Lino der 1te

Ganz im Sinne der Gleichberechtigung fällt so langsam die traditionsreiche Frauendomäne Weinkönigin. Erstmalig haben wir nun auch hier in Reil eine männliche Weinhoheit. Am vergangenen Wochenende, während des örtlichen Weinfestes, wurde Lino I. feierlich inthronisiert. Das Zepter? Kein langweiliges Holzstäbchen, sondern ein Rieslingglas von beeindruckender Größe.

Ein Jahr lang wird Lino nun als Weinbotschafter den Reiler Riesling in nah und fern repräsentieren.

Bereits am Freitag startete das Fest mit einer Weinmesse in Form einer Tischpräsentation. Gäste und Weinfreunde aus den Nachbardörfern waren eingeladen, die Vielfalt der in Reil produzierten Weine zu verkosten. Gegen einen kleinen Obolus konnte man sich einen genussvollen Überblick über Qualität und Charakter der lokalen Tropfen verschaffen.

Als Highlight am Samstag stimmungsvolle Livemusik zum Tanzen und die Illumination der Reiler Goldlay auf der anderen Moselseite. Die wechselnden Farben und die bewegten Lichtspiele hatten etwas Spannendes – spannender als jedes noch so aufwändige Feuerwerk.

Das ganze Wochenende gemütliches Beisammensein beim Moselriesling, ein Getränk für lange Nächte und ein Debattier-Tropfen, der Esprit und Phantasie beflügelt, statt sie zu lähmen. Dazu gab es noch ein reichhaltiges Rahmenprogramm für Jung und Alt.

Bitte vormerken! Jedes Jahr am zweiten Wochenende im August.

Winzerwunschwetter

Der Wunsch nach Regen kam vor nicht einmal zehn Tagen auf. Man merkte den Rieslingreben an, dass das Wasser im Boden knapp wurde. Das Wachstum hatte sich stellenweise stark verringert und die Triebspitzen begannen sich aufzurichten – ein erstes Anzeichen von Wasserknappheit. An wenigen Stellen, wo nur wenig Boden den felsigen Untergrund bedeckt oder bei jungen, nachgepflanzten Reben, die noch nicht so tief wurzeln, sah man schon eindeutige Trockenstresssymptome: aufgerichtete Triebspitzen und Blätter, die sich schützend von der Sonne wegdrehten.

Unsere Wünsche wurden auch prompt erfüllt. Seit dem sind 44 Liter Regen je qm gefallen. Schon fast eine Luxusversorgung für die Reben. Nicht als Landregen, meistens kräftige Schauer mit heftigem Wind. Zeitweise war die gegenüberliegende Moselseite nur schemenhaft zu erkennen.

Wettertechnisch zeigt sich die aktuelle Vegetationsperiode bislang von seiner unkomplizierten Seite. Die bisherigen Trockenphasen wurden stets rechtzeitig durch Regen unterbrochen, und die Temperaturen bewegten sich – abgesehen von einigen sehr heißen Tagen zum Monatswechsel – im angenehmen Bereich.

Für die Reben ideale Bedingungen, um sich gesund und ausgeglichen zu entwickeln. Da schlägt das Winzerherz ein wenig höher.

Erntezeit

Noch nicht im Weinberg, aber im Garten ist Erntezeit! Bei den Trauben ist es ganz einfach. Man presst sie aus, lässt sie vergären und erhält ein sehr lange haltbares Genussmittel. Beim Gemüse aus dem Garten sieht es anders aus. Zeitweise wird man regelrecht überschwemmt mit dem gesunden Zeug.

Eine ideale Lösung ist das saure Einlegen in Essig. Diese Methode konserviert das Gemüse nicht nur wochen- und monatelang, sondern sorgt auch nach dem Öffnen des Glases dafür, dass das Gemüse lange frisch und genießbar bleibt.

Ein wesentliche, den Geschmack bestimmende Zutat ist der Essig. Wir empfehlen Weinessig, am besten vom Riesling. Damit erhält das sauer eingelegte Gemüse, auch Mixed Pickles genannt, die für den Geschmack entscheidende Note.

Wir empfehlen ihnen natürlich unseren Riesling-Weinessig. Das Grundrezept für das Einlegen finden Sie hier.

Das Gleiche gilt auch für andere Lebensmittel. Essig konserviert! Sie können es beispielsweise mit einer Forelle oder einem anderen Weißfisch versuchen. Das Grundrezept gibt es hier.

Weitere Verwendungsmöglichkeiten außer für den Salat sind der bekannte Sauerbraten, als Würzmittel in der Küche, in der Naturheilkunde, zum Putzen. Für Letzteres ist unser Riesling-Weinessig allerdings zu schade.

So spät wie noch nie

So spät wie noch nie haben wir den Laubschnitt in unseren Rieslingweinbergen gemacht. Hochsommerliche Temperaturen und eine gute Wasserversorgung ließ das Rebwachstum explodieren. Fast waagerecht ragten die Rieslingreben oberhalb des Drahtrahmens in die Rebzeile.

Es hat sich richtig gelohnt, mit dem Laubschneider zu fahren.

Jetzt sehen die Rebzeilen wieder ordentlich aus. Wie frisch vom Frisör😉

Eine in der Regel wichtige Arbeit werden wir dieses Jahr allerdings nicht durchführen. Das entlauben der Traubenzone werden wir uns ersparen. Durch das sehr schnelle Wachstum haben wir den richtigen Zeitpunkt verpasst. Um den optimalen Effekt der Abhärtung der Traubenschale gegen Traubenfäulniss und insbesondere Sonnenbrand zu erreichen, muss diese Arbeit bis zur Schrotkorngröße der jungen Trauben erledigt sein. Diese Zeitspanne war dieses Jahr viel zu kurz.

Das Risiko für Sonnenbrand ist auch immer relativ zu sehen. Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die ich hier nicht alle erläutere, denn das würde zu kompliziert werden.

Der späte Laubschnitt könnte sich jedoch vorteilhaft gegen späte Fäulnis auswirken. Die Traube und die Triebspitze konkurrieren um die gebildeten Assimilate. Schneide ich früh die Triebspitze (Laubschnitt) ab, gelangen die Assimilate der Rebe bevorzugt in die Trauben, die dadurch groß und kompakt werden. Leider kann der Riesling so kompakt werden, dass sich die Beeren gegenseitig zerdrücken und Fäulnis entsteht. Bei spätem Laubschnitt kann die Traube lockerbeeriger werden, ohne dass sich die Beeren gegenseitig zerdrücken.

Aber wie schon oben geschrieben: Es gibt eine Vielzahl von Einflussfaktoren, die ich hier nicht alle erläutere, denn das würde zu kompliziert werden.

Der Weinbau ist ein äußerst komplexes System. Jeder einzelne Parameter ist wichtig. Dazu gehören die Arbeit des Winzers, die Rebsorte, der Standort, der Boden, die Temperatur, die UV-Strahlung, die Niederschläge, die Luftfeuchtigkeit und vieles mehr. Einiges kann der Winzer beeinflussen, vieles nicht. Während einige dieser Variablen – etwa Bodenpflege, Rebschnitt oder Lesezeitpunkt – gezielt gesteuert werden können, entziehen sich andere, wie Wetterextreme oder klimatische Schwankungen, jeglicher Kontrolle. Die Herausforderung besteht in der kontinuierlichen Optimierung dieses Zusammenspiels. Ziel ist die Herstellung eines Weines, der die spezifischen Merkmale seines Ursprungs mit bestmöglicher Traubenqualität authentisch widerspiegelt.

Alles bestens!

Zunächst hatte die Rebblüte aufgrund des kühlen Wetters nur zaghaft begonnen. Warmes Sommerwetter beschleunigte die Blüte letztes Wochenende jedoch so stark, dass sie binnen weniger Tage der Vergangenheit angehörte. Das Bestäubungsergebniss dürfte gut sein.

Die jungen Beerchen sind rasend schnell gewachsen und das Dickenwachstum wird weiter zunehmen. Ich rechne damit, dass die Beeren Ende der kommenden Woche erbsengroß sein werden. Ab diesem Wachstumsstadium nimmt die Empfindlichkeit der Trauben gegenüber den Pilzkrankheiten ab.  Die Spaltöffnungen der Beeren verschließen sich. Der Peronosporapilz kann dann nicht mehr in die Beere eindringen und sie nicht mehr infizieren. Zudem unterstützt uns der Sommer mit trockenem, pilzfeindlichem Wetter. Ich rechne dieses Jahr nicht mehr mit Problemen durch die für die Rebe gefährlichen Pilzkrankheiten.

Die Ernteaussichten sehen bislang gut aus. Alles bestens! Der Start in die Vegetationsperiode war sehr gut. Aus jeder Knospe kam ein Rebtrieb mit vielen Blütenständen und die anfängliche Trockenheit ist kein Thema mehr. Bislang keine Wetterunbilden wie Spätfrost, Hagel, übermäßiger Regen und Krankheitsbefall. Die Weinernte ist zwar noch einige Monate entfernt, aber wir blicken positiv in die Zukunft.