Weinrallye 20: Wein zum Fisch, aber nicht weiß und trocken

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Das aktuelle Weinrallythema wurde von Wolf Hosbach von Hausmannskost vorgegeben:

„Wein zum Fisch, aber kein trockener Weißer. Erlaubt ist also Rot, Rosé, oder süßer Weißer.“

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Mmh! Nachgedacht und meinem Magen gefragt auf was er Appetit hat und sogleich hatte ich die schönen Mies- oder Pfahlmuscheln vor meinem geistigen Auge, die ich des öfteren bei meinen Urlauben an der französischen Ärmelkanalküste esse. Schnell und einfach in der Küche zubereitbar, fast so schnell wie Sägemehlbratlinge aber ungleich schmackhafter.

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Zwei Weine kamen in die Auswahl. War nix anderes im Keller. Martin Müller, Weinhändler im Westerwald, hatte mir die Rotweine als Gastgeschenk mitgebracht. Zu einem ein 2005er Bordeaux Superior Barrique von Chateau Perayne und ein 2006er Nero D`Avola von Militello & Voss aus Sizilien. Interessanterweise haben beide Weingüter deutsche Besitzer. Halt, es waren sogar mehr Weine! Die Muscheln wurde natürlich in einem Moselriesling gegart. Da führt bei uns im Haus kein Weg dran vorbei.

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Die Muscheln:

Na ja, da bin ich besseres gewohnt, frischer, größer und appetitlicher. Steht ja auf dem Etikett: Wie frisch gefangen…aber nur wie!

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Der Bordeaux:

Wuchtig mit ausgeprägter Barriquenote. Meuchelte brutal den Muschelgeschmack. Hatte aber einen lustigen Plastikkork, der mir bis dato unbekannt war.

Der Sizilianer:

Auch ein sehr kräftiger Wein mit Holznote, die Fruchtigkeit des Weines kam jedoch viel stärker zum Ausdruck. Passte auch nicht zu den Muscheln.

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Dazu gab es noch ein leckeres selbstgebackenes Baquette von Ulrike, die bei uns zu Besuch war.

Etwas  gewagt, diese kräftigen Rotweine, aber ich wollte sie unbedingt probieren und diese Weinrallye war der Anlass dazu. Wie immer hatte mir Martin Müller große und sehr gute Weine mitgebracht. Solo oder zu einem anderen Essen der Knaller, hier Thema verfehlt. Ich hatte es gewusst geahnt… Ein leichter Trollinger oder ein Portugieser hätte sich wahrscheinlich besser mit den Muscheln vertragen. Hatte ich jedenfalls nicht zur Hand und Gottseidank war vom Riesling, in dem die Muscheln gebadet hatten, noch etwas in der Flasche übrig…

Wie immer: Die Zusammenfassung dieser Weinrallye gibt es in einigen Tagen hier.

Weinrallye 19: Gespritete Weine

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Robert Freudenthaler hat zur 19. Weinrallye aufgerufen. Da er meint, dass aufgespritete Weine ein Schattendasein fristen, hat er diese zum Thema gemacht. Flugs nachgeschaut was noch im Keller liegt und direkt fündig geworden.

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Vom „Mann mit dem Esel“, Jean-François Traginer, kommt der 1994er Banyuls Grand Cru aus Südfrankreich.

Die terrassenförmig angelegten Weinberge im Banyuls und die Willenskraft des Weinbauern verlangen den Respekt der Tradition. Jean-François Traginer pflügt  mit einem der letzten Esel von Banyuls im Gedenken an seinen Onkel, der der letzte Maultiertreiber des Weinbaugebiets war. Seit 1997 wird auch  ökologisch in den Weinbergen gearbeitet.

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Im Glas bernsteinfarben, sehr gut gereift, zarte, nicht aufdringliche Süße auf der Zunge und ein langer Nachhall.  Richtig toll! Dazu ein leckeres Dessert und der Abend ist gerettet.

Man bekommt Lust auf ein zweites Gläschen, aber dann hätte dieser Likörwein mit 17% Alkohol wohl Killereigenschaften…

Die Zusammenfassung aller Beiträge zur 19. Weinrallye gibt es in den nächsten Tagen bei Robert.

Weinrallye 18: Sekt zum Advent, Weihnachten und Silvester

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Zur aktuellen Weinrallye hat Niko Rechenberg aufgerufen:

„Die Adventszeit ist die beste Zeit für deutschen Schaumwein, kurz Sekt genannt. Da besinnen wir uns doch angesichts internationaler Finanz- und Terror-Katastrophen gern wieder regional und schauen uns in der Heimat um. Präsentiert eure Lieblings-Sekte, welche Winzer gehören zu den Top-Erzeugern Deutschlands, wer bietet den besten Stoff zum guten Preis?“

Ich könnte ja über den eigenen Sekt schreiben, der natürlicherweise mein Lieblingssekt ist und den anderen Anforderungen von Niko sicherlich entspricht. Nun ja, kurz gegrübelt, mein Lager durchstöbert und fündig geworden.  Die folgende Geschichte und der Sekt dazu sind interessanter. Vielleicht das Thema verfehlt, aber eine nette Geschichte.

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Beim letzten Entsorgen von Altmetallen auf dem Schrottplatz kam ich mit dem Besitzer Rudi ins Gespräch. Sein Vater, ehemals Geschäftsführer beim Vorbesitzer unseres Hauses, sammelte Wein. So fanden sich nach nicht allzu langer Suche zwei Sektflaschen Saar-Riesling, Sonderfüllung ohne Jahrgangsangabe der Weinkellerei P. J. Müller-Lentz, die bis 1975 in unserem Haus residierte. Also müßte der Sekt mindestens 33 Jahre auf dem Buckel haben.

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Die erste Überraschung gab es schon beim Öffnen der Flasche. Es zischte noch! Zwar kein Plopp wie bei einem jungen Sekt aber immerhin deutliches entweichen von Kohlensäure. Das ließ hoffen.

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Bernsteinfarben lief der Wein ins Sektglas und moussierte noch ein wenig. In der Nase eine leichte Petrolnote, noch präsente gelbe Früchte, mundfüllende Riesling-Aromatik dann auch im Mund, sehr gereift und komplex, Restsüße nur schwach im Hintergrund spürbar. Das war richtig gut! Auch der Spaßfaktor war nicht zu vernachlässigen und der Sekt machte Lust auf ein zweites Glas. Ich hätte niemals gedacht, das dieser mindestens 35 Jahre alter Sekt noch soviel Vergnügen bereiten würde.

Die Zusammenfassung gibt es in einigen Tagen bei Niko, der bei dieser Weinrallye mit seinem Rallyebeitrag den Anfang macht hat.

Weinrallye 17: Weine der letzten EU Beitrittsstaaten

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Zur jetzigen Weinrallye hat Swetlana aufgerufen: Weine der letzten EU-Beitrittsländer

„Die Herstellung von Weinen erscheint oftmals für Aussenstehende als eine romantische Angelegenheit.
Aber auch die romantischste Sache der Welt basiert auf harter Arbeit und ganz vielen Regularien. …
Momentan umfasst die Europäische Union 27 Staaten. Viele Länder wie Deutschland, Frankreich, Österreich, Spanien und Italien sind zweifellos als bedeutende Weinproduzenten bekannt.
Viel spannender ist es jedoch herauszufinden, was die Weinproduktion in den neuesten EU-Beitrittsstaaten macht. Den besten Ruf hatten insbesondere die Weine aus dem ehemaligen „Ostblock“ ja nicht gehabt.
Es wäre daher mal an der Zeit, hinter die Weinfassade der seit 2004 der Europäischen Union zugehörigen Staaten zu blicken und quasi die neue Konkurrenz zu begutachten.Im Jahr 2004 und 2007 sind insgesamt 12 Länder der EU beigetreten, die zum Teil nicht erst seit gestern Wein produzieren. Hierzu gehören die Staaten Estland, Lettland, Litauen, Malta, Polen, Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn, Republik Zypern, Bulgarien und Rumänien.“

Also Überlegt: Polen und die drei Staaten aus dem Baltikum haben keinen Weinbau bzw. sehr kleine Rebflächen, so dass ich mir die Suche nach einer passenden Flasche ersparen kann.  Die Weinernte hatte mich etwas in Beschlag genommen und die Suche nach einem guten Wein scheiterte an Zeitmangel.

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Da der Mensch ein Sammler und Jäger ist und auch ich dazu gehöre, bin ich bei uns in der Probierstube fündig geworden. Interessante Gastgeschenke werden nach Leerung des Inhaltes aufgehoben und sind für diese Weinrallye noch zu gebrauchen, obwohl mittlerweile die Qualitäten osteuropäischer Weine sicherlich bedeutend besser geworden sind.

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Zwar eingemeindet, aber das hat Swetlana wohl nicht gemeint.

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An den Inhalt der nächsten Flasche kann ich mich nicht erinnern. War wohl nicht so gut.

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Aber schon damals war diese Flasche hochmodern mit einem Plastikstöpsel verschlossen.

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Über dieses Gastgeschenk aus Tschechien, ein Riesling, schweige ich mich lieber aus…

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Eine sehr interessante Geschichte haben diese beiden Flaschen, die mir Berufkollegen aus der Ukraine mitgebracht hatten. Aber die werde ich vielleicht im Rahmen einer anderen Weinrallye erzählen und die Ukraine gehört im Moment noch nicht zur EU.

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Zu Jahrtausendwende besuchte mich im Rahmen einer entwicklungspolitischen Hilfe der GTZ (Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) ein wichtiger Entscheidungsträger des Landwirtschaftsministerium aus Rumänien nebst Dolmetscher und Betreuer der GTZ. Nach Weinbergs- und Kellerbesichtigung mit Faßweinprobe des noch jungen 1999er Rieslings,  wurden weitere Fragen in der Probierstube erläutert. Der Sinn seiner Deutschlandreise war, Strukturen im deutschen Weinbau zu erfassen und Entwicklungsmöglichkeiten für den rumänischen Weinbau aufzuzeigen. Nach der Zwangskollektivierung unter den Kommunisten, sollten für die Zukunft neue Betriebsstrukturen geschaffen werden. Da ich selbst einen kleineres Weingut habe, favorisierte ich in der Diskussion logischerweise kleinere Agrarstrukturen, die ökologische und soziale Vorteile haben, während mein Gegenüber von Betriebsgrößen so um 120 ha reiner Weinbau sprach. Die folgende Diskussion entglitt dermassen, dass der Dolmetscher, der auch meiner Meinung war, mit diesem wichtigen Menschen alleine diskutierte, der Begleiter der GTZ und ich überhaupt nichts verstanden und als die Diskussion zu laut wurde, mit einem Moselriesling die Stimmung besänftigt werden mußte.

Der trotzdem als Gastgeschenk überreichte Sekt wurde einige Tage danach geöffnet und überraschte durch seine sehr belebende Art, harmonisch, in der Nase reife Früchte, jedoch für meine Geschmack zu süß und vielleicht etwas belanglos.

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Sehr interessant die empfohlene Trinktemperaturspanne auf der Halsschleife. Scheint Tropen- und Eiswüstengeeignet zu sein.

Weinrallye 15: Urlaubsweine

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Katja Marjan und Thomas Knüwer von Gotorio haben zur aktuellen Weinrallye eingeladen:

„Wir wünschen uns aus dem Urlaub mitgebrachte Weine, aber genauso Urlaubserlebnisse, die mit Wein zu tun haben und Weinerlebnisse, die mit Urlaub zu tun haben. Oder vielleicht ein Tropfen, der so gut ist, dass er den Urlaub ersetzt? Auch Berichte von Reisen in Weingebiete würden unser Herz erfreuen.“

Etwas gegrübelt, bis ich den passenden Wein und die Geschichte hatte und dann wurde letzte Woche mein Rechner von einem Trojaner befallen und die Hoffnung, dass ich diesen Beitrag zur Weinrallye schreiben könnte schwand. Aber seit heute morgen arbeitet mein neuer Rechner und ich komme doch noch dazu, mich an dieser Weinrallye zu beteiligen.

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Freunde brachten von einer Urlaubsreise einen 2006er Spätburgunder aus dem Saarland als Gastgeschenk mit.  Nicht das Sie denken, das das Saarland das 17. Deutsche Weinbaugebiet ist. Genaugenommen liegen die saarländischen Weinberge an der Mosel und nicht, wie viele denken, an der Saar. Im Dreiländereck, Deutschland, Frankreich und Luxemburg, bekannt durch das Schengener Abkommen,  gibt es in allen angrenzenden Ländern Weinbau.

Sehr erfreut war ich, das der Wein von meinem Kollegen Willi kam, der sich genauso wie wir dem ökologischen Weinbau verschrieben hat. Passgenau am gleichen Tag sollte es Kalbsbraten vom Deutsch-Angus vom biologisch-dymanisch arbeitenden  Hof Kreuzberg geben.

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Als notorische Weißweintrinker werden bei uns die Rotweine probiert und die Bratensoße freut sich über den Rest der Flasche. In der Regel. Aber der 2006er Spätburgunder von Willi war eine der ganz wenigen Ausnahmen. Nicht zu schwer, bzw. schon eine gewisse Leichtigkeit verbreitend, animierend und Lust auf mehr machend. Eine der selten gewordenen Rotweine in der Sparte Spaßweine. An diesem Abend bekam dann die Soße einiges weniger von diesem Wein ab, die Flasche wurde beim Essen geleert und wir hatten ein schönes Urlaubsfeeling auf der Terasse.  Was braucht der Mensch eigentlich mehr, als gutes Essen und gutes zu trinken?

Leider gibt es diesen Wein nicht mehr  im Weingut, aber der 2007er Spätburgunder, den ich in den letzten Tagen probierte, ist auch nicht von schlechten Eltern. Zwar etwas oppulenter und dichter, aber immer noch eine Menge Trinkspaß verbreitent.

Weinrallye 14: Weine zum Grillabend

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Susanne hat dieses mal zur aktuellen Weinrallye aufgerufen:

„Schreibt einfach, welchen Wein Ihr zum Grillen bevorzugt und warum Ihr gerade diesen so gerne mögt. Vielleicht fallen Euch ja noch ein paar Geschichten über einen gelungenen oder auch weniger gelungenen Grillabend dazu ein.“

Eigentlich ganz einfach! Der Rieslingwinzer hat die für einen Grillabend bestmöglichsten Gewächse im Keller liegen. Leicht im Alkohol, frisch, spritzig, belebend und Lust auf mehr machend. Aber wie bei den vorhergehenden Weinrallies die wir mitgemacht hatten, spielte unser Riesling erst zu späterer Stunde mit und so musste ein anderer Wein her.

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Also zuerst Grillgut gekauft. Nicht im Supermarkt, auch nicht bei einem x-beliebigen Metzger, sondern bei der Metzgerei Georg in Enkirch. Der Metzger hat die geschlachteten Tiere noch alle persönlich gekannt, den Bauer ebenso, der die Tiere großgezogen hat und so wird nur allerbeste Qualität verkauft. Das Fleisch verliert kein Wasser beim Grillen und ist hocharomatisch. Oder wie der Metzgermeister es einmal formulierte: „Wir verkaufen keine Wasserbüffel!“ Zusätzlich noch Lachs, Spieße mit Feta-Käse in Zucchinistreifen und Parika, Salat, selbstgemachte Kräuterbutter und Brot: Fertig ist das Grillmenü!

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Der erste Kandidat, der von uns zum Grillen probiert wurde, kam nicht über den Probeschluck hinaus. Aus Angst vor einer „Fremdweinvergiftung“griffen wir direkt zum zweiten Kandidaten, den mein Schwager von einer Wanderung aus dem Ahrtal mitgebracht hatte.

Der 2007er Spätburgunder Weißherbst von der Winzergenossenschaft Mayschoss ist ein typischer Spätburgunder Rosé, der gut gekühlt sehr gut an diesem warmen Sommerabend zum Grillen passte: Leuchtend lachsfarben, Duft nach frischen roten Früchten und sehr klare Struktur.

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Da der Rosé alkoholbedingt unseren großen Durst an diesem Abend nicht löschen konnte, stand natürlich ein Mineralwasser auf dem Tisch. Da ökologisch einkaufen auch regional einkaufen bedeutet, hatten wir unser regionalstes Mineralwasser auf dem Tisch stehen. Eine absolute Rarität. Bis Mitte der siebziger des letzten Jahrhunderts wurde die Trarbacher Felsenquelle als Mineralwasser genutzt und danach die Abfüllung eingestellt. Vor einigen Jahren wurde als Marketingidee eine kleine Menge abgefüllt. Der Erfolg war so überraschend, das die kommerzielle Abfüllung wieder aufgenommen wurde. Mit mittlerweile 80 000 Flaschen Abfüllmenge im Jahr dürfte die Trarbacher Felsenquelle  zu den seltensten Wässern Deutschland zählen.

Weinrallye 12: In Gottes Namen

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Thomas Lippert vom Winzerblog hat zu dieser Weinrallye aufgerufen. Zum Thema:“In Gottes Namen“ sollen Weine Verkostet werden, die z.B. folgende Kriterien erfüllen: Messwein, Christkindwein, Nikolauswein oder Dreikönigswein, die Herkunft aus Kirchenbesitz oder ehemaligem Kirchenbesitz. Auch andere Religionen sind gefordert, wie z. B. koscherer Wein.

Eigentlich ein einfaches Thema. Die Mosel ist voll von aktiven Kirchenweingütern, wie z.B. die Weingüter des Priesterseminars, der Hohen Domkirche und des Bischöflichen Konvikts in Trier oder das Weingut Pfarrkirche St. Michael in Bernkastel. Noch einfacher wäre der Weg in den eigenen Keller. Auch wir haben Weinberge von der Kirche gepachtet. Eine kleine Fläche in der Reiler Goldlay von der Reiler Pfarrgemeinde Maria Heimsuchung, eine andere von den Steyler Missionaren.

Aber warum einfach, es gibt auch spannendere Geschichten:

Vor langer Zeit, so um 1000 n. Chr., herrschten im Hunsrück-Nahe Raum die Sponheimer Grafen. Im Verlauf der Geschichte erstreckte sich ihre Herrschaft bis an die Mosel. Die Orte Starkenburg, Enkirch, Traben-Trarbach und Wolf gehörten dazu. Diese Grafschaft wurde unterteilt in die hintere und vordere Grafschaft. In der hinteren Grafschaft herrschte im 14. Jahrh. die legendäre Gräfin Loretta im Felsennest Starkenburg. Sie erdreistete sich sogar, den Erzbischof von Trier, Balduin von Luxemburg, zu kidnappen und gegen ein Lösegeld wieder freizulassen. Man kolportiert jedoch, das der Erzbischof eher freiwillig bei der überaus schönen Gräfin geblieben ist.

Dieses Adelsgeschlecht konvertierte im Laufe der Zeit zum Evangelischem Glauben und Notgedrungen die Untertanen mit. So entstand an der katholischen Mosel eine Diaspora von Evangelen.
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Während in katholischen Kirchenkellern Pfaffen, Bischöfe und andere Scheinheilige beerdigt werden, ist das im Moselweinort Trarben-Trarbach/Wolf ganz anders. Da liegen höchstens mal Alkoholleichen rum. Dort steht die einzigste Kirche Deutschlands, die auf einem Weinkeller aus dem 15. Jahrhundert steht. Dazu gibt es dann noch ein Weingut, das ev. Kirchengut Wolf. Bewirtschaftet wird das Weingut von Ulrike und Markus Boor, die sich, ebenso wie ich, dem ökologischen Weinbau verschrieben haben.

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Vor einigen Wochen besuchte mich Markus und brachte als Gastgeschenk eine 2007er Wolfer Goldgrube Riesling Spätlese trocken mit.

Frisch geöffnet noch wenig ausdrucksstark, dann aber mit zunehmender Temperatur und Sauerstoffeinfluss seine Reize zeigend. Kein filigraner, schlanker Riesling wie ich sie selbst produziere, sondern ein kraftvoller, runder und weicher Wein. In der Nase dezente Fruchtaromatik und würzige Eindrücke, im Mund eine breite Fülle, fast süß schmeckend, die Säure sehr verhalten mit einem langen Abgang.

Weinrallye 11: Alles so schön Rosé

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Alles in Rosa fordert Niko Rechenberg, diesmal Gastgeber Weinrallye. Bevorzugt deutschsprachige Länder und als Terrassenwein. Grund für uns mitzumachen, Weine von Kollegen zu sammeln und Oberkellermeister Michael, der Ihnen aus den vergangenen Weinrallyethemen bekannt sein dürfte, zu bitten, auch Roséweine aus seiner Weinkellerei in die Verkostungsrunde zu stellen.

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Nach einer anstrengenden Verkostungsrunde, die wie üblich mit den Ruf: „Hol mal einen anständigen Wein“ endete, worunter der Moselwinzer natürlich wieder Riesling meinte, konnten wir folgendes Fazit feststellen: Qualitativ waren die Weine eher im Mittelfeld anzusiedeln. Aber für einen Terrassenwein genau das Richtige: Gut gekühlt und auf der Terasse beim Trinken Spaß machend.

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Interessant, das bei den Kellereiweinen, der Weintrinker der Mühe enthoben wird, den Weingeschmack zu beschreiben. Steht ja alles auf dem Etikett.
Entäuschend war der Rosé eines Kollegen, der sehr gute Riesling produziert. Er hat vielleicht nicht das Händchen für diese Spielart von Wein. Sollte sich vielleicht besser auf Riesling konzentrieren.

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Eine Überraschung war ein Portugieser Weißherbst von unserem Oberkellermeister. Sehr gut gemacht, fast brilliant! Nur leider mit Restsüße. Für uns viel zu süß! Aber wer es trinken möchte. Ach ja Rosé: Entweder hell gekelterte Rotweinrebsorten, bei unserer Probe meistens Mosel-Spätburgunder, oder Rotling, ein Gemisch aus Rot- und Weißweintrauben welches zusammen gekeltert und vinifiziert wird.

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Unser Favorit: Spätburgunder Rosé aus dem Weingut Arns in Reil: Sehr gut zu trinken, hoher Spaßfaktor, unkompliziert und für uns der Begleiter für laue Sommerabende. Und als absolutes Schmankerl: Nur 10,5% Alkohol. Da kann man einen Schoppen mehr trinken.

Übrigens: Die Tochter des Hauses ist die amtierende Reiler Weinkönigin und studiert Weinbau.