Weinrallye 41: Sandwichweine

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„Die meisten Weine der Welt werden jung auf den Markt gebracht, und bald danach auch getrunken. Nicht nur ausgesprochenen Primeur-Weinen, die schon vor dem Ende des Erntejahres abgefüllt werden, sondern auch mittleren und gehobenen Qualitäten wird selten mehr als ein Jahr in der Flasche vergönnt.

Neben der dominierenden Masse der Jungweinliebhaber gibt es aber auch eine kleine Gruppe von Weinfreunden, die gereifte Weine hochhält. Jahre- und jahrzehntealte Spitzengewächse werden zu schier unglaublichen Preisen gehandelt.

Was ist aber mit den Weinen dazwischen? Der soliden Mittelklasse, die zwar nicht für Jahrzehnte gemacht ist, der aber zwei, drei, vier Jahre in der Flasche auch sehr gut tun können?

Wie schmecken solche “Sandwich-Weine” zwischen unbändigem Jugendcharme und der noblen Größe des Alters? Welche Sorten und/oder Weinstile präsentieren sich in dieser Entwicklungsphase besonders schön? Und welche weniger?“

So das Thema der Weinrallye die von meinem Kollegen Bernhard Fiedler aus Österreich ausgerufen wurde.

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Im Kühlschrank wie so oft wieder fündig geworden. Ich habe den Eindruck, das der, der jeweils die Weinrallye veranstaltet vorher einen Blick auf meine Weinbestände geworfen hat. Bisher mußte ich mir erst zwei mal Weine für diese Verkostungen extra besorgen.

Goldgelb im Glas, sehr schmelzig mit leichter Botrytisnote, dezente Süße: 2005er Pündericher Marienburg Riesling feinherb. Eine sehr große Spätlese von meine Freund und Kollegen Frank Brohl.  Die Süße nicht überbordend wie man sie sehr oft bei Dessertweine hat, eher perfekt dezent, die Säure für einen Moselriesling etwas weich und eine wunderbare Opulenz. Machte noch sehr viel Spaß beim zweiten Glas. Mit einen Alkoholgehaltvon 13% ein richtig dickes Schiff, bei dem Frank sehr tief gestapelt hat. Die Bezeichnung Auslese würde dem Wein eher gerecht. Perfekt gereift und hat sicherlich noch weiteres Reifepotential welches ich leider nicht mehr erforschen kann, da es sich um eine Einzelflasche handelte.

Schade, daß man Wein nicht streicheln kann, sagte Kurt Tucholsky. Diesen Wein würde ich gerne streicheln.

Weinrallye 40: Autochthone Rebsorten

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„…Weinrallye 40 findet hier bei Hausmannskost 2.0 zum Thema Autochthone Rebsorten statt. Der Begriff autochthon kommt aus dem griechischen und meint in etwa auf eigener Erde. Gemeint sind in der Botanik Arten, die dort, wo sie leben, auch in der Evolution entstanden sind. Das heißt, bei Rebsorten wären die autochthon, die dort, wo sie heute verarbeitet werden, auch ihren Ursprung haben. Im Einzelnen ist das sicher schwer nachzuweisen, Aussagen basieren vielfach auf Indizien oder auf Theorien, die nur über eine dünne Faktenbasis verfügen. Eine Theorie sagt beispielsweise, dass der Gutedel nicht aus Baden kommt, sondern Ägypten … oder Palästina … oder Frankreich … oder doch dem Alpenraum?“

so der Aufruf von Thomas Hosbach auf seinem Blog Kost für Männer, Hausmannskost.

Also alte, seltene Rebsorten, die eine prägende regionale Tradition haben. Wäre natürlich der Riesling zu erwähnen, der an der Mosel eine sehr lange Tradition hat. Hatte ich schon öfter bei der Weinrallye und nun muß was anderes her.

Der Elbling ist die Alternative. Er soll die älteste Rebsorte in Deutschland sein und wird fast ausschließlich an der Mosel angebaut. Der Geschichte nach sollen die alten Römer ihn über die Alpen an die Mosel gebracht haben. Bekannt vor allem als Massenträger, der irrsinnig hohe Erträge mit äusserst dürftigem Geschmack liefern kann, wurde er schon vor vielen Jahren von der Obrigkeit bekämpft. Schon der letzte Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus erließ am 30. Oktober 1787 ein Edikt, damit minderwertige Rebsorten ausgerottet werden sollten. Auch die heutige Gesetzgebung greift massiv in die Anbaupolitik der Winzer ein. Eine Neuanpflanzung des Elblings ist nur noch an der Obermosel und an der Cochemer Moselschleife erlaubt. Sozusagen zum Wohl des Winzers und Verbrauchers, dachten die verantwortlichen Politiker. Aber während viele Rebsorten in den letzten 40 Jahren kamen und gingen – ich erinnere an Ortega, Optima, Reichensteiner, Kerner u.a. – der Elbling hat trotzdem überlebt. Der Hauptbestand der 570 ha Moselelbling steht an der Obermosel. Gegenüber auf der luxemburgischen Moselseite gibt es weitere 115 ha.

In früheren Jahren war er als Massenträger beliebt. Der Geschmack blieb aber dann auf der Strecke und im Extremfall konnte man sich damit höchstens die Zähne putzen.  Die früheren, riesigen Erntemengen, – über 30000 Liter/ha waren keine Seltenheit – gehören der Vergangenheit an. Gesetzliche Höchsterntemengen und qualitatives Denken der Winzer haben die Qualität massiv verbessert.

Ich vergleiche ihn immer mit unserem Riesling. Die Grundstruktur ist ähnlich:Ein frischer, lebendiger, spritziger Wein. Der große Bruder, der Riesling, hat jedoch einiges mehr an Duft, Körper und Aroma. Aber nicht so schlimm, wir brauchen auch Tischweine für jeden Tag, Weine, die unkompliziert sind, die man einfach so wegtrinken kann, ohne nachzudenken. Ideal an einem warmen Sommertag als Terassenwein.

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Jetzt könnte ich natürlich Werbung für den eigenen Elbling machen, geht aber nicht. Unser Elbling ist wie in jedem Jahr schon seit etlichen Wochen ausgetrunken. Die beiden versiegelten Weinflaschen von der amtlichen Qualitätsweinprüfung sind der klägliche Rest, bzw. nur noch eine, da die andere anläßlich dieses Beitrages geöffnet wurde. Der Flasche wurde geleert, ganz einfach, schnell und unkomplziert. Fast perfekt, wenn ich das dazu passende warme Terassenwetter gehabt hätte. Jetzt könnte ich ein Problem haben. Durfte ich diese versiegelte Flasche schon öffnen und trinken oder habe ich einen Siegelbruch begangen der strafbar ist?

Weinrallye 39: Wein & Humor

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Die mittlerweile 39. Weinrallye wird federführend von VINUM, Europas Weinmagazin ausgerufen:

„Hinter uns liegt ein Jahr, in dem Weinfreunde nicht so irre viel Anlass zum Lachen hatten. Stichwort: Explodierende Bordeaux-Preise, Hochmoselübergang, die mengenmäßig kleine 2010er Ernte, nackige Winzer auf Bag-In-Box ;-)
Grund genug zur Abwechslung ein bisschen Spaß zu haben!

Die bierernste Herangehensweise an Wein passt ja schon rein alkoholisch überhaupt nicht. Deshalb jetzt die Weinrallye zum Thema Wein & Humor.“

 

Wurde auch mal Zeit für solch ein Thema. In einschlägigen Weinforen im Internet, in der Weinbloggerszene wird größtenteils mit zusammengekniffenen Arschbacken bierernst über Wein berichtet und diskutiert. Dabei  ist Wein ein lebenslustiges Getränk, welches Geist und Sinne inspiriert. Nun ja, auch zu viel sollte es nicht sein, wie eine griechische Sage berichtet:

Die Götter waren die ersten im Weinberg und auch die ersten im Keller. Der jugendliche Gott Dionysos fand eines Tages die Weinrebe. Zuerst ließ er sie in seiner göttlichen Hand wachsen, dann aber pflanzte er sie in ein Vogelbein, später in eine Löwenpranke und schließlich in das Bein eines Esels. Darum, so fährt die Sage fort, zwitschern die Trinker zuerst wie lustige Vögel, dann fühlen sie sich stark wie die Löwen, und schließlich werden sie zu Eseln.

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So auch vor einiger Zeit, ich berichtete hier in meinem Blog, als ein Freund binnen kürzester Zeit einen Wein trank, zunehmend zwitscherte wie ein lustiger Vogel, schließlich zum Esel wurde und die Umstehenden ein lustiges Schauspiel geboten bekamen.

Kein anderes Getränk inspiriert mehr und verkörpert Lebenlust wie der Wein.  Sogar Geistesstärkend soll er wirken und der alte Goethe hätte ohne den guten Rebensaft sicherlich nicht so viele Werke geschrieben.

Der Wein wirkt stärkend auf den Geisteszustand, den er vorfindet: Er macht die Dummen dümmer, die Klugen klüger.

Jean Paul

Auch heute noch stärkend auf die Gemütslage und den Geist. Dazu noch ein Video aus der Vorbereitung eines Gastbeitrages  zur Weinrallye 25., dessen Grundidee bei einigen Gläsern Moselriesling ausgeheckt wurde:

Weinrallye 36: Wein und Musik

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Die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH hat auf ihren Blog die aktuelle Weinrallye ausgerufen:

„Wein & Musik. Zwei Genusswelten, die aufeinandertreffen und dann vielleicht miteinander verschmelzen (?), so stellen wir uns die Rallye vor.

Vor einiger Zeit sind wir über eine äußerst spannende Studie gestolpert, in der u.a. formuliert wird: „Rotwein schmeckt besser zur Musik von Jimi Hendrix oder den Rolling Stones.“ Oder „Der Geschmack von Cabernet Sauvignon wird von den Weintrinkern stärker mit ‚mächtiger und schwerer Musik’ empfunden. Chardonnay hingegen habe bei ‚schwungvollen und erfrischenden’ Melodien deutlich besser gemundet.“

Oder hier ein Marketing-Beispiel: In der Weinabteilung eines Supermarkts wurde über zwei Wochen entweder deutsche Blas- oder französische Akkordeonmusik gespielt. Es stellte sich heraus, dass die Käufer bei der französischen Musik etwa dreimal häufiger zu französischen Weinen griffen und bei der Blas-Musik zu den deutschen.

Naja, Studie hin oder her – wir hören bei Weitem keine Blasmusik und lieben die modernen deutschen Weine ;-)

  • Schreibt uns, zu welchen Weinen Ihr bei welcher Art von Musik greift oder ist es eher umgekehrt? Ihr freut Euch auf Eure Lieblingsmusik nach Feierabend und wählt dazu – ja genau, welchen Wein?
  • Oder gibt es ein besonderes Lied, in dem es um den „edlen Tropfen“ geht? Dann bloggt einfach dazu.“

Leider muß ich aus zeitlichen kreativen Gründen passen. Mir fällt einfach nichts ein… Halb so schlimm.

Bereits letztes Jahr zur Weinrallye 25: Wein in Literatur und Film, wurde das Thema Wein & Musik bei einem Gastbeitrag behandelt. Der Brüller schlechthin.  Das Video unten nochmals zum anschauen, das „Making of“ gibt es hier.

Die Zusammenfassung der jetzigen Weinrallye gibt es in einigen Tagen hier bei WeinReich Blog.

 

Weinrallye 35: Stein und Wein

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„…Es geht um vielerlei … In letzter Zeit hat der Weinfreak seine freie Zeit mit dem Trinken (oder verharmlosend: Verkosten) von überwiegend deutschen Rieslingen und Spätburgunder zugebracht. Und sehr oft war auf dem Etikett ein “Stein” im Namen zu finden. Schieferstein, Rotschiefer, Weißer Stein, Porphyr, Steinzeiler, Urgestein, vom Stein …

Und in der Tat: Man schnuppert am Wein, er riecht nach nassem Stein. Man trinkt den Wein, er schmeckt nach Salz. Der Weinprofi spricht von Mineralität, der Chemiker winkt müde lächelnd ab und verweist darauf, dass diese sich im Wein nicht nachweisen lasse. Geschenkt.

Der alte Winzer, kauzig, mit von Sonne und Wind ledrig gewordener Haut, faselt von Terroir, verweist auf die Bodenbeschaffenheit und darauf, dass nur ein Wein vom Ufer der Loire so schmecken kann, weil die Rebe nur dort den idealen Boden vorfindet.

All das schwirrt im Kopf des Weinfreak herum und sucht nach Erklärung….“

So der Aufruf vom weinfreak zur Juliweinrallye. Ein interessantes Thema und sehr vielschichtig. Im Moment ein Modethema. Da werden die Weine nach dem Schiefer benannt: Rotschiefer, Blauschiefer, Devonschiefer usw. Da wird z.B. mit der Bezeichnung Rotschiefer geworben und in den Weinbergen ist weit und breit kein roter Schiefer zu finden oder der Devonschieferriesling ist im Sumpfland der Moselauen auf Sand und Lehm gewachsen.

Wenn ich Dirk Würtz zitieren darf, der seinen Artikel zum Weinrallyethema vor mir veröffentlicht hat:

„Hin und wieder beschleicht mich der Eindruck, dass es nur noch Weine mit ausgeprägter Mineralität gibt, selbst wenn die Trauben auf Böden gewachsen sind, die so mineralisch sind wie der Sandkasten meiner Tochter. Überhaupt habe ich langsam das Gefühl, dass einige “Verkoster” überhaupt nicht wissen, was Mineralität ist und wie sie schmeckt. Manche verwechseln das übrigens nur allzugern mit hefigen Noten im Wein. Zugesetzte Kohlensäure hilft da manchmal auch…

Mindestens genauso nervig finde ich diese expressive Herausstellung und Betonung der Mineralität. Ganz besonders auf dem Etikett. Da heißen dann die Weine “Basalt”, “Schiefer”, “Granit” oder “Porphyr”. Ich weiss gar nicht, wer sich so was ausdenkt, ich persönlich finde das wenig animierend. Ich will ja schließlich Wein trinken und nicht an Steinen lutschen. Natürlich ist das eine Hilfestellung…damit jeder gleich weiß: “Achtung, der Wein ist mineralisch”…

…Ich persönlich kann übrigens nicht unterscheiden zwischen Granit und Balsalt. Jedenfalls nicht mal ansatzweise im Geschmack. Selbst nach mehrmaligem Lecken am Stein nicht. Außer einer gewissen Form der Salzigkeit kann ich selten etwas feststellen. Kurzum, ich halte das alles für Kokolores. Nicht immer, aber immer öfter. Ein netter Markentinggag, schwer überprüfbar, deswegen klappt er ja auch so gut.“

Kokolores? Eigentlich nicht, denn der Boden, das Gestein, ist mit prägend für den Wein. Er teilt sich dem Wein mit. Nicht so ausgeprägt wie es manche gerne hätten, sondern als ein mehr oder weniger wichtiger Bestandteil der Terroirs, was ich als Summe der weinbaulichen und kellerwirtschaftlichen Faktoren betrachte. Also z. B. die Rebsorte, das Alter der Reben, Klima, Sonneneinstrahlung, die Hangneigung usw. Ganz wichtig und stark den späteren Weingeschmack beeinflussend ist der Winzer, der mittels Kulturmaßnahmen versuchen muss, ein Maximum an Qualität/Geschmack in die Traube zu bekommen und schließlich der Kellermeister, der dieses Maximum verlustfrei in die Weinflasche abfüllen soll.

Betrachten wir doch einmal die in der Reiler Goldlay vorhandenen Steine, die ausnahmslos als Schiefer, genauer gesagt als Devonschiefer, vorliegen:

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Mal bläulich,

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stellenweise rötlich,

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häufig als harte Moselgrauwacke, teilweise mit Quarzeinschlüssen

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oder als spaltbarer Stein, der an der Mosel Lay, am Mittelrhein Ley, heißt. Übrigens, die Dächer sind bei uns mit Layen gedeckt, also Schiefer und die Reiler Goldlay kann man getrost übersetzen mit Gold= Sonne und warm und Lay=Schiefergestein.

So, wenn es gleich draussen etwas abgekühlt ist, werde ich mich mit einer Flasche Reiler Goldlay Riesling auf die Terasse begeben, mir die Schiefersteine betrachten, vielleicht etwas daran lecken und grübeln, welcher der obigen Schiefersteine sich dem Wein am meisten mitgeteilt hat.

Weinrallye 34: Wein und Knabberei – food pairing

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Foodpairing – man sollte sich diese Anglizismen sparen – als Themenvorschlag vom Winzerblog für Weinrallye Nr. 34:

 „Aber was dann? Die Gäste sind perfekt, die Weine sind perfekt, das Ambiente ist perfekt, kann es dann wirklich sein das dann eine Tüte Kartoffelchips oder eine paar trockene Brotscheiben auf dem Tisch landen? Zur Weinrallye #34 möchte ich gerne von euch wissen was gibt es denn bei euch als Knabberei zum Wein?

 Backt und kocht ihr vielleicht sogar selber? Gibt es Eingelegtes oder Käse? Mögt ihr es pikant, würzig, salzig oder eher neutral? Vielleicht sogar süß? Ihr dürft dabei den Begriff Knabberei gerne weitläufig interpretieren, ob ihr das Antipasto, Tapas, Häppchen oder Canapés nennt spielt dabei keine Rolle…“

 Tja, guter Rat ist da teuer.  Salzstangen verzehre ich nur, wenn ich mit Heißhunger aus dem Weinberg komme und das Abendessen noch in Ferne ist, über Erdnüsse zu schreiben ist langweilig und die ab und zu  gegessene Tafel Schokolade passt nun wirklich nicht zum trockenen Riesling.

Dann muß ich das Thema wohl anders beleuchten.

Natürlich; Regional denken und schon etwas gefunden.  Nur in meinem Heimatort bekannt, drei Käffer weiter schon unbekannt: Moselriesling und Reiler Gemüse!

Im Anschluß an gemeinsame Arbeiten, sei es beim Zeltauf- oder abbau vom Weinfest, einer gemeinsamen Weinabfüllaktion (wird leider immer seltener…), der nächtlichen Eisweinernte oder beim Leichenschmaus am Tisch der Sargträger, also kurz gesagt nach einer gemeinschaftlichen dörflichen Arbeitsaktion gibt es immer wieder einen Umtrunk. Damit die Grundlage für den Moselriesling geschaffen wird, oder andersrum, damit es etwas gesundes zu knabbern gibt, wird sehr oft das Reiler Gemüse gereicht.

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Die dabei anwesenden Mannsbilder verstehen natürlich kein Grünzeug darunter. Etwas handfesteres ist damit gemeint: Gehacks vom Rind! In rauhen Mengen und fingerdick auf eine möglichst dünne Scheibe Brot verteilt. Garniert mit Zwiebelringen. Als Vitaminalibi evtl. etwas Petersilie und Gürkchen. In der Trierer Gegend auch als Weinhändlerfrühstück bekannt. Wobei „Frühstück“ eher eine Zwischenmahlzeit bezeichnet, die man zu jeder Tagesstunde zu sich nehmen kann.

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Als Wein dieses mal eigenes Gewächs, Reklame in eigener Sache:  2008er Reiler Goldlay Riesling Kabinett trocken, mit knapp 11% Alkohol ein passender Begleiter!? Falsch, das Thema war ja andersrum gestellt: Das Gehacks, das Reiler Gemüse, ist der passende Begleiter zum trockenen Moselriesling!

Die Grundlage für lange Nächte, mit dem Riesling als Debattier-Tropfen, der Esprit und Phantasie beflügelt, statt sie zu lähmen, und dann trotzdem am nächsten Morgen frisch und klar sein.

Weinrallye 33: Weine aus Aromasorten

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Aus Österreich von Vinissimus kommt nun der Aufruf zur Weinrallye:

 Aromatische Weine – Weine aus Aromasorten

 „Nach dem sich heuer doch ziemlich in die Länge ziehenden, strengen Winter gibt es derzeit die ersten wirklich warmen Tage, die genußvoll im Freien verbracht werden können. Wenn der Frühling im vollen Leben steht, alles zu sprießen und blühen beginnt, ja dann wollen auch auch die menschlichen Sinne zu neuen Höchstleistungen angespornt werden. Da wollen wir uns nicht mit faden und belanglosen Einheitsweinen zufrieden geben, dann müssen (frische) Weine von duftintensiven Rebsorten ins Glas. Zumal für mich das Riechen, das Beschnuppern des Weines zu den schönsten Vorfreuden nach dem Öffnen der Flasche zählt. Also liebe Nasentrinker – outet euch und eure Beziehung zu den Aromasorten.“

 Das passte wie die Faust aufs Auge. Einige Stunden vor der Bekanntgabe des Themas bekam ich, fast just in time, eine entsprechende Flasche geschenkt.  Unser Freund Michael, Oberkellermeister, bekam davon Wind, wollte mit verkosten und brachte auch noch zwei Weine mit. In diesem Jahr die erste Weinverkostung, die wir auf der Terasse durchführen konnten.

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Zuerst wurde ein Morio Muscat lieblich probiert. Technisch sauber, dominierende Süße, am Anfang sehr neutral im Duft, mit zunehmendem Lufteinfluss doch ein verhaltenes Bouquett zeigend. Einfachste Discounterware die für meine anspruchsvollere Zunge äusserst ungeeignet ist.

Der darauf folgende 2008er Gewürztraiminer trocken, ebenfalls aus der Pfalz, zeigte da schon andere Qualitäten. Schon bedeutend intensiver im Duft und mit mehr schmackes ein besserer Vertreter eines Discounterweines. Aber so richtig Freude kam trotzdem nicht auf. Vielleicht bin ich auch verwöhnt.

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Der Aha Effekt kam beim Gelben Muscateller von meinem Kollgen Klaus Stülb. Das Gegenteil zu den vorher verkosteten Weinen. Ein typisch intensives, aber nicht aufdringliches Muskatbukett. Ein Blumenstrauß an Duftnoten, die aus dem Wein den Weg in unsere Nasen fanden. Eine perfekte Balance zwischen Bouquett, Säure und Süße. Die hohe eigene Gärungskohlensäure lockerte die die Süße auf und ließ sie nicht aufdringlich werden. Alle Achtung, was Klaus aus dieser Exotensorte, an der vom Riesling dominierten Mosel gemacht hat. Bestens geeignet zum Dessert oder für ein Sologläschen auf der sommerlichen Terasse.

Weinrallye 32: kein Beschaffungstress: Pinot Noir – Spätburgunder

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Iris vom Weingut Lisson in Südfrankreich hat das aktuelle Rallyethema vorgegeben:

 „…diesmal ein Thema, dass sich wieder mehr auf den Inhalt konzentriert als auf die Verpackung oder den Hersteller – und um auch den letzten Stress von den zukünftigen Rallyeteilnehmern zu nehmen und das oft aufgetretene Problem der Beschaffung als Hinderungsgrund für eine rechtzeitige Teilnahme auszuschließen, diesmal ein Thema, zu dem jeder etwas finden wird:

Vertreten in der ganzen Welt, auf allen Kontinenten, wird hier jeder Wein auf Basis dieser altehrwürdigen Rebsorte zugelassen.“

 Ganz einfach! Sehr schön! Keinerlei Beschaffungsstreß, nur probieren und was dazu erzählen. Der Klassiker unter den Rotweinreben, das Pedant zum Riesling,  die rote Edelrebe für die kühleren Weinbauzonen.

Eigentlich wollte ich den Spätburgunder von Arndt Werner nehmen, den ich im Verkauf habe. Aber einer Eingebung folgend zuerst mal mein Privatlager durchforsten.

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Also in der Schatzkammer nachgeschaut und neben nicht identifizierbaren Weinflaschen mit verschimmelten Etiketten fündig geworden.

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Gerade noch auf dem Etikett entzifferbar, dass es sich um einen 1995er Spätburgunder von der Ahr  mit 12 % Alkohol handelte.

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Alle Achtung für das, was in der Flasche drin war.  Keine Spur müde, frisch wie am ersten Tag. Ein klassischer Ahrspätburgunder aus Zeiten noch nicht so hoher Alkoholgehalte beim Rotwein. Bei für heutige Verhältnisse gerade mal mickrigen 12 % Alkohol kommt richtiger Trinkspaß auf. Eine relativ helles Rot des Weines deutete beim Einschenken schon auf geringere Taningehalte hin, was wiederum den Trinkspaß erhöht.  Nicht der dicke Rotwein, wie sie heute üblich sind, dafür feiner, eleganter mit feiner Fruchtaromatik. Ein richtiger Terassenwein, der passend zum heutigen warmen Frühlingstag, dort auch probiert wurde.

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Dazu heute Abend noch ein Hirschfilet, die Soße mit dem Spätburgunder verfeinert und der Tag wäre perfekt. Leider nichts im Kühlschrank und der obige Teller wurde auch schon vor längerer Zeit leer gegessen.