Weinrallye 48: Wasser in den Wein, alles Schorle oder was?

Hans-Joachim Klose aus Geisenheim hat zur aktuellen Weinrallye eingeladen: „Passend zum Sommer, auch wenn er aktuell etwas schwächelt, alles rund um die Schorle in allen Varianten in rot oder weiß, mit Cola oder Fanta, mit Riesling oder Silvaner. Das Thema bewegt, …. in dem der Standpunkt vertreten wurde wie kann man nur Wasser in Wein schütten. Dazu die passenden Geschichten, wenn zum Beispiel die Jugend aus der Pfalz in den Rheingau kommt und einen Cola-Rot bestellt, aber auch Rezepte und spannendes aus fernen Ländern.“

Nun gut, beim Schorle gibt es natürlich Diskussionen, ob man Wein mit Wasser verwässern dürfe. Im Wein ist zwar das Wasser der größte Bestandteil, aber diesen Wasseranteil erhöhen? Nein, das geht nicht, ist sogar per Weingesetz verboten und heißt dann Panscherei. Aber das betrachte ich mal philosophisch, doch dazu später mehr.

Betrachten wir das ganze einmal unter geschichtlichen und gesundheitlichen Aspekten. Wie war das beim ersten Wunder Jesu, der Hochzeit zu Kana? Der Wein wurde nicht gestreckt, bzw.  verdünnt: Ganz enthemmt wurde aus Wasser Wein gemacht, der sogar richtig gut gewesen sein soll, wenn man der Bibel glauben darf. Da tut sich bei mir eine handwerkliche Wissenslücke auf. Habe ich während meiner Ausbildung etwas verpasst?

Wichtiger als dieses Weinwunder von Kana war in früheren Zeiten die gesundheitlichen Aspekte von Wasser/Weingemischen. In vielen alten Quellen ist die Rede von Weinen, die mit Wasser verdünnt wurden. Es wird suggeriert, das die Weine damals zu stark gewesen seien, um sie pur zu trinken. Doch das Gegenteil ist der Fall. Wein wirkte desinfizierent auf das tägliche Trinkwasser.

„..wirken erstlich bei epidemisch herrschender Ruhr als Vorbeugungsmittel…als ein vorzügliches Präservativ gegen ansteckende Krankheiten…als vorbeugungsmittel bei allen epidemischen und contagiösen Krankheiten angelegentlichst zu empfehlen, namentlich aber bei den schweren und gefährlichen, wie bei Typhus, der bösartiger Ruhr und vorzüglich bei der asiatischen Cholera…“

schrieb der prakt. Arzt und königl. Kreisphysikus zu Zell a. d. Mosel,  Dr. Franz Meurer in seiner 1866 erschienenen Publikation über die gesundheitsfördernde Wirkung der Mosel- und Saarweine. Interessant, welche Wirkung die Moselweine seiner Meinung nach haben sollen: Hämorrhoiden, Gicht, Hysterie, Würmer,  Schwindsucht, Impotenz, ausfallen der Haare, Trichinen, nützlichkeit bei der Geburtshilfe und ein probanntes Mittel gegen Trunksucht, so ein kleiner Auszug aus seinen gesundheitlichen Empfehlungen. Einreiben, trinken, gurgeln und Moselwein hilft gegen alles.

Wieder zurück zum Thema Wasser und Wein. In neuerer Zeit befasste sich Prof. Dr. Kliewe (Wein und Gesundheit, 1981) mit diesem Thema. Er machte Versuche über die entgiftende, Bakterientötende und -hemmende Wirkung der Weine. Zuerst mit reinem Wein, dann mit Wasser verdünnt. Die Wirkung war in der Verdünnung ebenso vorhanden. Äusserst interessant die Wirkung auf Kolibakterien und bei Kolieerkrankungen. Eigentlich ein normaler Darmbewohner, der aber unter gewissen  Umständen und bei gewissen Stämmen dieses Bakteriums krankheitserregend wird. Da gab es doch diesen Frühsommer die EHEC Epedemie….

Unsere Empfehlung: Die Trarbacher Felsenquelle

Kommen wir wieder zum eigentlichen Weinrallyethema zurück: Schorle! Für mich kommt nur die Version mit Wasser in Frage. Die Partner Cola und Fanta mag ich nicht und als Wein selbstredend ein Riesling. Die Reihenfolge des Eingießens ins Glas ist wichtig! Wenn ich das Wasser zum Wein gebe, verdünne ich diesen, und wie oben beschrieben wäre das Panscherei und damit verboten. Dieses Dilemma kann man nur lösen, indem man zuerst den Sprudel in Glas gibt und diesen dann mit Riesling verbessert. Das wäre dann korrekt, philosophisch betrachtet!

 

 

 

Weinrallye 47: Wein aus Alamannien

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„Es ist ganz einfach. Aus meiner Verbundenheit zu meiner Heimat und die Tatsache das der alemannische Dialektsingsang bei mir Wohlgefhühle auslöst bitte ich euch über Weine zu schreiben deren Urspung das Stammesgebeit der Alemannen ist!

Was wäre das für ein prächtiges Land würde es heute noch tatsächlich politisch existieren? Aber tatsächlich existiert dieses Land nur in der Welt der Spache, als Sprachraum des alemannischen Dialektes! Weiter existieren die Alemannen in Geschichtsbüchern und in einigen Sprachen wie Französisch, türkisch oder italienisch wo für Deutsch nicht die Germanen Wortpate standen sondern die Alemannen. Denken wir doch nur an Frankreich, dort nennt man uns Allemagne :-) Darum lassen wir Alemannien zumindest virtuell für einige Tag aufleben und verkosten die Weine dieses wunderschönen Landstriches.“

So der Aufruf zur Weinrallye vom Heidelberger Kellermeister Thomas Lippert.

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Der Sprachraum der alemannischen Bevölkerungsgruppe, von der zumindest die Schwaben behaupten, alles zu können ausser Hochdeutsch (Mir kennât älles, bloß koe Hochdeitsch) oder andersrum: „Mir kennad au Hochdeitsch, mir wellad bloß ned“ (Honoratiorenschwäbisch: Wir können auch Hochdeutsch, wir wollen bloß nicht).

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Daher fiel auch der erste Gedanke an das sogenannte Schwabenblut, den Trollinger. Ich hatte im Frühjahr eine Faßprobe von meinem Kollegen Reinhard Schäfer zur Verkostung und Beurteilung erhalten. War richtig gut, aber dann kam mir eine andere Idee.

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Mein neuer Kettenschlepper musste zur Inspektion und einigen Nacharbeiten zum Hersteller nach Bühl in Baden. Gelegenheit, bei der dortigen Genossenschaft vorbei zu fahren, um die bekannte Flasche  zu kaufen.

In meinen Kindheitstagen wurde die gebrauchten Weinflaschen noch im Weingut für die Wiederbefüllung gereinigt. Als Kinder mussten wir helfen und freuten uns, diese interessante Weinflasche mit dem Affen ab und zu im Leergut zu finden, die dann einen Ehrenplatz auf der Fensterbank im Etikettierraum fand.

Der sogenannte Affenthaler, eine Marke der Genossenschaft Bühl, gibt es nur als Riesling, Spätburgunder Rosé und Spätburgunder Rotwein in der sogenannten Affenflasche. Als Rieslingwinzer habe ich mich selbstredend für den Riesling entschieden. Überraschend war die Aussage des Verkauspersonals, das es diese Traditionslinie nur in einer milden Ausführung gibt, was mich verwunderte.

Als Trockenweintrinker habe ich mich gestern Abend ganz mutig an diesen milden Wein herangewagt. Die Überraschung war groß. Ein extrem frischer und spritziger Riesling fand sich im Glas wieder. Die Restsüße, vielleicht gerade über dem halbtrockenen Bereich, war durch eine knackige Säure sehr gut eingebunden. In der Nase ein typischer 2010er mit dezenter Zitrusaromatik. Ein richtiger Spaßwein mit guten Trinkfluss. Der ideale Terrassenwein für warme Sommerabende.

Aus der virtuellen in die reale Welt

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Man kannte sich schon lange aus dem Netz. Am letzten Wochenende haben wir uns nun in der realen Welt kennen gelernt. In der Weinuni in Geisenheim am Rhein trafen wir uns zum ersten deutschen VinoCamp.

„Das VinoCamp ist also ein BarCamp – und ein BarCamp ist eine Unkonferenz, d.h. eine Konferenz ohne festen Ablaufplan. Es gibt demnach nicht die klassische Aufteilung zwischen Referenten und Zuhörern. Jeder der möchte, kann einen Vortrag, eine sogenannte „Session”, zum Thema anbieten. Wer keinen Vortrag halten möchte, kann auch einfach nur zuhören.

Das Thema des VinoCamps ist, wie der Name schon sagt, der Wein und alles was damit zusammenhängt.

Beim VinoCamp treffen sich Menschen aus der gesamten Weinszene, die eine hohe Affinität zum Internet haben, um sich auszutauschen und virtuelle und reale Netzwerke zu pflegen.

Ziel des VinoCamps ist es, das Thema Wein in die Breite des Web 2.0 zu tragen, zu lernen, sich weiter zu entwickeln und Strategien und Sprachweisen für die Zukunft zu finden.“

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Der Freitag abend starte mit einer Afterworkparty im Garten der Sektkekellerei Bardong. Die ersten virtuellen Freundschaften bekamen Gesichter und die Netzfreundschaften wurden bei sehr guten Sekten und Weinen vertieft.

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Das VinoCamp startete am Samstag mit der Begrüßung der Teilnehmer und Festlegung der einzelnen Vorträge, bzw. Sessions. Neben vielen Vorträgen, die sich um das Internet und die Netzwelt drehten, interessierte mich der Vortrag von Matthias Düsi vom Duesiblog.

„Rechtliche & Theologische Grundlage des Abendmahlsweins/Messweins. Messwein als Absatzchance für Weinproduzenten?“ lautete das Thema und Matthias, von zu Hause aus Rechtsanwalt, erläutere dieses interessante Thema sehr spannend.

Bei den jährlich ca. 10 Millionen Teilnehmern am Abendmahl der ev. Kirche kam die Diskussion auf, wie groß denn dieser „Schluck“ ist, damit das gesamte Absatzpotential genauer geschätzt werden konnte.

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Im stündlichen Rhythmus gab es immer zeitgleich drei Vorträge in verschiedenen  Hörsälen und die Auswahl des für mich interessantesten Vortrages viel mir schwer.

Die Auswahl war sehr groß, wie ein Auszug aus dem Angebot zeigt:

    • Eu-Weinmarktreform, Chance oder Untergang?

    • Traffic und Statistikauswertung im Blog.

    • Wie mache ich einen sexy Weinblog?

    • Wie werde ich reich und berühmt?

    • Wie objektiv sind Weinführer?

    • Wein, Tourismus und Web 2.0 – wie passt das zusammen!

    • Diskussion rechtlicher Themen wie Urheberrecht (Bilder- und Textnutzung), Abmahnung, Impressum usw…

    • Rechtliche & Theologische Grundlage des Abendmahlsweins/Messweins. Messwein als Absatzchance für Weinproduzenten?

    • Was ist in Frankreich so anders? Das französische Wein-Web vorgestellt.

    • Spontanvergärung und Wurzelecht. Nur Winzerblala oder ist was dran?

Mit meinem Kollegen Karl-Josef gestaltete ich zwei Sessions zum Thema Weinbau, Weinkeller und Ökologie. Machte mächtig Spaß!
Zu Gast war auch die amtierende Deutsche Weinkönigin, wie man unschwer auf obigem Bild erkennen kann.

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Natürlich durfte der Wein auch nicht zu kurz kommen. Am späten Nachmittag standen fast dreihundert Weine, die von den Teilnehmern mitgebracht wurden,  in der Mensa zum probieren auf den Tischen.

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Die Abendveranstaltung fand dann in der wineBANK in Hattenheim statt. Ähnlich einer Bank mit Schließfächern. Aber nur  für edle Weine, anstatt Wertpapiere.

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Das ganze in einem Weingut und direkt daneben der „Partyraum“.

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Trotz der abendlichen Party fanden sich alle am Sonntag pünktlich wieder in den Vortagssälen ein. Iris, deutsche Winzerin in Frankreich, berichtete für ihre französischen Kollegen live vom deutschen Vinocamp in ihrem Blog, auf Facebook und auf Twitter.

Hier an dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an das Organisationsteam und die Sponsoren. Weitere Informationen über das Vinocamp finden Sie im VinoCamp Blog hier, die Facebookseite ist hier.

Nachtrag:

Per Facebook wurde ich darauf aufmerksam gemacht.

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Wir sind am Samstag (-nacht) natürlich noch versumpft. Einen Absacker trinken. Einen klasse Rieslingsekt aus einem Arbeitsprojekt eines Weinbaustudenten und dazu gab es eine Gitarrensession.

Newsletter No. 3: Das erste deutsche Vinocamp, Hintergründe und Angst macht sich breit

 

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Über das Internet, bzw. das Web 2.0, kennt man die bloggenden Kollegen schon länger und nun ist persönliches Kennenlernen angesagt.  Am 18. und 19. Juni ist ein Weinbloggertreffen in der Weinuni Geisenheim angesagt. Ein sogenanntes BarCamp, im Weinbereich natürlich Vinocamp genannt. Ich freue mich schon, die Personen, die man aus dem virtuellen Leben kennt, in natura kennen zu lernen.

Beim Vinocamp gibt es keine Teilnehmer, sondern nur Mitwirkende! Ein BarCamp ist eine offene Tagung, deren Ablauf und Inhalte von den Teilnehmern im Tagungsverlauf selber entwickelt werden. Es wird von jedem Teilnehmer erwartet, das er aktiv am Geschehen teilnimmt. Das Vinocamp ist keine Konferenz auf der einfach Wissen konsumiert wird, es wird getauscht und geteilt, geben und nehmen. Meine Aktivitäten konzentrieren sich auf den ökologischen Steillagenweinbau und die Kellertechnik.  Mit Iris und Karl-Josef zusammen werde ich zu diesen Themen referieren und mit den Teilnehmern diskutieren.

Der von uns angebotene Ausbildungsplatz  als Winzer steht kurz vor der Besetzung. Mehrere junge Menschen absolvierten in den letzten Wochen ein Kurzpraktikum in unserem Weingut. So lernte ich die Arbeitsweise, die Motivation und das Sozialverhalten kennen.  Diese Woche noch eine Kandidatin und nächste Woche wird entschieden wer die Lehrstelle bekommt. Kerstin, meine jetzige Azubine, wird in vier Wochen die Gesellenprüfung machen und dann in die rauhe Arbeitswelt entlassen.

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Der erst letzte Woche abgefüllte Mosto Cotto hat schon Freunde gefunden. Die Musterflasche, die in der Probierstube stand, wurde kurzerhand von einem Freund entführt und zurück kamen zwei Gläser Rhabarberchutney mit Mosto Cotto. Passt hervorragend zu Käse.

Wir haben zur Zeit drei Wochen Vegetationsvorsprung. Der Riesling ist am blühen. Die Rahmenbedingungen sind sehr gut, so das eine gute Befruchtung zu erwarten ist.

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Nachdem am 4. Mai in weiten Teilen Deutschland die Reben mehr oder weniger erfroren sind, ist die derzeit herrschende Trockenheit das beherrschende Thema und macht uns Angst. Es soll der trockenste Frühling seit 1893 sein. Wir hatten zwar das Riesenglück das am 20. Mai ganz regional in Reil 23 Liter Regen fielen, aber die Reben dürsten weiterhin nach Wasser. Das Längenwachstum der Triebe ist stellenweise stark vermindert und das Laub verfärbt sich gelblich. Es gibt Standorte an der Mosel, bei denen sogar alte Rieslingreben mit entsprechend tiefen Wurzeln, unter massivem Wasserstreß leiden und die Situation dramatisch wird. Etwas Regen ist in den nächsten 24 Stunden gemeldet, die lang erhoffe Entspannung wird es nicht sein. Die Situation dürfte weiterhin sehr kritisch bleiben und macht uns Angst.

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Weinrallye 45: Reifer Wein

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„Nachdem Drunkenmonday nun schon bei einigen Weinrallyes durch Beiträge mitwirkte, ist es nun an der Zeit, auch einmal aktiv diese auszurichten.Da der „Jungweindrinkwahn“ immer weiter um sich greift, lautet das Thema diesmal: „Reifer Wein“. Die Grenze dafür haben wir bei dem Jahrgang 2000 gezogen. Also alle Weine aus dem Jahrgang 2000 oder älter sind für die Weinrallye #45 zugelassen.“

So der Aufruf von Drunkenmondy, einer Gruppe von Weinenthusiasten aus Hessen.

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„Alte Kamellen“ habe ich zur Genüge. Gesammelt und eifrig in der Schatzkammer gebunkert. Nur noch selten wird aus der Schatzkammer eine Flasche entnommen. Während früher die alten, reifen Weine eine höhere Wertschätzung genossen haben, wird heute jungen Weinen der Vorzug gegeben. Vor nicht allzu langer Zeit wurde reife, goldfarbene Weine sogar besungen („Wenn das Wasser im Rhein goldner Wein wär – Willy Schneider (1950)“)

Wertewandel!  Die Weinwelt verändert sich, das Konsumentenverhalten auch und wissenschaftliche und technische Innovationen im Weinberg und Weinkeller beeinflussen auch noch. Der Klimawandel hat zudem in den letzten 20 Jahren massiv die Weinqualitäten geändert.

Meine Wahl ist auf einen 1985er Riesling trocken gefallen. Meine erste Ernte in ersten Jahr meiner Selbstständigkeit als Winzer. Natürlich aus meinem ersten Weinberg, den ich einige Jahre vorher selbst gekauft und selbst angepflanzt habe, der erste Ertrag. Selbstverständlich schon ökologisch, ich habe noch nie etwas anderes gemacht.

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Unvergleichlich, was da im Glas funkelt. Goldgelb die Farbe, leichte Firne und eine knackige, mineralische Säure. Dezenter Duft und keinesfalls altersmüde. Noch heute ein Trinkgenuss mit gutem Trinkfluss. Ein alter Riesling der unter Beweiss stellt, das der Moselriesling eine hohe Lagerfähigkeit hat.

Solche Weine werde ich wahrscheinlich nie wieder produzieren können. Dieser 1985er Riesling trocken ist noch ein „richtiger“ Qualitätswein. Heutzutage finden sich in der Regel kleinere Spätlesen – nach damaligem Empfinden – sogar in der Literflasche wieder und die anderen Weine sind entsprechend qualitativ höherwertig. Damals hätte ich nur geträumt von solch reifen Trauben wie wir sie heute ernten.

Die Klimaänderung, die sich seit 1988 bemerkbar macht, hat unsere Qualitäten massiv verändert. Durch früheren Rebaustrieb und frühere Blüte ernten wir heute viel höhere Qualitäten und, wie ich hier schon im Blog des öfteren schrieb, es gibt keine schlechten Jahrgänge mehr wie ich es in den 80zigern des letzten Jahrtausends noch erlebt habe.

 

Newsletter No. 2: Peinlichkeiten, Hintergründe und eine sehr gute Nachricht

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Unser erster Newsletter fand gute Resonanz. Sehr positive Reaktionen kamen per Mail, bei meinen Bemerkungen zum Riesenschwanzvergleich fühlten sich einige andere auf den Schlips getreten. Die Diskussionen über Blogranking finde ich lächerlich und nichts sagent, wie auch Theo Huesmann hier beschreibt. Es sind, wie ich schon im letzten Newsletter berichtete, kleine Jungenspiele. Eine am Tag später geführte Diskussion auf facebook und anderen Blogs zu diesem Thema habe ich nur als peinlich empfunden.

Ebenso wie es dem Besitzer obigen Traktors  peinlich war, den Traktor in den Steilhang zu werfen. Am Wegrand geparkt, einige Zeit im Weinberg gearbeitet, die Handbremse löste sich, der Traktor rollte den abschüssigen Wirtschaftsweg hinab und landete in Nachbars Weinberg. Passend zur Mittagszeit an der Reiler Brücke und binnen kürzer Zeit war diese Neuigkeit Peinlichkeit im Dorf verbreitet. Personenschäden waren nicht zu verzeichnen, zwei Reben haben es nicht überlebt, der Seitenspiegel nebst Seitenscheibe am Traktor kaputt, einige Stickel krumm und Kratzer am Lack. Die Rechnung der Bergung war sicherlich das teuerste an dieser Aktion.

Das demokratische Weinbuch von Rainer Balcerowiak macht Furore. Nachdem ich im November eine Rezension geschrieben hatte, berichtete auch der Stern und andere Medien über dieses lesenswerte Buch. Umso erfreulicher war es nun für mich, das der Autor mittlerweile eine Weinkolumne im Internet hat in der er wöchentlich publiziert. Wenn sie sich über den kulinarischen Notfallkoffer, Verkosters Nightmare oder Aromajunkies informieren möchten, sollten Sie hier klicken!

Die Winterarbeiten im Weinberg sind mittlerweile fast abgeschlossen. Dank zweier zusätzlicher Aushilfen konnte der winterbedingte Rückstand aufgeholt werden. Der Frühling, von dem ich vor einigen Wochen noch träumte, hält so langsam Einmarsch.

Leider ist unsere Ausbildungsstelle zum Winzer immer noch nicht besetzt. Hat denn keiner Lust, dass klassische Handwerk des Winzers zu erlernen? Fast immer an der frischen Luft, abwechslungsreiche Arbeit in einer schönen Kulturlandschaft, soziale Einbindung in die Winzerfamilie und intensive Betreuung während der Lehrzeit! Was können wir mehr bieten? Bewerbungen nehmen wir weiterhin entgegen.

Nun die sehr gute Nachricht: Unsere 2010er Weine sind alle abgefüllt. Es hat dieses Jahr etwas länger gedauert, die Weine hatten eine längere Reifezeit im Faß gebraucht. Fast wie in jedem Jahr: Frisch und fruchtig mit der typischen Eleganz des Moselrieslings. Nicht die Opulenz der herausragenden 2009er Rieslings, etwas zartgliedriger und feiner, aber wie immer in der Tradition und im Weinstil unseres Weingutes.

Leider gibt es auch einen Wermutstropfen:
Die Weinmengen sind äusserst begrenzt. Kühles Blütewetter verhinderte letztes Jahr eine optimale Befruchtung der Blüte. Nachfolgende Trockenheit im Juli und beginnende Traubenfäulniss vor der Ernte verringerten zusätzlich unsere Erntemengen. Mit einer 60 % Ernte ist der 2010er Jahrgang einer der kleinsten Jahrgänge der letzten Jahrzehnte.

Wir gehen davon aus, das wir den 2010er nur begrenzt liefern können und etliche Weine schnell ausgetrunken sind. Eine rechtzeitige Bestellung ist anzuraten. Bestellen können Sie ab sofort hier und hier. Alternativ haben wir noch kleinere Bestände an 2009er und 2008er Weinen.

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Weinrallye 43: Riesling-Spätlese

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Die Königsklasse, wie Ralf Kaiser meint. Von ihm stammt der Aufruf zur jetzigen Weinrallye mit dem Thema Riesling Spätlese. Na ja, was soll ich denn nun schreiben probieren? Der Weinkühlschrank ist gefüllt mit Spätlesen von Kollegen, eigene habe ich zudem auch noch.

Probieren mag ich im Moment nicht. Eher erzählen, was ich unter einer Spätlese verstehe. Natürlich ist  alles genau reglementiert. Das Prädikat Spätlese ist abhängig vom Mostgewicht. Nur darauf achtet der Gesetzgeber. Es sind Mindestanforderungen an die Analytik. Vor der Klimaerwärmung, also vor etlichen Jahren, wurden diese Mindestanforderungen fast jedes Jahr neu angepasst. Im Weingesetz steht aber auch –  kontrolliert aber keiner – spätgelesene, vollreife Trauben! Das ist etwas ganz anderes wie die zur Zeit geforderten Mindestmostgewichte! Diese Mindestmostgewichte erreicht in der Regel schon unser Riesling in der Literpulle.

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Das Ziel im Weinberg ist es, das Händchen Aroma, dass der liebe Gott über die Weinberge verstreut hat, in den Trauben aufzufangen. Neben einer guten Lage, am besten auf Gesteinsböden wie dem Moselschiefer,  ist ein entsprechend niedriger Ertrag erforderlich und kleinbeerige Trauben, die aromatischer sind. Dann etwas Stress für die Reben. Erst dann liefert der Riesling beste Qualitäten.

Ganz wichtig ist eine lange Reifezeit, wenn das Wetter mitspielt,  damit die letzten Sonnenstrahlen noch in Geschmack umgewandelt werden. Heißt ja nicht umsonst Spätlese!

Begleitet wird die Spätleseproduktion durch die Arbeit des Winzers bei der Ernte. Sortieren oder Selektieren ist ein ganz wichtiger Baustein. Stielkranke, faule Trauben müssen aussortiert werden. Entweder werfen wir die auf den Boden oder nehmen die weniger geschädigten bzw. frischfaulen Trauben für die Basisweinproduktion.

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Die verbliebenen Trauben können dann weiter reifen und vollreif oder physiologisch reif geerntet werden.  Im Idealfall wird die Beerenhaut porös, Wasser verdunstet und er Rest konzentriert sich. Das sieht man der Traube übrigens an. Der Riesling wird goldgelb mit einer dünnen Traubenschale. Wenn man drauf beißt, läuft der Saft direkt aus der Beere, das Fruchtmark löst sich leicht vom Kern und dieser ist komplett braun verfärbt. Wenn das Ganze dann noch hocharomatisch schmeckt, ist das Ziel erreicht. Eine Spitzentraube für eine Riesling Spätlese. Dann braucht man keine Mostwaage oder andere Analysen, sehen, riechen und schmecken reicht aus. Nun noch schonend in kleinen Erntekisten zur Weinpresse bringen und dann darf der Kellermeister ran. Dessen Aufgabe beschränkt sie darauf, die 100% Geschmack, die in der Traube sind, nach Möglichkeit verlustfrei in die Weinflasche zu bekommen.

Den Wein aus obiger Spätlesetraube gibt es übrigens hier zu kaufen.

Newsletter No. 1: Eine Sau durchs Internet treiben, Hintergründe und ein Riesenschwanzvergleich

Nun ist er da, der erste Newsletter aus dem Weingut Steffens-Kess. Nachdem etliche Leser dieses Blogs mir Ihre Meinung zu einem Newsletter kundgetan haben,  habe ich mich entschieden, ihn in unregelmässigen Zeitabständen zu veröffentlichen und ihn über den Newsverteiler den angemeldeten Lesern zu senden. Inhaltlich soll er über vergangene Blogeinträge zusammenfassend informieren, Hintergründe beleuchten und andere interesannte Begebenheiten aufgreifen.

Wer sich noch nicht angemeldet hat, kann es in der linken Menüleiste nachholen.

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Eine Sau durchs Internet treiben:

Eine Riesenresonanz im Internet gab es im Dezember für unsere Berichterstattung über den Schneewinter an der Mosel. Schnee an der Mosel in Mengen, wie alte Leute es noch nicht erlebt hatten. Das Nächtliche Treiben in der Reiler Goldlay war der erste Höhepunkt, der Knüller das Video vom Snowboardfahren zwischen den Rebstöcken im Burger Hahnenschrittchen und in der Reiler Goldlay. Die Idee schon Tage vorher ausgebrütet, ich war als Kameramann geplant, leider Gottes im Weinkeller als ich telefonisch abgerufen werden sollte, und so setzten Kollege Thorsten und Reece diese Idee alleine in die Tat um und Praktikantin Beate filmte. Eine gigantische Verlinkungswelle und Berichterstattung im Web war die Folge. Dank Iris fand auch eine schnelle Verbreitung im französischsprachigem Raum statt. Ein Bericht über dieses Treiben im Weinberg bei einem französischen Weinblogger wurde über 12 000 mal angesehen.

Das Anfang Januar kommende Moselhochwasser nahm ich zum Anlass, fast live aus dem Weinkeller zu berichten, sozusagen den eigenen Untergang zu dokumentieren. Die Resonanz auf meine Artikelserie topte noch die Berichterstattung über den Schnee an der Mosel. Großen Anklang fand das Video mit der Bootsfahrt im Weinkeller. Neben einer intensiven Berichterstattung  in französischen MedienIris verbreitete meine Berichte und übersetzte sogar (tausend Dank nochmals) – gab es auch Lob über meinen Bürgerjournalismus von Manfred Klimek bei Captaincork und viele andere Weinblogs berichteten ebenfalls.

Auf folgenden Blogeintrag und einen Kommentar von mir zum Thema Moselhochwasser möchte ich noch verweisen:

Hochwasser 2011: 7371 Tage

„Lieber Dirk,es ist nicht tragisch, die Mosel im Keller zu haben. Es gehört einfach zum Leben dazu wenn man direkt am Moselufer wohnt. Dieses Schicksal habe ich selbst gewählt. Tragisch ist es, wenn es in der Wohnung steht. Das kommt durch die Klimaänderung leider öfter vor. In den neunzigern des letzten Jahrhunderts gab es fast jedes Jahr ein Jahrhunderthochwasser – natürlich sind mir Jahrhundertjahrgänge beim Wein viel lieber – und die hatten es alle in sich. Dagegen ist das jetzige fast harmlos, noch zumindestens. Viele Grüße von einem entspannten Moselwinzer“

Es ist halt einfach etwas ganz normales für einen Moselbewohner…

 Wikio - Top Blog - Wein

Ein Freund machte mich darauf aufmerksam, das ich im Dezember Blogranking von wikio auf Platz 8 aufgerückt sein. Nun ja, nimmt man zur Kenntniss. Im Januar Blogranking, welches erst am 5. Februar veröffentlicht wird und schon vorab den betroffenen Blogs heute mitgeteilt wurde, bin ich auf Rang 9 abgesunken, obwohl ich durch die Hochwasserberichterstattung bedeutend mehr Links zu meinen Seiten erhalten habe. Ist mir aber auch egal. Meine Seiten werden gelesen und die Resonanz ist sehr gut.

Passenderweise gab es heute wieder Riesenschwanzvergleiche. Wer hat den größten, den dicksten usw.  Sind halt kleine Jungen Spiele…

Verhalten die Diskussion bei Dirk Würtz,  der Riesenschwanzvergleich bei Michael Liebert ist ein Witz. Platz Nr. 1 bei Michael ist das Pressemitteilungs- verteilungsportal nikos-weinwelten, dass anhand eigener Mediadaten bewertet wird – Ich würde auch meine Zahlen nach oben korrigieren, wenn ich Werbung hier auf diesem Blog verkaufen würde – der Brüller ist Platz 2  Captaincork dessen Zugriffzahlen einfach erwürfelt geschätzt wurden.

Lieber Herr Liebert, könnten Sie mein Blog, die Bildergeschichten aus dem Weingut Steffens-Keß, auch einmal schätzen?

Vor etlichen Jahren gab es diese Hitlisten nebst erregten Diskusionen schon einmal. Es wiederholt sich. Ich brauche das nicht. Meine Zugriffzahlen gehen nur mich etwas an und sagen nichts über die Qualität meines Blogs aus. Aber wenn ich ehrlich bin, ich hab gerade nachgeschaut, ich habe ihn, den größten und…..