Letzte Woche wurden die ersten 2020er Rieslingweine abgefüllt. Vor Tagen haben wir mit den Planungen begonnen. Verlässlich lieferte der Flaschenhändler und der Verschlusslieferant auf den Tag genau nach Absprache. Die Etiketten sind schon da und müssen nur noch auf die frisch gefüllten Flaschen geklebt werden. Noch zwei Abfülltage und etliche Gitterboxpaletten füllen, dann wäre die diesjährige Abfüllsaison Vergangenheit.
Unser Onlineshop ist aktualisiert und wird am Mittwoch freigeschaltet. Die Preisliste per Briefpost braucht einige Tage länger und der Verkaufsstart der 2020er Rieslingweine kann beginnen.
Apropos neuer Jahrgang: Die Weine zeigen sich von der besten Seite. Delikate Rieslingduft mit feingliedriger Aromatik. Alles schmeckt extrem klar und balanciert mit einer angenehmen Säure, die sehr gut eingebunden ist.
Zuerst ein grobes vorsortieren unsererseits. Bei einigen Weinen war schon im Vorfeld klar, wie sie verwendet werden. So konnten die zu probierenden Weine und auch die Verweildauer der Verkoster in der Probierstube verringert werden.
Zuerst kam der Oberkellermeister und wir sortierten die Weine nach Qualität. Zu späterer Stunde, die Weine waren auf Zimmertemperatur und hatten etwas Luftsauerstoff bekommen, probierten wir nach. Zwei Tage danach die nächste Weinprobe mit zwei weiteren Freunden.
Die 2020er Rieslinge konnten sehr schnell in eine qualitative Reihenfolge gestellt werden. Bis auf den Wein, der für den Rieslingsekt bestimmt war, gab es keinerlei Diskussionen über die qualitative Einordnung. Ein guter Jahrgang, filigran und elegant. Die Qualität ist sehr gut, frische Frucht, elegant und saftig. Die Alkoholgehalte wie immer moderat, sodass diese wieder als Spaßweine bezeichnet werden können. Wir sind zufrieden!
Anfang März beginnen wir mit dem Abfüllen. Kurz danach ist der 2020er Riesling käuflich hier im Shop erwerbbar und Sie können sich selbst ein Bild über den neuen Jahrgang machen.
Letzte Woche konnte endlich mit der Filtration der 2020er Rieslinge begonnen werden. Unserem alten Filter, ich berichtete hier, wurde bei der Durchsicht in der Werkstatt noch weiterer Reparaturbedarf attestiert. Ein Totalschaden, der mich und meinen Mitbesitzer zu einer Neuinvestition zwang. Die Verrohrung gänzlich anders, einige Absperrventile mehr (13 im gesamten bei der Filtration!) ließen zuerst den Kopf rauchen, damit das Funktionsschema gelernt und bei der Filtration umgesetzt werden konnte.
Nach den ersten Partien klappte die Handhabung ganz gut. Sogar die Azubine begriff schnell, wie der Filter bedient werden musste und verkostete den vorher/nachher Effekt der Filtration.
Deutlich schmeckbar nach dem Filter die Freisetzung des Bouquets, dass durch die vorher vorhandene Trübung gehemmt war. Die Jungweine präsentieren sich dadurch viel klarer und bedeutend fruchtiger. In alten Zeiten mussten diese Trübstoffe durch langsame Sedimentation und mehrere Abstiche abgetrennt werden. Unten ein Auszug aus einem aktuellen Fachartikel einer Fachzeitschrift:
„…Aufwendig lange Lagerungen sorgten jahrhundertelang dafür, dass die Fermentationsprozesse mikrobiologisch weitgehend abgeschlossen waren und unlösliche Bestandteile sedimentieren konnten. Die Fest/Flüssig-Trennung wurde vor Einführung der Filtration lediglich durch lange Absetzzeiten erreicht. Eine Sedimentation war in den liegenden Fässern über lange Zeitspannen ohne Zentrifugen oder Filter möglich…
…Trübungen im Getränk waren oft mit negativem Geschmack behaftet, blanke Produkte meist die wohlschmeckenderen. Schon vor dem Kauf oder dem Trinken waren durch zu kurze Lagerung schlecht geklärte oder mikrobiell belastete Weine und Biere also visuell zu erkennen. Die Fortschritte in der Mikrobiologie zeigten auch zu dieser Zeit bereits, dass viele Trübungen nicht nur von der Lagerzeit abhängig waren. Hefen und vor allem Bakterien verursachten Trübung sowie Geruchs- und Geschmacksveränderungen. Das war Grund genug, um fortan Biere und Weine wie auch Öle, Essige, Säfte, Wässer und sogar Spirituosen zu filtrieren….““
Prof. Mark Strobl, Das Deutsche Weinmagazin 06,02,2021J. Neßler, 1872
In alten Zeiten dauerte dies sehr lange, wie man einer Fachpublikation von 1872 entnehmen kann. Es entstanden Weine, die mit den heutigen nicht vergleichbar sind. Durch die lange Lagerzeit in Fass ging die Frische verloren und die Weine wurden durch die Sauerstoffdiffusion beim Holzfass oxidativ und hochfarbig (gelb/goldgelb). Nicht umsonst wurde der Wein früher als goldener Rheinwein besungen. Davon würden heute die wenigsten gerne trinken. Zeiten ändern sich und die Geschmäcker…
Geplant war die schonende Kieselgurfiltration unserer Jungweine, aber dann kam es anders als wir dachten. An der Dosierpumpe für das Filtrationshilfsmittel tropfte es. Also neue Dichtungen eingebaut. Tropfte weiter… Verschleiß am Pumpenkolben, wie ich feststellte. Der Kolbenhub war auch eingeschränkt. Wahrscheinlich eine in der Pumpe verbaute Feder, die gebrochen war.
Ok, mit diesen Einschränkungen hätte die Filtration dieses Jahr noch geklappt, bevor der Filter in Reparatur geht, aber beim Reinigen des Gerätes plötzlich Störgeräusche, ein Geruch nach verbranntem Gummi und Wasseraustritt an der Weinpumpe. Die Dichtung der Pumpenwelle hatte sich verabschiedet!
Jetzt steht der Kieselgurfilter bei Händler und ich warte auf Ersatzteile. Gut, das sich die Mechanik beim Reinigen und nicht bei der Weinfiltration verabschiedet hatte.
Zwei kleinere Weinpartien wurden dennoch mit dem im Weingut vorhandenen Kleinfilter filtriert. Man konnte nach der Filtration die ganze Bandbreite der Aromen Riechen und Schmecken. Die vor der Filtration noch vorhandene leichte Hefetrübung behindert das Freisetzen des Bouquets. Jetzt präsentieren sich die beiden Jungweine noch viel klarer und bedeutend fruchtiger. Ich freue schon darauf, wenn die restlichen Rieslingweine filtriert werden können und ich die ganze geschmackliche Bandbreite des 2020er wahrnehmen kann.
Die hefetrüben Jungweine werden zurzeit grob von der Hefe getrennt. Abstich genannt. Der Bodensatz im Fass, allgemein als Hefe bezeichnet, besteht nicht nur aus reiner Weinhefe. Restliche Fruchtfleischteilchen und Trubstoffe, die bei der Mostklärung nicht erfasst wurden, sind neben Weinstein ebenfalls in diesem Sediment zu finden.
Ein wichtiges Arbeitsgerät ist dabei die Weinstütze. Ein spezielles Arbeitsgerät des Kellermeisters. Sozusagen eine Art Eimer mit erweiterten Funktionen. 10 Liter Inhalt und einhändig zu bedienen. Als Hilfe beim Umhängen des Weinschlauches von einem Fass zum nächsten, ohne die Pumpe abzustellen. Durch den geringen Durchmesser der Stütze kann man auch problemlos ein Fass durch das nur 5 cm große Spundloch auffüllen ohne das man einen Trichter benötigt. Dazu noch viele weitere Funktionen. Die behalte ich aber mit dem Hinweis auf Kellermeisters Geheimwissen für mich…
Anfangs aus Holz in der Bauart eines Weinfasses hergestellt, später aus Kupfer welches innen verzinnt wurde, dann aus Aluminium und jetzt aus Kunststoff. Ein universelles Handwerksgerät. Im Laufe der Zeit entwickelt und eine Form, die sich, seitdem es nicht mehr aus Holz hergestellt wurde, nicht mehr verändert hat.
Leider wird die Weinkanne auch nicht mehr produziert. Ein Stück Weinkultur wird verschwinden, ebenso das Wissen über die Handhabung dieses alten „Werkzeuges“ des Kellermeisters. Ich bin froh, das ich von diesem Universalgerät noch einige Exemplare mein Eigen nennen darf.
Ein vorläufiges Resümee zur Weinernte 2020, während im Moseltal trotz tristem, regnerischen Wetter so etwas wie ein Goldener Oktober stattfindet.
Es fängt nicht mit der Ernte an und hört auch nicht damit auf. Die Ernte ist eigentlich nur das Ergebnis der Arbeit des Winzers im vergangenen Jahr und der Witterung.
Sehr früh, schon Mitte April, ergrünten die Rieslingweinberge. Nach einer ausgeprägten Frühjahrstrockenheit ließen im letzten Moment ausgiebige Niederschläge die Reben gut wachsen. Haarscharf entgingen wir Spätfrostschäden Mitte Mai. Wie in den letzten beiden Jahren machte uns die Trockenheit zunehmend Sorgen. Im letzten Moment kam jedoch immer wieder Regen, der uns über die Runden half, jedoch die chronische Trockenheit nicht beendete. Die eher kühlen, typisch deutschen Sommertemperaturen erleichterten uns die Arbeit im Weinberg. Die Rebblüte verlief sehr gut und es war schon früh abzusehen, dass wir viele Trauben ernten würden.
Eine erste Hitzewelle Anfang August führte zu Sonnenbrandschäden an den Trauben. Die beschädigten Beeren trockneten ein und beeinflussten so die Weinqualität nicht. Ein Hagelunwetter Mitte August verschonte unsere Weinberge knapp, brachte aber reichlich Regen.
Eine zweite Hitzewelle Mitte September führte wieder zu Sonnenbrandschäden an den Trauben, die unvollständig eintrockneten und bei der Ernte selektiv entfernt werden mussten.
Ausgiebige Niederschläge in der ersten Erntewoche ließen uns schlimmes befürchten. Jedoch setzte aufgrund der niedrigen Temperaturen nur unwesentliche Fäulnis ein, die aussortiert wurde.
Eine Herausforderung war die überaus große Erntemannschaft. Angefangen von der zu organisierenden Wetterschutzbekleidung, die Umsetzung der Coronaverhaltensregeln bis hin zu Verpflegung. Da aber alles Hand in Hand ging, die Helfer motiviert und teamfähig waren, wurde dies alles sehr gut bewerkstelligt.
Der schon länger geplante Erntetermin am 05. Oktober erwies sich als genau passend. Die Traubenreife war durch das Zuwarten genau passend, der Beereninhalt verflüssigt und gut auspressbar. Sie waren reif, hocharomatisch und sehr gesund. Neben den guten Qualitäten sind die Erntemengen ausreichend.
Die ersten vergorenen Weine probieren sich vielversprechend.
Nachdem der Kampf um den letzten Rebstock, bedingt durch die Corona Abstandregelungen, etwas weniger heftig wie in den Vorjahren ausfiel, ist die Weinernte beendet worden.
Wie jedes Jahr ein dickes Lob und ein Dankeschön an unsere Erntemannschaft, die wie immer ihr bestes beim Ernten gab. Rasant schnell, einsame Spitze im Selektieren und immer gut drauf: Ex Azubi Ken, Ruth, Freddy, Chefin Marita, Azubine Selina, Sandra, Mätthi, Felix, Maria, Vani (hinten v.l.n.re im Bild), Dexter, Vali und Thimothy (vorne v.l.n.re) sowie die heute nicht dabei gewesenen Alice, Sophie, Christian, Peter, Charly, die beiden Maries, Moritz, Sebi, Soffel, Marlene, Linda, Jonas, Fabi, Lukas, Hennes, Willem, Uli, Judith, Andrea, Stefan, Andre, Alex, Tom, Margit, Theresa, Niels, Adrian, Ülo und Lisa.
Unzählige Erntehelfer kamen gestern, um mit uns Riesling in der Reiler Goldlay zu ernten. Zu unserer Stammmannschaft gesellten sich noch viele Freunde als Verstärkung. Tage vorher war die Logistik besprochen worden, da wir nicht auf solch große Traubenmengen eingerichtet sind. Perfekt klappte dann jedoch der Abtransport der Trauben ins Weingut und das Auspressen dieser.
Auch die Versorgung der über 25 Helfer (Ich habe nicht genau gezählt…) war eine Herausforderung, aber der abendliche Umtrunk war dann kein Problem mehr. Gläser, Korkenzieher und Wein sind in einem Weingut genügend vorhanden. 🙂
Bestes Sonnenwetter und schöne Rieslingtrauben versüßten diesen Großkampftag. Morgen geht es in der Reiler Goldlay weiter. Evtl. wird in einen Weinberg noch selektiv geerntet.
Bislang eine entspannte Weinlese und wir freuen uns auf das gemeldete ruhige, kühle und trockene Herbstwetter. Wir hoffen auf einen weiteren Qualitätsschub.
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