlich von mir und einem Naturschutzbeauftragten entmistet. Dieses Jahr waren die Fledermäuse, die im Kirchendach eine sehr große Kolonie haben, sehr fleißig. Eimer für Eimer Fledermausguano rieselte durch das dicke Rohr auf unseren Anhänger: Wertvoller Humusdünger für die Vitalität der Rieslingreben im nächsten Jahr.

Im Gegensatz zu früheren Jahren waren wir mit der Reinigung des Dachbodens etwas früher und einige Fledermäuse, die noch nicht in ihre Winterquartiere geflogenen waren, machten sich durch Laute bemerkbar.

19. internationale Bergweinverkostung

CERVIM, das Forschungs- und Studienzentrum zur Wertschätzung des Weinbaus in den Bergregionen, hatte zur Preisverleihung für die deutschen Teilnehmer geladen. Bei der internationalen 19. Bergweinverkostung, gab es für die deutschen Steillagenwinzer jede Menge Medaillen abzuholen.

Empfang vor dem Steillagenkompetenzzentrum in  Bernkastel-Kues mit Trommelwirbel (Weltklasse!), dann die Begrüßung durch deren Leiter Hubert Friedrich, eine Laudatio des scheidenden Präsidenten  der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier, Herrn Dr. Peter Mertes, danach die Politiker, die das übliche Nichtssagende als Laudatio von sich gaben. Unsere Blicke richteten sich währenddessen durch die Innenfenster zum Weinprobenraum – die Probenweine wurden so langsam warm – aber die Laudatoren bemerkten nicht unsere sehnsüchtigen Blicke. Kurz und schnell die Verleihung der Urkunden und die Siegerweine konnten im Anschluss verkostet werden.

Auch ich konnte mir eine Goldene Medaille umhängen. Die dazu gehörende Urkunde wird neben vielen anderen nun unsere Probierstube schmücken. Wieder eine Bestätigung für uns, das unsere Weine nicht zu den schlechtesten gehören, egal, was man über solche Weinwettbewerbe denken mag.

Fachchinesisch

Mit ganz einfachen Worten, für jedermann verstehbar, versuche ich  meine Texte hier in den Bildergeschichten vom Weingut Steffens-Keß oder in unseren gedruckten Werbematerialien zu schreiben.

Doch wie es in jeder Branche üblich ist,  gibt es Fachchinesisch. Eine Fachsprache, die für Aussenstehende nicht oder nur schwer verständlich zu ist, so auch beim Wein.

„Unvergleichlich in der süßen Kraft des Bananenkonfekts. Konfekt, weil er in seiner überfließenden Süße dem Überzug des Konfekts von Sulmona gleicht. Oxidatives Wunder önologischer Integrität. Absolutes Meisterwerk cremigen Weinbaus, mit fleischiger Kraft und von vollendeter, unzweifelhaft meisterlicher Viskosität. Natur und Mensch also unzertrennlich, würzige und chlorophyllig faszinierende Frucht …“  so ein Beispiel der Geheimsprache der Weinbeschreibung. Alles verstanden?

Dirk Würtz griff dieses Thema vor einigen Tagen auf und meinte, das der Begriff lecker eigentlich ausreichend ist. Einfach einmal einen Gegenpol zu den immer ausufernden Weinbeschreibungen bilden. Ausufernde Weinbeschreibungen, die ich als Fachmann selbst nicht mehr nachvollziehen kann oder verstehe.

Wir kommunizieren mit dem Kunden, der nicht das Wissen von uns Fachleuten hat. Einfachere Worte, die trotzdem alles erklären sind wichtig, denn wenn der Kunde nichts versteht, wird er auch nicht kaufen!

Nicht kaufen, so erging es mir letzte Woche. Nach einem Telefonat mit einem IT Dienstleister – ich begriff sehr wenig – erhielt ich folgende Mail:

„…und vor allem einen OPI-Chart welcher die organische Suchmaschinensichtbarkeit Ihres Portals wiederspiegelt. … Die OPI-Werte der letzten zwei Jahre lagen zwischen 10 und 100, jene Werte sind nicht optimal…

Unsere grundlegenden Maßnahmen … umfassen den OnPage- und Offpage-Bereich. Im ersten Schritt ist es erforderlich, dass die vorhandenen Websites inhaltlich und technisch hinsichtlich der Suchmaschinenkriterien optimiert werden. Die dadurch entstandene gesunde Basis dient im weiteren Verlauf zur Schaffung der Backlinkstruktur. So müssen logischerweise z.B. neu zu erstellende Landingpages existieren, bevor gezielt Links darauf gesetzt werden können.

Neben den genannten klassischen SEO-Tätigkeiten bieten wir selbstverständlich auch weitere wichtige Maßnahmen an, wie z.B. Social Media Optimierungen, Online Reputation Management, Usability-Optimierungen usw.“

OPI Werte? Online Reputation Managment? usw. Was ist das? Meine langjährigen Erfahrungen mit und im  Internet ließen mich auch nicht verstehen. Auch Google hatte damit schwierigkeiten! Also in meinen Netzwerken nachgeschaut, ob mir jemand weiterhelfen kann und fündig geworden. Theo Huesmann von Gumia.de, Mathematiker und IT´ler wurde angefragt. Die Antwort war ganz einfach:

„Hallo Harald,

ich starte direkt mit zwei Gegenfragen:
Bist du zufrieden mit deiner derzeitigen Webpräsenz und der Weinverkaufs- entwicklung? Würdest du von dir behaupten, dich im Web 2.0 auszukennen?

Wenn du beide Fragen direkt mit Ja beantwortest, dann kloppe die Mail in die Mülltonne. Wenn du nicht direkt mit Ja antwortest, dann frag mich. „

Das werde ich nun auch tun, nachdem ich mit Ja geantwortet und darüber geschrieben habe. Ich möchte mit einem Verkäufer oder Käufer in einer Sprache kommunizieren, die beide verstehen.

Natürlich gibt es immer wieder komplexe Themen. Man kann sie jedoch immer für den Normalsterblichen aufbereiten. Vorbildlich im Weinbereich ist mein Kollege Bernhard Fiedler aus Österreich und natürlich die Maus, die komplexe Themen für den Normalsterblichen erklärt.