Straußwirtschaft

Die Straußwirtschaft, auch als Besenwirtschaft, Buschenschank, Häckerwirtschaft bekannt. Eine Besonderheit in den Weinbaugebieten. Der Winzer darf saisonal seine eigenen Produkte ausschenken und einfache Speisen dazu reichen. Das ganze ohne Gaststätten-Konzession. Ein etwas vereinfachtes Verfahren, um Gäste mit Speis und Trank zu bewirten. Aber nicht ohne Regeln wie z.B. beschränkte Öffnungszeiten, Sitzplatzbeschränkung, Speisenangebot und andere mehr.

Als Kennzeichen dafür, dass geöffnet ist, wurde traditionell ein Strauß oder ein Besen vor die Türe gehängt. Der bekannte Spruch: „Wo`s Sträuß`che hängt, wird ausgeschenkt“, kommt daher nicht von ungefähr.

Verbunden mit einem abendlichen Spaziergang ins Nachbardorf sind wir vor einigen Tagen bei einem befreundeten Winzer eingekehrt und ließen es uns gut gehen. Eine große Vesperplatte dazu einige Gläschen Riesling und der Abend war gerettet. Ein „einfaches“ Abendessen, in anderen deutschsprachigen Regionen auch als Jause oder Brotzeit bekannt. Als kleine Zwischenmahlzeit oder als bauchfüllendes Abendessen. In der Straußwirtschaft immer mit Wein serviert!

 Wer abends nicht ausgiebig in einem Restaurant dinieren möchte, für den ist die Straußwirtschaft eine sehr gute und preiswerte Alternative.

Traumträubchen

Endlich sommerliche Temperaturen und man kann den Trauben beim Wachsen zusehen. Durch die reichliche Bodenfeuchtigkeit dürften die Beeren überaus groß werden. In einigen Weinbergen sind es Traumträubchen, in den vom Frost geschädigten eher Alptraumträubchen…🙁

Der Wetterbericht für die nächsten Tage sieht sehr gut aus. Endlich kein weiterer Regen gemeldet! Ich hoffe, dass es eine trockene, stabile Wetterlage ist.

Nach der Dauerfeuchte der letzten Wochen finden wir erwartungsgemäß vermehrt leichten Blattbefall mit dem Peronosporapilz. Schäden an den Trauben konnte ich nur selten feststellen. Mit zunehmender Beerengröße steigt die Unempfindlichkeit gegenüber diesem Schadpilz. Eine Infektion ist zurzeit nur noch über die Beerenstiele möglich. Die kritische Phase mit der Gefahr von Pilzinfektionen dürfte vorüber sein.

Endlich dürften die Böden auch dauerhaft abtrocknen, sodass sich die Befahrbarkeit mit dem Kettenschlepper verbessert. Ich bin so langsam genervt vom schlittern und rutschen beim Fahren. Manche Rebzeilen gleichen eher einem Panzerübungsplatz als einem gepflegten Weinberg.

Ein krasser Unterschied zu den Vorjahren, als wir von Trockenheit geplagt waren.

Was bleibt ist die Erkenntnis in Zeiten der Klimaänderung, dass, wenn wir eine Wetterlage haben, diese über einen längeren Zeitraum stabil ist. Zudem nehmen Extremwetterereignisse wie Starkregen oder extreme Hitze zu.

Alle Jahre wieder

Alle Jahre wieder, so sicher wie das Amen in der Kirche: Der Riesling ist am Blühen. Auf dem Bild sieht man die Details. Sobald das Blütenkäppchen abgeworfen ist, erscheint der Fruchtknoten mit Narbe und die Staubgefäße. Und dann ist es auch schon passiert und die Bestäubung ist erfolgt. Wir sind dem langjährigen Mittel um etliche Tage voraus. Bis zum Ende der Blüte wird es noch einige Tage dauern. Die kühlen Temperaturen verzögern die Blüte.

Entspannt laufen die Arbeiten im Weinberg. Wir kommen beim Einschlaufen der Rieslingreben in den Drahtrahmen gut mit der Arbeit voran. Ein positiver Nebeneffekt des verlangsamten Wachstums und der kühlen Temperaturen, die unsere Arbeitsgeschwindigkeit auf einem hohen Level hält. Kein Vergleich zu den Vorjahren mit schnellem Rebwachstum, als bei hohen Temperaturen und schwüler Witterung noch Helfer benötigt wurden. Auch die Kühlbekleidung – „Kampfanzug“ –  des Winzers hängt in diesem Jahr noch unbenutzt im Schrank.

Inzwischen sind nach den ergiebigen Regenfällen der letzten Wochen die Böden gut abgetrocknet und unsere Steillagen können wieder gut mit dem Raupenschlepper befahren werden. Auch Pilzkrankheiten, die wir aufgrund der feuchten Witterung befürchtet hatten, sind ausgeblieben.

Etwas hektisch…

So früh wie noch nie zeigen sich die ersten Blättchen an den Rieslingreben. Kein Wunder, nach den vergangenen Monaten mit ihren Temperaturrekorden. Eigentlich ist der April für uns Winzer ein eher ruhiger Monat. Die Vegetation beginnt erst und man kann sich um Haus und Hof kümmern.

Nicht so in diesem Jahr. Noch wenige Tage und wir können mit dem Ausbrechen unerwünschter Rebtriebe beginnen. Zudem müssen die durch die Feuchtigkeit stark gewachsenen Weinbergsbegrünungen gemäht werden. Dazu liegt unser Naturdünger, der Fledermausguano noch im Weingut und will auch noch im Weinberg ausgebracht werden.

Abhängig von den Temperatursummen mussten diese Woche die Dispenser für die Verwirrmethode aufgehängt werden. In diesen Kunststoffampullen sind Sexualduftstoffe (Pheromone), die langsam ausdünsten und die Männchen des Traubenwicklers, einer Mottenart, dermaßen verwirren, dass sie die Weibchen nicht finden. So ist Schluss mit Sex lustig und es gibt keine Nachkommenschaft.

Die Raupen des Traubenwicklers können immense Schäden durch die sogenannte Sauerfäule (Grauschimmelfäule) hervorrufen und durch diese elegante ökologische Methode wird die Vermehrung behindert und es gibt keine Schäden für uns Winzer.

Dann gibt es noch das berühmte „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt“ und andere nicht geplante Widrigkeiten des Winzerlebens.

Es ist etwas hektisch…

Abfüllen zwanzigvierundzwanzig

Morgendlicher Nebel machte sich im Weinkeller durch den Heißdampf breit, mit dem letzte Woche die Füllanlage und der Sterilfilter sterilisiert wurde. Wir nennen das weinsteril: Alle Keime (Hefen, Säure abbauende Bakterien usw.), die dem Wein schaden können, müssen durch den Sterilfilter entfernt werden und eine nachfolgende Wiederverkeimung in der Füllanlage muss verhindert werden.Während draußen bereits warmes Frühlingswetter herrschte, war es im Weinkeller noch sehr kühl. Ideale Abfülltemperaturen. Aromaschonung ist das Stichwort. Jede Maßnahme am Wein, sei es einfaches umpumpen, filtrieren oder abfüllen, führt zwangsläufig zu Aroma- und Gärungskohlensäureverlusten.  Um diese Verluste so gering wie möglich zu halten, ist neben dem handwerklichem Geschick auch die Kellerkühle gefragt. Obligatorisch die Zipfelmütze im kühlen Weinkeller, die schon in vielen Variationen im Weinkeller zu sehen war.

Vor einigen Tagen begannen wir mit der genauen Planung. Verlässlich lieferte der Flaschenhändler und der Korklieferant. Die Etiketten sind auch schon da. Einige Tage hallte das Flaschenklappern aus unserem Weinkeller. Der neue Jahrgang ist nun abgefüllt.

Apropos neuer Jahrgang: Die Weine zeigen sich von ihrer besten Seite. Delikate Rieslingaromatik mit viel frischer Frucht im Auftakt. Sie haben eine sehr elegante, klare Struktur und ein intensives Bouquet mit betörenden Aromen von Pfirsich, Mango und anderen tropischen Früchten. Der Abgang ist würzig und mineralisch.

Unser Online-Shop ist aktualisiert und freigeschaltet. Die Preisliste per Briefpost braucht einige Tage länger und der Verkaufsstart der 2023er Rieslingweine kann beginnen.