Kurz und schmerzlos

Wie jedes Jahr: Zuerst war das Steffens-Keß Verkosterteam in Aktion bei der Finalprobe, um die 2024er Weine zu bewerten und das Verkaufssortiment zusammenzustellen. Die Weine machten die Sortimentsgestaltung sehr einfach. Es gab wenige Diskussionen, wie einzelne Weine in der qualitativen Reihenfolge zu stehen hatten. Meine Freunde waren mit meinen Weinen zufrieden und wir auch. Die 2024er Rieslinge konnten sehr schnell qualitativ eingeordnet und das Verkaufssortiment zusammengestellt werden.
Abgefüllt wurde letzte Woche unter Idealbedingungen im Weinkeller: Kalter Keller, kalte Weine und daher eine sehr aromaschonende Abfüllung. Die Helfer hatten kältebedingt die Zipfelmütze auf dem Kopf und schauten neidisch durch die Kellertüre ins warme, sonnige Frühlingswetter.

Dieses Jahr ging alles sehr schnell beim Abfüllen. Kurz und schmerzlos. Die sehr kleine Ernte 2024 war rasend schnell abgefüllt.

Unser Online-Shop wird noch aktualisiert und freigeschaltet, sobald die Etiketten eingetroffen sind und etikettiert ist. Dann kann der Verkauf der 2024er Rieslinge beginnen.

Apropos neuer Jahrgang: Die Weine präsentieren sich mit viel frischer Frucht im Auftakt, sehr eleganter, klarer Struktur, intensivem Bukett mit betörenden Aromen von Pfirsich und anderen reifen Früchten mit würziger Mineralität. Die klassische Spritzigkeit des Rieslings gepaart mit moderatem Alkoholgehalt: animierend und anregend für ungetrübten Trinkgenuss. Noch sehr jung, aber mit Potenzial, das sich mit zunehmender Reife immer mehr zeigen wird.

Grobabstich

In den letzten Tagen haben wir den jungen Rieslingwein von der Grobhefe getrennt. Bemerkenswert war der hohe Weinsteinausfall im Jungwein.

Sobald der Jungwein oberhalb des Bodensatzes aus dem Tank abgezogen wurde, konnte man bereits den Weinstein zwischen Hefe und Tankwand erkennen.

Nach der Tankreinigung fand sich dann das sogenannte Küfergold. Ich berichtete hier darüber.

Weinstein kann verschiedene Formen einnehmen: Leichte filigrane Gebilde, meistens grobkörnige Kristalle oder auch kunstvolle Kristallstrukturen.

Weinsteinausfall heißt auch immer Säureminderung, da sich die Weinsäure des Weines mit dem im Wein vorhandenem Kalium verbindet und ausfällt. Chemisch gesehen Kaliumhydrogentartrat (Summenformel KC4H5O6). Diese Verringerung der Säure trägt zu der Harmonisierung des Weines bei.

Nach dem Grobabstich verbleibt noch genügend Feinhefe im Wein. Die jungen Weine können so noch von den positiven Geschmacksstoffen der Hefen profitieren.

Natürlich wurde auch probiert. Wir können sehr zufrieden sein. Der 2024er Riesling hat eine sehr gute Aromaausprägung. Alles schmeckt extrem klar und balanciert, mit einer angenehmen Säure, die sehr gut eingebunden ist. Die noch hefetrüben Rieslinge machen schon viel Spaß.

Einfach gesagt: Es schmeckt, sehr gut!

Weinernte 2024: Nix mit Wein vom glücklichen Winzer

Im Nachhinein betrachtet, wäre der Weinkeller übergelaufen, wenn wir nur solche Trauben geerntet hätten. Das Potenzial war da, aber die Natur hat uns schon frühzeitig einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Die Klimaänderung und die dadurch wärmeren Frühjahrsmonate führten zu einem sehr frühen Austrieb der Reben. Ein Spätfrost Mitte April führte zu massiven Schäden an den bereits vorzeitig gewachsenen Reben.

Schon damals schrieb ich hier im Blog: „Nach vorsichtigen Schätzungen meinerseits – ich bin nicht wirklich gut im Schätzen, einer meiner Mankos – gehe ich davon aus, dass durch den Spätfrost ca. ein Drittel der Rebfläche komplett geschädigt wurde, etliche Weinberge so Daumen mal Pi 30 bis 60 % Schaden haben,…“

Das hat sich leider bewahrheitet. Nur ein einziger Weinberg war nicht vom Frost betroffen.

Kühles und regnerisches Wetter hat die Entwicklung der Reben bis nach der Blüte stark verzögert. In den leicht frostgeschädigten Weinbergen verlief die Rebblüte enttäuschend.  Extrem lockerbeerige und kleine Trauben waren die Folge,

Dauerregen sorgte in dieser Vegetationsperiode immer wieder für Probleme. Die Befahrbarkeit unserer Steillagen war nicht immer gegeben und es kam zu leichtem Pilzbefall (Peronospora und Schwarzfäule).Unsere Erntehelfer waren eher als Suchmannschaft in den Weinbergen unterwegs. Die Flächenleistung unserer händischen Ernte war teilweise höher als mit dem Traubenvollernter. Morgens beim Ernten noch etwas kühl und diesig,mittags beim Essen wieder T-Shirt Wetter. Wie jedes Jahr waren unsere Helfer hoch motiviert und es machte Spaß, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.
Der Wettergott war uns zumindest während der Weinernte günstig gesonnen. Es gab nur einen Tag mit Regenpause. Aber nach diesem direkt ein Hochwässerchen. Erste Hochwasserprognosen führte bei mir zu Unbehagen – der Weinkeller wäre abgesoffen – aber der Höchststand blieb doch etwas niedriger.
Da die Beerenhäute in diesem Jahr etwas dicker waren, gab es kaum Traubenfäule. Es kamen nur gesunde Rieslingtrauben in den Keller. Die Qualitäten sind gut. Leider fehlt es etwas in der Spitze. Die Jungweine sind noch in der Gärung und schmecken schon sehr gut.

Eine der kleinsten Ernten in meiner langen Winzerzeit liegt jetzt im Keller. Weit weniger als eine halbe Ernte. Nix mit Wein vom glücklichen Winzer…

Weinernte 2024: Eingetütet

Bei schönem Herbstwetter konnten gestern mit kleiner Erntemannschaft die letzten Rieslingtrauben in den Burger Weinbergen geerntet werden und nun ist die Weinernte 2024 eingetütet.

Wie jedes Jahr ein dickes Lob und ein Dankeschön an unsere Erntemannschaft, die wie immer ihr bestes beim Ernten gab. Rasant schnell, einsame Spitze im Selektieren und immer gut drauf: Nils, Max, Chefin Marita, Rosi und Lino (v.l.n.r.) und die heute nicht dabei gewesenen Felix, Vani, Sophie, Alice, Irene, Soffel, Helene, Stefan, Jonas, Jonte, Sören, Lukas, Margit, Michael, Max, Mia, Philipp, Britta, Uschi, Vali, Marilia, Andy, Paul und Sanne.

Wie immer: Rasend schnell, einsame Spitze im Selektieren und trotz der Ernteumstände immer gut drauf. Klasse Mannschaft!

Weinernte 2024: Viele Hände, schnelles Ende

Die Weinlese 2024 läuft. Seit zwei Tagen ernten wir Riesling. Trockenes Wetter, morgens kühl, mittags nicht zu heiß. Ideales Lesewetter. Die Trauben sind trotz der vielen Niederschläge der letzten Wochen sehr gesund. Es gibt bis jetzt keinerlei Selektionsbedarf, um faule Trauben auszusortieren. Die Aromatik ist sehr gut und die analytischen Daten passen auch.

Die Erntemenge ist bisher sehr gering. Der Spätfrost im April hat ganze Arbeit geleistet. Massive Ertragseinbußen sind die Folge. Oben der Ertrag einer ganzen Rebzeile. Nur zwei Traubenkisten und die auch noch nicht ganz voll.

Den Pilzbefall im Sommer hatte ich etwas überschätzt. Es war weniger als ich dachte. Ich habe hier schon oft geschrieben, „… ich bin nicht wirklich gut im Schätzen, einer meiner Mankos…“

Unsere vielen Erntehelfer, oder besser „Suchhelfer“, wie ich hier schrieb, sind hoch motiviert. Das Team ist gut eingespielt und arbeitet auch ohne Anweisungen Hand in Hand im Team.

Die Ernte wird mangels Masse und vielen Erntehelfern dieses Jahr sehr schnell beendet sein. Viele Hände, schnelles Ende!

Weinernte 2024: Suchmannschaft

Das diesjährige Nervenkostüm des Winzers ist sehr strapaziert. Das Jahr begann mit einem sehr frühen Austrieb, gefolgt von einem Spätfrost Mitte April, bei dem sehr viele Jungtriebe erfroren sind. Anfang Mai folgte ein Hagelsturm, der glücklicherweise auf der gegenüberliegenden Moselseite, wo unsere Weinberge liegen, keinen Schaden anrichtete. Ein zweiter, ebenfalls heftiger Hagelschlag im August richtete Gott sei Dank auch keine Schäden an.

Die Rebblüte fand im Juni größtenteils bei sehr kühlen Temperaturen statt. Die Bestäubung der jungen Beerchen war nicht sehr gut. Viele Trauben präsentieren sich dadurch sehr lockerbeerig. Die durch Frost teilweise geschädigten Rebblüten blühten zwar, aber es fand keine Bestäubung statt.Das extrem nasse Wetter erforderte auch seinen Tribut. Den Sommer kann man getrost als Regenzeit bezeichnen. Es gab quasi keine Woche ohne Regen. Am Blattwerk fanden wir Mitte Juli die ersten Infektionen mit dem Peronosporapilz. Zwei Wochen später sahen wir die ersten befallenen Beeren, in diesem Stadium als Lederbeeren bezeichnet.
Diese Lederbeeren sind inzwischen vollkommen eingetrocknet und haben keinen Einfluss auf die spätere Weinqualität. Die Mengenverluste schmerzen.

Wir hatten dieses Jahr Glück gehabt. Auf der anderen Moselseite, in der nächsten Gemeinde, an jeder anderen Windung der Mosel sieht es ganz anders aus. Kleinste Unterschiede entscheiden darüber, ob Weinberge von den Pilzen befallen werden: ein wenig kälter oder wärmer, ein trocknendes Lüftchen, die Ausrichtung zur Sonne, oben oder unten im Moseltal, ein Quäntchen mehr oder weniger Regen, bzw. Luftfeuchtigkeit, Blütezeit und der Zeitpunkt der Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln durch den Winzer. Insgesamt war es eine Gratwanderung, auf die wir nur begrenzten Einfluss haben.Als die Temperaturen im Juli die 30 Grad Marke überschritten, kam es zusätzlich zu leichten Sonnenbrandschäden, die einzelne Beerchen vertrocknen ließen.

Aber auch solche Trauben gibt es. Gesund und an einem anderen Tag, wie auf dem Bild ganz oben, bei höheren Temperaturen optimal verblüht.  Die Beeren sind prall gefüllt, quetschen sich gegenseitig ab und – ich hoffe es nicht – kurz vorm platzen. Das könnte wiederum Fäulnis bedeuten…

Wir stellen uns mental auf eine sehr kleine Ernte ein. Deutlich weniger als die Hälfte einer Normalernte dürfte in den Weinbergen hängen.

Unsere Erntemannschaft werden wir in Suchmannschaft umbenennen müssen, um die wenigen Trauben in einigen Weinbergen/Rebstöcken zu finden suchen.

Weinernte 2024: Kelter schubsen

Während die Winzerkollegen in den südlicheren Weinbauregionen schon am Ernten sind, wird es bei uns an der Mosel so langsam Zeit, sich tiefere Gedanken über die kommende Weinernte zu machen.

Im Weinkeller haben wir heute mit den ersten Vorbereitungen für den Herbst begonnen. Zuerst wurden die Erntekisten gereinigt. Ein Teil des Kellerfußbodens ist auch schon gereinigt. Man kann nun vom Boden essen. Die nächsten Tage geht es weiter mit Boden- und Wandreinigung, Behälter (Holzfass, Stahltank) außen-, dann Innenreinigung. In dieser Reihenfolge! Zwischendurch Kleinteile und Armaturen, säubern.

Obwohl Wein ein relativ unproblematisches Lebensmittel ist, das nicht so leicht verderblich ist wie z.B. Milch oder Fleisch, können sich Hygienemängel sehr negativ auf die geschmackliche Qualität auswirken. Die Grundreinigung erfolgt mit Natronlauge, die den Schmutz aufweicht, dazu kommt noch Wasserstoffperoxid, den Hausfrauen als Aktivsauerstoff bekannt. Wasserstoffperoxid desinfiziert und bleicht. Beim Frisör zum Blondieren verwendet. Harmlos und umweltverträglich. Dazu viel Wasser, Bürste und Hochdruckreiniger.

Nebenbei noch Funktionskontrolle der Maschinen, Lesescheren nachzählen und überprüfen, Verbrauchsmaterialien in genügender Menge bevorraten und so weiter und so fort. Die Checkliste habe ich schon im Kopf erstellt. Zum Schluss wird dann die Kelter an ihren Platz geschubst.

Eine Ernteprognose und einen Jahresrückblick gibt es in den nächsten Tagen auch hier.