Kieselgurfiltration?

In den letzten Tagen wurde der junge Wein filtriert. Auf meinen Blogeintrag im letzten Jahr wurde ich von einem Leser darauf angesprochen: Wie geht das überhaupt mit der Kieselgurfiltration? Wie funktioniert das? Im Internet gibt es keine so richtige/ausführliche/einfache Erklärung dieser Filtrationsmethode.

Also hier der Erklärungsversuch:

Wesentliches Bestandteil des Kieselgurfilters sind die Filtrationsscheiben (-siebe) mit einem feinmaschigen Edelstahlsieb auf der Oberseite. Diese Scheiben werden abwechselnd mit einer Distanzstück (schwarz im Bild) von unserer Azubine auf einer Hohlwelle gestapelt.

Auf die gestapelten Filtrationsscheiben kommt die Filterglocke (7). Der trübe Wein wird durch die Pumpe (14) in die Filtrationsglocke gepumpt, fließt durch das Sieb in die Hohlwelle, um von dort als blanker Wein nach außen zu fließen.

Damit ein Filtrationseffekt stattfinden kann, werden als Filtrationshilfsmittel Kieselgur (Kieselalgenschalen), Perlite (vulkanisches Gestein) und Cellulose verwendet. Diese sind für den Lebensmittelbereich entsprechend aufbereitet und es gibt sie in verschiedenen Feinheitsgraden, um die Klärschärfe bei der Weinfiltration bestimmen zu können. Diese Stoffe werden auch untereinander nach Bedarf für die Klärung gemischt.

Zu Beginn der Filtration wird der Wein innerhalb des Filters rund gepumpt. Durch eine spezielle Dosierpumpe (12) werden die Filtrationshilfsmittel (im Behälter der Dosierpumpe liegt eine Mischung von Wein und Filtrationshilfmittel vor) in den Flüssigkeitsstrom eingemischt. Der so mit Kieselgur beladene Wein wird über die feinen Siebplatten geführt, wo sich die Kieselgur anlagert und zu einer Schicht wird. Darin bleiben alle Trubstoffe hängen.

Sobald der Wein klar durch den Filter läuft, wird nicht mehr im Kreislauf innerhalb des Filters filtriert. Der Wein fließt nun filtriert in ein neues Fass. Da die Filtrationsschicht auf den Siebplatten nach kürzester Zeit durch die Trubstoffe verstopfen würde, werden während der Filtration durch die Dosierpumpe laufend frische Filtrationshilfsmittel dazu dosiert und das Sieb erneuert sich laufend.

Die Nummern 2, 5, 9 und 11 obiger Zeichnung sind Mess- und Regeleinrichtungen, Nr. 7,12 und 14 Filterbestandteile, der Rest Regel- und Absperrventile, die im richtigen Moment in der richtigen Weise betätigt werden müssen. Sieht in der Detailzeichnung der Betriebsanleitung kompliziert aus. Ist es auch, zumindest wenn man es der Azubine beibringen muss…

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Hier noch einmal eine Detailansicht mit neun Regelventilen.

Nach Beendigung der Filtration sieht man auf den Siebplatten die abgelagerten Filtrationshilfmittel mit den Trubstoffen (Hefen u.a.). Sie werden im Weinberg landbaulich verwertet.

Warum filtriert wird, können Sie hier nachlesen.

Noch Fragen? Gerne beantworte ich sie per Kommentarfunktion oder per Mail.

Analyse

Wie immer wurden zum Jahreswechsel Proben der neuen Rieslingweine und heute zum Weinlabor gebracht. Neben der chemischen Analyse wird unser Wein auch der viel wichtigeren sensorischen Analyse unterzogen. Bei dieser ersten Verkostung, die von neutralen, betriebsfremden Verkostern im Labor durchgeführt wird, geht es vor allen Dingen um die grobe Beurteilung der Qualität.

Die genaue qualitative Beurteilung erfolgt später durch das Steffens-Keß Verkosterteam.

Neben den wichtigen Inhaltsstoffen  Alkohol, Restzucker, Säure und – ganz wichtig – dem pH-Wert, werden weitere chemische Parameter erfasst. Eigentlich braucht man die meisten Analysedaten nicht. Sie sind größtenteils relevant für gesetzliche Vorgaben. Den Geschmack des Weines kann man aus der Analyse bestenfalls orakeln, aber nicht ersehen.

Nur im Kontext mit der sensorischen Probe haben diese Analysedaten eine Aussagekraft. Ich freue mich schon darauf, diesen Kontext nach Erhalt der chemischen Analysen mit der sensorischen Probe zu erforschen.

Abstich

Die ersten hefetrüben Jungweine wurden grob von der Hefe getrennt. Der Bodensatz im Fass, allgemein als Hefe bezeichnet, besteht nicht nur aus reiner Weinhefe. Restliche Fruchtfleischteilchen und Trubstoffe, die bei der Mostklärung nicht erfasst wurden, sind neben Weinstein ebenfalls in diesem Sediment zu finden und könnten evtl. zu mikrobiologischen und/oder geschmacklichen Problemen führen.

Nach dem Grobabstich verbleibt noch genügend Hefe im Wein. Die jungen Weine können noch von den positiven Geschmacksstoffen der Hefen profitieren.

Apropos Weinstein! In der Regel setzt sich dieser an den Behälterwandungen als gröbere Kristalle ab.

Und ab und zu gibt es auch richtig schöne Kristallformationen vom Weinstein. Wird als Küfergold bezeichnet. Ich berichtete – auch mit schönen Fotos – schon einmal über das Küfergold.

Natürlich wurde auch probiert. Wir können sehr zufrieden sein. Die kühleren Nächte während der Reifephase haben zu einer sehr guten Aromaausprägung geführt. Die noch hefetrüben Rieslinge machen schon viel Spaß. Würzige, frische Fruchtaromatik und die typische Leichtigkeit des Moselweines.

blubbern

Im Weinkeller ist noch zartes blubbern zu hören. Die Rieslingweine sind fast vergoren.

Im Herbst schmeckten die Trauben, die ersten gärenden Moste und die analytischen Daten stimmten.  Jetzt die nahtlose Fortsetzung! Wir freuen uns über die Qualität der Jungweine beim Probieren, die sich im Herbst und während der Hauptgärung der Weine ankündigte.

Weinernte 2021: Das mit dem weniger

Mit der Qualität der 2021er Rieslinge sind wir sehr zufrieden, wie ich hier schrieb. Das Menge-Güte-Gesetz spielte dieses Jahr eine starke Rolle: Je weniger Trauben in einem Weinberg geerntet werden, desto besser ist später der Wein. Die Trauben erreichten dieses Jahr trotz der kühlen Reifephase eine hohe Reife. Es hingen wenige Trauben an den Rebstöcken in denen sich die von den Blättern kommenden Nähr- und Aromastoffe konzentrieren konnten.

Wenige Weinberge, die keinen Schaden durch die Pilzkrankheiten hatten, hatten einen Normalertrag.

Desaströs der Anblick in den von Peronospora und Schwarzfäule betroffenen Weinbergen. Einige wenige gesunde Trauben, viele teilgeschädige oder gänzlich vernichtete Trauben. Mittig eine mit Schwarzfäule befallene Traube, rechts ein Totalschaden durch Peronospora.

Das erste Jahr in neununddreißig Jahren ökologischem Weinbau, in dem wir massive Ertragseinbußen haben. Dass der eine oder andere Weinberg durch Frostschaden, Sonnenbrand, Pilzkrankheiten oder ähnliches Schaden nimmt, ist für uns normal. Solche Mindererträge wie in diesem Jahr hatten wir bisher noch nie gehabt. Etwas mehr wie eine halbe normale Ernte liegt im Weinkeller.

Für die Statistik:

In Deutschland gab es trotz großer Schäden in vielen Weinbergen ein plus von ca. 3 % gegenüber einer normalen Ernte. Reichlich Trauben in den gesunden Weinbergen führten zu diesem Plus. Auch hier sehr große Unterschiede zwischen den Dt. Anbaugebieten. Z. B.  liegt der Minderertrag in Baden bei – 21 %.

In Italien 9 % weniger, in Spanien -15 % und in Frankreich ein historisches Minus von 27 %. EU-weit liegt die Erntemenge bei ca. -3 %. Weltweit wird die Weinernte mit – 7 % gegenüber einer Normalernte geschätzt.

Weinernte 2021: Reifefortschritt

Die Erntevorbereitungen sind weitestgehend abgeschlossen. Weinkeller, Tanks, Holzfässer und alle Gerätschaften sind gründlich gesäubert. Die Weinpresse wurde einem Funktionstest unterworfen und die Erntehelfer sind bereit. Wir stehen in den Startlöchern für die Weinernte 2021.

Dank des trockenen Wetters sind die verbliebenen Rieslingtrauben noch sehr gesund und können weiter reifen. Der Reifefortschritt ist gut. Der Geschmack der Trauben nimmt mit jeden Tag zu, der Zuckergehalt steigt und die Traubensäuren werden weniger. Die ersten Rebblätter verfärben sich jetzt ins herbstliche Gelb, Seneszenz genannt. Der Alterungsprozess der Rebblätter, der ganz wichtig ist für die sogenannte physiologische Traubenreife oder auch Aromareife genannt!

Zum Nachlesen hier ein älterer Blogeintrag zum Thema Senszenz.

Die Wetteraussichten sind hervorragend und sehr winzerfreundlich. Es wird spannend und wir freuen uns auf die Weinernte.

1012 cm!

1012 cm Höchststand 16. Juli am Pegel Zeltingen! Ein außergewöhnliches, bisher nie dagewesenes Sommerhochwasser. Binnen kurzer Zeit extrem schnell angestiegen und auch wieder schnell gefallen.  Der Keller ist schon sauber und wieder am Trocknen.

Für uns an der Mosel, am großen Fluss, handhabbar. Wir wissen etliche Stunden, vielleicht auch Tage vorher, wenn die Mosel über das Ufer tritt. Jedoch bei den kleinen Flüssen oder Bächen geht es sehr schnell.

In der Eifel ist die Welt untergegangen. Eine Katastrophe mit apokalyptischem Ausmaß. Schwerpunkt ist die Ahr. Erschütternde Bilder und Berichte gehen durch die Medien. Häuser und Brücken weggespült, die Infrastruktur zerstört und leider viele Tote.

Wir sind mit unseren Gedanken bei den Opfern der Hochwasserkatastrophe und wünschen allen Betroffenen viel Kraft!

Die Winzer sind dort in Ihrer Existenz betroffen. „Innerhalb von 5 Minuten wurde unsere Halle von den Wassermassen geflutet“ so ein Kollege. Keine Zeit sich auf das Wasser vorzubereiten, wie wir es an der Mosel können. Nur noch weglaufen vor den Fluten…  Hilfsaktionen von Winzern aus anderen Weinbaugebieten sind gestartet.

Folgen einige Bilder und ein Video mit Impressionen vom Moselhochwasser: Wenn die ersten Hochwasserwarnmeldungen eintreffen, wird aus dem Keller alles entfernt was schwimmen kann oder durch das Wasser beschädigt wird. Die Fässer werden mit Wasser befüllt und mit Zurrgurten am Fasslager fixiert. Dann steht der halbe Weinkeller, bzw. die Maschinen auf höherer Ebene auf der Straße oder im Hof. (Weingut Melsheimer)

Die Moselstraße unter Wasser. Noch 1,50m bis zum Höchststand.

Unsere untere Zufahrt ist vom Wasser blockiert.Extrem viel Müll und Unrat kam die Mosel hinab geschwommen. Der plötzliche Anstieg der kleinen Bäche und Flüsschen in der Eifel hat vieles mitgerissen und in die Mosel geschwemmt. Ein blauer Container – ja, Sie haben richtig gelesen, ein großer Seecontainer – war das auffälligste Treibgut.Ufernahe Weinberge standen im Wasser und die Ernte dürfte Schaden nehmen.

Beim Höchststand der Mosel waren die Anglerstiefel etwas zu kurz und so wurde mit dem Boot eine Kontrollfahrt durch den Keller gemacht.df hjhjMit sinkender Mosel muss der hinterbliebene Schlamm mit viel Wasser weggespült werden.

Am Donnerstagmorgen, den 15. Juli kam die Mosel in den Keller, gegen Mitternacht wurde der Höchststand erreicht. Am Tag danach konnte Mittags mit dem Säubern begonnen werden. Gestern Morgen, Samstag, der 17. Juli war alles sauber. Wir sind wieder betriebsbereit.

900 cm, mindestens..

Weltuntergangsstimmung beim Blick auf die Regenmesser. Beide, das stylische Teil und das Werbegeschenk aus Plastik, laufen über. Nach drei sehr trockenen Jahren ist es dieses Jahr anders rum. Gewaltig anders! Seit Mai sind bis gestern 265 Liter Regen je qm gefallen. Im Vergleich dazu von Mai bis Juli 2020 nur 43 Liter.

Gestern Morgen noch eine Anfrage von Fernsehen gehabt, es soll doch Hochwasser kommen, wir möchten drehen kommen. Ich verneinte die Hochwassergefahr. Nachmittags wurde ich des besseren belehrt, als die erste Warnmeldung kam, die vor 8 Meter Pegelstand warnte. Heute haben wir erste Vorbereitungen im Weinkeller getroffen.

Die Sache mit der Decke scheidet leider aus. Es ist ein Pegelstand von über 900 cm, Tendenz steigend, für morgen Nachmittag gemeldet. Wir müssen die Mosel in den Keller lassen. Morgen wird der Weinkeller Hochwasserfest gemacht. Wir sind geübt, allerdings ist ein Sommerhochwasser in dieser Höhe im Juli noch nicht da gewesen. Die Klimaänderung lässt grüßen!

Zunehmend bereiten mir die Pilzkrankheiten im Weinberg Sorgen. Große Sorgen. Weitere Infektionen durch den echten und falschen Mehltau sind bei diesem Dauerregen vorprogrammiert.

Zum Nachlesen hier weitere Blogeinträge über das Hochwasser.