Weinernte 2025: Frauenpower

Noch ein Nachbericht zur Weinernte 2025.

Wie jedes Jahr, alle packen an. Nicht nur im Weinberg. Im Kelterhaus und Weinkeller ist jede Menge Arbeit nach der Ernte im Weinberg. Seit Jahren ist unser Ernteteam eingespielt. Neue Helfer werden umgehend eingebunden. Ohne dass großartige Anweisungen unsererseits gegeben werden, verteilen sich die Helfer nach kurzem beratschlagen im Weinberg auf die Rebzeilen zum Ernten. Der Traubentransport mit dem Kettenschlepper wird auch unter den Helfern geklärt.

Kurze Unterweisung und dann sollte das auch kein Problem mehr sein. Unvernunft und zu wagemutiges Fahren wird direkt bestraft, wenn die Kisten mit den Trauben auf der Straße liegen und wieder händisch in diese verladen werden müssen.

Das gleiche abends im Kelterhaus. Jeder will und jeder darf mal die Trauben abladen, Erntekisten säubern oder im Weinkeller zusehen, wie die Moste gärfertig gemacht werden.

Besonders bemerkenswert: die Frauenpower! Eine ganz andere Eleganz beim Transport der Trauben bis zur Presse – weniger Hauruck als bei den Männern, aber genauso effizient.

Weinernte 2025: Nach dem großen Regen

Eine intensive Weinernte liegt hinter uns – arbeitsreich, spannend, herausfordernd. Wochenlang kaum Zeit, hier etwas zu berichten. Daher nun, im Nachhinein, ein paar Eindrücke und Gedanken zur Lese 2025. Weitere Berichte werden folgen.

Ein perfektes Weinjahr kündigte sich an. Der Sommer mit ausgeglichenem Wetter war fast perfekt. In den Weinbergen hingen jede Menge Trauben und diese waren größtenteils gesund. Schon früh zeigte sich, dass die Reife weit fortgeschritten war – so früh, dass wir bereits im September mit der Ernte begonnen haben. Die früheste Rieslinglese in der Geschichte unseres Weinguts.

Etwas selektieren war angedacht und dann in die vollen gehen. Ein großartiger Jahrgang kündigte sich an. Doch es kam anders. In den ersten Tagen, sehr gesunde Trauben mit einer hohen Qualität und richtig guter Ertrag. Aber dann kam der große Regen im September, in dem gesamt 138 Liter Regen gefallen waren (87 Liter mehr wie im langjährigen Durchschnitt), der zu warm war und in der Spitze mit Temperaturen an die 30 Grad). Das war zu viel für den Riesling.  Der Riesling mit seiner im reifen Zustand dünnen und empfindlichen Beerenhaut reagierte entsprechend. Die Trauben saugten Wasser aus dem Boden und platzten auf. Eile war angesagt, damit kein Verderb drohte.Botrytis machte sich breit. Wir Winzer hassen und lieben sie zugleich. Im Idealfall durchlöchert der Pilz die Beerenhaut, Flüssigkeit verdunstet und der Rest konzentriert sich. Zudem hinterlässt der Pilz seine honigähnlich schmeckenden Stoffwechselprodukte im Saft.  Nur so können hochwertigste Weine wie Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen produziert werden. In diesem Fall nennt man das Edelfäule.

Im Bild ein sogenanntes Goldtröpfchen, konzentrierter zäher Traubensaft, der aus der Beere austritt.Bei lockerbeerigen Trauben kein Problem. Die Beeren werden von Luft umspült und können sauber eintrocknen.Aber wehe, die Trauben werden kompakter. Dann geht es sehr schnell ins Negative. Es ist keine saubere Eintrocknung mehr möglich. Dicker Pilzrasen und weitere Schadpilze wie z.B. Essigfäule kommen dazu und führen zu Verderb der Trauben.2017-10-07 reife Rieslingtrauben mit Selektionsschere2Ein massiver Einsatz der Ernteschere war nötig! Ganz wichtig sind die beiden langen, schmalen Klingen, mit denen nicht gewünschte faule Beeren oder Traubenteile mit chirurgischer Präzision von den gesunden reifen Rieslingtrauben weggeschnitten werden.Mit jeden weiteren Tag der Weinernte verschlechterte sich der Gesundheitszustand der Trauben massiv. Viele Trauben mussten auf den Boden geschnitten werde. Insbesondere dicht gepackte Trauben litten. Ich berichtete hier.In den letzten Erntetagen waren nur noch die lockerbeerigen Trauben in einem guten Gesundheitszustand.

Trotz der Verluste durch Fäulnis liegt die Erntemenge insgesamt im Durchschnitt. Die Qualität ist sehr gut, und im Keller macht es Freude, den jungen, noch gärenden Wein zu probieren.
Ein Jahrgang, der uns viel abverlangt hat und viel verspricht.

Weinernte 2025: Eingetütet

Nachdem der Kampf um die letzten Rieslingtrauben in der letzten Rebzeile ohne gegenseitige Schnittverletzung beendet war, kann ich jetzt verkünden: „Der 2025er ist eingetütet“

Eine sehr anstrengende Weinlese liegt hinter uns. Zeitbedingt gab es während der Ernte keine Berichte hier im Blog. Wir werden im Nachhinein berichten.

Wie jedes Jahr ein dickes Lob und ein Dankeschön an unsere Erntemannschaft, die wie immer ihr bestes beim Ernten gab. Rasant schnell, einsame Spitze im Selektieren und immer gut drauf:  Marita, Felix, Hendrik, Jil, Max, Vali, Britta, Ole, Paul (v.l.n.r.) und die heute nicht dabei gewesenen Sophie, Lino, Vani, Alice, Freddy, Leon, Karl, Mirko, Verena, Margit, Michael, Rosi, Christian, Helene, Stefan, Pia, Clara, Phillip, Mia, Nele, Florian, Andreas, die beiden Heikes, Georg, Susann, Sören, Jonte, Daniel und Sabrina.

Weinernte 2025: Auf der Zielgeraden

Alles war vorbereitet und minutiös geplant. Leider hat das Wetter nicht so richtig mitgespielt. Der Regen der letzten Tage und die für die Jahreszeit extrem hohen Temperaturen haben einigen Rieslingtrauben etwas zugesetzt. Bei sehr kompakten Trauben, ich berichtete hier, hat sich negative Fäulnis gebildet. 

Noch sehe ich das nicht als Problem. Es soll kühler werden, was die Verbreitung der Fäulnis verlangsamt. Wir haben den Erntebeginn um eine Woche vorgezogen und starten morgen mit der Rieslingernte. Mit kleiner Erntemannschaft werden wir vorab die befallenen Trauben selektiv ernten. Die guten in die Erntekiste, die schlechten auf den Boden. In einer Woche starten wir dann mit der großen Erntemannschaft in die Haupternte.

Das ist der früheste Erntetermin in meiner bisherigen Winzerlaufbahn. Der Klimawandel lässt grüßen.

Während der Traubeninhalt vor einigen Tagen noch sehr fest war und die Kerne grün, verflüssigt sich das Mark nun langsam durch traubeneigene Enzyme. Die Kerne sind braun verfärbt. Das ist ein Zeichen für die sogenannte „physiologische Reife“ oder Geschmacksreife. Die Folge sind mehr Aroma und eine höhere Pressausbeute beim Keltern. Wir sind qualitativ auf der Zielgeraden. Zu diesem Thema können Sie bei meinen Kollegen Bernhard Fiedler mehr nachlesen.

letzte Pflegearbeiten

Bevor die Weinlese beginnt, stehen im Weinberg noch einige wichtige Pflegearbeiten an. Dazu gehört insbesondere das jährliche Abmähen der Böschungen oberhalb der Weinbergsmauern mit dem Freischneider – eine der letzten Maßnahmen vor der Ernte. In Weinbergen mit üppiger Begrünung wird zusätzlich gemäht, damit die Erntehelferinnen und -helfer nicht durch hohe, taunasse Begrünungen laufen müssen.

Ein weiteres Augenmerk gilt der Reinigung der Wirtschaftswege, sofern in den nächsten Tagen noch ausreichend Regen fällt. Denn nur bei feuchtem Boden lassen sich Pflanzen leichter mitsamt der Wurzeln aus den Fugen entfernen. Besonders am Mauerfuß ist die Wasserführung von Bewuchs und Geröll zu befreien, um langfristige Schäden an Mauern und Wegen zu verhindern. Für die Grobarbeiten kommt ein kräftiges Planierschild an der Raupe zum Einsatz – für die Feinarbeit stehen Besen und Schippe bereit.

Die Weinernte rückt näher und die ersten Ernteplanungen sind gemacht. Um den Monatswechsel September/Oktober beginnen wir mit der Ernte. Unsere Erntehelferinnen und -helfer stehen bereit. Die langfristige Wettervorhersage sieht gut aus und verspricht kühle Nächte – gut für die Aromaausbildung der Rieslingtrauben – und warme Tage.

Die Reifemessungen der Agrarberatung sind vielversprechend. Bei Zuckereinlagerung und Säureabnahme ist der 25er überdurchschnittlich. Die Prognose: Qualitativ ist alles drin, quantitativ sieht es ebenfalls sehr gut aus. Dazu später mehr…

Winzerwunschwetter

Der Wunsch nach Regen kam vor nicht einmal zehn Tagen auf. Man merkte den Rieslingreben an, dass das Wasser im Boden knapp wurde. Das Wachstum hatte sich stellenweise stark verringert und die Triebspitzen begannen sich aufzurichten – ein erstes Anzeichen von Wasserknappheit. An wenigen Stellen, wo nur wenig Boden den felsigen Untergrund bedeckt oder bei jungen, nachgepflanzten Reben, die noch nicht so tief wurzeln, sah man schon eindeutige Trockenstresssymptome: aufgerichtete Triebspitzen und Blätter, die sich schützend von der Sonne wegdrehten.

Unsere Wünsche wurden auch prompt erfüllt. Seit dem sind 44 Liter Regen je qm gefallen. Schon fast eine Luxusversorgung für die Reben. Nicht als Landregen, meistens kräftige Schauer mit heftigem Wind. Zeitweise war die gegenüberliegende Moselseite nur schemenhaft zu erkennen.

Wettertechnisch zeigt sich die aktuelle Vegetationsperiode bislang von seiner unkomplizierten Seite. Die bisherigen Trockenphasen wurden stets rechtzeitig durch Regen unterbrochen, und die Temperaturen bewegten sich – abgesehen von einigen sehr heißen Tagen zum Monatswechsel – im angenehmen Bereich.

Für die Reben ideale Bedingungen, um sich gesund und ausgeglichen zu entwickeln. Da schlägt das Winzerherz ein wenig höher.

So spät wie noch nie

So spät wie noch nie haben wir den Laubschnitt in unseren Rieslingweinbergen gemacht. Hochsommerliche Temperaturen und eine gute Wasserversorgung ließ das Rebwachstum explodieren. Fast waagerecht ragten die Rieslingreben oberhalb des Drahtrahmens in die Rebzeile.

Es hat sich richtig gelohnt, mit dem Laubschneider zu fahren.

Jetzt sehen die Rebzeilen wieder ordentlich aus. Wie frisch vom Frisör😉

Eine in der Regel wichtige Arbeit werden wir dieses Jahr allerdings nicht durchführen. Das entlauben der Traubenzone werden wir uns ersparen. Durch das sehr schnelle Wachstum haben wir den richtigen Zeitpunkt verpasst. Um den optimalen Effekt der Abhärtung der Traubenschale gegen Traubenfäulniss und insbesondere Sonnenbrand zu erreichen, muss diese Arbeit bis zur Schrotkorngröße der jungen Trauben erledigt sein. Diese Zeitspanne war dieses Jahr viel zu kurz.

Das Risiko für Sonnenbrand ist auch immer relativ zu sehen. Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die ich hier nicht alle erläutere, denn das würde zu kompliziert werden.

Der späte Laubschnitt könnte sich jedoch vorteilhaft gegen späte Fäulnis auswirken. Die Traube und die Triebspitze konkurrieren um die gebildeten Assimilate. Schneide ich früh die Triebspitze (Laubschnitt) ab, gelangen die Assimilate der Rebe bevorzugt in die Trauben, die dadurch groß und kompakt werden. Leider kann der Riesling so kompakt werden, dass sich die Beeren gegenseitig zerdrücken und Fäulnis entsteht. Bei spätem Laubschnitt kann die Traube lockerbeeriger werden, ohne dass sich die Beeren gegenseitig zerdrücken.

Aber wie schon oben geschrieben: Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die ich hier nicht alle erläutere, denn das würde zu kompliziert werden.

Der Weinbau ist ein äußerst komplexes System. Jeder einzelne Parameter ist wichtig. Dazu gehören die Arbeit des Winzers, die Rebsorte, der Standort, der Boden, die Temperatur, die UV-Strahlung, die Niederschläge, die Luftfeuchtigkeit und vieles mehr. Einiges kann der Winzer beeinflussen, vieles nicht. Während einige dieser Variablen – etwa Bodenpflege, Rebschnitt oder Lesezeitpunkt – gezielt gesteuert werden können, entziehen sich andere, wie Wetterextreme oder klimatische Schwankungen, jeglicher Kontrolle. Die Herausforderung besteht in der kontinuierlichen Optimierung dieses Zusammenspiels. Ziel ist die Herstellung eines Weines, der die spezifischen Merkmale seines Ursprungs mit bestmöglicher Traubenqualität authentisch widerspiegelt.

Alles bestens!

Zunächst hatte die Rebblüte aufgrund des kühlen Wetters nur zaghaft begonnen. Warmes Sommerwetter beschleunigte die Blüte letztes Wochenende jedoch so stark, dass sie binnen weniger Tage der Vergangenheit angehörte. Das Bestäubungsergebniss dürfte gut sein.

Die jungen Beerchen sind rasend schnell gewachsen und das Dickenwachstum wird weiter zunehmen. Ich rechne damit, dass die Beeren Ende der kommenden Woche erbsengroß sein werden. Ab diesem Wachstumsstadium nimmt die Empfindlichkeit der Trauben gegenüber den Pilzkrankheiten ab.  Die Spaltöffnungen der Beeren verschließen sich. Der Peronosporapilz kann dann nicht mehr in die Beere eindringen und sie nicht mehr infizieren. Zudem unterstützt uns der Sommer mit trockenem, pilzfeindlichem Wetter. Ich rechne dieses Jahr nicht mehr mit Problemen durch die für die Rebe gefährlichen Pilzkrankheiten.

Die Ernteaussichten sehen bislang gut aus. Alles bestens! Der Start in die Vegetationsperiode war sehr gut. Aus jeder Knospe kam ein Rebtrieb mit vielen Blütenständen und die anfängliche Trockenheit ist kein Thema mehr. Bislang keine Wetterunbilden wie Spätfrost, Hagel, übermäßiger Regen und Krankheitsbefall. Die Weinernte ist zwar noch einige Monate entfernt, aber wir blicken positiv in die Zukunft.